Hoppenheim?

02. Nov. 2012 | 9 Kommentare

Es ist nicht so lange her, da war Schalkes morgiger Gegner, die TSG 1899 Hoffenheim, der meistgehasste Club Deutschlands. Nicht in der „Metropolregion Rhein-Neckar“, aber ansonsten überall. „Geldsäcke“ war noch einer der netteren Namen, der den Spielern in Hellbau und Weiß entgegen geschmettert wurde. Vereinsmäzen Dietmar Hopp und dessen Mutter wurden in den Fanblöcken auf so unfeine Weise thematisiert, dass sich der DFB und deutsche Staatsanwälte der Fälle annahmen, was wiederum Grundlage für weitere Basis-Kritik war. Ach ja, und dann gab’s auch die hochfrequente Attacke eines Arena-Hausmeisters, mit der der Club nicht in Verbindung gebracht werden darf, da es die Tat eines Einzelnen war. Das sagt der DFB, und dann sollten wir das auch glauben.

Das alles scheint so unendlich weit entfernt. Hoffenheim interessiert heute niemanden mehr außerhalb der „Metropolregion“. Selbst der Schmähname „Hoppenheim“ wirkt wie ein Anachronismus, fast so, als erzählte ein Kutten-Opi einer staunenden Gruppe Jung-Fans von damals, als die Welt schwarz-weiß war. Dabei ist die ganze Aufregung nicht einmal fünf Jahre her.

Die TSG 1899 Hoffenheim, das kann man heute mit Fug und Recht behaupten, ist in der Bundesliga angekommen. Sie hat sich im Gebilde etabliert und wird inzwischen auch von immer mehr Hardlinern ignoriert, was als eine besondere Form der Akzeptanz angesehen werden kann. Sie hat ihre Rolle gefunden. Sie ist die „Graue Maus der Liga“. Der VfL Bochum brauchte dafür Jahrzehnte im Fahrstuhl. In Hoffenheim genügten ein paar Hundert Millionen Euro.

In gewisser Weise ist die TSG also doch ein Erfolgsmodell.

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9 Kommentare zu “Hoppenheim?”

  1. Trainer Baadeam 2. November 2012 um 14:12 1

    Einspruch, Euer Ehren. Die Trötenaktion hat sich gerade mal das erste mal gejährt. Und vielleicht ist der nackte Hass etwas abgeklungen. Dass dieser Club nicht nur nicht in die Bundesliga gehört, sondern auch einen Platz blockiert, dass würde ich auch heute noch sofort unterschreiben. Hoffentlich nicht als einziger.

  2. Hendrikam 2. November 2012 um 14:17 2

    Menschen werden hasserfüllt wenn sie sich bedroht fühlen- das zieht sich wie ein rotes Band durch die geschichte und war auch in hoffenheims ersten jahren der fall. Ich kenne fans von zb kaiserslautern oder 1860 die den hass noch immer haben, weil „1899“ ihnen einen früher sicheren platz in der bundesliga nimmt. Fans der großen die ja klar in der mehrzahl sind haben dagegen erkannt dass hoffenheim für sie keine gefahr ist, und ist den meisten von ihnen daher inzwischen egal.

    Trotzdem glaube ich dass sich ne menge leute freuen würden sollte die tsg absteigen…

  3. Matthiasam 2. November 2012 um 14:28 3

    Trainer, hast du jetzt meinen Enwurf tatsächlich dahingehend verstanden, dass ich die ruhmreiche TSG des Jahres 1899 aus der Megalopolismultipol-Region mit offenen Armen als gestandenen Bundesligisten adele? Huch, dann muss ich den Text beizeiten aber noch mal überarbeiten!

    Doch Hendrik hat schon recht: Der ganz große Hass ist verpufft und wenn man mal die aktiven Fanszenen beobachtet, arbeiten die sich auch nicht mehr 24/7 an Hoffenheim und Hopp ab. Und ja: Hoffenheim ist die neue graue Maus der Liga. So grau, dass selbst der VfL Bochum dagegen immer ein in Regenbogenfarben leuchtender Kolibri war.

