Verrückte 30 Minuten verhelfen Schalke zum Sieg

12. Mrz. 2012 | 4 Kommentare

Was für eine verrückte erste Halbzeit! Ich weiß nicht, ob ich in den vielen Jahren, in denen ich nun schon ins Stadion gehe, jemals eine Partie gesehen habe, in der eine Mannschaft so konsequent das Geschehen auf dem Rasen dominierte und die andere Mannschaft so konsequent die Tore machte. Vor ein paar Jahren verlor Schalke mal in Bremen mit 5:1 und Mirko Slomka musste danach seinen Hut nehmen. Das war vielleicht so ein Spiel, denn damals war Schalke besser. Gestern war Hamburg besser und musste doch eine Schlappe hinnehmen. 30 durch und durch merkwürdige Minuten reichten Schalke aus um einen Dreier einzufahren, den man sich in den 60 Minuten danach nur teilweise verdienen konnte. Egal. Abhaken, die Punkte mitnehmen und froh darüber sein, dass der in den letzten Wochen bedenklich geschmolzene Abstand zu Platz 5 wieder auf sieben Punkte angewachsen ist.


Es war bei Weitem nicht so, dass Hamburg eine Großchance nach der anderen hatte. Die „dicken Dinger“ in der ersten Halbzeit fanden sogar fast ausschließlich vor dem Tor des HSV statt. Doch zwischen den Chancen – so erschien es mir – war es eigentlich das Spiel der Gäste. So ließen die Hamburger dem frühen 1:0 durch Teemu Pukki – großartig vorbereitet von Atsuto Uchida – eine 15-minütige Drangphase folgen, in denen das Spiel fast ausschließlich in der Schalker Hälfte stattfand. Doch als Schalke zum ersten Gegenschlag ausholte, stand es prompt 2:0 durch Metzelder. Noch bevor sich Hamburg nach diesem Nackenschlag neu ordnen konnte, fiel das 3:0 durch Huntelaars verwandelten Elfmeter. Danach hatten die Gäste sogar noch Glück und einen sehr guten Torhüter (übrigens: viel Spaß auf der Bayern-Bank, Herr Drobny), nicht das 4:0 oder 5:0 zu bekommen. Und als Schalke mit dem 3:0 im Rücken endlich das Geschehen kontrollierte, haute Kacar den Ball zum 3:1 ins Tor. Wie gesagt: Es war eine verrückte erste Halbzeit.

So verrückt die ersten 45 Minuten waren, so langweilig waren die zweiten. Es dauerte sehr lange, bis überhaupt wieder etwas passierte, doch dann kam Hamburg noch einmal auf. Schalke lauerte auf den finalen Konter, spielte die Möglichkeiten aber zu schluderig aus. Hamburg hingegen verzweifelte am Schalker Abwehrbollwerk. Hier mal eine Chance, da mal eine Möglichkeit – und schon war die Partie vorbei. Doch so sehr mich die drei Punkte freuen: Irgendwie bleibt das ungute Gefühl, dass Schalke dieses Spiel nicht aus eigener Stärke heraus gewonnen hat, sondern von der – in den entscheidenden Szenen – Schwäche des Gegners profitierte.

Ein Sonderlob mit Sternchen erarbeiteten sich gestern vor allem drei Akteure: Christoph Metzelder, Atsuto Uchida und Teemu Pukki. Auch Jermaine Jones war wieder einmal eine Stütze der Mannschaft und Marco Höger darf sich ebenfalls zu den Gewinnern des Spiels zählen. Bezeichnend hingegen ist, dass Huub Stevens in der Schlussphase Ciprian Marcia dem Winter-Neuzugang Chinedu Obasi vorzog.

Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“. Morgen gibt es dann ein paar Eindrücke von meinem Backstage-Einsatz als Twitter-Reporter für die „Zeit“. Aber jetzt muss ich erstmal ins Bett. Sonntagabendspiele sind echt für die Wurst.

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Foto von Bene. Morgen gibt’s ein paar mehr davon.

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4 Kommentare zu “Verrückte 30 Minuten verhelfen Schalke zum Sieg”

  1. Diego_04am 12. März 2012 um 09:54 1

    Wenn der HSV so großartig war, wieso ist dann nicht Hildebrandt der Spieler des Spiels? Noch dazu kriegt Drobny ein Sonderlob von dir. Irgendetwas stimmt da nicht. Der Live-Kommentator meinte auch: Der Unterscheid sei, dass Schalke seine Chancen nutze. Falsch, der HSV nutzte seine einzige Großchance, wir hatten noch einige mehr.

  2. Matthiasam 12. März 2012 um 10:04 2

    Ja, Diego_04, genau das meinte ich mit:

    Es war bei weitem nicht so, dass Hamburg eine Großchance nach der anderen hatte. Die „dicken Dinger“ in der ersten Halbzeit fanden sogar fast ausschließlich vor dem Tor des HSV statt. Doch zwischen den Chancen – so erschien es mir – war es eigentlich das Spiel der Gäste.

    Drobny hat zwei, drei Dinger sensationell gefischt. Hildebrand bekam wenig auf das Tor. Hamburg schaffte es nicht, das spielerische Übergewicht in Chancen umzumünzen. Und Schalke nutzte von den ersten vier Möglichkeiten direkt drei Stück zu Toren.

    Großartig war der HSV sicherlich nicht. Aber 5:1 Ecken für den HSV nach 30 Minuten zeigen eben auch, dass in der ersten halben Stunde eigentlich der Gast marschierte. Wie gesagt: In meinem Empfinden war es im ersten Durchgang ein verrücktes Spiel, aber auf keinen Fall ein Sieg, für den man sich als Schalker schämen müsste.

  3. Benjaminam 12. März 2012 um 10:05 3

    Irgendwie gewinnt man den Eindruck, dass Siege nur aus der gegnerischen Schwäche entstehen immer wieder, in dieser Saison. Allerdings kann man mit so einer Spielweise allein nicht auf Platz 4 stehen.
    Ich denke, Platz 4 resultiert aus gnadenloser Effektivität in der Offensive mit vielen Toren und der Fähigkeit, bei offensivschwachen Gegnern hinten den Laden weitestgehend dicht zu machen. Das Torverhältnis der Top 4 spricht Bände: Wir haben mit Abstand die meisten Gegentore da oben.

  4. Stephanam 12. März 2012 um 10:15 4

    Ich finde auch, dass TH sehr gut gehalten hat und mehr Sicherheit als LU ausstrahlt. Er kann jederzeit mit einem Rückpass aus der Bedrängnis angespielt werden und wird auch gesucht; das kann man bei LU nicht beobachten. Das wird von den Hardlinern sicher nicht gerne gehört, aber TH gibt der Abwehr mehr Sicherheit.