Schützt Igor de Camargo!

10. Feb. 2012 | 12 Kommentare

Es hätte so schön werden können. Das Manuskript lag schon seit Weihnachten in der Schublade. Titel: „Die Rückkehr der Rüpel-Schalker an den Ort ihrer größten Gräueltat.“ Marco Reus‘ Fuß in Großaufnahme. Beim Warmmachen. Beim Gang in die Kabine. Beim Gang zurück auf den Rasen. Und immer wieder hätte ein Sky-Praktikant die teuren Sitzplätze abgesucht. „Da, da isser! Der Jones!“ Ach nee, isser doch nicht. Ist nur ein Besucher mit zu gesunder Gesichtsfarbe. „Da! Da! Da! Jetzt hab‘ ich ihn! Da!“ Wieder nicht – ist nur ein normaler Tätowierter. Ist er vielleicht gar nicht da? Dann eben eine Wiederholung aus der Adventszeit. Da – der Fuß! Da – der Tritt! Da –Marco Reus wie er gekrümmt am Boden liegt und mit schmerzverzerrtem Gesicht von den Sanitätern ins Karriereende getragen wird. Ach nee, so war’s ja auch nicht. Egal. Irgendwie hätte man das in der Vorberichterstattung schon hinbekommen. Zur Not legt man dramatische Musik unter die Bilder. Doch jetzt wird alles anders.

Denn plötzlich kommt unter der Woche Herthas Roman Hubnik ins Spiel und rammt seine stahlharte Nase derart gewaltvoll vor die Fontanelle von Igor de Camargo, das man es noch bis Gelsenkirchen krachen hört. Als ich das Foul des Herthaners sah, war ich geschockt, erinnerte mich die Szene doch an eine andere, in der de Camargo übel einstecken musste [Klick!]. Man beachte wie brutal – ja, es war natürlich Jermaine Jones – der Nacken in die Armbeuge des Gladbachers eindringt. Dass er überhaupt noch dran ist, der Arm, gleicht einem Wunder. Es will mir nicht in den Kopf, dass Sportsmänner wie Igor de Camargo immer wieder so übel gefoult werden. Da muss der DFB schützend eingreifen. Sofort! Nur ein Spiel Sperre für Hubnik ist ein Witz. Da geht noch was!


Dass der DFB bereit ist, bei seiner Aufklärungsarbeit dahin zu gehen, wo es weh tut, zeigt seine Aufklärung eines anderen Falles. Da hatte sich ein Hausmeister der Rhein-Neckar-Arena heimlich in den Innenraum des Stadions geschlichen, unbemerkt eine Zentner schwere Hochfrequenz-Beschallungsanlage mit mehreren hundert Metern Kabel aufgebaut, unbemerkt auf die Gästeblöcke ausgerichtet, klammheimlich mit dem Stromnetz der Spielstätte verbunden, sich heimlich mit einem Mischpult davor gesetzt – und nun behaupteten doch tatsächlich böse Menschen, die Vereinsführung habe davon Kenntnis gehabt! Zum Glück hat der DFB nach halbjährigen Ermittlung die Wahrheit ans Licht gebracht: Die Chefs der TSG wussten nichts!

Es gibt Tage, da ist der alltägliche Wahnsinn im Fußball nur schwer zu ertragen. Gut, dass jetzt erstmal Wochenende ist.

Und morgen dann in Gladbach.

Abgelegt unter Fußball allgemein,Schalke

12 Kommentare zu “Schützt Igor de Camargo!”

  1. Bastiam 10. Februar 2012 um 08:27 1

    Der arme Igor. Kommt aus dem beschaulichen Belgien nach Gladbach um ein bisschen zu Pölen und bekommt dann ständig eine verpasst.
    Warscheinlich ist er deswegen auch meist auf der Bank. Als Trainer MUSS man sich schließlich um die Gesundheit der Spieler sorgen.

