Zehn subjektive Thesen zur Euro 2012
Spanien ist Europameister. Die EM 2012 ist Geschichte. Morgen früh wird hier noch einmal analog gebloggt, doch danach schließe ich das Kapitel Euro 2012 auf schalkefan.de. Allerdings nicht ohne vorher noch zehn gnadenlos subjektive Thesen in den Raum zu werfen, die mir in den letzten Wochen durch den Kopf gegangen sind.
- Von allen deutschen TV-Experten ist Scholl mit Abstand der Beste.
- „Die Toten Hosen“ haben in ihrem kommerziell erfolgreichsten Sommer einen großen Teil ihrer treuen Fanbasis verschreckt.
- Mario Gomez ist zwar nach dieser EM kurzfristig die ärmste Sau von allen, für Lukas Podolski wird es jedoch das letzte Turnier gewesen sein.
- Jeder von ARD und ZDF unternommene Versuch, Twitter und Facebook ins TV-Programm zu integrieren, war zum Scheitern verurteilt.
- Die von der UEFA vorgenommenen Manipulationen an den Bildern der Weltregie müssen von den nationalen TV-Sendern sanktioniert werden.
- Die Kampagne „Dein Bart für Deutschland“ war ein Flop, der durch seine halbherzige Machart mehr Spottwirkung als Werbeeffekt erzielte.
- An der EM desinteressierte Besserfans, die trotz ihres Desinteresses einen Großteil ihrer Lebenszeit damit verschwendeten, anderen Fans ihre Meinung aufzudrängen, nerven.
- Menschen, die sich über Autokorsos erregen sind dieselben, die nach der Landung eines Ferienfliegers den Applaus anderer Fluggäste mit einem theatralisch inszenierten Augenrollen geißeln.
- Das von ARD und ZDF gebotene Rahmenprogramm in Form von Fußball- und Länderdokus war herausragend gut.
- Die UEFA verwechselt weiterhin Stimmung mit lauter Musikbeschallung.
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8 Kommentare zu “Zehn subjektive Thesen zur Euro 2012”
„Von allen deutschen TV-Experten ist Scholl mit Abstand der Beste.“
Jein! Ich glaube der andere Experte (Olli Kahn) is auch nicht viel schlechter. Kahn litt aber an einer völlig inkompetenten Moderatorin. Eigentlich hätte Kahn besser in die ARD gepasst, während Scholl schlagfertig genug wäre, im ZDF trotz schlechter Moderatorin und katastrophalem Umfeld des EM-Studios zu glänzen. Von daher würde ich sagen, Scholl ist der beste deutsche TV-Experte (ohne „mit Abstand“)!
„Die Toten Hosen“ haben in ihrem kommerziell erfolgreichsten Sommer einen großen Teil ihrer treuen Fanbasis verschreckt.“
Sind die Hosen nicht schon seit Jahren kommerziell ausgerichtet?
„Mario Gomez ist zwar nach dieser EM kurzfristig die ärmste Sau von allen, für Lukas Podolski wird es jedoch das letzte Turnier gewesen sein.“
Wenn der Bundestrainer wechselt, könnte das gut sein. Ansonsten glaube und hoffe ich, dass Poldi in England wieder zeigt was er kann. In Topform ist Poldi klarer Nationalspieler!
„Jeder von ARD und ZDF unternommene Versuch, Twitter und Facebook ins TV-Programm zu integrieren, war zum Scheitern verurteilt.“
Ja!
„Die von der UEFA vorgenommenen Manipulationen an den Bildern der Weltregie müssen von den nationalen TV-Sendern sanktioniert werden.“
Ja, was die UEFA da gemacht hat geht mal gar nicht. Damit meine ich nicht einmal die Jogi-Balljunge-Szene oder die mit der weinenden Frau. Aber Bilder von Protesten auszublenden oder andere Dinge (Flitzer, Bengalos, freie Zuschauerränge) nicht zu zeigen grenzt nicht nur an Zensur, das ist Zensur. Ich hoffe, dass die nationalen Fernsehanstalten aller Länder hier der UEFA mal ihre Meinung geigen!
„Die Kampagne „Dein Bart für Deutschland“ war ein Flop, der durch seine halbherzige Machart mehr Spottwirkung als Werbeeffekt erzielte.“
Welche Kampagne??? 😉 Alle Kampagnen mit dem Zotteligen vonne Zecken sind scheiße!
„An der EM desinteressierte Besserfans, die trotz ihres Desinteresses einen Großteil ihrer Lebenszeit damit verschwendeten, anderen Fans ihre Meinung aufzudrängen, nerven.“
Ja, mindestens so sehr wie die EM-Event-Fans, die ab heute zwei Jahre kein Fußball mehr schauen und dann beim nächsen Mal wieder den patriotischen Fan geben!
„Menschen, die sich über Autokorsos erregen sind dieselben, die nach der Landung eines Ferienfliegers den Applaus anderer Fluggäste mit einem theatralisch inszenierten Augenrollen geißeln.“
Ich finde Autokorsos, insbesondere nach dem ersten Gruppenspiel, übertrieben und unnötig. Aber soll se machen, wenn se meinen. Ich muss mich nicht dran beteiligen. Stören tut es mich nicht. Trotzdem rolle ich mit den Augen, wenn im Ferienflieger geklatscht wird 😉
„Das von ARD und ZDF gebotene Rahmenprogramm in Form von Fußball- und Länderdokus war herausragend gut.“
Ja? Ich habe nicht einmal eine Vorberichterstattung geschaut! Aber in Dokus sind ARD und ZDF eigentlich immer schon gut. Informativ, kritisch, aber nicht reißerisch.