  4. Trainer Baadeam 2. November 2012 um 18:03 4

    Glaube schon, dass ich die richtigen Teile richtig identifiziert habe … und ok, meine Sympathien für einen anderen, ebenfalls von vielen als graue Maus empfundenen Club lässt meine Abneigung wohl tatsächlich größer sein als jene eines Anhängers eines gesicherten Erstligisten, wie Hendrik richtig analysierte.

  5. Trainer Baadeam 2. November 2012 um 18:04 5

    lassen …

  6. Clausam 2. November 2012 um 20:40 6

    Aber wenn Hopp Schalke (oder einen anderen „Traditionsverein“) unterstützt hätte wären hier alle voll Lobes, nicht wahr ?
    Was wäre, wenn Hopp den SV Waldhof in die erste Liga gebracht haette ?
    Man sieht den doch noch immensen Neid auf Hoffenheim, den man sicher verstehen kann, denn die haben sich ja nur aufgrund des Geldes von Hopp und nicht durch eigene Erfolge /Jugendarbeit hochgespielt.
    Im übrigen komme ich aus der gerne verhohnepiepelten Metropolregion, die doch sehr viel schöner ist als Bochum/Duisburg/Gelsenkirchen etc …

  7. Matthiasam 2. November 2012 um 21:15 7

    Was wäre, wenn Hopp den SV Waldhof in die erste Liga gebracht haette?

    Dann wäre die Aufregung wahrscheinlich nicht so groß gewesen, wie sie es war und zum z.T. auch heute noch ist. Das kann ich aber nicht belegen, das ist nur ’ne Vermutung.

    Im übrigen komme ich aus der gerne verhohnepiepelten Metropolregion, die doch sehr viel schöner ist als Bochum/Duisburg/Gelsenkirchen etc …

    Schönheit liegt ja immer im Auge des Betrachters. Aber ich möchte gar nicht in Abrede stellen, dass du aus einer landschaftlich wirklich schönen Gegend kommst. Meine Stichelei in Richtung Metropolregion Rhein-Neckar gründet ausschließlich in meiner Abneigung gegenüber Wortkonstrukten, die irgendwelchen Planungsbüros entsprungen sind. Region Rhein-Neckar, Wirtschaftsregion Rhein-Neckar, Rhein-Neckar-Dreieck – das alles wäre doch eine gute Bezeichnung gewesen. Aber „Metropolregion“? Deutsche Dichter auf Wanderschaft beschrieben schwärmerisch den Odenwald, die Bergstraße, den Kraichgau, den Rheingraben etc. pp. Aber die „Metropolregion Rhein-Neckar“? Das ist so unglaublich künstlich, aufgesetzt und gernegroß. Das brüllt geradezu „Hey, wir wollen auch mitspielen! Wir haben uns doch schon einen ganz coolen Namen ausgedacht.“ Das alles hat die landschaftlich reizvolle und wirtschaftlich enorm potente Region m.E. gar nicht nötig. Das sind Sprüche für die braunen Hinweisschilder an der Autobahn und für europäische Wirtschaftsförderungsprogramme. Aber doch bitte nichts, was Identität stiften kann.

  8. Carlitoam 3. November 2012 um 11:10 8

    Wie, jetzt is Bochum nicht mal mehr DIE graue Maus?!^^

  9. Der Hansam 3. November 2012 um 12:18 9

    Interessanter als die Tatsache, dass Hoffenheim den „Hassstatus“ losgeworden zu sein scheint finde ich, dass sich so gut wie niemand an den Status des Klubs in der ersten Bundesligahalbserie zu erinnern scheint. Da galt Hoffenheim doch als das Erfolgskonzept schlechthin (zumindest wurde es vielfach von den Medien so verbreitet), der scheinbar „nur“ mit sehr guter, jahrelanger Arbeit akribisch von der Kreisklasse in die Bundesliga geführte Vorstadtverein. Was wurde da nicht alles von Jugendförderung geschrieben und das „Prinzip Hoffenheim“ als bestes Beispiel für modernen Fußball herangezogen. Dass die damalige Mannschaft zum Großteil aus Stuttgarter Nachwuchsspielern und ausländischen Millioneneinkäufen bestand, wurde dann ja auch klaglos hingenommen.

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