Die Legende vom Finale im eigenen Stadion
Europapokaaaaal!!! Heute steigt das Schalker 1/16-Final-Rückspiel gegen Viktoria Pilsen. Obwohl das Spiel in Tschechien vor Wochenfrist zu den 90 miesesten Schalker Minuten dieses Jahres gehörte, sind die Chancen auf einen Achtelfinal-Einzug durch das 1:1 gegeben. Doch noch einmal darf sich Schalke nicht so dilettantisch wie im Hinspiel anstellen. Wird schon irgendwie klappen. Hoffentlich. Die Pressekonferenz zum Spiel gibt es hier. Europapokal meint in der Medienwahrnehmung in diesem Jahr allerdings zumeist „Den Weg der Bayern bis ins Finale im eigenen Haus“. Immer wieder wurde dieser Weg in den letzten Monaten beschworen. Aber wie selbstverständlich ist es eigentlich, dass der Gastgeber eines europäischen Finales an diesem auch teilnehmen darf?
Seit 1955/56 wird der Europapokal der Landesmeister (seit 1992/93 als Champions League) ausgetragen. Von Beginn an gab es dabei nur ein Endspiel. Anders lief es im UEFA-Cup (seit 2009/10 Europa League), der 1971/72 erstmals stattfand. Schalke war in der Saison ’96/97 der letzte Verein, der sich den Titel in zwei Endspielen verdienen musste. Danach wurde an einem zuvor festgelegten Finalort die Entscheidung in einem Spiel gesucht. Der 1960/61 erstmals ausgetragene Europapokal der Pokalsieger fand mit nur einer Ausnahme in der Anfangsphase wie der Landesmeister-Pokal ebenfalls mit einem Finalspiel statt. 1998/99 wurde der Wettbewerb eingestampft und ging im UEFA-Cup auf.
Insgesamt gab es bislang 38 Pokalsieger-Cup-Endspiele, 14 UEFA-Cup/ Europa League-Finals und 56 Landesmeister-Cup/Champions League-Endspiele, die im Modus nur einen Finalort vorsahen. Das sind insgesamt 108 Spiele. Und wie oft kam es in diesen 108 Spielen vor, dass eine der beiden Mannschaften im heimischen Stadion antrat?
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Nur sechs von insgesamt 108 Mal! Diese Zahl darf man sich auf der Zunge zergehen lassen, wenn heute die Zeitungen schreiben, dass der FC Bayern auf dem Weg ins Endspiel im eigenen Stadion scheitern könnte. Ein Scheitern wäre die Regel im europäischen Fußball und keinesfalls eine Ausnahme.
Der Vollständigkeit halber: Zwei Mannschaften schafften es noch, das Endspiel im Europapokal der Pokalsieger in der Heimatstadt – allerdings nicht im eigenen Stadion – auszutragen. 1964/65 triumphierte West Ham United im Londoner Wembley-Stadion mit 2:0 über 1860 München und ist damit der einzige Londoner Vertreter, der im Wembley-Stadion ein von der UEFA ausgetragenes Finale bestreiten durfte. 1975/76 besiegte der Brüsseler Vorort-Club RSC Anderlecht wiederum West Ham im Heysel-Stadion mit 4:2.
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8 Kommentare zu “Die Legende vom Finale im eigenen Stadion”
Was nunmal auch in der Natur von Pokalwettbewerben liegt, schließlich scheiden abgesehen von 2 Finalisten immer alle Teilnehmer aus. Außerdem stellen die Final-Städte nur ab und an einen wettbewerbsfähigen Club. Beispielsweise gehören Glasgow, Wien, Brüssel oder auch Paris zu den Städten mit mindesten 3 CL-Endspielen.
Aber keine Frage, dieser „Finale dahoam“-Quatsch ist Quatsch.
Pub. Dann sind wir ja in der nächsten Runde quasi auch schon durch…
@Skandy
Aber nur wenn Bukarest den 0:1-Rückstand aus ihrem Heimspiel wettmacht….
Ich kann wirklich nur hoffen, dass die Großkupferten das Ding gegen Basel noch drehen.
Der Fokus auf die Champions League kann gegen Ende der Saison auch für uns noch von Vorteil sein. Ein Robben wird sich zwei Mal überlegen, ob er gegen Maik Franz ins Dribbling geht oder doch lieber das Finale in München spielen will.
@Tobi
Is doch egal… Wir hauen die Bayern am Sonntag weg und gewinnen auch in Folge jedes Spiel. Dann is es egal, wie die Bayern nach ihrem CL-Aus spielen 😉
@tobitatze
hoffnung für die bauern hegen?
niemals!
man sollte nur auf sich schauen und nicht mit eventuellen verläufen spekulieren!
Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir es 2004 nicht ins Finale geschafft haben. 😉
@Gorden: Achja, 2004. Weisste noch: Im Sommer davor die ganze Zeit Wechselgerüchte um Morientes, Argumente er sei zu teuer, zu verletzungsanfällig, zu unbeständig, wir stolpern stattdessen durch den UI-Cup, stauben Edi Glieder aus Pasching ab und eben dieser Morientes, der vielen als „viel zu teuer und dafür viel zu schlecht“ galt, bestreitet 10 Monate später als einer der besten Spieler der CL-Saison das Finale in unserer Arena…
Herr Wieland hat natürlich Recht. Ganz oft schließt bereits der Finalort die Teilnahme einer Heimmannschaft am Endspiel aus. Allerdings waren London (dort zwar nur Wembley), Mailand (San Siro mit Inter und AC) sowie Rom (Olympiastadion mit Lazio und AS) ebenfalls schon mehrfach Austragungsorte des Endspiels. Diese Städte hatten in vielen Jahren gleich mehrere heiße Eisen im Feuer und dennoch hat es (fast) nie geklappt. Ich war bspw. ehrlich gesagt komplett überrascht, dass ausgerechnet West Ham United der einzige Londoner Club ist, der jemals ein europäisches Finale in London austragen konnte.
In erster Linie ging es mir aber tatsächlich darum, diesen unsäglichen „Finale dahoam“-Driss zu entlarven. Im letzten Jahr hieß es in der Endphase der Saison ständig „Bayern muss unbedingt in die CL kommen, damit man 2011/12 das Finale zuhause bestreiten kann!“ Da wurde im allgemeinen Bayern-Wahn mal eben ein kompletter Wettbewerb unterschlagen. Und heute wundert man sich, dass zwischen CL-Qualifikation und CL-Finale doch tatsächlich noch ein paar Gegner stehen…
Mal ganz abgesehen davon: Das ärgerlichste, was mir passieren könnte, wäre, dass Schalke irgendwann einmal ein europäisches (Einzelspiel-)Finale bestreiten darf und dieses dann ausgerechnet in unserer Arena stattfindet. Die Dauerkarte mit „Schalke Total“ würden mit einem Schlag wertlos, das Finale ist zwar räumlich zum greifen nah aber die Tickets ferner denn je und am Ende muss man sich im Fernsehen anschauen, wie sich MasterCard-Volunteers gelangweilt auf meinem Stammplatz räkeln, weil beim Gewinnspiel ein paar Tickets nicht abgeholt wurden. Darauf könnte ich verzichten.