Ach, so fühlt sich das also an

24. Jan. 2010 | 3 Kommentare

Schalke Fanclub Monasteria
Bochum, Ruhrstadion, 91. Spielminute, 2:1 für Schalke. Die Königsblauen hatten ein gutes Spiel gezeigt, waren früh durch Sanchez in Führung gegangen, hatten dann kurz vor der Halbzeit auf 2:0 durch Kuranyi erhöht und leisteten sich in der zweiten Halbzeit den Luxus, drei 100%ige Chancen von Kuranyi, Edu und Matip zu vergeben. Egal. Bochum war an diesem Nachmittag wenig gelungen. Eine kurze Drangphase der Hausherren zu Beginn der zweiten Spielhälfte wurde von Schalke gut gekontert, der Anschlusstreffer in der 81. Minute war nicht viel mehr als Ergebniskosmetik. Nun ging es nur noch darum, die Uhr runter laufen zu lassen und die verdienten drei Punkte einzupacken. Rafinha machte es vor, provozierte nach einem Einwurf in der Bochumer Hälfte noch einen Einwurf, und dann noch einen. Bochum macht notgedrungen auf, spekuliert auf die Konterchance. Schalke schaltet gut. Ein Diagonalpass quer über das Feld und Ivan Rakitic hat im Strafraum, halb links vor dem Tor, die Möglichkeit den Ball anzunehmen, ihn zu stoppen und so zu sichern. Er hätte mit der Kugel in aller Seelenruhe zur Eckfahne spazieren können. Dann noch zweimal mit dem Popo wackeln, eventuell einen Eckball herausholen – der Drops wäre gelutscht gewesen. Doch Rakitic entscheidet sich anders. Ein Kunstschuss soll es werden, eine Volley-Abnahme mit eingebauter “Tor des Monats”-Garantie. Wird es aber nicht. Stattdessen eröffnet sein Kullerball den Konter für Bochum. Hashemian dribbelt Rafinha aus, Flanke in den Strafraum, Kopfball Sestak, Tor, Schlusspfiff. Zwei Mal gelang Schalke in dieser Saison das Kunststück, ein verlorenes Spiel in der Schlussminute noch auf Unentschieden zu drehen. Seit gestern wissen auch die Knappen, wie sich ein derart unglücklicher doppelter Punktverlust anfühlt.

Trainager Felix Magath führte in seiner ersten Reaktion nach dem Abpfiff die mangelnde Erfahrung seiner jungen Mannschaft als Grund für die beiden verlorenen Zähler an. Das muss er sagen – zumindest öffentlich. Hinter verschlossenen Kabinentüren dürfte sich vor allem Ivan Rakitic ein paar passende Worte für seine eigensinnige Aktion, die Bochum den entscheidenden Konter ermöglichte, angehört haben müssen. Rakitic ist zwar noch kein “alter Hase”. Angesichts seines dritten Bundesligajahres darf man jedoch etwas mehr Grundcleverness voraussetzen.

Magath wird aber auch wissen, was er selbst falsch gemacht hat. Denn letztendlich hatte er sich in Bochum im Gefühl des sichere Sieges auch ein Stück weit verwechselt. Er holte nach 57 Minuten den bis dahin sehr starken Vicente Sanchez vom Platz und verhalf Alexander Baumjohann zu seinem Schalker Comeback. Sanchez hatte in der ersten Halbzeit für jede Menge Alarm gesorgt und der Bochumer Hintermannschaft keine Verschnaufpause gegönnt. Nach einer knappen Stunde war er mit seinen Kräften deutlich am Ende. Der Zeitpunkt des Wechsels war OK, die taktische Umstellung im Schalker Spiel war es nicht. Baumjohann agierte in der Folgezeit mal hier, mal da, mal hinter den Spitzen, mal in vorderster Front. Nichts Halbes, nichts Ganzes und vor allem wenig effektiv. Bochum konnte sich erstaunlich gut darauf einstellen. Das Offensivspiel der Schalker war anschließend deutlich gehemmt. Ohne dass ich mir anmaßen möchte, auch nur ein Fitzelchen von Magaths Fußballsachverstand zu besitzen, hätte ich spätestens ab der 75. Minute Baumjohanns Vogelfreiheit ein wenig mehr eingeschränkt, ihn ins zentrale Mittelfeld beordert und Ivan Rakitic in eine deutlich defensivere Position verrückt, wie er sie beispielsweise in Bremen gespielt hatte. OK, nachher ist man immer schlauer.

