Kollektives Fremdschämen
Auch mit dem Abstand von fast 24 Stunden fällt es mir schwer, ein positives Fazit dessen zu ziehen, was der FC Schalke 04 gestern im Rückspiel der ersten Runde des UEFA-Cups gegen APOEL Nikosia bot. Das Erreichen der Gruppenphase war angesichts des international drittklassigen Gegners und eines 4:1-Sieges im Hinspiel vor zwei Wochen ohnehin nur noch Formsache. Schalke hätte sich losgelöst von allen Zwängen nach dem peinlichen Auftritt in Köln vor Wochenfrist rehabilitieren können, stattdessen stümperte die Mannschaft nahezu 90 Minuten ideenlos über den Platz und verhinderte mit einem 1:1 gegen Nikosia letztendlich nur die größtmögliche Blamage. Dennoch: Ãœber weite Phasen des Spiels war gestern kollektives Fremdschämen für die Leistung des eigenen Teams angesagt. Bezeichnend bissig gestaltete sich deshalb auch der spöttische Kommentar der Fans in der Schlussphase, als es minutenlang „Oh wie ist das schön…“ von den Rängen schallte.
Wer erwartet hatte, dass Trainer Fred Rutten gegen Nikosia der „zweiten Reihe“ eine Chance gibt, wurde nur teilweise zufrieden gestellt. In der Abwehr durfte sich zwar Benedikt Höwedes nach längerer Pause wieder beweisen (und lieferte prompt seine bislang schwächste Leistung der Saison ab), im Mittelfeld erhielt Ivan Rakitic seine seit Wochen weinerlich eingeforderte Chance, hinter den Spitzen zu agieren (und versagte auf der ganzen Linie), im Sturm versuchte der Trainer es mit Asamoah, Kuranyi und Altintop, die allerdings das Versprechen eines offensiven Spiels zu keinem Zeitpunkt einlösen konnten.
Auch Manuel Neuer hatte sich sein Comeback im Tor sicherlich etwas anders vorgestellt, doch als er den Ball zum ersten Mal aus der Nähe sah, musste er ihn auch schon aus dem Netz holen. Ein Konter von Kosowski über den Flügel, eingeleitet durch die geistige Abwesenheit von Rakitic, bringt Helio Pinto an der Strafraumgrenze in exzellente Schussposition. Ebenso exzellent zirkelte er den Ball an Neuer vorbei ins lange Eck. Ein frühes Gegentor – so schnell kann es auch gegen drittklassige Zyprer gehen, wenn man im Mittelfeld fahrig die Bälle herschenkt.
Schalke brauchte lange, letztendlich sogar viel zu lange, um sich vom frühen Rückstand zu erholen. Doch dann spielte man endlich die individuelle Stärke aus und kam zu einer Reihe von guten Tormöglichkeiten. Die größte Chance vergibt Kuranyi nach 17 Minuten, als er mit einem Schuss aus knapp 10 Metern Torentfernung an APOEL-Keeper Chiotis scheitert. Was auffiel in dieser Phase war, dass Schalke es sehr oft mit weiten Flanken in den Strafraum versuchte. Was ebenso auffiel war, dass kaum eine dieser Flanken gut geschlagen war bzw. einen geeigneten Abnehmer fand. Und so ging es mit einem unschmeichelhaften aber auch nicht wirklich unverdienten 0:1 in die Kabine.
Auch in der zweiten Halbzeit tat sich Schalke lange Zeit sehr schwer gegen klug verteidigende Zyprer. Erst in der 57. Minute gelingt Christian Pander mit einem sehenswerten direkt verwandelten Freistoß aus 25 Metern das 1:1. Die Hoffnung, dass Schalke nach dem Ausgleich in der letzten halben Stunde noch etwas für das Eintrittsgeld zeigen würde, zerstob allerdings schnell. Ohne größere Emotionen und ohne größere Chancen verwaltete sich die Mannschaft ins Ziel. Gruppenphase erreicht, zwei weitere Heimspiele im UEFA-Cup sicher – das ist es dann aber auch, was man Positives von gestern mitnehmen kann.
Stopp! Nicht ganz! Denn der Kurzeinsatz von Levan Kenia, der in der Schlussphase für den enttäuschenden Asamoah kam, war wirklich der einzige Lichtblick an einem trüben Abend. Es hat Spaß gemacht, den Kurzen wirbeln zu sehen. Mehr davon, bitte!
Mehr zum gestrigen Spiel schreibt der Kicker. Wer es nicht lassen kann und nach bewegten Bildern vom Spiel gegen APOEL lechzt, surft im Schalke04-TV auf „Maxdome“ vorbei.
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2 Kommentare zu “Kollektives Fremdschämen”
Ich hatte schon befürchtet, Du schreibst NIX zu diesem Spiel. Oder Du lässt es sogar ganz, irgendetwas über S04 zu schreiben und machst die Seite einfach dicht. FURCHBAR, FURCHBAR!
Die Taktik war bei diesem Heimspiel, dass alle Bälle auf K. K. gezwirbelt werden, damit er sein Tor schießen kann. Das war aber auch die einzige Taktik. Jetzt hat unser Kevin die Nummer 22, die hatte aber auch der Torhüter von Apoel. So wollte es dann die Nummerologie, dass diese Taktik nicht funktionierte. Und die Rückennummer 22 hatte dann auch der Torhüter von Udinese. Das Erreichen der Gruppenphase zusammen mit dem VFB Stutgart, dem HSV, der Hertha und dem VFL Wolfsburg ist das einzig Schöne an diesem Spieltag im UEFA Cup.
Es ist irgendwie wie immer.Schalke kann enfach keinen schönen,ansehnlichen Fussball spielen.Natürlich sind immer wieder Ergebnisse dabei die ok. sind aber im großen und ganzen spielen wir Krampffussball.Wir haben eine Top Abwehr,mit Farfan und K k einen guten Sturm.Aber es fehlt einfach ein kreativer Mittelfeldspieler,den es seid Andy Möller und Lincoln(zumindest in seiner 1. Saison) nicht mehr gibt.Der Ball wird queer,zurück und hintenrumm aber selten steil gespielt.Tore durch Standarts erzielt,was ja auch ok ist aber kann das alles sein?? Natürlich stellen sich viele Mannschaften gegen uns hinten rein,aber spricht das nicht erst recht für einen kreativen?Wir werden sich wieder oben mitspielen,doch schönen Fussball spielen die anderen.Na ja,bin mal auf heute gespannt.