Die Jungen sammeln Spielpraxis
Vor knapp drei Wochen verpflichtete Schalke heimlich, still und leise den 18-jährigen Stürmer Marvin Pourie, der am Rande des Ruhrgebietes, in Werne, das Fußballspielen erlernte. Pourie durchlief diverse Ausbildungsstationen, u.a. auch den Nachwuchs von Borussia Dortmund, und ging dann sensationell zum FC Liverpool. Vor knapp zwei Wochen gab Schalke den Transfer offiziell bekannt und kündigte gleichzeitig an, den mit einem Viereinhalb-Jahres-Vertrag ausgestatteten Pourie für die kommenden 30 Monate an den TSV 1860 München auszuleihen. Dort solle der Jungspund erste Spielerfahrungen sammeln, reifen und schließlich als gestandener Profi zum FC Schalke 04 „zurück“kehren. Seit gestern weiß man: Marvin Pourie sammelt in der Tat Spielpraxis. Mehr noch: Beim extrem peinlichen 2:2 im letzten Schalker Testspiel in der Vorbereitungsphase brachte Pourie mit seinem 2:1 für die 60er in der 85. Minute den FC Schalke sogar an den Rand einer Niederlage.
Schalke und die jungen Spieler: das war zuletzt nicht immer eine Erfolgsgeschichte. Obwohl die Jugend des FC Schalke in den letzten Jahren einen Ausstoß an Bundesligaspielern hatte, wie kaum ein anderer Verein (Özil, Bönisch, Baumjohann, Heimeroth, Fährmann – um nur mal die bekannteren Fälle zu nennen) träumen viele immer noch von den seligen Zeiten, in denen ein damals schon fast 30-jähriger Sascha Wolf aus den Reihen der „Hi Ha Höre“ im Parkstadion als Heilsbringer gefeiert wurde.
So gesehen ist es durchaus interessant, was auf Schalke derzeit in der Nachwuchsarbeit passiert: Neuer, Höwedes und jetzt auch Danny Latza. Dazu der aktuell ausgeliehene Pourie, der in den letzten Monaten leider dauerverletzte Levan Kenia und der 19-jährige Tscheche Jan Morávek, der auf Schalke bereits ein Probetraining absolvierte. Man kann Manager Andreas Müller sicherlich einige Verfehlungen in der Vergangenheit vorwerfen, aber das derzeitige „Projekt Nachwuchs“ regt doch zum Träumen an. Ich verweise hier auf die vorzüglichen Gedanken von Herrn Wieland, der sich bereits vor ein paar Tagen mit dieser offensichtlich neuen Strategie befasste.
Eines sollte man jedoch immer beachten: Jugendstrategien greifen niemals innerhalb von wenigen Monaten. Schalke scheint sich derzeit neu auszurichten, darf geichzeitig aber das Tagesgeschäft nicht vergessen. Denn auch ein Jugendspieler wechselt lieber zu einem CL-Aspiranten, als zu einem Mittelfeld-Club. So gesehen ist es der sprichwörtliche Ritt auf der Rasierklinge, den sich Müller, Rutten und Co. jetzt antun wollen. Ausgang ungewiss.
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