Pferde kotzen nicht

31. Okt. 2012 | 3 Kommentare

Nein, sie tun es wirklich nicht. Angeblich aufgrund des Aufbaus ihres Magens. Vielleicht aber auch weil ihnen einfach nicht übel wird. Pferde übergeben sich nicht vor Apotheken und auch nicht in der Arena auf Schalke. Es hätte jedoch mehr als ein göbelndes Pferd gebraucht, um Sandhausen gestern ein Wunder zu bescheren. Wenn der Zweite der Bundesliga gegen den 16. der zweiten Liga ein Heimspiel bestreitet, sind die Fronten klar. Genau so war es dann auch. Schalke setzte sich verdient mit 3:0 gegen wackere Underdogs durch, die sich zwar ein Fleißkärtchen verdienten, aber dennoch folgerichtig unterlegen waren.

Wenn ein Trainer seine erfolgreiche Mannschaft auf insgesamt acht Positionen verändert, spricht der Sportjournalist von „Rotation“. Zeitgleich erhofft sich der Fan Aufschlüsse darüber, wie der zweite Anzug sitzt. Ich bin weder ein Freund der Ultra-Rotation, noch gebe ich mich dem Glauben hin, dass ein Spiel einer komplett neu zusammengewürfelten 1b-Mannschaft essentielle Erkenntnisse bringt. Gestern sah ich mich in meiner Meinung bestätigt. Denn natürlich war Schalke auf jeder Position deutlich stärker besetzt als der Gast, doch was nützt es mir, wenn ich das Zusammenspiel einer Mannschaft sehe, die so ohnehin nie wieder zusammen spielen wird? Ein bisschen weniger Rotation hätte tiefer gehende Analysen erlaubt. So weiß ich nur, was ich vorher schon wusste: Dass wir einen Kader bestehend aus wirklich guten Jungs haben.


Schalke ging durch Afellay früh in Führung. So etwas gibt Sicherheit. Gestern war es etwas zu viel Sicherheit, denn nach einigen gut herausgearbeiteten Chancen in der Anfangsphase schlich sich bei Schalke der Schlendrian ein. Spätestens ab der 30 Minute ging die 1b-Mannschaft nicht mehr mit dem notwendigen Ernst an die Sache. Die Suche nach dem einen genialen Pass wurde wichtiger als die seriöse Fußballarbeit. Mir war’s oft ein wenig zu viel Hacke-Spitze und sehr oft zu wenig klares Spiel. Dennoch hatte man nie den Eindruck, dass Sandhausen tatsächlich etwas reißen könnte. Nach Maricas Fallrückzieher zum 2:0 war dann endgültig die Luft raus. Huntelaar stellte das Endergebnis her, das leicht noch höher hätte ausfallen können. Jedoch war es dem SV Sandhausen und seinen 671 mitgereisten Fans zu gönnen, dass der Abend nicht zum Debakel wurde.

Erkenntnisgewinne? Kolasinac ist ein großes Talent, das seine Sache gestern gut machte. Marica ist ein Phänomen, das erst 15 Minuten grandios, dann 75 Minuten arg uninspiriert spielen kann und dennoch ein Traumtor erzielt. Afellay integriert sich von Spiel zu Spiel besser ins Team und macht spieltäglich Lust auf mehr. Draxler ist zurück als sei er nie weg gewesen. Die Innenverteidigung steht zwar auch ohne Matip sicher, trägt jedoch ohne den Schlacks kaum etwas zum Offensivspiel bei. Papadopoulos ist wieder so fit, dass er sowohl Mit- als auch Gegenspieler in den Boden rammen kann. Und Huub Stevens rotierte sich mit seinen Halbzweitwechseln um die Chance, dem 17jährigen Max Meyer ein paar Profiminuten zu schenken.

Viel mehr wird nicht hängen bleiben vom gestrigen Abend. Ich bin der Letzte, der sich darüber beschwert. Die nächste Pokalrunde wartet.

Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“.

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3 Kommentare zu “Pferde kotzen nicht”

  1. HanseKnappeam 31. Oktober 2012 um 17:13 1

    Aus Block C2 in Reihe 10 habe ich eigentlich fast nur den Huub beobachtet. Er schien mit dem Spiel von beginn an ganz und gar nicht einverstandenen zu sein und hat das auch ziemlich deutlich verbal und mit Gesten signalisiert :0) Ich fand es aber wie Matthias auch O.K. und habe nicht mehr erwartet, früher in solchen Spielen aber auch oft viel weniger bekommen. Ein extralob ans Publikum! 52000 auf einen Dienstag Abend gegen einen Zweitligisten, unglaublich! Ich als Lübecker zähle mich da nicht ganz so zu, da für mich die Spiele unter der Woche immer die sind, die ich beruflich gut unterbringen kann. Aber wer da so alles z.B. aus dem Sauerland anrollt… einfach toll!

  2. Leoam 31. Oktober 2012 um 18:24 2

    „Und Huub Stevens rotierte sich mit seinen Halbzweitwechseln um die Chance, dem 17jährigen Max Meyer ein paar Profiminuten zu schenken.“
    Von Rotation zur Halbzeit kann leider nicht die Rede sein. Sowohl Höger (linkes Sprunggelenk), als auch Metzelder (Muskelfaserriss) mussten verletzungsbedingt draußen bleiben.

  3. Matthiasam 31. Oktober 2012 um 19:26 3

    Ja, das habe ich heute Morgen auch gelesen. Gestern Nacht hatte ich diesen Kenntnisstand noch nicht, zumal sich die Verletzungen aus der Sicht des geneigten Zuschauers im Spiel nicht bemerkbar gemacht hatten. Schade für die beiden, aber insbesondere im Fall des enorm wichtigen Marco Höger sieht es zum Glück wohl nicht ganz so schlimm aus.

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