60 Minuten auf Augenhöhe reichten nicht aus
2:1 verloren doch 60 Minuten lang einen Kampf auf Augenhöhe geliefert. Schalke musste sich am Samstag leider erwartungsgemäß Borussia Dortmund geschlagen geben. Man hatte zwar auf einen Sahnetag gehofft, hatte den Derbyfaktor beschworen, hatte geglaubt, dass man irgendwann auch mal wieder unfassbares Glück in einem Spiel gegen eine stärkere Mannschaft haben könnte – aber es wurde nichts daraus. Die Niederlage kam nicht so unerwartet, als dass sich nach diesem Wochenende alle den Blau-Weißen zugetanen Zuschauer verwundert die Augen reiben müssten. Doch – und genau das macht die Sache dann doch so ärgerlich – es war eine unnötige Niederlage. Schalke spielte besser als erwartet, schaffte es gut eine Stunde lang, Dortmund als Gegner auf Augenhöhe entgegen zu treten. Als dann Sebastian Kehl in der 63. Minute die totale Konfusion gepaart mit Lars Unnerstalls (Tor-) Linientreue im Schalker Strafraum nutze und den Ball nach einer Ecke hineinstolperte, war Schalkes Willen gebrochen. Brav fügte sich das Team anschließend in die Niederlage gegen den alten und neuen Meister. Schade. Es wäre am Samstag mehr möglich gewesen.
Was Dortmund an spielerische Qualität mitbrachte, machte Schalke durch Einsatz wett. Es war kein spielerisch glanzvoller Auftritt der Schalker Offensivmaschine, aber der Willen war zu erkennen. Lange sah es so aus, als könne die engagierte Gangart – insbesondere im Mittelfeld – tatsächlich den Erfolg bringen, vor allem nachdem Jefferson Farfán früh die Schalker Führung durch einen leicht aber entscheidend abgefälschten Distanzschuss erzielt hatte. Doch der nur kurz darauf fällige Ausgleich zeigte besonders schmerzhaft, warum Dortmund Meister und Schalke „nur“ ein Champions-League-Anwärter ist. Denn letztendlich machte man es den Gästen beim Treffer zu leicht. Viel zu leicht machte man es dem BVB dann nach 63 Minuten, als Kehl wie die Jungfrau zum Kinde kommend das 2:1 erzielen durfte.
Natürlich gab es auch ein paar strittige Szenen, die dummerweise allesamt zu Ungunsten von Schalke entschieden wurden. Sowohl bei Piszczeks Notbremse an Jones in der Anfangsphase als auch bei Schmelzers Foul im Strafraum an Huntelaar kurz vor der Pause hätte der Unparteiische durchaus auch für Schalke entscheiden können. Er tat es nicht. Pech gehabt. Pech hatte Schalke auch, als Huntelaar nach dem Wiederanpfiff eine gut getimte Flanke von Fuchs freistehend vor dem Tor über den Kasten drosch. Was danach folgte war jedoch kein Pech, sondern Schalker Unaufmerksamkeit gepaart mit Dortmunder Abgezocktheit. Nach der Führung ließ der BVB die Luft aus der Partie indem man sich nicht mehr von Schalke treiben ließ, sondern seinerseits den Gegner ins Leere schickte. Ohne eine einzige Ausgleichschance waberte die Partie dem Ende entgegen.
Während man im Hinspiel in Dortmund dem BVB über 90 Minuten hinweg hoffnungslos unterlegen war, gestaltete man nun die Partie eine Stunde lang ausgeglichen und konnte sich sogar Vorteile erarbeiten. Zwischenzeitlich stand das Eckballverhältnis bei 11:2 für Schalke, jedoch kamen die Ecken am Samstag viel zu ungefährlich, als dass man daraus hätte Kapital schlagen zu können. Dortmund hingegen holte aus wenigen Chancen das Maximale heraus. Wie gesagt: zweifacher Meister gegen Champions-League-Anwärter.