    Ich habe neulich allerdings auch von einer angeborenen Krankheit gelesen: Gravitismus!
    Manche Menschen (mit dem natürlichen Hang Fußballer zu werden) verspüren eine stärkere Erdanziehungskraft. Deshalb fühlen diese Menschen sich schwerfälliger und träger.
    Diese Diagnose kann man Igor de Camargo sicherlich blind „ferndiagnostizieren“. Jarolim ist zum Beispiel ein bekennender Gravitist.

    Super Text!
    Glückauf

  2. Voiceam 10. Februar 2012 um 08:39 2

    War Dr. Brych nicht auch der Schiri, der Höwedes letzte Saison in Stuttgart wegen „Handspiel im Liegen“ von Platz gestellt und Elfmeter gegeben hat?

    Außerdem erinnerte mich die Szene an die Situation letzten Samstag als Wetklo sich ein wenig echauffierte und Papa sich dem wie ein Mann stellte. Aber lieber gucke ich mir an, wie sich ein griechischer Adonis gerade macht (und nehme keinen geschenkten Elfmeter) als mir so einen lächerlichen Umfaller reinzuziehen.

    Da fällt mir ein: Wie schön wäre es gewesen hätte Papa noch eine Attacke von Bayerns Ex-Titan und Hobbyaffen erlebt. Aber vermutlich hätte der sich bei Papa nicht getraut zu würgen, zu beißen etc. Da hat er sich lieber immer bekannte KAT-C-Profis wei Klose, Herrlich, Möller und Herzog ausgesucht.

  3. Diego_04am 10. Februar 2012 um 08:51 3

    Zitat von oben:
    „eine andere, in der de Camargo übel einstecken musste [Klick!]“

    Fällt mir jetzt erst auf, der Kommentator: „und vielleicht gab es noch einen Tritt dazu“.
    Völlig frei erfunden, aber diesem Jones, der vermutlich auch die Weltherrschaft an sich reißen will (als Pinky oder als Brain, ist noch nicht raus), ist ja bekanntlich alles zuzutrauen. Auf diese Art werden leider nicht nur Nachrichten, sondern auch Politik gemacht.

  4. Thomasam 10. Februar 2012 um 11:02 4

    De Camargo gehört mindestens 6 Wochen gesperrt… Der Schaden für Hertha ist kaum wieder gut zu machen. Euroleague-Teilnamhe etc…. De Camargo ist ein Betrüger!!

  5. Malaoshiam 10. Februar 2012 um 14:16 5

    Ich hoffe, Gladbach fällt am Samstag in anderer Art und Weise – sowohl auf, als auch um 😉

    Ein anderer Aspekt ist, dass es bei solchen Diskussionen nicht nur um die Schiris geht, sondern auch um die (Schau-) Spieler. Wichtig dabei: Auch um die eigenen! So fand‘ ich – in anderem Zusammenhang – die Jones Sperre deshalb ok, weil ich so ein Verhalten bei meiner Mannschaft nicht sehen will. Bei aller Unterstützung der eigenen Mannschaft sollten auch eigene Fans einen Weg suchen, Spielern wie de Camargo zeigen zu können, dass sie sein wiederholtes Schauspielern unfair und peinlich finden.

    Das würde ich mir auch bei uns wünschen.

    Super Artikel, Matthias: Dafür gibt’s Samstag 3 Punkte!

  6. s.weam 10. Februar 2012 um 22:58 6

    Auf Jones kann man halt rumhacken weil er das „Bad Boy“ Image hat. Nur mal so zum Vergleich:
    Einmal auf den Fuß treten wird 3 mal so schwer und wettbewerbsübergreifen betraft wie dem Gegenspieler mehrmals gegen den Kopf zu schlagen. (Pogatetz)
    Das Urteil bei Jones war ja nur so hart, weil Reus Zeh vorher lädiert war, allerdings konnte man Jones keinen Vorsatz nachweisen (obviously), und jetzt das beste „de Camargo wird im nachhinein nicht gesperrt weil man keinen Vorsatz nachweisen kann“.

