Pfingsten in Kalifornien
Nur noch wenige Tage, dann treffen sich die Staatsführer der wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt sowie die Crème de la Crème der linksautonomen Szene Europas im Ostseebad Heiligendamm. Der deutsche Norden scheint also eine besondere Anziehungskraft zu besitzen. Um dies zu überprüfen verbrachte ich am Wochenende zusammen mit Sarah, Anita, Wolfgang und Jannik drei Tage am Ostseestrand – in Kalfifornien bei Schönberg, etwa 30 Kilometer nordöstlich von Kiel, um ganz genau zu sein.
Meine Erfahrungen mit der deutschen Küste sind eher rudimentär ausgebildet. Eine Klassenfahrt nach Greifswald Anfang der 90er-Jahre, eine Ostseeüberquerung auf dem Weg zum Schalker Auswärtsspiel in Kopenhagen im Herbst 2003 – das war es dann auch schon. Dementsprechend gespannt war ich natürlich darauf, was die Küste mir zu bieten hat.
Zu bieten hatte sie zunächst etwas, was ich in dieser Form noch nie gesehen habe: „Eintrittskartenautomaten“ für den Strandspaziergang! Dem erfahrenen Küstentouristen wird das sicherlich nur ein gelangweiltes „Ach ja…“ entlocken. Für mich ist es aber etwas ganz Neues, dass man sich vor der Erkundung einer offenen Landschaft zunächst ein „Spazierticket“ ziehen muss. Habe ich dann aber nicht getan, weil die Benutzung des Strandes bereits in der Kurtaxe enthalten war. Noch so eine Abgabe, die ich nicht wirklich verstehe. Aber egal…
Zu bieten hatte das Osteebad Kalifornien zudem ein Sammelsurium von klar definierten Spielregeln für den Strandbesuch. Besser man ist des Lesens und Schreibens der deutschen Sprache mächtig, sonst bekommt man auch außerhalb von Heiligendamm ganz schnell Ärger mit der Staatsgewalt.
Die Wettervorhersagen hatten uns drei Tage Dauerregen mit Sturmböen prognostiziert. Um so erleichterter waren wir, als wir am Sonntagvormittag trockenen Fußes zum Strand spazieren konnten. Zwar präsentierte sich der Himmel stark bewölkt, weigerte sich aber glücklicher Weise seine Schleusen zu öffnen. Allzu viele Feriengäste lockte die See zunächst dennoch nicht an.
Doch dann die Überraschung: Gegen Nachmittag riss die Wolkendecke plötzlich auf und ebenso plötzlich war der Strand bevölkert. Einige ganz Mutige trauten sich sogar in die Fluten. Merke: Der durchschnittliche Ostsee-Urlauber hat ein echt entspanntes Verhältnis zu seinem Temperaturempfinden.
Und hier ist er nun, der Foto-Beweis und gleichzeitig eine Weltpremiere: Ich vor dem Ostseepanorama. Sensationell! Wäre nicht ohnehin Pfingstsonntag gewesen, ich hätte auf die Einrichtung eines Feiertages gepocht!
Ob es von Sarah bereits Bilder an der Ostseeküste gibt, entzieht sich aktuell meiner Kenntnis. Zur Sicherheit zeige ich hier aber mal eines.
Und was haben wir sonst noch so gemacht in den viel zu kurzen Tagen im hohen Norden? In erster Linie die nähere Umgebung erkundet! So auch die historische Eisenbahnstrecke bei Schönberg, wo echte Dampfloks liebevoll restaurierte Personenwagen chauffieren. Auch das war eine Premiere: Meine erste Fahrt mit einer Dampflokomotive.
Dann waren wir auch noch in Laboe, wo ein altes deutsche U-Boot namens U995 als technisches Museum zur Besichtigung freigegeben ist.
Und schon war das Pfingstwochenende auch wieder vorbei und wir machten uns am Pfingstmontag auf den Rückweg gen Münster. Die Ostsee ist interessant, landschaftlich sehr ansprechend, der Kurztrip war wirklich schön und ich möchte an dieser Stelle nicht verpassen, mich noch einmal herzlich bei Anita und Wolfgang zu bedanken, dass sie mir in ihrem Ferienhaus Unterschlupf gewährt haben.
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