Der Vorsprung auf Gladbach ist nach diesem Spieltag auf einen Punkt geschmolzen. Durch die saftige 4:1-Niederlage in Nürnberg hat Schalke zudem den Vorteil des besseren Torverhältnisses innerhalb von nur vier Tagen verspielt. Am kommenden Wochenende spielt Schalke beim erstarkten Aufsteiger Augsburg. Gladbach hat dann in Dortmund das Vergnügen. Ich will den Worst-Case nicht an die Wand malen, aber wer denkt, das schlimmste Fazit nach dem kommenden Wochenende werde sein, dass Schalke weiterhin nur einen Vorsprung auf Platz 4 hat, könnte sich böse verkalkulieren.
Mehr zum Spiel und zu einer Mannschaft, die am Samstag Glück hatte, sich dieses Glück und das Schiedsrichter-Wohlwollen aber auch im Verlauf der Saison erarbeitete, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“.
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12 Kommentare zu “60 Minuten auf Augenhöhe reichten nicht aus”
Auf der anderen Seite hätten sich Farfan (Gelb-Rot noch vor der Pause) und Jones (glatt Rot gegen Großkreutz) nicht über Platzverweise beschweren dürfen. Die Szenen Jones/Piszczek und Huntelaar/Schmelzer sehe ich beide nicht als so deutlich an, als dass man sie unbedingt pfeiffen muss, aber natürlich schade, dass bei zwei 50/50-Entscheidungen zweimal gegen Blau entschieden wurde.
Das kann man doch nicht vergleichen: Eine rote Karte gegen Jones in der 84. Minute hätte uns nix mehr ausgemacht, eine andere Beurteilung der Szene Piszczek/Jones in der 7. Minute hätte den Dortmundern aber richtig weh getan. Der Elfer war ein klarer.
Die gelbe Karte für Farfán war eine der Entscheidungen, die mich im Stadion regelrecht ausflippen ließ. Zuvor wurde er dreimal an fast identischer Stelle umgekloppt und Gräfe deute jeweils auf „Weiterspielen“. Bei der ersten Gelegenheit zog er dann Gelb gegen Farfán. Was Jones/Großkreutz angeht gebe ich dir natürlich Recht. Allerdings war das in der 80. Minute, als das Spiel längst gelaufen war. Man kann Fehlentscheidungen schwer gegeneinander aufwiegen, aber bei einer Notbremse in der 10. und einem Elfmeter in der 40. Minute klappt es überhaupt nicht, wenn die Referenzszene eine Rote Karte in der 80. Minute ist.
Jepp, genau das meinte ich. Beide Szenen hätte man so oder so entscheiden können. Ganz ohne blau-weiße Brille hätte ich die Notbremse nicht gepfiffen, den Elfmeter aber schon. Beides gegen Schalke zu entscheiden war unglücklich. Das ist aber kein „Der Schiri ist Schuld“-Gejammer, sondern eine Feststellung.
Matthias, Du deutest es im vorletzten Satz des Artikels an, auch mir wurde gestern ganz anders, als ich mir die Ansetzungen der nächsten Woche anschaute.
Tritt Bayern so auf wie am Samstag und schenkt auch das Spiel in Bremen wegen der großen CL-Aufgabe ab, werden sie wohl noch nicht mal dort gewinnen. Und dass der dann feststehende Meister gegen Gladbach noch mit voller Stärke und Konzentration aufläuft glaubt auch nur der kühnste Optimist.
Das Schlimme ist, weder Bayern noch Dortmund kann man es dann verdenken.
Habe ich bisher immer die gedacht, Gladbach wird in Dortmund sowieso verlieren, so seh ich das nun leider genau anders herum. Die Spieltagsgestaltung ist -unabhängig von unserem Nachteil- auf jeden Fall äußerst ungeschickt. Bei Ansetzung war doch schon klar, dass einzig diese beiden Vereinen um die Meisterschaft spielen, da wäre eine gleichzeitige Ansetzung die deutlich bessere Alternative gewesen.
