Schalkes toller Saisonendspurt wird nicht belohnt
Der FC Schalke 04 gewann sein heutiges letztes Bundesligaspiel der Saison 2007/08 mit 2:0 beim 1. FC Nürnberg. In sechs Spielen unter dem Interims-Trainerduo „Muskens“ gab es somit fünf Siege und nur ein Unentschieden. Schalke holte im Schlussspurt 16 von 18 möglichen Punkten! Eine beeindruckende Bilanz und ein klares Zeichen dafür, dass der Charakter der Mannschaft gar nicht so schlecht sein kann, wie er von manchen geredet wird. Letztlich reichte es aber nicht mehr für den ganz großen Wurf. Trotz des Sieges bei den Franken (beide Tore durch Bordon nach Standardsituationen von Christian Pander) beendet Schalke die Spielzeit auf Rang drei und muss nun im Sommer durch die Qualifikation, um wieder in der europäischen Königsklasse antreten zu können. Denn im Fernduell zeigte sich der SV Werder Bremen ähnlich kaltschnäuzig wie Schalke und sicherte sich durch ein 1:0 bei Bayer Leverkusen verdient Platz 2.
Was war vor dem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg nicht alles geschrieben worden? Die legendäre, seit den 80er Jahren bestehende Fanfreundschaft zwischen dem Club und S04 werde heute auf eine harte Zerreißprobe gestellt, vielleicht sogar aufgekündigt. Das Nürnberger Fanprojekt hatte in letzter Minute aus Angst vor Ausschreitungen (!) eine gemeinsame Fanparty sowie sämtliche gemeinsame Aktionen wieder abgesagt. Und natürlich wurde auch an die doch recht deplatzierte Aktion einiger Nürnberger Fans erinnert, die im Ligapokal zu Beginn dieser Spielzeit Schalke mit „Ihr werdet nie Deutscher Meister“-Sprechchören verhöhnten. Und nun ist es also genau so gekommen, wie man es aus Nürnberger Sicht befürchten konnte. Ausgerechnet Schalke setzt einer beeindruckenden Club-Serie von zehn ungeschlagenen Heimspielen ein Ende und gewinnt letztlich leicht und locker mit 2:0 gegen völlig verunsicherte Franken, denen das Glück in diesem Jahr einfach abhanden gekommen war. Nürnberg, das war spätestens nach 61 Minuten klar, muss den harten Gang in die zweite Bundesliga antreten. Die Stimmung im Frankenstadion glich somit in der letzten halben Stunde einer Beerdigung – allerdings einer der gefassteren Art.
Das Spiel ist eigentlich recht schnell erzählt. Nürnberg begann erwartungsgemäß giftig und versuchte Schalke unter Druck zu setzen. Die ersten Möglichkeiten gingen auf das Konto des Clubs, allerdings wurden zum Teil sehr schön herausgespielte Chancen vor dem Tor kläglich vergeben. Zweimal, dreimal musste auch Schalkes Schlussmann Manuel Neuer eingreifen und bewies dabei seine ganze Klasse – so zum Beispiel nach einem Kopfball von FCN-Abwehrspieler Andreas Wolf, den Neuer nach 15 Minuten mit einem Wahnsinnsreflex aus dem Winkel kratzte. Auf der Gegenseite vergab Gerald Asamoah kurz darauf die erste fein herausgespielte Schalker Chance, scheiterte aus acht Metern an Keeper Klewer.
Doch auch wenn Nürnberg sich anfangs redlich mühte und die letzte Chance auf den Klassenerhalt wahren wollte – eines wurde schnell deutlich: ein wirklicher Klassenunterschied. Schalke war einfach reifer und – sicherlich auch der Ausgangslage geschuldet – ruhiger. Der Ball lief sicher durch die eigenen Reihen, im Mittelfeld schalteten und walteten Jones, Ernst und vor allem der sehr gute Kobiashvili nach Belieben. Und dann kam es, wie es einfach kommen musste. Nach 20 Minuten – Schalke hatte mittlerweile die Kontrolle über das Spiel erobert – bringt Christian Pander einen Eckball von links herein, der Ball segelt mit viel Effet hoch in den Strafraum, Marcelo Bordon kann aus der Tiefe des Raumes kommend aus vollem Lauf hochsteigen und hämmert die Kugel ungestört und unhaltbar zum 0:1 an Klewer vorbei ins Netz.
