„Warum halb vier?“
Da waren 10.000 Leute im Stadion und wir verloren 2:1. Man sah erwachsene Männer schluchzen und junge Spieler fielen auf den Rasen, wurden getröstet. Dann komme ich nach Hause, da sitzt da eine Dame aus dem Literaturkreis meiner Mutter. Sie fragt: „Na, wie haben sie denn gespielt?“ Und ich sag‘: „Wir haben verloren.“ Darauf die blöde Kuh: „Wieso wir? Hast du etwa mitgespielt?“ Und dann lachten sie hässlich, meine Mutter und die Literaturtante. Da bin ich dann doch relativ deprimiert in mein Zimmer marschiert und hatte Massenmordphantasien.
11Freunde-Chefredaketur Philipp Köster erzählt einen Schwank aus seiner Jugend. Das macht er häufiger, das kann er gut. Aber auch andere können schön erzählen und von sich und ihrem Verhältnis zum Fußball berichten. BVB-Fan Joachim Król beispielsweise, oder – man mag es kaum glauben – Markus Kavka. Reiner Calmund und Rudi Völler sowieso – und auch Rudi Assauer war so ein Typ, an dessen Lippen man hing, wenn er Dönekes aus seiner Karriere zum Besten gab.
Oben angeführtes Köster-Zitat stammt aus dem Film „Warum halb vier? “ der Brüder Lars und Axel Pape, der 2006 erschien und im Riesenhype um Sönke Wortmanns „Sommermärchen“ etwas unterging. Zu Unrecht, denn anders als im Nationalmannschafts-Mummenschanz kommen in „Warum halb vier?“ die Menschen zu Wort, mit denen wir Woche für Woche im Stadion stehen oder mit denen wir vor den Fernsehgeräten kauern. Fans eben. Bekannte und weniger bekannte, von Promis bis Ultras.
Ich stolperte vor Jahren über den Film und hatte ihn – ehrlich gesagt – schon fast wieder vergessen. Doch in Wochen ohne Bundesliga durchstöbere ich manisch meine Videosammlung und/oder das Internet nach Dokus, die mir die Langeweile vertreiben. Und siehe da: „Warum halb vier?“ steht mittlerweile für Jedermann als Stream in voller Länge zur Verfügung. Also sah ich den Film nach Jahren noch einmal und fühlte mich immer noch 85 Minuten lang gut unterhalten. Als sanfte Einstimmung auf die kommenden heißen Wochen sei die Doku hiermit herzlichst empfohlen.
Abgelegt unter Fundsachen,Fußball allgemein
Vielen Dank für den Tip, werde ich mir bald ansehen!
Danke für die Info!
Super Tipp. Mach doch mal noch einen Doku-Mediatheken-Blog. 😉
@Phil: Ãœber etwas Ähnliches hatte ich sogar schon mal intensiver nachgedacht. Denn in nahezu jeder Woche laufen irgendwo in den Tiefen der ÖR-Spartenkanäle versteckt sehr gute Dokumentationen über Fußball im Allgemeinen und die Bundesliga im Speziellen. Hinzu kommen die diversen Mediatheken und Streamingdienste, die – ähnlich wie hier MyVideo – manchmal wahre Perlen beherbergen. Von Radiofeatures mal ganz zu schweigen.
Allerdings fehlt mir alleine dafür schlichtweg die Zeit. So einen Dienst seriös aufzubauen, mit Twitter und Facebook zu verknüpfen, mit einem (Rezensions-)Blog zu begleiten und vor allem täglich die Programmvorschauen zu durchstöbern ist eine Full-Time-Aufgabe unter der schalkefan.de zwangsläufig leiden würde. Das will ich nicht.
Wenn du Lust hast und vielleicht noch zwei, drei vier Mitstreiter gewinnen kannst (oder ein hier Mitlesender Spaß an der Sache hätte): Ich bin für Vorschläge offen und würde mich im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten einbringen. Aus purem Eigennutz, denn viel zu oft gehen mir großartige Dokus durch die Lappen.
