Die Jacqueline schneidet die ganze Zeit Grimassen!
Zur üblichen Derbyfolklore gehört es, dass in den diversen Internetforen möglichst blumige Bezeichnungen für die Fans des jeweils anderen Lagers gepostet werden. Mal sind es Bezeichnungen, die einen kartografischen Bezug haben, beispielsweise „Lüdenscheid-Nord“ oder „Herne-West“, lustigerweise manchmal aber auch „Herne-Ost“. Mal sind es einfach nur Schimpfwörter wie „Zecken“ oder „Zahnlose“. Oder es sind Verballhornungen des Vereinsnamens, wie der „FC Scheiße“ oder die „Bastarde vom Borsigplatz“. Das ist nicht viel mehr als das übliche Ballihu, das im Vorfeld eines Derbys zwischen Schalke und Dortmund gemacht und von der Presse nur allzu gerne aufgegriffen wird. Mich haben diese verbalen Sticheleien nie besonders gekratzt – bis auf eine. Denn in Anspielung auf die Tränen, die in den Meisterschaftsfinals 2001 und 2007 auf dem Berger Feld geflossen sind, hatte sich der FC Schalke unter Anhängern der Borussia den Beinamen „Die Uschis“ verdient. Rums, das saß. Respekt für diese in meinen Augen wirklich kreative und gleichzeitig beißende Wortschöpfung, die völlig ohne Fäkalsprache auskommt. Spätestens seit dem gestrigen Schalker 1:0-Sieg im Signal-Iduna-Park ist Fußballdeutschland um einige Uschis reicher. Denn das, was sich nach dem Spiel auf dem Rasen ereignete und sich heute in den Medien fortsetzt, nimmt durchaus konkrete Züge einer Realsatire an. Meine Freundin Sarah, die bis zur vergangenen Woche ein Praktikum in einer münsterschen Grundschule absolvierte, fasste es am treffendsten zusammen, indem sie mir beschrieb, wie eine ihrer Schülerinnen ihr fortwährendes Stören im Unterricht rechtfertigte: „Aber die Jacqueline schneidet die ganze Zeit Grimassen!“
Was war passiert? Das Internetportal derwesten.de schreibt:
Manuel Neuer hatte gar nicht großartig nachgedacht, war einfach seinem Instinkt gefolgt. Direkt nach dem Abpfiff und dem Schalker 1:0-Sieg im Derby hüpfte er durch seinen Torraum vor der Südtribüne der Dortmunder Fans. Er hob die Trinkflasche vom Boden auf, rannte 15, 20 Meter weit zurück, und baute sich erneut vor dem Zentrum der BVB-Anhänger auf: Wie ein Hampelmann rotierte der Schalker Torwart mit Armen und Beinen.
Zugegeben: Das war nicht nett von dem gebürtigen Gelsenkirchener Manuel Neuer, ist aber absolut branchenüblich und wurde in der Liga schon einige tausend Male gesehen. Ebenso wie jubelnde Torschützen, die mit erhobenem Finger auf den Ultra-Block des gegnerischen Vereins zulaufen. Oder auch Trainer, die nach einem Torerfolg ihres Teams mit derart wahnwitzig verzerrter Visage vor den Augen der Weltöffentlichkeit (und den Ersatzspielern des Gegners) herumhüpfen, dass man kurz davor ist, die Nummer des psychiatrischen Notdienstes zu wählen. Aber Emotionen gehören nun einmal zum Fußball dazu und sind weit mehr, als das Salz in der Suppe. Letztendlich sind sie die Suppe. Anscheinend nicht in Dortmund. Dort beruft man sich neuerdings gerne auf Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge und fordert eine Art Jubelkodex ein. So jammerte der Ober-Borusse Jürgen Klopp nach dem Spiel:
Alle reden vor dem Spiel von Deeskalation und dann so etwas.
