Ein Testspiel und ganz viel Kaffeesatzleserei
In acht Tagen steht für Schalke das erste Pflichtspiel der Saison auf dem Programm. OK, es ist nur der Supercup, aber es geht immerhin gegen den deutschen Meister und der FC Schalke 04 deklarierte die Partie zum Pflichstpiel für alle „Total“-Dauerkarteninhaber. Es wird also Zeit, dass Trainer Ralf Rangnick die Karten auf den Tisch legt. Gestern absolvierte Schalke im Rahmen des Österreich-Trainingslagers sein erstes ernst zu nehmendes Testspiel gegen Anzhi Makhachkala, den aktuellen Fünften der russischen Liga. Eigentlich ein idealer Zeitpunkt und Gegner, um den Kader auf Wettkampftauglichkeit zu testen. Ralf Rangnick entschied sich jedoch erneut für die große Rotation. Wie schon am vergangenen Samstag, beim 8:0 gegen die zusammengewürfelte Ergo-Nationalelf, setzte er zwei völlig unterschiedliche Mannschaften ein. Und wie am vergangenen Samstag war es nur Benedikt Höwedes, der die 90 Minuten komplett absolvierte. Nach 90 regnerischen Minuten siegte Schalke verdient mit 3:1 und zwischen den Zeilen beantwortete Ralf Rangnick dann vielleicht doch ein paar Fragen.
Erneut begann er in der Offensive mit dem stürmenden Huntelaar und einem deutlich zurückgezogenen Raúl. Diesmal durfte sich jedoch neben Huntelaar der schweizerische Nachwuchsstürmer Gavranovic versuchen. Edu blieb nur der Auftritt in der zweiten Halbzeit. Da sowohl Huntelaar, der in der 7. Minute nach ganz feiner Flanke von Fuchs zum 1:0 traf, als auch Gavranovic anders als Brasilianer Akzente setzen konnten, deutet sich eine Stamm-Sturmformation bereits deutlich an.
Ebenfalls die Weichen scheint der Trainer im offensiven Mittelfeld gestellt zu haben. Wieder agierte er mit Raúl als spielmachenden Stürmer, daneben Holtby und Draxler. Auf der „6“ tauchte erneut Matip auf, dem Rangnick in der Schlussphase der vergangenen Spielzeit oft das Vertrauen schenkte. Erst in der zweiten Halbzeit kamen letztjährige Stammkräfte wie Kluge und Jurado zum Einsatz. Und auch Baumjohann musste sich erneut in einem Team beweisen, das ein deutliches „Geschmäckle“ einer B-Elf hat.
Sicherlich keine Überraschungen wird es in der Abwehr geben: Fuchs, Höwedes und Uchida sind gesetzt, spielten demnach auch im Team der ersten 45 Minuten. Wenn es hier überhaupt noch eine offene Frage gibt, dann die, ob Papadopoulos seinen Platz in der Innenverteidigung auch nach der Rückkehr des derzeit maladen Metzelder behalten darf. Ausgeschlossen erscheint es mir nicht.
Im gestrigen Testspiel, das nach einem unübersehbaren aber auch nicht katastrophalen Patzer Höwedes‘ mit 1:1 in die Pause ging, wusste jedoch auch die Mannschaft der zweiten Halbzeit auf sich aufmerksam zu machen. Allen voran ausgerechnet Hans Sarpei, der sich äußerst agil zeigte und als sehr offensiver Außenverteidiger Akzente setzte. Auch Jan Moravek, Torschütze zum 3:1 in der 87. Minute, und Neuzugang Marco Höger (traf zum 2:1 in der 61. Minute und bereitete auch den Treffer Moraveks vor) wussten zu gefallen. Erschreckend schwach und uninspiriert empfand ich hingegen den Auftritt von Jurado, der nicht viel Zustande brachte. Peer Kluge hingegen versuchte viel und zeigte einige gute Situationen in der Balleroberung.
Wahrscheinlich ist es absoluter Humbug, den Supercup als Maßstab für den Saisonauftakt zu nehmen. Höchstwahrscheinlich konzentriert sich Ralf Rangnick auf den Ligastart gegen Köln in Stuttgart. So gesehen hat er natürlich noch mehr als zwei Wochen Zeit und weitere Testspiele gegen Dortmund, Teningen und Duisburg vor der Brust. Aber lässt man das alles einmal außen vor, dann deutet sich doch schon die mögliche Stammformation an.
Am kommenden Dienstag absolviert Schalke gegen Sigma Olmütz seinen letzten Test vor dem Supercup. Ich bin gespannt, ob wir dann wieder eine große Wechselorgie erleben werden.
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Foto: Stefg74@flickr
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6 Kommentare zu “Ein Testspiel und ganz viel Kaffeesatzleserei”
@Höchstwahrscheinlich konzentriert sich Ralf Rangnick auf den Ligastart gegen Köln.
und stuttgart schenkt er ab ? 🙂
Anmerkung von Matthias: Ups, Recht hast du! Das passiert mir ständig in den letzten Tagen, dass ich Stuttgart einfach unterschlage…
Meine Lehre aus dem gestrigen Testspiel lautet: auch der zweite Anzug passt!
Beide Halbzeiten hatten etwas für sich. Halbzeit 1 war die Offensive deutlich besser, auch wenn sie weniger Tore erzielte. In Halbzeit 2 war die Spielkontrolle herausragend. Das lag vor allem an Kluge, aber auch an Jurado. Bei ihm ging erst was schief, als es Richtung Strafraum ging.
Fazit: das Team bekommt wieder eine Handschrift und das ist gut so!
Höger, den ich im letzten Jahr des öfteren begutachten konnte, wird für mich der Aufsteiger der Saison. Auch wenn Uchida ihm (noch) auf der Rechtsverteidiger Position vorgezogen wird, taucht er über kurz oder lang irgendwo im Mittelfeld auf – ganz sicher.
„Wahrscheinlich ist es absoluter Humbug, den Supercup als Maßstab für den Saisonauftakt zu nehmen. “ — Nicht als absoluten Maßstab, aber eine Leistung wie in den letzten beiden Derbies geht gar nicht, und das weiß auch Rangnick.
Ich weiß nur, dass meine Vorfreude und Anspannung von Woche zu Woche steigt…
Ich kann es auch kaum noch erwarten.
Jurado fand ich tatsächlich auch nicht so schlecht im Testspiel. Ich muss aber gestehen, dass ich so viele Aktionen nicht von ihm gesehen habe. Vielleicht sind Rangnick und er grad noch in der Aufgabenfindungsphase für ihn.