Ich wollte mir den Film mal ansehen allerdings führt der Link nicht zu MyVideo.
[Edit: Danke für den Hinweis, Florian. Der Link ist inzwischen korrigiert.]
>>Wenn du Lust hast und vielleicht noch zwei, drei vier Mitstreiter gewinnen kannst (oder ein hier Mitlesender Spaß an der Sache hätte): Ich bin für Vorschläge offen und würde mich im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten einbringen. Aus purem Eigennutz, denn viel zu oft gehen mir großartige Dokus durch die Lappen.<<
Ganz ehrlich: Ich würde mitmachen! So als Nerdkurvenprojekt! Dann würde ich mich aber nicht nur auf Filme, Dokus und Ähnliches festlegen sondern auch Radioberichte und Bücher mit rein nehmen. Eben alles was es in den Medien über Fußball gibt. Also ich wäre dabei! Sonst noch wer?
Bücher auch noch? Umgotteswillen! Hast du jemals eine Rezension eines Buches geschrieben? Ich meine nicht für die Schule, sondern für eine Veröffentlichung? Hast du eine Ahnung, wie viel Arbeit das ist, wenn man es auch nur halbwegs ernsthaft betreiben möchte? Ich sitze gerade wieder an zwei Rezensionen, die – jede für sich – alles in allem gut 30-40 Stunden (lesen, nachdenken, formulieren, formatieren, veröffentlichen) verschlingen. Und wofür? Rezensionen sind klassischerweise die am schlechtesten kommentierten Blogposts, wie überhaupt die Posts, in die man die meiste Arbeit steckt, am Ende diejenigen sind, die für die wenigste Kommunikation/Interaktion sorgen.
Ich bin gerade dabei ein Buch für eine Rezension zu lesen (50 Jahre Bundesliga von Ben Redelings). Aber gut, das kann man letztendlich diskutieren.
Mein Vorschlag kam doch auch nur aus purem Eigennutz. Wenn ich mal was im TV verpasst habe (also immer), finde ich das in den meiner Meinung nach ziemlich unübersichtlichen Mediatheken sowieso nie. Und wenn ich es finde, speichere ich den Link, und sobald ich es gucken will, ist es nicht mehr verfügbar.
Das o.g. Zitat hat Köster auch bei seiner Lesereise im Programm. Vielleicht nehmt ihr also noch Bühnenprogramme und Vorträg mit rein!?
Und ich würde nicht auf die Nerdkurve pochen und damit die anderen großartigen Fußballschreiber draußen lassen…
So weit so nicht ganz ernst.
Ich hab den Film vor längerer Zeit gesehen und fand, dass er durchaus Längen hat.
Das mag auch daran liegen, das ich z.B. Kavka nicht am Kopp haben kann (und sein Gesprächspartner ist mir auch unangenehm).
Dafür, dass der Film nicht mal 1,5 Stunden dauert, hab ich viel zu oft auf die Uhr geschaut.
Da hat mir „Hauptsache Fußball“ (trotz aller Schwächen) besser gefallen.
Und nun klick ich rüber und schreibe einen Kommentar zu der zugehörigen Rezension.
Das mag sein. Ich habe die Lesereise nie gesehen.
Der Nerdkurven-Vorschlag kam von Niklas und ist sicherlich in erster Linie dem Umstand geschuldet, dass die Schalke-Bloggerlandschaft sehr gut untereinander vernetzt ist. Meinetwegen müsste es kein Schalke-Blogger sein, meinetwegen noch nicht einmal überhaupt ein bereits aktiver Blogger, meinetwegen ist auch eine Beteiligung meinerseits nicht erforderlich. Es wäre eben nur schön, wenn es einen solchen „Dienst“, der zuverlässig die TV-Programme durchforstet und (soweit möglich) mit Kurz-Rezensionen begleitet, überhaupt gäbe. Wenn jemand die Idee aufgreifen möchte: Nur zu!
PS: Danke für den Pluralis Auctoris den ich keck zum Pluralis Majestatis umdeute 😉