Besoffen vor Glück!
Mann, was bin ich froh, dass ich nicht bei der BILD-Zeitung arbeite. Erst verliert die Springer-Presse ihren Schützling im Ministeramt, einen Tag später verlieren auch noch die ballspielenden Boulevardlieblinge. Und dann ausgerechnet gegen die Bääh-Schalker. Aber, ganz ehrlich: Ich will mich gar nicht in Schadenfreude oder offener Häme üben. Ich bin schlicht und einfach besoffen vor Glück! Schalke hat das Unmögliche geschafft. Der 1:0-Sieg im Pokal-Halbfinale von München war einfach wunder-wunder-schön! Normalerweise lautet das Schalker DFB-Pokal-Motto „Du spielst so lange, bis du auf die Bayern triffst.“ Gestern wurde diese Regel gebrochen. Und es war noch nicht einmal unverdient. Da darf man, wie Bene, schonmal die Sektkorken ploppen lassen.
Schalke lieferte über 90 Minuten eine taktisch und kämpferisch blitzsaubere Leistung ab. Ribery und Robben wurden insbesondere in der ersten halben Stunde so konsequent gedoppelt (oft auf gedrittelt), dass die beiden Superstars schnell die Lust am Fußball verloren. Ohne diese Beiden in Bestform ist der FC Bayern nur die Hälfte wert – und somit realistisch gesehen auf Schalker Augenhöhe. Den Unterschied machte letztendlich – wie so oft – der unglaubliche Raúl. Nicht nur, dass er in der 15. Minute per Kopfball das goldene Tor erzielte, er schaffte es auch in den größten Bayern-Drangphasen (kurz nach dem Seitenwechsel) den Ball im Alleingang zu behaupten und somit vom eigenen Tor fernzuhalten. Mit Jefferson Farfán hatte er zudem einen Partner an der Seite, der ihm kämpferisch in Nichts nachstand.
Raúl, Farfán, Neuer natürlich, Kluge selbstverständlich – auch alle anderen gingen gestern bis an die Grenzen ihrer bislang gezeigten Leistungen und darüber hinaus. Zwei Spieler muss ich jedoch besonders hervorheben, weil sie sich in der letzten Zeit – auch von uns Fans – viel anhören mussten: Hans Sarpei und Joel Matip. Bei Matip überraschte mich die Leistung gar nicht einmal, spielte er doch auf der Position, die er beherrscht und auf der ich seine Zukunft sehe. Aber Sarpeis Leistung ist nicht hoch genug zu bewerten. Von Null auf Klasse-Linksverteidiger – von mir aus darf er gerne häufiger in der Stammformation auflaufen!
Die schönste Szene des Spiels? Die, als nach etwa 70 Minuten Robben und Ribery gemeinsam verzweifelt eine Gelb-Rote Karte gegen Uchida forderten, obwohl der junge Japaner überhaupt nichts angestellt hatte. Als ich diese Szene sah, wusste ich, dass bei den Bayern nichts mehr läuft. Ich sollte recht behalten. Anders als gestern. Zum Glück!
Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“.
P.S.: Ich brauche noch zwei Finalkarten für meine Frau Sarah und mich.
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10 Kommentare zu “Besoffen vor Glück!”
Das Spiel war super! Nun ist es nicht mit anderen Spielen zu vergleichen, da wir SO defensiv sonst nirgendwo spielen.
Aber: man hat gesehen, wie es ist, wenn ein Stürmer in der Spitze steht, der auch Bälle halten kann, der sie verteilen kann! Ich glaube nicht, dass wir diesen Sieg mit Huntelaar so geholt hätten. Das wäre nicht sein Spiel gewesen. Ich denke auch, man sollte über einen allgemeinen Taktikwecshel nachdenken, hin zum 4-2-3-1 mit Raul in der Spitze:
—–Kluge–Annan—
Farfan-Jurado-Draxler
————Raul———
Mathias, dein Trick, die Erwartungen ganz nach unten zu schrauben um dann noch ausgelassener feiern zu können, war durchschaubar, aber er hat gewirkt. Ganz anders als der durchschaubare Bayern-Trick, noch schnell vor dem Spiel das riesige Interesse an Manu zu beteuern. Überlegst du dir schon Gründe, warum wir gegen den MSV auf jeden Fall verlieren werden? Gut wärs!
Pogo durchs Wohnzimmer am Mittwochabend
Unglaublich, es war so schön. Besonders, wie Du in der Szene mit R&R beschreibst, als die Seppel keinen Bock mehr hatten. Dieses habe ich schon in der ersten Halbzeit gesehen. Kopfschütteln bei Kraft und co. Pogo durch die Räume gab es natürlich auch, „besoffen vor Glück“ ist genau mein Zustand. Diese Saison ist GERETTET;
GLÃœCK AUF!!!
Hallo Mathias!
Da Dein Schwiegervater schon vorher fest davon überzeugt war, dass Schalke 1 : 0 gewinnt, brauchst Du natürlich 4 Finalkarten!!
Wir freuen uns schon auf die blau-weiße Fete an der Gedächniskirche, einfach unglaublich, die haben echt gewonnen !!
noch einen schönen weiterhin sonnigen Tag wünscht Dir
Anita
Eine brilliante taktische und kämpferische Glanzleistung! Blaub-weiße Glückseligkeit und viel Anerkennung. Das geht runter wie Öl. @ Henning: Da bin ich ganz bei dir. Huntelaar und Raul – das funktioniert offensichtlich nicht. Umstellung ist mindestens einen weiteren Versuch wert.
Schöne Zusammenfassung. Aber es muss natürlich getrippelt statt gedritteltt heißen. Sonst hiesse es ja auch halbiert statt gedoppelt.
@skAndy, alter Besserwisser
Genau auf dieses „gedrittelt“ wurde ich heute schon via eMail hingewiesen. Der Vorschlag da war „gedreifacht“. Ich habe gestern Nacht im besäuselten Kopf in der Tat überlegt, ob „gedrittelt“ das richtige Wort ist. Letztendlich entschied ein Münzwurf und die Feststellung, dass Robben und Ribery gestern nur ein Drittel von dem zeigen konnten, was sie können. Sie wurden somit „gedrittelt“. Lass‘ mir, du alter Wort-Hooligan, diesen letzten Rest künstlerischer Freiheit 🙂
Ich finde gedrittelt auch besser, sozusagen in ihre Einzelteile zerlegt.
Löbbi
Ich bin einverstanden! Ich werde mal einen offenen Brief an die Reifs und Rethys schreiben! Aber halbiert will ich dann auch. Man stelle sich das vor: Sarpei und Matip haben Robben halbiert. Klingt irgendwie nach der Abwehrkunst der Försters…