Ãœber Rudi Assauer bei „37 Grad“
Eine sehr gute Reportage. Knapp 33 Minuten kurz – lächerlich wenig im Vergleich zu den Sendestunden, die in den letzten Tagen aufgrund des Filmes gefüllt wurden – aber bewegend. Ich hatte von „37 Grad“ auch nichts anderes erwartet, denn es ist generell eine herausragend gute Reportagereihe, der ich einige persönlichkeitsbildende Einblicke in mir unbekannte Teilbereiche des Lebens verdanke.
Rudi Assauer hat für die Art und Weise, wie er seine Krankheit publik machte, meinen vollen Respekt. Mehr kann und will ich dazu nicht schreiben. Besser gesagt: Ich habe es längst geschrieben, drüben im Königsblog.
Eines noch: Schätzungen zufolge soll es 1,3 Millionen Demenzkranke in Deutschland geben. Ungefähr (nur) doppelt so groß soll die Zahl derer sein, die sich bundesweit als Schalke-Fans bekennen. Die Schalke-Fans sieht man, die Demenzerkrankten und ihre Angehörigen sieht man nicht. Sollte sich daran aufgrund der nun hergestellten Kombination des überpräsenten Themas Fußball und des zu verborgenen Themas Demenz etwas ändern, wäre es gut. Dann wäre ein „Danke Rudi“ nicht nur von allen Schalke-Fans angebracht.
Abgelegt unter Leben analog,Schalke
8 Kommentare zu “Ãœber Rudi Assauer bei „37 Grad“”
Ich habe mir die Reportage gerade angeschaut und ich muss sagen, dass sie mir sehr sehr nahe gegangen ist.
Als er auf Fotos nicht seinen vielleicht besten Transfer als Schalke Manager erkennt, hat mich wirklich zum heulen gebracht.
Ich hoffe, dass er in Würde und vor allem in Ruhe den Rest seines Lebens verbringen kann.
Mehr bleibt mir nicht zu sagen.
Es ist beruhigend zu wissen, dass er mit seiner Tochter eine starke (von ihm selbst geprägte) Persönlichkeit an seiner Seite hat. Ohne die Einzelheiten über die Probleme zwischen seiner Frau und dem Rest seiner Vertrauenspersonen zu kennen, scheint mir dies die beste Lösung.
Ich freue mich schon, wenn er demnächst in der Arena begrüßt wird, solch einen Gänsehautmoment hat man wohl selten erlebt.
Ich habe mir die Reportage auch erst vorhin angeschaut und sie ist mir auch verdammt nahe gegangen. Ich musste immer wieder denken, was für eine besch….. Krankheit das doch ist.
Man sieht wieder einmal, was die Gesundheit doch wert ist und das Geld lange nicht alles ist.
Alles gut für dich Rudi & noch viele schöne Jahre
Diese Reportage war einfach zu gut und bewegend, um sie unerwähnt zu lassen. Und dennoch fällt es schwer, zu der ganzen Thematik um Rudi und seine Krankheit die richtigen Worte zu finden. In der Tat habe ich aber die Hoffnung, dass durch die 33 Minuten gestern das Thema Demenz wieder präsenter in den Köpfen ist. Nicht nur bei Schalke-Fans.
@kathrin@Thema Demenz wieder präsenter
das denke ich nicht.
wie vieles, wird auch dieses thema ganz schnell in vergessenheit geraten.
Da muss ich demwahrebaresi leider zustimmen. Siehe Burnout, siehe Depressionen. Wann gab es dazu die letzte Talkshow? Man darf jetzt nicht erwarten, dass der „Hype“ der letzten zwei Wochen endlos weitergeht.
Aber: Sowohl mit Burnout als auch mit Depressionen kann jetzt jeder Fußballfan direkt ein Gesicht verbinden. Und nun auch mit Alzheimer. Diese – für viele sehr abstrakte Themen – sind nun „greifbarer“ geworden.
@derwahrebaresi und Matthias
Ich gebe Euch recht, dass es sicher eine begrenzte Halbwertzeit sein wird, die das Thema Demenz hat. Aber ich glaube, dass diese Krankheit nun auch bei denjenigen, die die Reportage gesehen haben, zumindest einen Denkprozess ausgelöst hat.
Dass Burnout und Depressionen nicht mehr ständig in der Zeitung zu finden sind, wie es direkt nach Rangnicks Rücktritt der Fall war, stimmt ebenfalls. Wenn ich mir aber beispielsweise anschaue, was viele Arbeitgeber auf einmal für Vorsorgeprogramme bezüglich dieser Krankheitsbilder fahren – insbesondere seit einigen Monaten -, so glaube ich, dass das schon irgendetwas bewirkt hat. Eben, weil es „greifbarer“ ist. Auch für die, die keinen demenzkranken oder am Burnout erkrankten Menschen in Familie oder Freundeskreis haben. Oder ist das bei mir dann doch eher Wunschdenken, dass eine solche Sensibilisierung längerfristig doch irgendwo im Kopf abgespeichert bleibt?
Ich bin auch der Auffassung, dass sich ganz viel in punkto Depression und deren Akzeptanz durch Enke und dessen (zum Glück nur teilweise) Nachfolger in der Öffentlichkeit (Biermann, Rangnick, Miller) geändert hat. Bestätigen auch diverse Interviews mit Menschen, die sich beruflich um Leistungssportler kümmern. Und in der Gesellschaft allgemein geht es eben nicht von heute auf morgen, sondern Schritt für Schritt, und diese Schritte folgen eben nicht immer am nächsten Tag, sondern später. Ob das jetzt in einer Talkshow thematisiert wird, halte ich dabei für viel weniger wichtig als das, was der „Mann auf der Straße“ darüber denkt, auch mit Abstand zu den Ereignissen.
Weshalb sich auch bei Alzheimer durch Assauer etwas tun wird, wobei ich sagen muss, dass ich das bislang als überhaupt nicht tabuisiert empfunden habe, aber ich bin auch nicht betroffen, auch nicht passiv. Jedenfalls läuft der Medienhase halt so, dass die Aufmerksamkeit immer schnell zerfällt. Ist aber nicht gleichzusetzen damit, dass sich nicht die Einstellung der Menschen verändert. Nicht zu vergessen der „Flotteneffekt“ durch die ja immer wieder neu heranwachsenden Menschen, weshalb es auch dann sinnvoll ist, eine Änderung der Wahrnehmung herbeizuführen, wenn das bei Menschen, deren Meinung gefestigt ist, nicht erfolgt. Wenigstens bei denen, die neu mit Themen umgehen lernen müssen, kann man vielleicht etwas erreichen.