Seis drum, es sieht wohl so aus, dass wir die letzten drei Spiele gewinnen müssen um Dritter zu bleiben. Bedenkt man, welche Auswirkungen ein Abrutschen auf den vierten Platz hätte, kann man die Wichtigkeit der nächsten Spiele gar nicht hoch genug einschätzen.
Meine Intention war nicht, Jones‘ möglichen Platzverweis kurz vor Schluss mit einem möglichen Platzverweis in der Anfangsphase zu vergleichen, ich habe mich nur ein bisschen am Wörtchen „allesamt“ aufgehangen (und vllt. nicht deutlich genug rübergebracht).
Ich glaube nciht das sich Dortmund Bayern aufgeben werden! Die Bayern brauchen die Wettkamppraxis und sollten nicht anfangen irgendwelche Vereine zu unterschätzen! Die Dortmunder schätze ich nicht so ein, da sie dem Anschein nach Spaß am SPiel haben und daher weiter auf Sieg spielen wollen alleine auch schon wegen dem bevorstehenden Pokalspiel gegen die Bayern 😉 Aber bringt auch ncihts sich schon vorher gedanken zu machen 😉
Mich wundert ein wenig, dass Lars Unnerstall kaum thematisiert wird. Meiner Meinung war er ein beiden Toren beteiligt und „Sicherheit ausstrahlen“ ist auch nicht sein Ding. Den Ausgleichstreffer muss man ihm ankreiden: Er steht neben dem Tor… Bei seiner Körpergröße fängt er den Schuss im Stehen, wenn er im Tor oder am kurzen Pfosten steht. Beim 1:2 gehen 80% der Bundesliga-Torhüter raus und bekommen zumindest, wenn schon nicht den Ball, einen Freistoss zugesprochen… Da kann man nur hoffen, dass Fährmann und/oder Hildebrand zum Endspurt noch fit werden.
Ich mache jetzt etwas, was ich eigentlich nicht mache. Ich verwende hier denselben Kommentar, den ich heute morgen schon Torsten Wieland ins Königsblog schrieb:
„Unnerstall bleibt bei Ecken und Freistößen grundsätzlich auf der Linie wie festgenagelt stehen. Kommt er dann doch mal raus, gibt es bestensfalls eine verunglückte “Handwurzelknochen-Abwehr”, in der Regel aber springt er vorbei und muss auf ein Stürmerfoul hoffen. Ich halte es für keinen Zufall, dass sowohl Bilbao als auch Dortmund ihre Ecken konsequent auf den kurzen Pfosten gespielt haben. Alles in allem spielt Unnerstall derzeit wie eine “klassische Nummer 2″, die er ja auch ist. Diese Rolle sollte er im kommenden Jahr auch wieder einnehmen. Allerdings befürchte ich, dass er das Opfer der aktuellen Torhütersituation auf Schalke sein wird. Fährmann mit Vertrag bis 2015 (!), Hildebrand als bezahlbare und willfährige “sichere Variante” – da bleibt für den Lars leider realistisch betrachtet kein Platz. Schade, eigentlich mag ich ihn. Aber man sieht auch immer häufiger, woran es ihm fehlt.“
Ergänzend füge ich hinzu, dass ich Unnerstall keinen „Vorwurf“ mache, da er nicht als „Nummer 1“ in dieser Saison eingeplant war. Das entbindet ihn nicht von Verantwortung, schützt ihn bei mir aber vor härterer Kritik. Ich denke, dieses Jahr kam einfach zu früh für ihn. Ich halte ihn für einen extrem trainingsfleißigen Spieler – das hört man ja auch immer wieder aus Gelsenkirchen. Jedoch ist er keine „Nummer 1“, sondern – Stand heute – eine klassische „Nummer 2“, die mal ein paar Spiele pro Saison machen kann, aber eben noch keine nahezu komplette Serie.