Kurz vor dem Schalker Treffer hatten sich mit Marco Engelhardt und Andreas Wolf gleich zwei eminent wichtige Abwehrspieler der Nürnberger eine gelbe Karte abgeholt und spielten fortan „auf Bewährung“. Wohl auch ein Grund, warum der FCN den anfänglich gezeigten Biss schnell verlor und sich in sein Schicksal fügen musste.
In der zweiten Halbzeit schnupperte der Club noch einmal etwas Morgenluft, doch wieder wurden einige ansehnliche Möglichkeiten fahrlässig vergeben. Schalke konzentrierte sich auf das Wesentliche und machte in der 61. Minute den Sack endgültig zu. Wieder eine Standardsituation, diesmal ein Freistoß aus gut und gerne 30 Metern. Wieder ist es Pander, der den Ball mit extremen Effet vor das Tor zieht. Es war einer dieser „ganz fiesen“ Freistöße, die an mindestens zehn Spielern knapp vorbeisegeln um dann im langen Eck zu landen. Dazu kam es zwar nicht, weil Klewer abtauchte und den Ball noch abprallen lassen konnte, diesen Abpraller kann aber erneut Marcelo Bordon freistehend mit dem Knie über die Linie drücken. Es ist schon faszinierend: Immer wenn die Liga sich dem Ende zuneigt, erzielt Bordon Tore wie am Fließband.
Das war’s dann – für Nürnberg, für Schalke und für das Spiel. Schalke hatte seine Hausaufgaben gemacht und wartete nun auf eine positive Nachricht aus Leverkusen, Nürnberg ließ sich zwar nicht hängen, zeigte aber auch nicht den letzten Willen, das Wunder noch zu erzwingen. Und Pech hatte der Club letztendlich auch noch, als in der 70. Minute Pander im eigenen Strafraum klären will und den Ball mit voller Wucht an die Querlatte köpft. Auf der Gegenseite wollte Schalke die Hausherren am Tag des Abstiegs dann zumindest nicht demütigen und verzichtete darauf, einen der zahlreichen Konter in der Schlussphase, bei denen man teilweise mit fünf gegen zwei spielte, zum 3:0 zu verwerten.
Mehr zum Saisonfinale schreibt der Kicker. Wer sich Nürnbergs Abschied aus der Bundesliga und Schalkes vergeblichen Angriff auf Platz 2 noch einmal in Ausschnitten oder in voller Länge ansehen möchte, der surft im Schalke-04-TV auf „Maxdome“ vorbei.
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Ein Kommentar zu “Schalkes toller Saisonendspurt wird nicht belohnt”
Ich finde Nürnberg ist diese Saison zurecht abgestiegen. Während für Duisburg und Rostock einfach nicht mehr drinn war, Bielefeld und Cottbus immerhin den Eindruck hinterließen eine Mannschaft auf dem Platz stehen zu haben, kamen mir gerade aus in der Hinrunde viel zu oft die Ausreden von Pech und falschen Schiedsrichterentscheidungen. Letztendlich hat man in Nürnberg zum Schluß gar nicht kapiert woran es wirklich haperte. Zum einem die dümmliche Verpflichtung Charisteas, der gar nichts, aber auch gar nichts zeigte und zum anderen ruhte man sich einfach zu lange auf den Lorbeeren der letzten Saison aus. Ich kann nicht immer von einem guten Kader sprechen und darauf hoffen, daß der Knoten irgendwann platzt. Sorry, gerade das heutige Spiel zeugte davon, daß einige schon bei ihren eventuell neuen Verein spielen. Schalke spielte heute wirklich wie eine gute Auswärtsmannschaft. Und der Lattenknaller von Pander war kein Pech für Nürnberg, sondern Glück für Schalke;)