Eine Liga ohne Hauptstadtclub
Der SC Freiburg wird auch im kommenden Jahr in der Bundesliga spielen. Gleiches gilt für Mainz 05. Der FC Augsburg wird ebenfalls – wenn nicht alle Stricke reißen – 2012/13 in der höchsten Spielklasse antreten, noch dazu Greuther Fürth und die TSG Hoffenheim. Theoretisch möglich, aber doch unwahrscheinlich, ist auch ein Aufstieg des SC Paderborn. Der 1. FC Kaiserslautern wird absteigen und sucht noch einen oder zwei Begleiter. Einer könnte „Hauptstadtclub“ Hertha BSC sein. Und schon kriechen sie aus ihren Löchern, die nervenden Stimmen, die sich eine Bundesliga ohne Berlin nicht vorstellen mögen. Es schüttele ihn bei dem Gedanken daran, sagte Reinhold Beckmann am Sonntag im „Sport1-Doppelpass“. Um ihn herum sah man zustimmend nickende Köpfe.
Vielleicht bin ich etwas altmodisch, aber nichts ist in Bezug auf die Liga-Zugehörigkeit irrelevanter als die örtliche Herkunft eines Clubs. In der Bundesliga spielen Vereine, die sich für die Bundesliga qualifiziert haben. Wenn das in zwei Jahren die Zweitliga-Aufsteiger Sandhausen, Aalen oder in drei Jahren die aktuell vor dem Sprung in die dritte Liga stehenden Sportfreunde Lotte sein sollten, dann ist das nun mal so. Ich bin dieses Hauptstadtclub-Gelaber echt leid.
Hertha hat noch die Chance den Abstieg zu vermeiden. Vielleicht klappt es, vielleicht geht es in die Hose. Wenn die Hertha scheitert, sind daran nicht Freiburg, Augsburg, Hoffenheim, Mainz oder Greuther Fürth schuld.
Alles selbstverständlich? Alles nicht der Rede wert? Nö! Denn dass eine Aussage wie „Die Bundesliga braucht einen Club aus der Hauptstadt“ auch in bösen sportpolitischen Aktionismus umschlagen kann, zeigt das Mantra „Die Liga braucht einen Club aus Ostdeutschland“.  Das Resultat ist Rasenballsport *hüstel* Leipzig, das mit den Segenswünschen des DFB den gewachsenen mitteldeutschen Fußball untergräbt. Zum Glück, bislang, ohne Erfolg.
Morgen also Hertha. Das letzte Heimspiel 2011/2012. Das letzte Heimspiel bis zum zweiten Spieltag der kommenden Saison, der vom 31. August bis zum 2. September ausgetragen wird. Quälende vier Monate Pause – ich mag gar nicht daran denken. Ich wünsche uns allen einen schönen, efolgreichen Hemspielabschluss. Nichts möchte ich mir weniger vorstellen als Raúls Ehrenrunde während Berlin vor der Gästetribüne feiert. Sorry Hertha, aber so ist es nunmal.
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12 Kommentare zu “Eine Liga ohne Hauptstadtclub”
Ich stimme zu, dass sowohl die Bundesliga ohne einen Club aus der Hauptstadt auskommt,als auch die Hauptstadt ohne die Bundesliga. ich denke,den Stellenwert, den der „Hauptstadtclub“ in der Bundesligaberichterstattung einnimmt,hat er in der Stadt selber überhaupt nicht.Berlin ist eine so tolle Stadt mit so vielen Möglichkeiten,da braucht man Hertha BSC nicht wirklich.
Ich muss aber ehrlich zugeben,dass mir ein Club wie Hertha wesentlich lieber in der Bundesliga ist,als z.B. Paderborn(aber da hoffe ich einfach mal auf die Fortuna! Wobei dann das Problem des Hauptstadtclubs auch gelöst wäre,wenn es auch nur ne Landeshauptstadt ist!)
