Ein Tag, den es wirklich nicht gebraucht hätte

17. Okt. 2011 | 7 Kommentare

Um aus einem Thema direkt die Luft herauszulassen: Schiedsrichter Peter Sippel aus München trägt keine Schuld an der Schalker Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern! Die Elfmeterentscheidung gegen Schalke war hart aber richtig. Die darauf folgende Rote Karte gegen Ralf Fährmann war hart aber der bescheuerten Regel geschuldet, die einen Torhüter bei der „Vereitelung einer klaren Tormöglichkeit“ mit einem Feldspieler gleichsetzt. Seit Jahren schon versucht der DFB, diese Regelung im FIFA-Regelboard zu kippen. Doch solange sich die Herren der Fédération Internationale de Football Association nicht bewegen, werden Schiedsrichter weiterhin und vielleicht auch gegen ihre eigene Überzeugung einen Platzverweis aussprechen müssen. Wenn es eine Mannschaft gibt, die am Samstag berechtigt auf den Spielleiter schimpfen durfte, dann war die aus Kaiserslautern. Denn durch den unberechtigten Elfmeter für Schalke und die Rote Karte gegen Rodnei nach einem Allerwelts-Laufduell mit Schalkes Jurado gefährdete Sippel kurzfristig einen verdienten und sicheren Dreier der Pfälzer. Da sich die Gäste nach dem Ausgleich dann doch noch selbst belohnten, wird sich der Katzenjammer in der Pfalz allerdings in Grenzen halten.

Wenn man schon dem Schiedsrichter nicht die Schuld an der peinlichen Schalker Schlappe geben kann, wer bleibt da noch übrig? Der Schalker Auftritt gegen Kaiserslautern war indiskutabel – fast von der ersten bis zur letzten Minute. Erst als die Partie schon entschieden war, entschloss sich Schalke eigene Akzente zu setzen. Doch ein zehnminütiger Sturmlauf bei einem 1:2-Rückstand ist einfach zu wenig für eine Mannschaft, die sich nach den Ergebnissen des Nachmittags insgeheim schon als sicherer Tabellenzweiter wähnte. „Wenn’s dem Esel zu gut geht, traut er sich auf’s Eis“ sagt ein altes Sprichwort. Geht’s dem Schalker zu gut, spielt er gegen Kaiserslautern. Auch das hat Potenzial zum Sprichwort und bestätigte sich jetzt schon zum dritten Mal in Folge.

Schalkes Spiel war von der ersten Minute an rätselhaft gehemmt. Insbesondere über die Außenbahnen lief am Samstag gar nichts. Anstelle des gewohnten temporeichen Zusammenspiels von Farfán und Uchida musste man sich 30 Minuten ein gemeinschaftliches Gestümpere von Draxler und Höger ansehen. Als Draxler nach der Roten Karte gegen Fährmann erlöst wurde und den Platz für Keeper Unnerstall räumen musste, war dieser Gefahrenherd gelöscht. Ein schwacher Trost.

Bereits bis zum Platzverweis und Elfmeterpfiff hatte Kaiserslautern den klareren und ehrlicheren Fußball gezeigt. Der Gast spielte schnörkellos, mit einfachen Mitteln aber hohem Einsatz. Gleich mehrfach brannte es beim Spiel 11 gegen 11 lichterloh im Schalker Strafraum. Nicht immer war Ralf Fährmann schuldlos an der Konfusion in den Abwehrreihen, immer war er jedoch der Hauptleidtragende und hielt Schalke mit ein paar guten Paraden im Spiel. Bis zum Elfmeterpfiff.

Mit der Wut im Bauch wurde Schalkes Spiel nach dem 0:1 etwas zwingender. Dennoch war es für Kaiserslautern viel zu einfach, Schalke vom eigenen Tor fernzuhalten. Bereits nach 40 Minuten hatte auch der letzte Stadionbesucher erkannt, dass hoch geschlagene 30-Meter-Flanken ins Strafraumzentrum eine sichere Beute der Lauterer Innenverteidigung sind. Dass die Mannschaft es dennoch bis zum Schlusspfiff mit diesem hilflosen Mittel versuchte, spricht Bände.

