Der Abschied von Raúl – ohne Raúl
Der letzte Auftritt einer Schalker Mannschaft in einem Fußballspiel mit Raúl fand ohne Raúl statt. Der Señor war gestern natürlich in Haltern zugegen und schrieb pflichtbewusst aber auch merklich von zwei Jahren grenzenloser Dauerbewunderung ermüdet Autogramme, doch wer mit der Hoffnung in die „Stausee-Kampfbahn“ gekommen war, einen letzten Lupfer des Superstars zu sehen, wurde enttäuscht. Schalke verzichtete auf seinen Einsatz, genauso wie übrigens auf Klaas-Jan Huntelaar und Jefferson Farfán. Da auch die beiden Initiatoren des Saisonabschluss-Freundschaftskicks – die aus Haltern stammenden Benedikt Höwedes und Christoph Metzelder – das Spiel verletzt an sich vorbeilaufen lassen mussten, war es so gesehen eine kuriose Veranstaltung. Zwar immer noch ein tolles Ereignis für die 3.000 Fans, aber eben doch nicht der „Sportliche Abschied von Raúl“ oder das „Wir gegen uns“, als das das Spiel vorher medienwirksam mit den Konterfeis von Höwedes und Metzelder angekündigt worden war.
Schalke gab sich volksnah und war ein gern gesehener Gast. Es war schwer auszumachen, wo Schalke endete und Haltern begann. Im Speckgürtel des Reviers schlägt das Herz blau und weiß. Als Schalkes am vorvergangenen Samstag verabschiedete Stadionsprecher Bernd Scheffler über das Stadionmikro die Besucher dazu aufforderte, den TuS doch auch in der Landesliga mal mit einer vierstelligen Zuschauerzahl zu unterstützen, wurde er in der Co-Moderation von seinem Halterner Kollegen verbal entwaffnet: „Ach weißt du Bernd, das ist nett gemeint, aber am Samstag sind hier doch sowieso alle auf Schalke und Sonntags schläft man sich von den Feierlichkeiten aus.“
Der TUS Haltern nutzte die Chance auf eine große Kasse und hatte einen stolzen Vollzahler-Preis von 15 Euro ausgerufen. Daneben gab es die üblichen und immer gut belagerten Imbiss- und Bierstände – es hat sich für den Verein vom Stausee gelohnt. Auf das ganz große Brimborium wurde zum Glück verzichtet, was dem ganzen noch einmal mehr eine familiäre Atmosphäre gab.
Ach ja. Fußball gespielt wurde auch: Ein lauer Kick, in dem sich beide Mannschaften mit Respekt und ohne Härte begegneten. Schalke gab sich gnädig und beließ das Tempo jederzeit auf Landesliga-Niveau. 4:2 hieß es am Ende und die Zuschauer bekamen ihn schließlich doch noch zu sehen, den weltberühmten Raúl-Schlenzer. Allerdings war es nicht der Meister selbst, der ihn zelebrierte, sondern Halterns Mustafa Dana, der direkt nach dem Anpfiff die Gunst der Sekunde nutzte und aus mehr als 30 Metern über den verdutzten Lars Unnerstall hinweg ins Tor schoss.
Ein netter Nachmittag. Nicht mehr, nicht weniger. Normalerweise besuche ich „Testspiele auf dem Dorf“ (die Halterner mögen mir diese Bezeichnung bitte verzeihen) nicht. Gestern war es mir ein Anliegen. Einfach noch mal Danke sagen für eine bemerkenswerte Saison.
Einen Bericht zum Nachmittag schreibt „Der Westen“. Abschließend dann noch 51 Fotos von gestern, allesamt per Mausklick zu vergrößern.
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