Plöpp!
Am Samstag um 17.17 Uhr machte es plötzlich deutlich vernehmbar „Plöpp“ im Berliner Olympiastadion. Mit einem seichten Verpuffer verabschiedeten sich die Meisterschaftsräume der Hertha an diesem Nachmittag. Zuvor bekam man als Zuschauer ein Spiel geboten, das auch wirklich alles andere als meisterlich war. Hertha wollte mal wieder auf Teufel komm‘ raus Kontern und trug so gut wie gar nichts zur Partie bei, Schalke besann sich auf die alten Tage der Saison darauf, dass man als Auswärtsteam in der Bundesliga nicht unbedingt die offensivere Mannschaft sein und in Konter laufen muss. Logisches Fazit nach 91 Minuten: Ein 0:0 der schlechteren Art. Ich weiß ja nicht, ob die Hertha-Fans, die zuvor noch laut von der ersten Meisterschaft seit 1931 tönten, wirklich an ihre Chance geglaubt haben. Die Mannschaft hat es auf jeden Fall nicht. Einen derart uninspirierten Auftritt eines Titelkandidaten gegen eine graue Maus aus dem Bundesliga-Mittelfeld habe ich zuletzt vor zwei Jahren gesehen: beim peinlichen Schalker Spiel in Dortmund am vorletzten Spieltag des Fußballjahres 2006/2007. Damals wie heute siegte letztendlich die fußballerische Gerechtigkeit.
Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Ãœber 90 Minuten hinweg war Schalke die aktivere Mannschaft auf dem Feld, ohne jedoch wirklich zu glänzen. Ein Ballbesitz von mehr als 60 Prozent über die gesamten 90 Minuten hinweg spricht eine eigene Sprache, ein Chancenverhältnis von 5:2 für Hertha (ich bewerte nicht jeden Kullerball aus 30 Metern als Chance) eine andere. Hätte Hertha gewonnen, hätte man sich als Schalker nicht beschweren können. Hätten die Königsblauen alle drei Punkte mitgenommen, wäre es auch keine himmelschreiende Ungerechtigkeit gewesen. Wenn die Gastgeber gefährlich waren, dann nur über Konter. In der ersten Halbzeit scheiterte die Hertha so zwei-, dreimal an Manuel Neuer und der aufmerksamen Schalker Abwehr. Danach herrschte in Sachen Torgefahr gähnende Langeweile bei den Gastgebern. So sind es vor allem zwei kuriose Szenen, die mir von diesem Spiel in Erinnerung bleiben werden. Zum einen das sicherlich dümmste Handspiel der Saison nach etwa 10 gespielten Minuten, als Herthas Pal Dardei völlig ohne Not im Mittelfeld den ausgestreckten Arm zu Hilfe nahm, um einen eigentlich totgeweihten Schalker Pass zu verhindern. Wollte Dardei wissen, wie es sich anfühlt, 80 Minuten lang am Rande eines Platzverweises zu agieren? Ich weiß es nicht… Zum anderen war da die unglaublich schlechte Schwalbe von Cicero, der nach etwa 25 Minuten im Schalker Strafraum unbedrängt zum Sinkflug ansetzte und dafür zu Recht die gelbe Karte erhielt.
Schalkes Chancen aufzuzählen ist hier kaum der Mühe wert. Das gesamte Spielsystem der Blauen ist derzeit einfach nicht darauf ausgerichtet, Tore zu erzielen. Man kontrolliert den Ball, man arbeitet sich Zentimeter um Zentimeter zum gegnerischen Strafraum vor, doch wenn es dann darum geht, einen Angriff konsequent zu Ende zu spielen, verlässt man sich auf das Prinzip Zufall. Irgendjemanden wird schon etwas einfallen, irgendwer wird schon seine Rübe hinhalten. Kontrolliert vorgetragene Angriffe, an deren Ende ein Treffer stehen soll, sehen jedenfalls anders aus.
Zumindest aber stimmte der Einsatz. Schalke war nicht zum Gratulieren nach Berlin gereist und zeigte dies auch mit annehmbarem Engagement. Die Abwehr bestehend aus Höwedes, Westermann, Kobiashvili und Rafinha machte seine Sache ordentlich, wurde dabei zudem vom erneut sehr laufstarken Jermaine Jones unterstützt. Im Spiel nach vorne mühte sich Orlando Engelaar zwar redlich, doch er wird ebenso wenig jemals ein ordentlicher Spielgestalter sein, wie Ivan Rakitic, dessen langatmiges und durchschaubares Aufbauspiel bei mir mittlerweile für regelrechte körperliche Schmerzen sorgt. Und auch im Sturm nichts Neues: Altintop, der sich häufig ins Mittelfeld zurückfallen ließ, versuchte, was im Rahmen seiner Möglichkeiten möglich ist. Kuranyi kämpfte und rackerte, fiel letztendlich aber nicht nachhaltig auf, und Farfán gewann erneut kein einziges Laufduell gegen seine Gegenspieler.
Mehr zum Spiel und zum Drumherum schreibt die „Süddeutsche Zeitung„, die die Schalker Mannschaft mit Partygästen vergleicht, die – obwohl nur widerwillig eingeladen – letztendlich das ganze Treiben versaut, sich die Tupperdose mit Köstlichkeiten vom Buffet vollstopft und laut trällernd von dannen zieht. Ein netter Vergleich, doch so ganz kann ich ihn nicht unterschreiben. Nicht Schalke hat Hertha die Meisterschaft versaut, sondern die Hertha ganz alleine. Und selbst wenn Schalke letztendlich einen kleinen Anteil daran hatte: Das war sicherlich nicht das Ziel, mit dem wir in die Spielzeit 2008/2009 gestartet sind. Dementsprechend hält sich meine (Schaden)Freude in merklichen Grenzen.
Für mich und meine Freunde vom münsterschen Schalke-Fanclub Monasteria war es aber dennoch ein gelungener Ausflug nach Berlin, der gestern Nacht nach einem dreieinhalbstündigen Stau auf der A3 kurz vor Helmstedt viel zu spät ein Ende fand. Im nächsten Jahr fahren wir wieder nach Berlin. Dann wird die Bundesliga vielleicht wieder etwas normaler sein als diesmal. Ma‘ kucken.
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2 Kommentare zu “Plöpp!”
Man hat ja momentan nicht viel Freude mit seinem S04. Aber: Da wäre z. Bsp. der neue Schalke-Wimpel im Auto des Nachbarn, weil der Sohnemann nun auch Schalker geworden ist (z. Zt. komisch), dann die Bekannten und Kollegen, hier mehr Fans von anderen Mannschaften, die ernsthaft nach dem Zustand des S04 fragen und auch ernsthaft darüber diskutieren können und dann ist da der schalkefan.de, der immer wieder mit seinen tollen Berichten und Analysen auch eine so komische Saison doch noch verfeinert; DANKE!
Diese Saison war insg. doch sehr enttäuschend,k ich erwarte viel von Magath, evtl. zu viel, weshalb es evtl. schon wieder schnell mit ihm vorbei sein könnte, aber andererseits muss die gesamte mannschaft umgekrempelt und neu sortiert werden. wir brauchen einen spielgestalter, aussenmittelfeldspieler und vernünftige stürmer!
weil immoment läuft alles über neuer, die abwehr und jones!
Deshaln denke ich, dass Schalke gute chancen hat, wenn diese Kriterien beachtet werden 🙂