Schalke vergoldet sich den UEFA-Cup selbst
Das UEFA-Cup-Erstrundenspiel gegen APOEL Nikosia vor nicht ganz zwei Wochen sahen mehr als 50.000 Zuschauer. Ein paar tausend davon waren Kinder, die sich über ein vermindertes Eintrittsgeld von 8 Euro freuen durften. Ein feiner Zug des FC Schalke 04, allerdings wohl auch aus der Not heraus geboren, die wenigen, nicht durch Dauerkarten mit internationalem Abo abgedeckten Plätze, gegen einen drittklassigen Gegner doch noch irgendwie zu vermarkten. Ich selbst bin wie ein überwiegender Teil der regelmäßigen Stadionbesucher in der glücklichen Lage, eine Dauerkarte zu besitzen und habe selbstverständlich auch ein Abo für sämtliche Sonderspiele abgeschlossen. So gesehen ist es für mich völlig verständlich, dass ich das Spiel gegen APOEL zum Preis von 19,- Euro sah – auf einem zum Sitzplatz ummodifizierten Stehplatz in der Nordkurve. Das ist angesichts des Gegners jetzt nicht wirklich günstig, aber immerhin konnte ich mir sicher sein, dass der Preis nun einmal „im internationalen Niveau“ liegt.
Denn im letzten Jahr zahlte ich für die Gruppenspiele der Champions-League immerhin drei Euro mehr – also 22. Bei diesen Spielen war das – wenn es das im Sport überhaupt gibt – Preis/Leistungs-Verhältnis aber auch unbestritten besser. Dennoch hatte ich am 3. Oktober eine gehörige Portion Wut im Bauch – und nicht nur ich. Denn das Vorwort von Geschäftsführer Peter Peters in der Stadionzeitschrift „Schalker Kreisel“ wirkte wie Hohn. Man habe nicht das Ziel erreicht, das man erreichen wollte (sprich: Champions-League), und müsse nun mit dem UEFA-Cup vorlieb nehmen. Deshalb wolle man den treuen Schalker Fans etwas zurückgeben und habe die Eintrittspreise gegen APOEL gesenkt, so Peters. Für die Zukunft kündigte er an, dass man es auf Schalke ganz genau so halten wolle: Preisabschläge bei „kleinen Gegnern“, moderate Zuschläge bei Top-Spielen.
Wie gesagt: Für meine Karte gegen APOEL zahlte ich (und jeder andere DK-Besitzer mit internationalem Abo) gerade einmal drei Euro weniger als für die Champions-League-Schlachten des letzten Jahres. So gesehen war es durchaus mutig von Peters, sich selbst im Vorwort für die extrakleinen Preise gegen die Zyprer über den grünen Klee zu loben. Denn de facto profitierten davon nicht die DK-Inhaber, sondern nur die minderjährigen Tagesbesucher.
In der letzten Woche wurden die UEFA-Cup-Gruppen ausgelost. Schalke spielt gegen Paris St. Germain und Manchester City. Nüchtern betrachtet ist bei Paris der Name größer als der aktuelle Erfolg, bei Manchester City einzig das Budget größer als Name und Erfolg. Unter dem Strich also beides stinknormale Spiele gegen stinknormale Gegner im schlechteren von zwei internationalen Wettbewerben. Kein Grund also für Top-Zuschläge?
Denkste! Der FC Schalke 04 vergoldet sich seinen UEFA-Cup jetzt einfach selbst. Gegen Paris (Anstoßzeit übrigens: Donnerstags um 18.15 Uhr) wird es zwar keinen Top-Zuschlag geben, einen verminderten Eintrittspreis freilich auch nicht. Gegen Manchester City (Anstoßzeit donnerstags um 19.00 Uhr) hingegen langt der FC Schalke 04 zu und verlangt 5 Euro pro Karte extra, was unter dem Strich Mehreinnahmen von rund 250.000 Euro bedeutet. Manchester ein Top-Gegner? Schon überraschend wenn man bedenkt, dass „City“ keinerlei nennenswerte Erfolge in den letzten Dekaden zu verzeichnen hat und zwischenzeitlich sogar in die Niederungen des englischen Fußballs abgestürzt war.
Natürlich ist man in der Schalker Geschäftsstelle nicht dumm und hat sich prompt ein „Zuckerl“ für seine „treuen Fans“ ausgedacht. Sowohl gegen Paris als auch gegen Manchester erhält jeder Kartenbesitzer einen Gutschein über 5 Euro für den Fanshop. Zweimal fünf Euro – das sind ja 10 Flocken! Also spart man unter dem Strich sogar noch fünf Euro. Ein tolles Dankeschön für alle, die eventuell enttäuscht sein könnten, dass es nun nur der kleine UEFA-Cup und nicht die große Champions-League geworden ist.
Ein Schelm ist, wer anzumerken wagt, dass ein „Gutschein über fünf Euro“ nicht gleich „Fünf Euro“ ist. Erst recht nicht in Fanshops. Im textilen Einzelhandel liegt die Gewinnmarge brachenüblich bei mindestens 100 Prozent. Ein T-Shirt, das im Laden im Sonderangebot 20 Euro kostet, hat den Händler in den allerseltensten Fällen mehr als 10 Euro im Einkauf gekostet. Zumeist ist es sogar deutlich weniger. Man benötigt wenig Fantasie, um sich die Gewinnmargen im Merchandising-Bereich auszumalen. Ganz besonders dann, wenn der Lizenzgeber (1. Gewinnmarge) gleichzeitig auch der Einzelhändler (2. Gewinnmarge) ist. Ganz abgesehen davon ist das „Couponing“ seit Jahrzehnten ein extrem beliebtes und durchaus legitimes Marketingmittel, um Besucher in Geschäfte zu lotsen. Hintergedanke: Wer kommt, löst nicht nur seinen Gutschein ein, sondern kauft mehr.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich habe mich nicht darüber geärgert, dass ich gegen Nikosia den vollen Preis bezahlt habe. Ich ärgere mich noch nicht einmal darüber, dass es gegen Paris nun ebenso sein wird und ich gegen Manchester City sogar noch fünf Euro drauflegen werde. Ich ärgere mich allerdings darüber, dass der FC Schalke 04 mich für dumm verkaufen will und nun auch noch Lob für seine „Aktion für treue Fans“ einheimsen möchte. Ein einfaches „Sorry Leute, wir brauchen die Kohle und Manchester kommt ja immerhin mit Robinho in die Arena“ wäre ehrlicher gewesen als der aktuelle PR-Eiertanz.
Schade Schalke.
Abgelegt unter Schalke
Ein Kommentar zu “Schalke vergoldet sich den UEFA-Cup selbst”
Die Mahsche ist die Verahsche!
Ich hatte zu einem meiner ungezählten Geburtstagen einen Geschenkgutschein vom S04-Shop bekommen, bedankt habe ich mich aber zu früh. Was soll man da nun kaufen für die eingeräumten euronischen Möglichkeiten? So verbrachte ich eine dritte Halbzeit in der Boutique und wusste nicht, was ich nun für meinen Gutschein kaufen/einlösen sollte. Um dann die letzten 10 € auch noch zu verballern habe ich ein Businesssockenpaar für 9.95 Euro zur Kasse geschleppt. Diese Strümpfe machen einen wirklich schlanken Fuss, scheinen atmungsaktiv und nehmen nicht wirklich viel Platz in der Buntwäsche ein. Wer also die zwei Spiele im Stadion verfolgen sollte und nicht elendlang die Botike auch im Sinne weiterer Einkäufe aufsuchen will: Socken, fertig und 5 Cent für Mr. fat man müller!