Und der bislang in der Bundesliga nicht großartig in Erscheinung getretene Dortmunder Neuzugang Kevin Großkreutz sah sich gar dazu bemüßigt, noch auf dem Feld erzieherische Maßnahmen an Neuer vorzunehmen:
Ich habe ihm gesagt, er soll das vor unserer Südtribüne lassen.
Herrlich, oder? So kann man natürlich auch mit einer Niederlage umgehen. Es wäre sicherlich ehrlicher, wenn sich Großkreutz, Klopp oder der sich ebenfalls als Hüter der Moral aufspielende Nuri Sahin mit der eigenen Situation auseinandersetzten. Aber dann müssten sie zugeben, dass der BVB den Saisonstart komplett in den Sand gesetzt und auch im gerade von Dortmunder Seite im Vorfeld unnötig heftig angefeuerten Derby erneut versagt hat. Das will man rund um den königsblau in die Dortmunder Nacht strahlenden Signal-Iduna-Park aber offensichtlich nicht. Und so sucht man Nebenkriegsschauplätze.
Zwei Dinge bleiben nach dieser Derbywoche festzuhalten:
1. Schalke wird in dieser Saison nicht Meister, weil man hintereinander die Auswärtsspiele in Bochum und Dortmund gewinnen konnte. Wer die jüngere Fußballgeschichte kennt weiß, was das bedeutet.
2. Die Spieler und Verantwortlichen von Borussia Dortmund haben dem Fußball die interessante Facette eines uneinsichtigen, nicht kritikfähigen und deshalb petzenden Grundschulmädchens hinzugefügt. Und das auch nicht zum ersten Mal. Mal schauen, ob dieses Beispiel Schule macht.
Die Spiel-Nachberichterstattung überlasse ich heute der Rheinischen Post. Bewegte Bilder vom Derbysieg in Dortmund findet man ab Montagmorgen im Videoarchiv auf www.bundesliga.de.
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10 Kommentare zu “Die Jacqueline schneidet die ganze Zeit Grimassen!”
Bisschen viel Verständnis imo für Neuer. Lass mal einen Fanblock Amok laufen – Emotionen gehören nun einmal zum Fußball dazu -, dann werden anschließend 10 Tote aus Stadion getragen.
Außerdem, wenn jemand Torwart aller Deutschen werden will, ist es reichlich bescheuert so eine Aktion (oder die damalige in München) abzuziehen. Wenn das so weitergeht, wird er dem nationalen Publikum bald nicht mehr vermittelbar sein – Leistung hin oder her.
Meinetwegen hätte Neuer der Südtribüne auch den Mittelfinger zeigen können. Schließlich ist er alt genug, um sich an die bekloppten Provokationen des gesamten BvBs in der Vergangenheit zu erinnern. Und ich denke da jetzt nicht an Aktionen der Fanszene, sondern an äußerst dämliche Äußerungen des Herrn Watzke und seines Gefolges im Frühling und Frühsommer 2007 und danach, um von der eigenen sportlichen Lage abzulenken. Ich kann nur immer wieder betonen, daß es eine derartig überflüssige Eskalation der Provokationen rund um das Derby, wie sie in den letzten drei oder vier Jahren zu beobachten sind, unter Niebaum, Meier und Assauer nicht gegeben hätte. Auch wenn sie vielleicht in allen anderen Dingen letztendlich gescheitert sind, in dieser Sache hatten sie einfach mehr Stil. Kein Mitleid. Und Spieler die derartiges hier absondern, gehören überhaupt nicht in den Profifußball, sondern höchstens in eine Thekenmannschaft. Aber das hätte die Bunte Liga auch nicht verdient.
ganz im gegenteil mcp…
manuel neuer entwickelt, meiner meinung nach, trotz seiner jungen jahre, ein erstaunliches charisma. grade ein spieler mit ecken und kanten, einer, der zu seiner überzeugung steht, einer, der bereit ist sich auch unbeliebt zu machen, wird, wenn seine leistung paralell dazu so überragend bleibt, genau der mann sein, den deutschland will.
