Ein erster Lichtblick
Wie viel ist ein Unentschieden in Mainz wert? Noch vor wenigen Monaten wäre es ein Ergebnis gewesen, über das wir auf Schalke hinweg gegangen wären, das wir vielleicht sogar leicht verärgert zur Kenntnis genommen hätten. Nach einer schier unendlich langen und nur durch ein irreales Kirmes-Spiel gegen Hannover unterbrochenen Serie von Nackenschlägen kommt einem das Remis in Rheinhessen jedoch fast wie ein Triumph vor, wie die Verheißung von Licht am Ende eines Tunnels. Die Wahrheit liegt – wie immer – irgendwo in der Mitte. Oder um es in der alles übergeordneten Sprache der Tabelle auszudrücken: Ein 2:2-Unentschieden beim FSV Mainz 05 ist exakt einen Punkt wert.
Es wurde in den letzten Wochen so viel negativ gesehen und beschrieben, dass ich mich mit Blick auf Mainz gerne an die positiven Aspekte zurückerinnern möchte. Dass die Mannschaft erkennbar als solche aufgetreten ist, ist so eine Erkenntnis. Na klar, es hat noch längst nicht alles geklappt und einige Akteure stecken nach wie vor in einem meterhohen Formtief. Aber es hatte für mich den Anschein, dass die Mannschaftsteile wieder besser ineinander greifen. Dass sich Abwehr, Mittelfeld und Sturm eben nicht mehr gegenseitig in der Luft hängen lassen.
Kunststück, mag da jetzt so mancher sagen. Schließlich spielte Schalke in Mainz auch nur mit zwei Mannschaftsteilen: Abwehr und Mittelfeld. Das stimmt natürlich nicht so ganz, denn Jefferson Farfán war sehr wohl als Sturmspitze aufgeboten, auch wenn er sich immer wieder tief ins Mittelfeld zurückfallen ließ und anderen die Vertretung an vorderster Front überließ. Nein, ein „spanisches System“ war es nicht, was Schalke spielte und erst recht kein Barca-Tikki-Takka. Aber dafür, dass es ein innerhalb von wenigen Trainingstagen aus der Verletzungsnot heraus geborenes System war, sah es in manchen Phasen des Spiels doch erstaunlich gefällig aus. Schalkes Offensive war nicht so leicht aus dem Spiel zu nehmen, wie es zuletzt sehr oft war.
Ein weiterer Lichtblick in diesen immer noch trüben Tagen ist zweifellos Michel Bastos. Kurz vor Schluss hätte der Neuzugang sogar zu dem Helden des Bundesliga-Spieltags werden können, wenn Julian Draxler seine Flanke auf den vor dem leeren Tor lauernden Brasilianer nur einen Hauch sauberer gespielt hätte. Und dennoch darf sich Bastos als Gewinner fühlen. Wer als Neuzugang in seinem dritten Spiel sein zweites und drittes Tor erzielt, der hat so viel nicht falsch gemacht.
Max Meyer. Ein weiterer kleiner Lichtblick in Mainz. Als der 17jährige beim Stand von 2:1 für die Hausherren auf das Feld kam, meinten manche, von Jens Kellers Lippen die Worte „Jetzt ist es auch egal“ gelesen zu haben. (Ich jedoch nicht.) In der Tat wirkte die Einwechslung Meyers für Raffael wie der Griff nach dem allerletzten Strohhalm in einer Partie, die Schalke erneut drohte aus den Fingern zu gleiten. Doch dann spielt ausgerechnet dieser junge Kerl, von dem ich behaupten könnte, im Alter seines Vaters zu sein ohne mich als frühreif zu brüsten, den entscheidenden Pass auf Bastos. Max Meyer hat damit in seinem ersten Bundesligaspiel exakt so viele Assists auf dem Konto, wie Lewis Holtby sie nach dem Ende des sechsten Spieltages in dieser Saison hatte. Diese „Statistik“ ist zwar absoluter Quatsch, aber das ist so vieles, was in den letzten Tagen und Wochen über Schalke gesagt wurde.
