Gerichtlich festgestellt: „Sky“ handelte provokativ
Am Freitag wurde das juristische Nachspiel des Schalker Hinrunden-Spiels gegen den 1. FC Kaiserslautern abgeschlossen. Der 35-jährige Gronauer, der einen Schlüsselanhänger in Form einer Mini-Billardkugel in Richtung der vor der Südkurve der Arena tagenden „Sky-Expertenrunde“ (u.a. mit FIFA-Schiedsrichter a.D. Dr. Markus Merk) geworfen hatte, dabei aber zum Glück niemanden traf, wurde zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten (ausgesetzt auf Bewährung), einer Geldstrafe in Höhe von 1.800 Euro und einem Stadionverbot für die Dauer der Bewährungszeit verurteilt. Ob das ein zu hartes, ein zu mildes oder ein absolut angemessenes Urteil ist, kann ich mangels genauerer Prozess-Informationen und einem bestenfalls ambitioniert laienhaften Blick auf die Juristerei nicht sagen. Allerdings gibt es im Prozess-Bericht von Kira Schmidt – erschienen auf DerWesten.de – einen Satz, den man sich auf der Zunge zergehen lassen darf:
Mit dem Strafmaß (…) folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Nicht aber ohne zu betonen, dass das Verhalten des Fernsehsenders seinen Teil zu dem Geschehen beitrug. So wirkte sich unter anderem strafmildernd aus, „dass die ganze Aktion des Senders provokativ war“.
Ein deutsches Gericht stellt in einem Urteilsspruch fest, dass das Verhalten eines TV-Senders als „provokativ“ zu bewerten war. Da stellt sich für mich die Frage, ob es die Aufgabe eines TV-Senders sein darf, ein mit 60.000 Zuschauern gefülltes Stadion „bewusst zu einer bestimmten Handlung zu bewegen“. Denn genau das meint das Wort „Provokation“. Und des Weiteren sagt „Provokation“ auch aus, dass es sich um eine Aktion handelt, die ursächlich allen Reaktionen vorausgeht.
Am 15. Oktober 2011 flog auf Schalke ein Schlüsselanhänger. Der Täter hat sich dem Gerichtsverfahren und der Verurteilung gestellt. Was jetzt noch fehlt, ist eine Erklärung und des TV-Senders Sky, aus welcher Motivation heraus man das Publikum auf Schalke provoziert hat. Denn dass es eine Provokation war ist seit vergangenem Freitag von der deutschen Justiz festgestellt.
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9 Kommentare zu “Gerichtlich festgestellt: „Sky“ handelte provokativ”
Well said!
Danke für den Bericht hatten ihn nicht gelesen. Von der Seite des TV-Senders wird nichts kommen, gar nichts. Die hatten ihren Auftritt und ihre Quote damit, was brauchen die mehr? Gerechtigkeit? Never, ever.
Das ist schon hart, irgendwie. Ich find’s nicht ok. Können wir darauf nicht reagieren und Sky zeigen, dass es auch welche gibt, die das nicht gut heißen?
Eine Idee: Wer mag könnte dem Head of Sports Communications von Sky eine E-Mail schreiben. Als angeblicher Ex-Stadionsprecher hat er vielleicht (?) noch ein Ohr für uns und unsere offenen Fragen zu obigem Thema. Ist vielleicht besser als eine Gegen-Provokation oder ein zum-Scheitern-verurteilter-Boykottversuch…
Motivation = Einschaltqoute
Demnächst kommentiert Watzke aus der Schalker-Fankurve und Herr Hoeness bekommt in Serienproduktion einen Wurststand auf Schalke.
Glück auf
oder wie man sagt: „Produzier mich nicht“
und ein Lob hinter her: „Dein Blog imprägniert mir“
Schluss mit dem sky-Niveau
Beim Spiel gegen Kaiserskautern, war ich übrigens auch da und saß Haupttribüne an der Ecke vor Herrn Merks Tisch. Und ja, ich habe mich dazu hinreißen lassen mit gegen ihn zu brüllen. Ein Frechheit sowas! Auch schlimm sind dann die Aussagen der Medien: Merk mit Billiardkugel abgeworfen! Jetzt mak ehrlich: ist es nicht ein kleiner Unterschied, wenn man eine Billiardkugel abbekommt oder einen 22 Gramm Schlüsselanhänger?! Ebenfalls assig sind dann die Aussagen von Herrn Hellman, dem Leiter der Runde: „Schalke könnte dieses Jahr Meister werden. Sie wären es einmal fast geworden. Damals 2001. Ich weiß nicht ob sich jemand von euch dran erinnern kann?!“ Und dann ein Blick in die Runde mit besonders starken Blick auf Merk. Was für Assi!
Helft mir mal bitte: inwiefern hat SKY denn Einfluss auf den Werfer nehmen können – oder verstehe ich hier alles falsch?
Das Urteil einmal anders betrachtet: hätte der Werfer Herrn Merk tödlich getroffen – wäre das dann „Totschlag“ gewesen?
Gruß!
Gegenfrage: Wenn die BILD mit Thilo Sarrazin durch Neukölln läuft und mit ihm seine Thesen in einer Dönerbude diskutiert – bist du dann derjenige, der am nächsten Tag die Zeitung liest und sich denkt: „Boah, dieser fiese Dönerbudenbesitzer hat den Sarrazin rausgeworfen.“ Oder fragst du dich nicht auch, was die Aktion sollte?
Dass der Schlüsselanhänger-Werfer Mist gebaut hat steht außer Frage. Er wurde dafür zur Rechenschaft gezogen. Er hat sich seiner Verantwortung allerdings auch gestellt. Ich denke, es wäre an der Zeit, dass sich auch Sky seiner Verantwortung stellt. Die nachfolgenden Spiele haben gezeigt, dass es – entgegen aller Beteuerungen im Vorfeld – sehr wohl möglich ist, die Expertenrunde nicht vor den Fankurven, sondern in Logen tagen zu lassen. Markus Merk ist für viele Schalker Fans der menschgewordene Stinkefinger. Ob rational erklärbar oder nicht ist in diesem Zusammenhang total irrelevat – es ist nunmal so. Ich weiß nicht, ob sich Sky deshalb mit einem lapidaren „Wir haben doch keinen dazu gewzungen auszurasten“ aus der moralischen Verantwortung ziehen kann. Und ich weiß auch nicht, ob man Sky aus dieser moralischen Verantwortung so mirnichts dirnichts entlassen sollte.
Dem ist nichts hinzuzufügen! Klasse geschrieben, sowohl obige Artikel als auch der vorhergehende Kommentar!
Dazu die Stellungnahme von Sky: “
“
….so inhaltsleer ist die Antwort von Sky auf meine Anfrage, die ich im Sinne dieses Eintrags wie folgt gestellt habe: Das Gericht stellte also in seinem Urteilsspruch fest, dass sich Ihr Sender Sky in Gelsenkirchen im Oktober 2011 provokativ verhalten hat. Ich bin der Meinung, dass es nicht nur im Sinne der Deutschen Fußball-Fans ist, wenn sich Ihr Sender hierzu – speziell zu den direkten Vorwürfen an Ihren Sender im Urteil – erklären würde.
Darauf von Sky in einem knappen Zweizeiler die Phrase, dass für den Sender mit dem Urteil die Angelegenheit abgeschlossen sei und man sich nicht zu diesem Thema äußern werde.
Konsequent ignorant.