  7. Stephanam 10. Februar 2012 um 23:13 7

    Ich will Jones gar nicht verteidigen, aber er will den Freistoss schnell ausführen, Reus nimmt den Ball weg und läuft zum Schiri um sich zu beschweren – als Jones den Ball nehmen will, lässt Reus ihn fallen und Jones tritt ihm auf den carbongeschützen Fuß. 6 Wochen – lächerlich. Da finde ich die Schauspielerei von De Camargo tausendmal hinterfotziger und unsportlicher…

  8. Carlito69am 11. Februar 2012 um 00:01 8

    „Es gibt Tage, da ist der alltägliche Wahnsinn im Fußball nur schwer zu ertragen. Gut, dass jetzt erstmal Wochenende ist.“

    Du triffst genau meine Meinung! Besser hätte man es nicht ausdrücken können!

    @Malaoshi: „Ein anderer Aspekt ist, dass es bei solchen Diskussionen nicht nur um die Schiris geht, sondern auch um die (Schau-) Spieler. “

    Nicht zu vergessen die Berichterstattung der Medien. Denn wie oft kommt es zu einer Vorverurteilung und Hinzudichtung von „Fakten“ („Fällt mir jetzt erst auf, der Kommentator: “und vielleicht gab es noch einen Tritt dazu”.“) und wie oft werden solche Schwalbenkönige wie z.B. Robben und Ribery geradezu seelig gesprochen, weil es eben Robben und Ribery sind und nicht Herr X oder Herr Y…

  9. Malaoshiam 11. Februar 2012 um 08:07 9

    …habe heute Morgen aus gut unterrichteten Gladbacher Insider-Kreisen gehört, dass Igor de Camargo aufgrund der ungeheuerlichen Angriffe auf ihn heute erstmals mit seiner neuen Ganzkörper-Karbon-Maske gegen uns spielen wird…

  10. Nickam 16. Februar 2012 um 15:35 10

    @Stephanam 10. Februar 2012 um 23:13

    So ein schlechtes Gedächtnis?
    Raul hat den Ball von Reus längst genommen, als Jones diesem auf den Fuss tritt.

    Wer behauptet, dies sei zufällig und ohne Vorsatz passiert, braucht sich nur mal Jones „Entschuldigung“ anzusehen…

    Die 6 Wochen wettbewerbsübergreifend hat es gegeben, weil die Attacke bei ruhendem Ball und mit Vorsatz erfolgte. Zurecht!

    de Camargos Aktion in Berlin war nicht in Ordnung. Aber wer sich mit der Regel 12 und den Ausführungen zum direkten Freistoss befasst, lernt sehr schnell, dass die Entscheidung von Dr. Brych in Ordnung war. Hubnik tritt de Camargo auf den Fuss und „checkt“ in im Hüftbereich. Würden die Schiedsrichter solche Attacken ahnen, könnten sich die Spieler solche „Umfaller“ schenken.

    Und letztlich, was ist an einer Schwalbe, einem einhaken bei Torwart anders? Nichts, denn die Konsequenzen sind nicht anders als im Fall Hubnik.

  11. Matthiasam 16. Februar 2012 um 15:48 11

    Mich ödet diese ganze „Jones‘ Aktion war doch gar nicht so schlimm“-Gelaber und das ständige gegenhaltende „Doch! Jones‘ Aktion war sogar super-super-superschlimm“-Gerede mittlerweile nur noch an. Es sind längst Fakten geschaffen worden und damit muss es dann auch irgendwann mal gut sein.

    Können wir uns darauf einigen, dass sich Jones bei seinem Latscher auf Reus‘ Fuß wie ein Riesenarsch verhalten hat und dass sich de Camargo bei seiner Schauspieleinlage in Berlin wie ein Riesenarsch verhalten hat? Ganz ohne „Ja, aber das eine ist doch schlimmer als das andere“ und sonstigem Geseier weil das eine Unrecht das andere weder relativiert, wiedergutmacht noch rechtfertigt? Das wäre echt schön.

  12. Carlito69am 16. Februar 2012 um 21:01 12

    Meinetwegen… 😉