Man kann sich höchstens wundern das die vorhandenen, bestimmt erstklassigen, Bedingungen nicht ausreichen um sich in der erste Liga zu etablieren. Sponsoring, Einzugsgebiet, angeblich die höchste Dichte an Jugendmannschaften im Berliner Verband, usw. usf..
Ich war vor der Saison davon überzeugt dass die Hertha mit dem Abstieg Null zu tun hat und eher an den EL Plätzen kratzen würde. Ganz klar sind die da hausgemacht reingeschlittert, vom Kader her sind die deutlich stärker-erinnert ein wenig an die letztjährige Eintracht. Teile aber die Auffassung dass die BuLi sehr gut ohne Hertha kann und Berlin sicher auch ohne BuLi. Schön wäre es aber mal wenn Union erstklassig spielen würde.
die bundesliga hat jahrelang ohne hertha hervorragend funktioniert, warum sollte das nun plötzlich anders sein?
vor der wende hat auch keiner nach einem bonner verein gebrüllt.
@tomba: Das mit Bonn ist nicht schlecht 🙂
Bitter ist der Abstieg der Hertha nur für uns, die wir in Berlin wohnen und nun um das Vergnügen gebracht werden, wenigstens einmal im Jahr Schalke in S-Bahn-Nähe zu haben.
Ansonsten ist es jämmerlich, welches Bild die Hertha schon seit Jahren abgibt. Sequencer hat es richtig angesprochen: Bei dem Umfeld und mit den Möglichkeiten müsste die Hertha ohne Probleme erste Liga spielen können. Aber mit dem Vorstand, mit diesen Leuten im Gremium und dem über den Mauerfall herübergeretteten Berliner Filz ist die sportliche Bedeutungslosigkeit einfach nur wohlverdient. Da teile ich die Meinung von Stollengewitter (referiert das auf den essbaren Stollen oder auf den unter Tage?) und wünsche mir Eisern Union in der ersten Liga. Wäre sicher der sympatischere Hauptstadtclub.
Schon vor unserem Gastspiel in Berlin wurde ja die Frage der angeblichen Rivalität zwischen Schalke und Hertha in einigen Blogs aufgeworfen. Schon da war einhellige Meinung, dass die Hertha dem Schalker völlig egal ist.
Sollte die Hertha absteigen, wovon ich ausgehe, dann hat sich das der Verein selbst zuzuschreiben. Wer nach einer, für einen Aufsteiger, sehr guten Hinrunde ohne Not den Trainer rausschmeißt und sich als Ersatz jemanden holt, der kurz zuvor mit einer bundesligareifen Mannschaft abgestiegen ist, dem ist nicht mehr zu helfen.
Der Einfluss der Hertha auf die Bundesliga und der Einfluss der Bundesliga auf Berlin ist m. E. so gering, dass beide Seiten einen Abstieg der Hertha sehr gut verkraften können. Schmerzhaft ist das doch nur für den Verein sebst und dessen Anhänger! Wäre die Hertha in irgendeinem Provinznest beheimatet, dann würde sich kaum einer um diesen Verein kümmern.
Prestige-Scheiße war im Mittelalter wichtig. Halte ich auch für hohles Gesülze.
Und Hertha wird weggehauen. Von Raul allein. ;D
Nein Benjamin, der Hunter macht auch zwei Hütten.
Ich hoffe mal, dass das auch die Kölner in einem Relegationsspiel so sehen 😉
„Ich wünsche uns allen einen schönen, erfolgreichen Heimspielabschluss. Nichts möchte ich mir weniger vorstellen als Raúls Ehrenrunde während Berlin vor der Gästetribüne feiert. Sorry Hertha, aber so ist es nunmal.“
Danke auch so! 🙂
Fazit nach dem Spieltag: Hertha weggehauen, Hauptadt demnächst ohne Bundesliga (who cares), Raul Abschiedstörchen gemacht, Hunter an die Spitze der Torjägerliste geschossen, Farfan verlängert, CL erreicht. Alle Aufträge erfüllt, also: gutes Wochenende. Und über das Spiel selbst breiten wir den Mantel des Schweigens 🙂
Bonn hat auch nie Bundesliga gespielt.