Vielleicht stimmt es, dass Schalke nach dem geschenkten Ausgleich in der 62. Minute und der Wiederherstellung der nummerischen Gleichheit auf dem Feld „zu gierig wurde“, wie Benni Höwedes zu Protokoll gab. Vielleicht hätte man sich mit einem Punkt zufrieden geben sollen. Aber dafür wäre einfacher und ehrlicher Fußball notwendig gewesen. Diesen Fußball konnte Schalke am Samstag nicht spielen. Kaiserslautern hingegen schon. Auch deshalb und vor allem aufgrund des wunderschön herausgespielten Tores zum 1:2 durch Kouemaha geht der Sieg der Gäste in Ordnung. Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“.

Unabhängig von der Länge der Sperre für Ralf Fährmann wird Schalkes etatmäßige Nummer 1 aufgrund eines Bänderrisses im linken Knie nun mehrere Wochen lang ausfallen. Einige Quellen glauben sogar an ein vollständiges Hinrunden-Aus. Ob Schalke auf Lars Unnerstall und Mathias Schober vertrauen oder sich aus dem Pool der vereinslosen Spieler bedienen wird (der „kicker“ nennt reflexartig Timo Hildebrandt) wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Mir ist bei keiner dieser Lösungen richtig wohl. Rückblickend muss ich deshalb sagen: Auf den vergangenen Samstag hätte ich gerne verzichtet.

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Vielen Dank an Bene für das tolle Foto von Steffen Freund, der von 1991 bis 1993 in 53 Partien für Schalke und später auch für Borussia Dortmund spielte, am Samstag als Sky-Experte nach Gelsenkirchen zurückkehrte und freundlich empfangen wurde.

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7 Kommentare zu “Ein Tag, den es wirklich nicht gebraucht hätte”

  1. Henningam 17. Oktober 2011 um 08:27 1

    Eine schwache Schalker Leistung, keine Frage. Wenn man sich die Entstehung der beiden Gegentore ansieht, muss man feststellen, dass beide über die Seite von Fuchs vorbereitet wurden. Unsere linke Seite ist nämlich mit schöner Regelmäßigkeit völlig blank, weil Herr Fuchs sich in der Hälfte des Gegners rumtreibt, um eine seiner Halbfeldflanken auszupacken, die oft genug zu Gegenstößen führen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob er so mehr Tore des Gegners oder von uns vorbereitet hat!
    Da ich mir diese Scheiße aber immer und immer wieder ansehen muss, ist das wohl ein gewolltes „taktisches“ Mittel der Trainerabteilung. Nur warum???

  2. derwahrebaresiam 17. Oktober 2011 um 08:48 2

    … weil man für links keine alternative hat.

  3. Henningam 17. Oktober 2011 um 09:42 3

    Trotzdem könnte man Fuchs ja einbläuen, dass er in erster Linie Verteidiger und nicht OM ist!

  4. Betzebubam 17. Oktober 2011 um 14:09 4

    Schön und treffend beschrieben. Tut gut, so einen objektiven Bericht zu lesen. Nichts desto trotz war die rote Karte – selbst wenn regelgerecht – an Fährmann unnütz und selbst von uns Lautrern nicht erwartet oder gefordert. Sie hat dem Spiel nicht gut getan. Und daß dann die Konzession irgendwann kommt, war klar.
    Gruß aus Lautern und viel Glück für Eure weitere Saison.

  5. bluesam 17. Oktober 2011 um 16:34 5

    @Henning
    …oder man könnte der restlichen Abwehr und den Mittelfeldspielern erklären, wie sie dann mit Dreierkette in Raumdeckung agieren müssen!

  6. Hanseknappeam 18. Oktober 2011 um 16:58 6

    @Henning
    Ich denke das zu den Problemen von Fuchs noch die beiden „Linken“ Jurado und Metzelder kommen. Jurado
    ist defensiv ja kaum zu sehen und der Herr Metzelder grätscht ab und an mal einen Ball, kommt aber ein Spielzug mir Schwung und Idee, habe ich manchmal das Gefühl da könnte ich auch noch verteidigen. Mit der alte IV-Kombi lief es deutlich besser.

    Gut, oder besser nicht ganz so schlecht wie der Rest hat mir Jones gefallen. Zwei Junge IV (Bene+Papa/Matip) mit einem „echten“ Sechser, dass würde ich gerne mal sehen !!!

  7. Florianam 18. Oktober 2011 um 23:17 7

    Man oh man. Die B… schreibt: „Merk durfte danach kein Heimspiel der Schalker mehr pfeifen“ .

    Interessant.

    Ich dachte es wäre anders gewesen 🙂