Double Feature in Düsseldorf
Ein „Double Feature” – eine Doppelvorstellung von zwei Filmen – ist für jeden Cineasten eine wirklich tolle Sache. Zum Preis eines Kinobesuchs können sich Filmnerds in die Polstersessel kuscheln und der Leidenschaft frönen. Hat der Hauptfilm nicht gefallen, dann reißt es der zweite Streifen wieder raus – oder umgekehrt. Es muss schon sehr viel Mist über die Leinwand flimmern, damit am Ende des Abends alle Besucher mit einem gelangweilten Gesicht den Saal verlassen. Kurzum: Das klassische Double Feature ist eine feine Tradition, von der der Zuschauer nur profitieren kann. Es liegt auf der Hand, dass die DFL in der 50. Saison der Bundesliga nun auch endlich Double Features einführt.
Fortuna ohne Chance gegen starke Schalker
Freitagabend, Flutlichtspiel, für die allermeisten Besucher in blau und weiß ein neuer „Ground“ – alles war in der NRW-Landeshauptstadt angerichtet für ein großartiges Fußballfest, das es letztlich auch wurde. Beeindruckend souverän sichert sich der FC Schalke 04 drei Punkte in der Esprit-Arena und zu keinem Zeitpunkt, sieht man einmal vom Abtasten in der Anfangsphase ab, hatte man das Gefühl, dass dabei etwas anbrennen wird. Das Endergebnis von 2:0 war der verdiente Lohn für die bislang stärkste Saisonleistung.
Im Vergleich zum 3:0-Sieg über den FSV Mainz 05 baute Trainer Huub Stevens die Mannschaft auf mehreren Positionen um. So rückte Joel Matip zurück ins Team und besetzte seine Position in der Innenverteidigung, verdrängte damit Benedikt Höwedes wieder auf die Außenbahn, sodass Atsuto Uchida sich auf der Bank wiederfand. Jefferson Farfáns verletzungsbedingter Ausfall sorgte für Rotation im Mittelfeld, in dem sich diesmal Afellay und Barnetta von Beginn an beweisen konnten, während Julian Draxler erst einmal draußen blieb.
Trotz dieser Umstellungen fand Schalke schnell in die Spur und nutzte nach einer guten Viertelstunde die erste Möglichkeit zum 1:0, als Huntelaar gleich drei Düsseldorfer Abwehrspieler austanzte und mit einem satten Schuss aus 16 Metern Fortuna-Schlussmann Giefer keine Abwehrchance ließ.
Hatte Düsseldorf in den ersten Minuten noch versucht, das Spiel offen zu gestalten, brach die Fortuna nun angesichts der klaren Dominanz der Gäste ein. Folgerichtig traf Joel Matip nach einer halben Stunde zum 2:0 per Kopf. Danach war es für Schalke fast schon zu einfach, die Partie nach Belieben zu diktieren. Düsseldorf wurde minutenlang in der eigenen Abwehr gebunden und durfte nur noch auf Kontersituationen hoffen, die Schalke jedoch nicht zuließ.
Ein spielfreudiger Huntelaar, ein gut aufgelegtes Mittelfeld, in dem Jones den Kreativen den Rücken frei hielt, und eine sichere Abwehr – das alles war für die Gastgeber an diesem Abend einfach zu viel. Dem wackeren Aufsteiger wurden am sechsten Spieltag erstmals in aller Härte seine Grenzen aufgezeigt. Der FC Schalke 04 war für Fortuna Düsseldorf eine Nummer zu groß.
Ärgerliches 0:2 gegen effektive Düsseldorfer
Nur 15 Minuten nach dem durchweg souveränen Sieg in Düsseldorf musste sich Schalke am sechseinhalbten Spieltag erneut am Rhein beweisen und scheiterte dabei an der eigenen Chancenverwertung. Denn trotz zum Teil bester Möglichkeiten von Holtby, Afellay und Huntelaar blieb das Tor der Fortunen wie vernagelt. Düsseldorf hingegen nutze die Konfusion in der Schalker Abwehr nach einem Eckball und einen Stellungsfehler von Papadopoulos bei einem Konter, um zwei Treffer und damit den Sieg herauszuschießen.
Huub Stevens, der der siegreichen Elf des letzten Spieltages vertraute, musste miterleben, wie die Gastgeber mit ihrem ersten Angriff in Führung gingen. Der Sekundenzeiger hatte kaum eine Umdrehung vollzogen, da jubelte Düsseldorf über den Treffer von Dani Schahin, dem nach einer Ecke ein echtes Gurkentor mit dem Schienbein gelang. So war Schalke gleich von Beginn an gefordert und nahm die Herausforderung an.
