Schalkes gelungene Saisonabschluss-Kaffeefahrt
Klaas-Jan Huntelaar ist Torschützenkönig der Bundesligasaison 2011/12. In Bremen schoss er die Tore Nummer 28 und 29 und sicherte sich den vom „kicker“ gestifteten Staubfänger mit drei Treffern Vorsprung auf Münchens Mario Gomez. Eine schöne Randnotiz einer weitaus mehr als netten Saison. Und damit lasse ich es für den Moment auch bewenden, denn der Titel des Torschützenkönigs ist zwar ein schöner Erfolg, aber auch nichts, was sich ein Verein in den Briefkopf drucken lässt. Was gab es sonst noch mitzunehmen aus Bremen? Zum einen natürlich einen 3:2-Auswärtssieg und drei Punkte. Ein „Dreier“ ist immer gut, auch wenn er tabellarisch bedeutungslos war. Dennoch ist es schön, mit einem Erfolgserlebnis in die lange Pause zu gehen. Und dann war da auch noch ein Ausblick in die Zukunft, ganz ohne Glaskugel: „Die Zukunft ist ohne Raúl“ hatte Huub Stevens nach dem Spiel ins ZDF-Mikrophon gesprochen und damit die Nicht-Aufstellung des Spaniers erklärt.
Es war ein insgesamt recht munteres Spiel von beiden Seiten. Bremen war zunächst bissiger, dafür wirkte Schalke harmonischer obwohl eine Mannschaft auf dem Rasen stand, der man wirklich alles, nur nicht „Eingespieltheit“ attestieren konnte. Schalke bot keine Resterampe auf, wohl aber eine Besetzung, die jedem Fan vor einem „normalen“ Pflichtspiel Bauchschmerzen bereitet hätte. Überraschend funktionierte das Gebilde dann aber nach 15 weitestgehend ereignisarmen Minuten erstaunlich gut. Jones spielte den Part in der Innenverteidigung neben Joel Matip als hätte er nie etwas anderes getan. Escudero und Uchida machten die Außenbahnen dicht, Moritz und Höger hielten das defensive Mittelfeld zusammen und der spielwitzige Jurado sowie der agile Draxler zeigten im Spielaufbau einige Hacke-Spitze-123-Schmankerl. Das 1:0 durch Draxler entsprang Schalkes Lockerheit in der Vorwärtsbewegung. Eine paar kurze Bälle, ein Doppelpass zwischen Huntelaar und Draxler und ein satter Schuss des jungen Hoffnungsträgers in den Winkel – es gab im Verlauf dieser Saison einige sehr schön herausgespielte Tore. Schalkes erster Treffer in Bremen gehörte zweifelsfrei dazu.
Es hätte im Anschluss gegen zeitweise überforderte Bremer locker weitergehen können, wenn nicht Schiedsrichter Aytekin kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit ein klares Zeichen gegen den beschwingten Frühlingsfußball gesetzt hätte. Sein lächerlicher Elfmeterpfiff ermöglichte nicht nur den Ausgleich, sondern nahm dem Spiel auch die Gelassenheit. Fortan war es ein normales Bundesligaduell, zwar immer noch auf ordentlichem Niveau, aber der ungezwungenen Komponente beraubt. Bremen kam auf und Unnerstall durfte sich in einigen Situationen zum Ende der ersten und zum Beginn der zweiten Halbzeit Fleißsternchen in sein Album kleben, auf die er in der Sommerpause beim Kampf um die Nummer 1 mit Fug und Recht verweisen darf.
Schalke verdiente sich den Sieg dennoch in der zweiten Halbzeit. Zweimal war Huntelaar zur Stelle und schoss Schalkes 3:1 heraus, danach vergab das Team – allen voran der eingewechselte und leicht hyperaktiv wirkende Lewis Holtby – noch einige Großchancen zur endgültigen Entscheidung. Dennoch hielt sich das Zittern selbst nach Pizarros Anschlusstreffer kurz vor Schluss in Grenzen. Schalkes Sieg bei der Saisonabschluss-Kaffeefahrt an die Weser ging in Ordnung. Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“.
„Die Zukunft ist ohne Raúl“ – das ist unbestritten. Ob die Zukunft aber zwangsläufig mit Jurado ist, wage ich zu bezweifeln. Vieles deutet darauf hin, dass Schalke den zweitteuersten Transfer der Clubhistorie im Sommer abgeben wird. Aber das ist Zukunftsmusik, die in den nun folgenden dreieinhalb Monaten ohne Schalker Pflichtspiel erklingen wird.
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3 Kommentare zu “Schalkes gelungene Saisonabschluss-Kaffeefahrt”
Ich bin sicher, daß Jurado es in der nächsten Saison allen Kritikern zeigen wird. Wär nur blöd, wenn er das woanders täte…
Jurado ist eben so eine Sache… Er hat definitiv das Potential, ein wichtiger Spieler für Schalke zu werden. In den letzten beiden Jahren hatte er aber das Problem, dass auf seiner Stammposition ein Raúl gesetzt war. Außerdem senkt die Ablöse und sein Gehalt auch nicht die Erwartungen an ihn. Bei einem akzeptablem Angebot (8 Mio oder mehr) würde ich ihn gehen lassen. Ansonsten würde ich ihm die Chance geben, sich in der kommenden Saison zu zeigen. Dann sollte er aber auf Lustlos-Auftritte verzichten und eine konstant gute Runde spielen!
Ich würde Jurado gerne mal 5-10 Spiele am Stück auf seiner Position sehen, der hinter der Spitze/den Spitzen. Und dann aber auch mit dem Vertrauen des Trainers ausgestattet, ihn nach der ersten schlechten Halbzeit wieder 5 Spiele nicht mehr für den Kader nominiert. Wollwissend, dass es auch ein Risiko wäre, ihn eine weitere Saison zu halten.