„Die UEFA verwechselt weiterhin Stimmung mit lauter Musikbeschallung.“
Die UEFA unterdrückt Stimmung mit lauter Musik!
Ich war sehr angetan. Die Reportage „The other Chelsea“ über Shaktar Donezk, kurz vor der EM der Hoffenheim-Film „Das Leben ist kein Heimspiel“, die Groundhopping-Reportage über den polnischen Fußball, die Doku „Der Spielerberater“, die Reportage „Zu Fuß durch Polen“, viele Berichte über das alltägliche Leben in der Ukraine mal losgelöst von Thema Timochenko und, und, und… Für mich als Doku-Freak war das Rahmenprogramm teilweise fast interessanter als die Spiele. Hier muss man ARD und ZDF einmal ausdrücklich loben. Die Kritik am Fernsehstrand überstrahlte leider vieles, was die ÖR in den letzten Wochen richtig toll gemacht haben.
Unterschreibe alles davon. Besonders den Ferienflieger-Vergleich.
Den „Spielerberater“ habe ich auch gesehen (aber erst vergangene Woche in der Mediathek). Also meinst du mit Rahmenprogramm den „großen Rahmen“ und nicht die Vor- und Nachberichterstattung, die ja auch ab und an mal ne Kurzdoku enthält.
Dokus können die ÖR eben! Das sind Dinge für die ich gerne meine GEZ-Gebühren zahle. Man stelle sich mal eine Welt vor, die nur aus Dokumentationen der Privaten besteht… Reißerisch und schwarz-weiß-Malerei ohne Ende!
Warum klatscht man eigentlich im Flugzeug?
Ich bin in der Flugzeug-Klatsch-Sache bei Mario Balotelli: „Does a postman celebrate when he delivers a letter? I’m just doing my job. Why should I celebrate?“
Dabei fällt mir ein, dass ich heute noch gar kein „Oh Balotelli…“ vor mich hin gesummt habe.
Warum „man“ im Flugzeug klatscht? Ich weiß gar nicht, ob damit wirklich ausschließlich die Leistung des Piloten gewürdigt werden soll. Vielleicht ist es auch die Vorfreude auf den Urlaub, die sich im Applaus Bahn bricht, ähnlich wie Gruppen, die aus Reisebussen oder Zügen steigen als erstes die Arme recken und „Wuuuuuuh!“ rufen. Sicherlich – na klar – war in der Hochzeit des Klatschens vor etwa 10 – 20 Jahren (würde ich schätzen) auch eine Portion Erleichterung des noch nicht ganz so abgekochten Flugpublikums dabei, der Höllenmaschine entkommen zu sein. Mittlerweile, das ist zumindest meine Beobachtung als Wenigflieger, wird nicht mehr geklatscht bei der Landung. Und wenn doch, dann mit ironischem Unterton, meistens angezettelt von irgendwelchen angeheiterten Grüppchen.
Das sich Erregen über Klatscher ist für mich jedoch längst ausgenudelt. Ironische „Olé Super Busfahrer“-Adaptionen oder auch der Vergleich mit dem Postboten wurden mittlerweile von jedem Comedian x-mal verwurstet.
Aber sehr wohl – diese Marotte habe ich von meinen Eltern übernommen und werde sie vielleicht eines Tages auch an meine Kinder weitergeben – bedanke ich mich nach jeder längeren Autofahrt beim Fahrer dafür, dass er uns gut und sicher ans Ziel gebracht hat. Nicht weil ich beim Einstieg fest mit einem Unfall und dem schrecklichen Tod durch verbrennen im Autowrack gerechnet habe, sondern um mir selbst und auch dem Fahrer deutlich zu machen, dass es eben keine absolute Selbstverständlichkeit ist, immer und überall wohlbehütet anzukommen. Ein bisschen Demut im Alltag.
Wo wir schonmal Off-Topic bei den Mysterien des Lebens sind: Warum geben wir eigentlich für jedes schal gezapfte Bier, dass wir uns im minutenlangen Gedränge selbst an der Theke abholen müssen, Trinkgeld, wohingegen niemand bei einem All-inclusive-Essen (bspw. als Gast auf einer Hochzeit, bei der Firmen-Weihnachtsfeier o.ä.) auf die Idee käme, der Bedienung zum Abschied ein paar Euro als Dank zu hinterlassen? Oder warum bedankt man sich beim Arzt herzlich nach der Standard-Operation, denkt bei der Rechnung des Waschmaschinen-Servicemitarbeiters aber grundsätzlich „Der hat mich bestimmt richtig abgezockt, der Hund!“
Bezüglich der Klatscherei im Flieger vertrete ich Mathias‘ Theorie!
Zu den Mysterien:
Beim Bier Trinkgeld zu geben liegt wohl daran, dass bei solchen Anlässen, das Geld zum Einen etwas lockerer sitzt und man zum Anderen nicht noch mehr Zeit fürs Warten aufs Restgeld verschwenden will, so dass der Betrag gerne mal aufgerundet wird.
Beim All-In entfällt der Zahlprozess. Man müsste also ausschließlich für das Trinkgeld das Portemonaie zücken.
Eine OP ist für den Patienten immer eine Ausnahmesituation. Also bedankt man sich herzlich beim Artz, weil man froh ist, mit dem Leben davon gekommen zu sein. Dass die OP für den Doc reine Routine war, spielt dann keine Rolle (vgl. Klatschen im Flugzeug).
Bei der Waschmaschine, wie auch bei anderen handwerklichen Dienstleistungen, steht man auch mal gerne daneben und schaut sich das Werk an. Nachher denkt man da öfter mal „das hätte ich ja auch gekonnt“ und fühlt sich abgezockt, weil man den Servicemitarbeiter ja eigentlich nicht gebraucht hätte.