Ein ums andere Mal rollten die Angriffswellen auf das Düsseldorfer Tor, doch sowohl Holtby (Schuss aus 18 Metern), Afellay (Abschluss aus acht Metern) und Huntelaar (Riesenmöglichkeit aus kaum mehr als fünf Metern) vergaben den Ausgleich kläglich. Doch auch Düsseldorf kam in dieser Phase immer wieder durch überfallartige Gegenstöße zum Abschluss. Zwar gelang es den Schalkern, das Mittelfeld und das Abwehrzentrum sauber zu halten, doch immer dann, wenn die Hausherren es über die Flügel versuchten, brannte es vor Lars Unnerstalls Tor lichterloh. Beinahe zwangsläufig erhöhte die Fortuna aus einer solchen Aktion zum 2:0, als Levels unbedrängt aus dem Halbfeld flanken konnte und den Kopf des – von Papadopulos freundlich eskortierten – quirligen Schahin fand.
In den Schlussminuten verzeichnete Schalke durch den eingewechselten Julian Draxler und Christian Fuchs noch zwei Möglichkeiten zum Anschlusstreffer, insgesamt hatte man zu diesem Zeitpunkt sein Pulver aber längst verschossen. Sinnbildlich dafür stand die Auswechslung des komplett glücklosen Klaas-Jan Huntelaar, der nach zwei Drittel der Spielzeit entnervt Platz für Chinedu Obasi machen musste.
Obwohl Schalke sich in Düsseldorf ordentlich präsentierte setzte es mit 0:2 doch eine verdiente, wenngleich auch etwas zu deutliche Niederlage. Unter dem Strich bleibt die uralte Erkenntnis, dass derjenige, der keine Tore erzielt, kaum ein Spiel gewinnen wird. Nichts desto trotz muss jetzt das Motto lauten: Mund abputzen und weitermachen! Denn selbst die größten Pessimisten müssen zugeben, dass nicht alles schlecht war, was S04 in der Esprit-Arena zeigte. Niederlagen gehören zum Sport dazu. Schlimmer wäre es gewesen, Schalke hätte eine sichere 2:0-Führung achtlos weggeworfen.
Einen „Mehr zum Spiel“-Link kann ich heute nicht anbieten, da offensichtlich die versammelte Sportpresse den Sinn eines Double Features nicht verstanden hat. Stattdessen gibt es hier ein paar Impressionen aus der Esprit-Arena, geknipst von Bene und mir. Per Mausklick werden die Bilder groß.
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Abgelegt unter Schalke
ähm, ja. 🙂
Ansonsten: klasse geschrieben! Und so kam es einem ja auch vor, wie zwei komplett unterschiedliche Filme. Der erste Film des Double Features gefiel mir diesmal irgendwie besser. 😉
Eine großartige und treffende Zusammenfassung der Ereignisse von Freitag!
War auch im Stadion und war von der Wahnsinns-Stimmung des gesamten Stadions fasziniert. Die Schalker hörst du ja immer – darauf kann man als Schalker stolz sein. Die Fortuna Düsseldorf hat aber einen – nach langer 1. Liga Abstinenz veständlichen – Anfeuerungs-Nachholbedarf. Das war schon beeindruckend wie die ihre Mannschaft nach vorne gepeitscht haben. Nach dem 1:2 und der daraus resultierenden Euphorie (aller Fortuna Fans) hat sich das Team anstecken lassen und diese furiose Aufholjagd gestartet. Wenn wir schon nicht die drei Punkte mitnehmen konnten, dann doch die Erkenntnis, dass man mit dem Anfeuern der Mannschaft mehr erreichen kann als mit öffentlichen Unmutsbekundungen gegenüber der eigenen Elf (gemeint sind hier all jene Sesselpuper, die nach ein paar missglückten Aktionen gleich pfeifen).
P.S.: Huub muss eher wechseln…
Endlich mal jemand, der das zweite Spiel auch nicht in Grund und Boden redet!
Das erste Spiel war zwar überlegen geführt, ein Feuerwerk war es aber wohl dann doch nicht (dachte ich zuerst, als ich live vor Ort war).
Zudem war das zweite Spiel gar nicht so übel, wie es von den Verantwortlichen, der Presse und auch der Fans gemacht wurde. Wären wir ein wenig kaltschnäuziger vor dem Tor gewesen (so, wie wir es beim ersten Spiel waren), hätten wir auch im zweiten Spiel mindestens nen Punkt geholt!