Ich würde mir wünschen, dass er in der kommenden Saison als „Nummer 2“ weiter Erfahrungen sammeln darf. Jedoch befürchte ich aus o.g. Gründen, dass er nach dieser Saison keine Rolle auf Schalke mehr spielen wird. Ich fänd’s schade, denn nach wie vor attestiere ich ihm gute Ansätze. Doch für die klare „1“ zeigt er noch zu viele Schwächen und – gerade das kennzeichnet eine „2“ – die Schwächen nehmen mit der alltäglichen Belastung eher zu als ab.
Kurzum: ca. 2/3 der Bundesliga wären froh, einen Ersatzkeeper wie Unnerstall auf der Bank zu haben. 2/3 der Bundesligisten haben allerdings auch einen stärkeren Stammkeeper als ihn im Kader.
was bleibt schalke 04?
an der spitze werden die dormunder und die bayern sich es
langfristig einrichten wollen. das sie es sich nicht zu bequem
machen , dafür sollte s04 sorgen. wer sonst in der liga?
aber wie? z.b. mit einem klassekeeper, mit einer gewissen
kontinuität (s. dortmund seit klopp). wir haben wie oft
zuviel extreme drin, erst die zeit mit dem unfähigen müller und
dem , damals unfertigen slomka, dann die magath-ära.
neustart mit rangnick, diesmal konnten wir nichts dafür…
stevens ist ok. wie lange will, soll er bleiben?
ganz wichtig: spieler die alle spiele ernst nehmen (auch in
wolfsburg, zuhause gegen lautern, in freiburg, in gladbach,
in nürnberg, das sind dann nicht automatisch 15 gewonnene
punkte, aber garantiert keine abgeschenkten).
dazu dann ganz hohe laufbereitschaft und bessere passgenauigkeit (auch in bedrängnis). läßt sich das trainieren?
ich denke schon.die nächste saison wird wieder viele englische wochen bringen. das müssen die jungs verkraften. da ist
die champignonliga fluch und segen zugleich.
also , auf gehts schalke 04!
Die Doppelbelastung darf und kann nicht als Grund für die verlorenen Spiele herhalten, in denen nicht das Mindestmaß an Einsatz gezeigt wurde. Wir haben nach Spielen in der Woche dreimal verloren (2x München nach EL, 1x Dortmund nach englischer Ligawoche). Dagegen wurden Spiele wie in Wolfsburg, gegen Lautern und in Freiburg verloren, als man vorher gerade mal wieder keine englische Woche hatte.
Gibt es eigentlich irgendwo eine saisonübergreifende Statistik, was das Eckballverhältnis und das, was die Teams daraus machen, angeht?
Ich fühlte mich am Samstag doch stark an die letzte Saison erinnert, in der Schalke in meiner Erinnerung nur ein einziges Tor nach einem Eckball gemacht hat (Raul mit Assist von Höwedes im Pokalhalbfinale). Dabei waren Spiele wie das Pokalviertelfinale gegen Nürnberg mit mehr als 20 Ecken für Schalke ohne wirkliche Torgefahr (oder irre ich da?).
Wenn es um die Magath-Frage im letzten Frühjahr ging, habe ich das in vielen Diskussion ins Feld geführt: Eckball-Situation kann man trainieren, da muss einfach mehr bei rauskommen. Ein mögliches Deutungsmuster: das häufige Rotieren, fehlende Matchpraxis bei Fuchs und Farfan sowie der Verzicht auf Matip waren hier sicherich nicht förderlich.
Vor dem Derby war ich mir nicht sicher ob es ein Schlachfest oder eine auf Augenhöhe wird. Wer die Auftritte gegen die großen gesehen hatte, musste einiges an Optimismus aufbringen.
Nach dem Derby, bin ich trotz Niederlage und diverser Entscheidungen (Schiri, Raul, Standardausbeut) froh wieder eine kämpferische Schalker Elf gesehen zu haben. Mit Glück und der ein oder anderen Entscheidung hätten wir denen in die Suppe spucken können.
Dortmund und Bayern werde ihre Spiele nicht abschenken, das lassen die sich nicht nach sagen. Ich lege mich fest 7 Punkte fehlen noch.