zum vergleichen kann man da gern kahn ranziehen, auch, wenn er ein etwas anderer typ ist/war.
auch er hatte in den augen vieler einen an der klatsche, war überzogen und arrogant.
und obwohl ihn viele nicht „mochten“, gab es doch wenige, die ihn nicht respektierten.
und zum rumgeheule der schwarzgelben uschis:
ich lese und schaue diesbezügliche berichte und kommentare der protagonisten immermit einem breiten grinsen…
sie tun genau das, was matthias hier schreibt..
rumheulen um ihre jämmerlichkeit nicht sehen zu müssen
Ich mag Neuer und seine Art des Torhüterspiels wirklich sehr und bin bei der ganzen Sache neutraler Beobachter. Aber…
@leon Nein, da kann man nicht Kahn heranziehen. Kahn hat sich mit den Gegenspielern angelegt oder den eigenen und mit was auch immer. Mir fällt aber spontan nicht ein, dass er sich mit Zuschauern angelegt hat und er hätte Anlässe und Gelegenheiten ohne Ende gehabt. Aber Du hast Recht, oft mochte man ihn nicht, aber respektierte seine Leistung und den erreichten Stellenwert.
Wenn man allerdings Tore, Siege provozierend vor dem Gegner feiert, dann fällt das für mich in die gleiche Kategorie wie „clevere“ Schwalben verursachen oder dem Gegner in die Weichteile zu Greifen oder mit ausgestrecktem Bein in ihn hinein zuspringen. Das macht man als Sportler einfach nicht und wenn doch, zeigt es eine gewisse Arschlochhaftigkeit und ist zudem, was mir sogar wichtiger ist, ein Sicherheitsrisiko für den Fall, das Zuschauer durchdrehen. Vielleicht tun sie es ja nicht mal im Stadion, sondern reagieren sich dann auf dem Heimweg an verirrten Schalkern ab. Irgendwo muss der Dampf ja abgelassen werden. Und solche Provokationen setzen den Kessel nun mal unter Druck.
Wie gesagt, ich mag Neuer und verdamme ihn auch nicht, wenn es mit ihm mal durchgeht. Aber er ist jetzt in München unten durch, in Dortmund – bleiben also noch ein paar Städte übrig, in denen er es sich verscherzen kann. Oder er wird erwachsen und Nationaltorhüter, seine Wahl.
Stimmt McP – Das Münchner respektive Doofmunder Fußballklientel als Freunde des inneren Kreises ist natürlich das Ziel aller Knappen…
Interessant, das Manuel Neuer durch „Jubeln auf der falschen Seite“ seine Chancen auf die Nummer 1 der Nationalelf versaut. So einen Gedanken muss man erstmal haben.
Und muss man nicht ehrlich sagen, das es völlig egal ist, wo Manuel Neuer oder wer auch immer jubelt? Er hat niemandem den Mittelfinger oder seinen nackten Arsch gezeigt oder andere unzüchtige Bewegungen gemacht.
Das man mit so einem Schwachsinn überhaupt Zeitungen, Sendungen und Blogs füllen kann ist ein Riesen-Witz.
bin eben über was ziemlich interessantes gestolpert 🙂
ich denke, hiermit hat sich der gute kevin großkotz selbst als lügner überführt:
zitate von http://www.schwatzgelb.de/index.php?id=5242
„Manuel Neuer ist in mich rein geknallt, nach meiner Auffassung auch mit voller Absicht.“
plötzlich nur noch reingeknallt? erst ellenbogen, dann kopf und jetz reingeknallt…interessant…
und nun der gag:
„Im Kabinengang ging es dann aber noch weiter mit Beleidigungen und Ellenbogeneinsatz. Diese Vorkommnisse meinten Nuri, Schmelle und ich. Aber was da noch lief, haben halt keine Kameras aufgenommen. Egal, ist jetzt vorbei.“
natürlich egal und vorbei.