[…] Der Schalkefan dagegen ein Doublefeature mit Schalke. Erster Film: Starke Schalke dominieren Düsseldorf. Zweiter Film: Effekte Düsseldorfer ärgern Schalke. […]
Gut geschrieben. Leider gab es pro Spiel nur einen Punkt, denn für das 2. Spiel hätten wir Düssis 3 verdient (so wie Ihr für das Erste).
Ich fand den Schalker Support übrigens auch bemerkenswert gut. Da habt Ihr Eure Konkurrenz aus Lüdenscheid (DFB Pokal Dezember 2011) in Grund und Boden gesungen. Sogar in der 2. Halbzeit.
Ich verbleibe mit unserem Spieltagsplakat (leicht abgewandelt):
Glück auf !
Glück ab !
Grüße vom Rhein
Frank
Super Artikel!!! Gratulation, sehr gut geschrieben!
Herzlichen Glückwunsch zu dieser ausgefallenen Betrachtungsweise.
Du hast es geschafft, dass ich nach langem Grummelgrummel über das Spiel lachen konnte. Danke!
Der Kernsatz „Schlimmer wäre es gewesen…“ ist, um im Bild zu bleiben, ganz großes Kino!
Hallo!
Ich habe da mal eine Frage bzw. ein gedankliches Problem… (dieser Kommentar darf gerne für einen neuen Blogeintrag (auch in anderen Blogs) verwendet werden):
Für das morgige CL-Spiel gegen Montpellier sind ja noch eine Menge Tickets in allen Kategorien (außer NK) zu haben. Warum eigentlich? Das Spiel gegen Arsenal hingegen ist bereits ausverkauft. Meine Vermutung ist daher, dass es an dem relativ unattraktiven Gegner liegt. Das wiederum sorgt für die eigentliche Frage.
Denn eigentlich geht man doch ins Stadion, um seinen Verein (das sollte in den meisten Fällen hier der FC Schalke 04 sein) zu sehen. Ein tolles Erlebnis wird dieser Stadionbesuch doch dann auch dadurch, dass der eigene Verein gewinnt. Die Wahrscheinlichkeit für einen Schalker Sieg ist doch gegen Montpellier höher als gegen Arsenal. Ich als DK-Inhaber werde ja beide Spiele sehen. Aber wenn ich zwischen einem der Spiele wählen müsste, würde ich mich doch für das Spiel entscheiden, dass mir wahrscheinlicher ein Glücksgefühl (Sieg) bringen wird.
Warum also fahren die Leute so auf die sogenannten Topspiele ab, obwohl diese in der Regel unattraktiver und unerfolgreicher sind? Alle anderen Einflüsse (Preis, Wetter, Wochentag) sind beim Spiel gegen Arsenal doch gleich bzw. schlechter als gegen Montpellier.
Klar, jetzt sagen einige, dass man lieber mal einen Gegner wie Arsenal in der Arena sehen will als Montpellier. Aber ich jubel doch dennoch Schalke zu und bin nach einer Niederlage gegen Arsenal enttäuschter als nach einem Sieg gegen Montpellier. Abgesehen davon sieht man Gegner wie Montpellier (französischer Fußball) doch seltener in der Arena als englische Vereine (Arsenal war schon mal da, Montpellier nicht).
@Die Wahrscheinlichkeit für einen
SchalkerSieg ist doch gegen Montpellier höher als gegen Arsenal.
das mag stimmen, wenn man fcb heißt! 🙂
@und bin nach einer Niederlage gegen Arsenal enttäuschter als nach einem Sieg gegen Montpellier.
ich bin nach einem sieg nie entäuscht! 😉
RWDJojo, ich kann dir diese Frage nur aus meiner persönlichen Sicht beantworten.
Ich besuche jedes Schalke-Heimspiel, egal in welchem Wettbewerb. Ich wohne allerdings auch nur knapp 75 km von Gelsenkirchen entfernt und habe eine günstige NK-Dauerkarte. Des Weiteren bin ich Selbstständig und kann mir am Tag nach einem CL-Spiel auch ohne weiteres die ersten zwei, drei Stunden frei nehmen. Und weil ich ein richtig glückliches A… bin, weiß ich an meiner Seite auch die beste Schalkefrau von allen, die die mich i.d.R. begleitet und mir – selbst wenn sie mal verhindert ist – niemals Steine auf meinem Weg Richtung Schalke legen würde.
