Ein „Weißt du noch…“-Abend
Zurückgelegen, wiedergekommen. Erneut zurückgelegen, erneut wiedergekommen. Gegen Ende ein beeindruckendes Powerplay über mehr als 25 Minuten, bei dem das entscheidende Tor einfach nicht fallen wollte. Und dann die letzte Minute in der Verlängerung: Der gerade erst eingewechselte Jungspund Julian Draxler versetzt Nürnbergs zuvor bärenstarken Wolf und schlenzt Schalke aus 20 Metern ins Halbfinale. Selbst Berufsnörgler werden eingestehen müssen, dass man gestern Abend in der Arena einiges für sein Geld bekommen hat.
Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Gesetz Nummer 1 lautet, dass ein Spiel nicht hochklassig sein muss, um begeistern zu können. Schalke gegen Nürnberg war über weite Phasen, insbesondere in der ersten Halbzeit, kein gutes Spiel. Aus Schalker Sicht hätte es sogar in einem Debakel enden können, denn als der Club in einer starken Anfangsphase die völlig indisponierte königsblaue Abwehr auseinandernahm, war mehr drin für die Gäste als nur das eine frühe Tor durch Schieber.
Der erste gute Angriff bringt den S04 zurück in die Partie. Sensationell auf die Reise geschickt von Raúl flankt Christian Pander scharf vor das Tor, Huntelaar-Ersatz Mario Gavranovic schließt den Blitz-Angriff sauber ab. Danach ist die Mannschaft „drin“ in der Partie. Die erneute Führung durch Nürnberg resultiert aus einem Konter – kann passieren, vor allem, wenn man die richtige Antwort parat hat. Schalke hatte diese Antwort. Die zweite Halbzeit ist ein einziger Sturmlauf auf das Tor der Clubberer. Erst trifft Rakitic nach einer feinen Kombination zum Ausgleich – wieder hatte Raúl die Szene eingeleitet – danach marschiert Schalke weiter. Der Rasen der Arena erzählt nach dem Abpfiff die Geschichte des Spiels. Während er im Schalker Strafraum noch im satten Grün daherkommt, ist er vor dem Tor von FCN-Keeper Schäfer aufgewühlt wie ein Acker.
Schalke nutzt die Chancen in der Drangphase nicht, hat manchmal Pech und scheitert manchmal am starken Schlussmann der Gäste. Das Eckballverhältnis kippt im Verlauf des Spiels von 0:5 auf 15:5, doch Schalkes Ecken sind einmal mehr an Harmlosigkeit nicht zu überbieten. So geht es in die Verlängerung und die zuvor noch scheintoten Nürnberger drohen ihrerseits wieder mit Spielteilnahme, wenngleich auch nicht besonders nachhaltig.
Draxlers Tor lässt den Abend dann unvergesslich werden. Ob er es auch geworden wäre, wenn Schalke in der Schlussphase der regulären Spielzeit das 3:2 gelungen wäre, weiß ich nicht. Vielleicht wäre die Partie als ein Match zweier Tabellennachbarn in die Geschichte eingegangen, die lange Zeit auch genau so spielten. So aber wurde es zu einem Ereignis, von dem man in einigen Jahren „Weißt du noch…“-Geschichten erzählen wird. Auch das schafft in dieser Weise nur der Pokal.
Schalke steht im Halbfinale. Ausgelost wird am Sonntag um 18.00 Uhr. Ich freue mich auf ein weiteres Kapitel Schalker Pokalgeschichte.
Mehr zum Spiel schreibt der kicker.
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3 Kommentare zu “Ein „Weißt du noch…“-Abend”
Ich hab’s schon an anderer Stelle geschrieben: für den umgepflügten Rasen ist Raul in bester Asa-Manier verantwortlich! Das war ja, neben dem Spaß den es auch sonst macht ihm zuzuschauen, eine Freude das mit anzusehen. Alle haben geackert, aber bei ihm fiel es mir irgendwie besonders auf.
…der magier magath ist zurück. einfach klasse.
nebenbei: glück ist, wenn poschmann einfach mal die schnauze
hält.
glück auf.
..und ist Euch aufgefallen, dass Poschi mal eben so nebenbei erwähnte, dass Draxler der jüngste BL-Spieler aller Zeiten im königsblauen Trikot ist, ja sogar noch jünger als seinerzeit „Abramowitsch“ !!!
Hoffentlich ist „Abi“ Abramczik da nicht vom Sofa gefallen…