Vor allem aber: Schalke hat sich nicht ergeben. Schalke hat nach einer schwachen Anfangsphase rechtzeitig genug ins Spiel zurückgefunden, um noch vor der Halbzeit das 1:1 zu erzielen. Schalke hat sich vom Tiefschlag des erneuten Mainzer Führungstreffers, der wie aus dem Nichts mitten in eine sehr starke Schalker Phase hinein fiel, irgendwie doch noch erholt. Mit etwas Glück, zugegeben, aber sie haben es geschafft. Am Ende war Schalke dem Sieg sogar etwas näher als die mit dem Schicksal hadernden Gastgeber. Und warum Schiedsrichter Wolfgang Stark nach einem Notbremsen-Foul von Svensson an Farfán 20 Minuten vor dem Schluss auf „Vorteil“ entscheidet, der sich allerdings eine Sekunde später in Luft auflöst, müsste er bei Gelegenheit auch noch einmal erklären.
Aber dennoch: Endlich mal wieder hatte Schalke kein Pech. Für einen Moment erschien es, als habe das Schicksal entschieden, Schalke ein kleines Pflänzchen Hoffnung zu schenken. Es wäre schön, wenn es eine Chance darauf erhält zu gedeihen. Sollte diese Chance tatsächlich kommen, wäre das Unentschieden in Mainz dann doch erheblich mehr wert als nur einen Punkt.
Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“.
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Foto: zigazou76 via Flickr
Abgelegt unter Schalke
Ja, dieses Spiel war ein Lichtblick! Ich jedenfalls sehe es positiv, was aber auch daran liegt, das es in letzter Zeit so wenig positives in Bezug auf Schalke gab. Da nimmt man auch die kleinen Dinge gerne an.
Es kommt halt sehr viel auf die Wahrnehmung an. Ich erinnere mich noch deutlich an das Hinspiel. Wir gewannen relativ klar mit 3:0 aber alle waren danach unzufrieden. Die Fans mit der langsamen Spieleröffnung, allen voran durch Lars Unnerstall, und Horst Heldt mit den Fans, bzw. mit den Pfiffen gegen die eigene Mannschaft. Jetzt spielen wir „nur“ 2:2, aber die Stimmung(nur in Bezug auf das Spiel gegen Mainz) ist deutlich besser. Komisch!
Ich habe vor dem Spiel gesagt, das ich mit einem Punkt zufrieden wäre und so ist es ja dann auch gekommen. Ob uns der Punkt in der Tabelle weiterhilft mag ich mal zu bezweifeln, aber das ist im Moment auch nicht wichtig. Der Punkt sollte der Mannschaft etwas Selbstvertrauen zurück bringen, dieses ist meines Erachtens das wichtigste im Moment, der Rest kommt dann schon von alleine….hoffe ich 😉
Ich glaube, das Zustandekommen des 2:2 ist das Entscheidene gewesen. Unabhängig davon, dass der Einsatz diesmal gestimmt hat, wäre die Wahrnehmung, und da will ich mich garnicht ausnehmen, sehr viel negativer ausgefallen, hätte Mainz noch den Ausgleich geschafft und nicht wir!
Aber ich WILL jetzt einfach mal nur die positiven Dinge sehen, denn Negatives gabs in letzter Zeit genug!
Ich werf‘ jetzt mal ganz populistisch in die Runde: Mittwoch hauen wir die Türken weg!
Ich war im Stadion, wie auch gegen Fürth und Pokal gegen Mainz.
Lang, sehr lang ist es her, wo sich die Maqnnschaft als Einheit präsentierte und gefightet hat. Man konnte im Stadion genau erkennen, dass die Gegentore keine totale Resignation ausgelöst haben; ganz im Gegenteil, das „Immer weiter“ war zu spüren.
So, genau so kommen wir aus dieser misslichen Lage wieder heraus. Ich hoffe auf Forsetzung…