Veltins-Arena fällt im Stadion-Test durch
Frage: Was haben die Schauspielerin und Kosmetikberaterin Uschi Glas und der FC Schalke 04 gemeinsam? Beide dürften aktuell nicht allzu gut zu sprechen sein auf die Stiftung Warentest. Heute wurde der in den letzten Tagen heiß diskutierte „WM-Stadientest“ der Warentester vorgestellt. Ãœberraschendes Ergebnis: Die Veltins-Arena fällt als einziges Stadion in NRW komplett durch. Die Bewertung verwundert ganz besonders, da die Veltins-Arena ein von der UEFA hoch gelobtes und prämiertes „Fünf Sterne-Stadion“ ist. Aber was weiß die UEFA schon vom Fußball…
Kritikpunkte der Stiftung sind die durch tiefe Gräben verstellten Fluchtwege zum Innenraum hin sowie zu kleine Fluchtwege im Bereich der Logen. Besonders ärgerlich laut Stiftung Warentest: Das Problem der versperrten Fluchtwege zum Innenraum hin werde in der Veltins-Arena nur während der WM auftreten. Bei Bundesligaspielen seien Brücken über die Gräben vorhanden, die gemäß einer FIFA-Anordnung während des Turniers allerdings geschlossen werden müssten. Des Weiteren sei bei der Veltins-Arena zu viel brennbares Material verbaut worden, was ich allerdings für ein böses Gerücht halte, da ich bei meinen zahlreichen Arenabesuchen keinen einzigen Fanshop mit BVB-Trikots gesehen habe!
Meine Meinung zu der Diskussion: Mit der Stiftung Warentest hat nun also auch der zweite große „Verbraucherinteressen-Verband“ seinen Senf zur WM abgegeben. Die Kritikpunkte sind sicherlich berechtigt und sollten bis zur WM behoben werden. Allerdings sagt selbst die Stiftung Warentest, dass das Hauptproblem der Veltins-Arena – die mangelnden Fluchtwege zum Innenraum hin – ein extra zur WM künstlich geschaffenes Manko ist. Wörtlich heißt es in der Kurz-Vorstellung des Stadiontests:
„In der Veltins-Arena in Gelsenkirchen lässt sich die Lücke zwischen den unteren Rängen und dem Spielfeld zwar überbrücken, doch die Öffnungen in der Brüstung sollen während der Weltmeisterschaft verschlossen werden.“
Hierzu von mir nur die Anmerkung, dass etwas, das verschlossen werden kann auch wieder geöffnet werden kann. Und es ist stark davon auszugehen, dass an jedem der verschlossenen Brückentore ein Ordner mit einem Schlüssel stehen wird. Offen stehende, womöglich sogar unbewachte Fluchttore würden die WM 2006 zu einem Flitzerevent machen in dessen Licht selbst Woodstock wie ein vom Vatikan organisiertes Jugendpfadfinderlager wirkt.
Die WM 2006 ist ein großes Imageprojekt. Da verwundert es nicht, dass jeder irgendwie von ihr profitieren will. Wer aber nicht direkt profitieren kann, der profiliert sich eben an ihr. Das WM-Logo, das WM-Poster, das WM-Maskottchen – laut Designer- und Künstlerverbänden alles scheiße. Die Ticketvergabe – laut Verbraucherschutzverband totaler Bockmist. Die Stadien – laut Stiftung Warentest komplett unsicher. Und so geht es immer weiter. Auch das ist für mich irgendwie typisch deutsch: Wenn man offiziell nichts beitragen kann, dann kritisiert man eben und ist auch irgendwie mit dabei.
Jetzt fehlt eigentlich nur noch „Ökotest“, dann haben wir die üblichen Verdächtigen wieder beisammen. Hallo Ökotest, kleiner Recherchetipp: Ich bin mir wirklich sehr sicher, dass ein „Adidas Teamgeist-WM-Ball“ wenn man ihn kocht, püriert, extrahiert und 72 Stunden lang von einem Säugling kauen lässt irgendeinen Stoff absondert, der irgendetwas ganz schlimmes macht.
(Liebe Adidas-Anwälte: Das war Satire. Bitte nicht verklagen! Ich glaube fest daran, dass man eure Teamgeist-Bälle kochen, pürieren, extrahieren und 72 Stunden lang von einem Säugling kauen lassen kann, ohne dass sich das Analyseergebnis auch nur ansatzweise von dem frischen Alpen-Quellwassers unterscheidet. Ehrlich!)
Nachtrag, 13:41 Uhr: Mit großer Freude nehme ich zur Kenntnis, dass auch der WDR-Journalist Holger Dahl seine Zweifel an den redlichen Motiven der „Stiftung Warentest“ hat. In einem Kommentar im Rahmen der WDR2-Radiosendung „Mittagsmagazin“ sagte er:
„Die Stiftung Warentest hat ihre Prüfung der Arenen sicher sauber durchgeführt. Trotzdem hat es den Anschein, als ob hier jemand auf den fahrenden WM Zug aufspringt und seine riesige Popularität nutzen will.“
Den ganzen Kommentar gibt es hier zum nachlesen und nachhören (Realaudio-Stream).
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