Jetzt bin ich allerdings auch Mitglied im Fanclub Münster und dort bekommen wir es nicht einmal mehr hin, zu CL-Spielen – den absoluten Highlights des Vereinslebens – einen eigenen Bus einzusetzen und müssen mit einem anderen Fanclub kooperieren. Gegen Freiburg an einem Freitagabend? Kein Problem, da fährt ein Bus! Gegen Hoffenheim am Sonntag um 17.30 Uhr? Natürlich fährt ein Bus! Gegen Montpellier zur besten CL-Zeit an einem Feiertag? Nö, da wollen einfach nicht genügend Leute mitfahren, als dass sich die mehrere hundert Euro teure Busmiete lohnen würde.
Grund dafür ist, dass sehr viele DK-Inhaber ihr „Schalke-Total-Abo“ gekündigt haben. Zum Teil aus finanziellen Gründen (das letzte Jahr mit den unzähligen UEL-Spielen hat einiges gekostet), zum Teil aus beruflichen Gründen (morgens um 6 auf der Arbeit zu erscheinen ist ganz schön schwer, wenn man erst gegen 2 Uhr zum schlafen kam), zum Teil aus partnerschaftlichen Gründen (die Perle hat gemeckert, dass der Olle ständig auf Schalke ist). Das sind alles gute Gründe – zwar zum Glück nicht „meine Gründe“ – aber ich kann sie verstehen. Und hat man sich erst einmal durch Kündigung des Schalke-Total-Abos aus der „süßen Pflicht“ des Spielbesuches befreit, wird es einfacher vor sich selbst zu rechtfertigen, dass man die CL auch mal schwänzt.
Das ist der eine Grund, warum Plätze frei bleiben. Der andere ist, dass alle die, die ständig jammern „Ich würde so gerne mal irgendein Schalke-Spiel sehen!“ eigentlich meinen: „Ich würde so gerne mal ein Schalke-Spiel an einem Samstagnachmittag gegen Bayern sehen, aber nur wenn das Wetter gut ist, die Karte nicht zu teuer und mich jemand zum Stadion bringt und wieder abolt. Ach ja, und wenn ich an diesem Tag nichts anderes vorhabe.“
Hört sich hart an, ist aber so. Ständig erreichen mich als Schriftführer des Fanclubs Bettelanrufe von Schalke-Fans aus dem Großraum Münster, die „mal irgendwie ein Spiel sehen wollen“ und mich um Karten anhauen. Dann setze ich mich hin, telefoniere unsere Mitglieder ab und am Ende des Tages habe ich tatsächlich noch ein freies Ticket gefunden. Wenn ich dem Fan dann das Ergebnis meiner Mühen mitteile, lautet die Antwort in der Regel: „Nee, da kann ich nicht. Ich kann sowieso nur Samstags. Und eigentlich kann ich nur gegen Bayern oder Dortmund. Aber nur wenn ihr mir einen günstigen Sitzplatz besorgt. Und dann auch nur, wenn meine Freundin an dem Tag nichts anderes vorhat. Wenn ihr so ’ne Karte habt, dann haltet die mal zurück. Ihr seht dann ja, ob ich zum Fanbus komme oder nicht.“ Und das Schlimme ist: Diese Pappnasen meinen das dann wirklich ernst!
So – und dann hast du also die DK-Inhaber, die aus oben beschriebenen Gründen ihr Total-Abo gekündigt haben und nicht kommen. Und du hast diejenigen, denen man den Hintern hinterhertragen muss. Und natürlich gibt es noch die vielen tausend Fans, die eben nicht 75 km von der Arena entfernt wohnen und sich nicht mal eben an einem Mittwochabend ins Auto schmeißen können, ganz zu schweigen von denen, die sich nicht jedes Schalke-Spiel leisten können oder wollen.
Das alles führt dazu, dass gegen Gegner wie Montpellier ein paar Plätze frei bleiben. Das ist zwar nicht schön, aber ich kann es mittlerweile verstehen. So lange nicht ganze Tribünen frei bleiben, wie bei anderen CL-Teilnehmern, kann ich damit leben ohne an der Anziehungskraft unseres Vereins zu zweifeln.
Nö, das stimmt auch für Schalke! Das stimmt sogar für den FC Pusemukkel, da Montpellier schlechter als Arsenal ist 😉
@Matthias
Danke für die ausführliche Antwort. Leider führt die etwas an der Frage vorbei. Ich habe ja absichtlich zwei CL-Spiele verglichen, da hier die Voraussetzungen, die für einen Spielbesuch sprechen bis auf den Gegner identisch sind.
Mir ging es ja eher darum, weshalb das Spiel gegen Montpellier nicht voll wird, Arsenal hingegen schon.