weil man sich mit so einem schwachen „an aussagen rumgedoktore“ nur in die scheisse reden kann, sobald jemand vernünftig gegenargumentiert.
wie das ganze wirklich gelaufen ist, kann man jetzt wunderbar erkennen:
neuer und großkotz berühren sich nach dem spiel am mittelkreis, großkotz sieht die gelegenheit vom eigenen frust abzulenken und hass zu projiezieren, behauptet: „der hat mich mit dem ellenbogen erwischt.“ die andern bvbler springen auf den zug auf, denn man steht nunmal blind zu seinen kollegen und hat denselben frust.
die fans werden ebenfalls wundervoll integriert, indem man sie dahin lenkt, dass es so aussähe, als habe großkotz sich den ellenbogencheck nur eingefangen, weil er neuer sagte, dass er respektlos den fans gegenüber gewesen wäre.
doch dann tauchen plötzlich fernsehbilder auf, die neuer unschuld beweisen und nichts ausser einer zarten, bestenfalls zufälligen, eher aber von großkotz inszenierten, berührung zeigen.
was tut großkotz nun?
zurückrudern und erzählen, die ellenbogenchecks gabs im kabinengang.
klar. deswegen haben sich auch alle am mittelkreis so aufgeregt.
weil da noch nichts war^^
😀
selten so rückgradslose und armseelige gestalten gesehen.
ich wollte mich ja eigentlich nicht zu iesem thema äussern, weil es einfach eines schalkers nicht würdig ist, sich über den fiesen mopp aus lüdenscheid aufzuregen aber jetz der hammer.
hat nicht der pinocchio aus lüdenscheid eine eigene homepae, auf der er auch noch eine schriftliche stellungnahme ins netz stellt. ok!!! der weg ist auch der einzige. dass ihm noch irgendein sender nur 1 sek. sendezeit schenkt wage ich zu bezweifeln. also geht es nur noch auf diesen weg.
http://www.schwatzgelb.de/index.php?id=5242
aber sorry…….. die art und weise lässt doch sehr aúf seine herkunft schliessen. wer sagt eigentlich, dass man sich immer 2 mal leben sieht? ich denke, dass der mann mit der angen nase ohnehin nicht die vorrunde in diesem harten fussballgescäft überlbt. wenn die verantwortlichen vo bxb sich vernünftig verhalten ziehen sie das mädchen mit der fliege auf der nase aus dem verkehr, bereuen de fehleinkauf und weiter gehts.
naja, wie dem auch sei…… glückauf und endlich mal 3 punkte am freitag abend und hier liegt die betonung auf freitag.
bis dann …… der tabellendritte (bei fussballdeppen)
Die Zeiten, als die Pötte in den Pott kamen, sind vorbei. Schade, aber eine Art Freundschaft ist mit denen nicht möglich.
Neben Grosskreuz zeigte sich aber auch Herr Klopp als Komiker. Dass ein Tor, welches es nicht gab, in neun von 10 Fällen als Tor gewertet wird ist so bescheuert, besonders weil es im Zweifel für den Angreifer als Tor gewertet werden sollte.
Ich vermute langsam, dass gelbe und schwarze Dinge förderlich auf den Irrsinn wirken. Auf eine Kombination dieser Farben können wir nun auch wieder politisch blicken. Das ist aber ein anderes Thema.
GLÜCK AUF, und für Freitag tippt der Fred eine Heimpleite!
freundschaft? konnte ich mir nie vorstellen! aber auf jeden fall waren sie mir mal lieber als die roten aus dem süden der republik. zwischenzeitlich sind sie auf meiner verachtungsskala auf „9“ angelangt – mit starken drang zur „10“. wenn ich so recht überlege – beide.