In der Schlussphase dann noch der Wechsel von Edu für den starken Farfán, der durch seine beiden Pässe zu den Toren eigentlich der Schalker Matchwinner gewesen wäre. Kann man machen, muss man aber nicht. Denn so beraubte sich Schalke beim Stand von 2:1 auch der letzten Möglichkeit, durch einen Konter für Entlastung zu sorgen. Gleichzeitig aber ist ein Wechsel “Stürmer für Stürmer” auch nicht gerade das Zeichen dafür, Beton anzurühren.

Ein wenig mehr Beton hätte es durchaus sein dürfen. Denn obwohl Schalke die gesamte Partie kontrollierte, fiel doch bereits in der ersten Halbzeit auf, wie eklatant schwach die Mannschaft gestern bei hohen Bällen war. Die ersten fünf Eckbälle für den VfL sorgten allesamt für Alarm im Schalker Strafraum. Erst beim sechsten Eckball gelang es, die Kugel einigermaßen sicher aus der Gefahrenzone zu entfernen. Dass später beide Bochumer Treffer nach hohen Flanken fielen, war leider keine Überraschung, sondern absehbar. Selten habe ich einen derart kopfballschwachen Auftritt des FC Schalke gesehen. Liegt es an Westermanns Fehlen? Falls ja, dann stehen uns einige “lustige” Wochen bevor.

In Bochum wäre der perfekte Start in die Rückrunde möglich gewesen. Ein Massel-Sieg gegen Nürnberg, ein verdienter Dreier im Straßenbahn-Derby – das hätte gepasst. Dass es letztendlich gestern nur ein Punkt wurde, ist ärgerlich. Aber es ist kein Weltuntergang. Im Gegenteil konnte Schalke den Abstand auf die “Nicht-internationalen-Ränge” sogar auf zehn Zähler ausbauen. Deshalb: Mund abputzen, Ärger abschütteln, ein paar Abwehr-Sondertrainingseinheiten abhalten und ansonsten konzentriert weiter arbeiten. Am Samstag hat Schalke die Möglichkeit, durch einen Sieg gegen Hoffenheim den Abstand auf das Tabellen-Niemandsland weiter auszubauen.

Mehr zum Spiel schreibt “Der Westen”.

Nachfolgend noch ein paar Bilder aus Bochum, die mir meine Fanclub-Kumpels Benne und Frank zur Verfügung gestellt haben.
Schalke Fanclub Monasteria
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3 Kommentare zu “Ach, so fühlt sich das also an”

  1. tumulderam 24. Januar 2010 um 22:49 1

    Das war gestern schon hart. Ein Sieg gegen Hoffenheim kann ich mir aber nicht wirklich vorstellen, die schwächeln zwar auch schon eine ganze Weile, sind aber immer noch schnell.

  2. matthiaßam 25. Januar 2010 um 21:08 2

    Bin bei dem spannenden Spiel und dem Kommentar auf 90elf in der 75. Minute eingepennt. Der gute Mann im Radio hatte aber auch schon minutenlang zuvor nur noch in sein Mikro geschnarcht. Wusste nicht, dass Prof. Hastig Radiologe ist.
    Neben dem Punkt haben wir noch die Erkenntnis aus BO mitgenommen, dass wir eigentlich sehr schön druckvoll spielen können, aber wahrscheinlich eine zu nette Mannschaft haben, die einen so angeschlagenen und schlechten Gegner nicht abschlachten will. Schade, Gutheit ist Dummheit.
    Gegen Hoffenheim sehe ich mich und die Mannschaft aber wieder HELLWACH! „Herr Prof. Hastig!!!“
    GLÜCK AUF!

  3. Frankam 28. Januar 2010 um 16:22 3

    Scheisse passiert. Mitunter sogar in Bochum. Egal. Ihr seid voll auf Kurs.