Archiv für die Kategorie 'Fußball allgemein'

Nov 30 2010

Big in Japan?

Autor: . Abgelegt unter Fußball allgemein

Wer eine Webseite oder ein Blog betreibt, interessiert sich auch dafür, wie gut das Angebot vom Publikum angenommen wird. Analysetools erlauben eine sehr exakte Aufschlüsselung der Besucherströme bis hin zu den nebensächlichsten Details, die wohl nur Freaks interessieren dürften, mich jedenfalls nicht. Doch beim Überliegen der Logfiles stieß ich vor drei Wochen auf einen interessanten Fakt: Jeder 20. Besucher, der schalkefan.de anklickt, tut dies von Japan aus! Nach Deutschland ist Japan das Land mit den meisten Zugriffen auf diese Seite, noch weit vor den deutschsprachigen Nachbarn Schweiz und Österreich.

Es heißt zwar immer wieder, dass die Bundesliga sich in Asien stärker positionieren wolle, dass die Vereine die Vermarktungschancen im riesigen asiatischen Multimediamarkt nutzen möchten – aber was das genau bedeutete, war mir ehrlich gesagt nie bewusst. Doch nun war mein Interesse geweckt und ich stellte mir die Frage, wie „Big in Japan“ Schalke tatsächlich ist.

Zufällig lernte ich über Twitter Yumiko kennen. Yumiko ist Anhängerin der Königsblauen. Das wäre an sich ja nichts Ungewöhnliches, wohnte sie nicht in Japan. In der Hauptstadt Tokyo, um es genau zu sagen. Ich fragte sie, ob sie sich für ein Blog-Interview zur Verfügung stellen möchte. Sie erklärte sich dazu bereit. Weil ich in einem Interview mehr als die Beantwortung eines Fragenkataloges sehe, dauerte es schließlich fast zwei Wochen. Häppchenweise wanderten meine Fragen um die halbe Welt, häppchenweise antwortete Yumiko. Aus ihren Antworten ergaben sich neue Fragen. So entwickelte sich unser „Gespräch“ in eine Richtung, die ich vorher nicht erahnen konnte. Eigentlich wollte ich doch nur etwas über die japanische Sicht auf den FC Schalke 04 wissen, doch Yumiko entpuppte sich als eine derart kompetente und kurzweilige Interviewpartnerin, dass es letztendlich ein Gespräch über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zweier Fußballkulturen wurde.

Nicht nur, weil die Erstellung des Interviews unzählige Arbeitsstunden in den letzten zwei Wochen verschlungen (besser gesagt: angenehm ausgefüllt) hat, habe ich mich dazu entschlossen, den Text in drei Teile zu splitten. Allein schon die Länge gebietet es, nicht alles auf einen Rutsch zu veröffentlichen. Sämtliche Fotos, die ich im Rahmen dieses Interviews verwende, stammen von Yumiko. Und schließlich noch ein Hinweis: Ich habe mir erlaubt, Yumikos Worte grammatikalisch ein wenig zu „glätten“. Ihr Deutsch ist zwar wirklich gut, der besseren Lesbarkeit zuliebe habe ich jedoch „lektoriert und redigiert“. Yumiko hat die „geglättete“ Version natürlich vorab gelesen und freigegeben.

Genug der Vorrede – los geht’s.

Weiterlesen »

18 Kommentare

Nov 26 2010

Fußball ist keine Frage der Moral

Autor: . Abgelegt unter Fußball allgemein

Das Fußballspiel besteht aus einem Katalog von Regeln. Sie sind zu einem großen Teil seit über einem Jahrhundert erprobt und wurden nur dann modifiziert, wenn sich kluge Köpfe denselben ausreichend darüber zerbrochen hatten. Man kann vom passiven Abseits so viel halten, wie man will, doch die meisten Regelmodifikationen hatten durchaus Sinn und Verstand. Beispielsweise die, die im Jahr 1896 festlegte, dass ein Spielfeld frei von Baum- und Strauchwerk zu sein habe.

Eigentlich sind die Fußballregeln wasserdicht. Wer es aber wagt, im dichten Geflecht des Reglements eine Lücke zu entdecken und zu nutzen, wird nicht etwa als bauernschlau gerühmt, sondern handelt sich den Titel „Gegner des Fair-Play“ ein. Wenn die Regeln nicht mehr greifen, wenn alle Warnsysteme versagt haben, wenn der Fußball einen Systemfehler eingestehen müsste, dann ist der Überbringer der Nachricht der Böse. Dann argumentieren die Fußballliebhaber plötzlich nicht mehr mit dem Regelwerk, sondern mit der Moral. José Mourinho ist seit Dienstag (mal wieder) ein Feind des Fair-Play.

Weiterlesen »

Ein Kommentar

Nov 17 2010

Sprechstunde bei Dr. Plenk

Autor: . Abgelegt unter Fußball allgemein

Wir schreiben die 85. Minute im Spiel Drollenburg gegen Wackenbach. Wackenbachs Stürmer Prycziak ist gerade beim Stand von 0:0 im Strafraum zu Boden gegangen. Schiedsrichter Dr. Martin Plenk (im wahren Leben macht er in Zähnen) zeigt auf den Elfmeterpunkt. Die Drollenburger Spieler bestürmen ihn – es sind sechs, vielleicht sogar sieben an der Zahl. Völlig überraschend sind auch das Publikum sowie die Drollenburger Bank mit der Entscheidung nicht einverstanden. Angesichts dieser Empörung überdenkt Dr. Plenk seine Entscheidung und ruft Prycziak zu sich.

Weiterlesen »

4 Kommentare

Okt 22 2010

Mama, ich bin im Fernsehen!

Autor: . Abgelegt unter Fußball allgemein,Schalke

In meinem mittlerweile 35 Lenze, Sommer und Herbste währenden Leben habe ich es nur selten zu größerer Popularität gebracht. Hier mal ein Zeitungs- oder Radiointerview in den münsterschen Lokalmedien als Schriftführer des hiesigen Schalke-Fanclubs, da mal ein paar mediale Erwähnungen, die mit meinem Beruf zusammenhängen. Beim Auswärtsspiel in Hamburg vor ein paar Jahren erhielt ich eine SMS von einem Kumpel, der sich das Spiel im Pay-TV anschaute, mit dem knappen Inhalt: „Gähn‘ doch nicht so!“ Ach ja, und ich war schon einmal auf einem Plattencover zu „sehen“: Auf Hubert von Goiserns Live-CD von der großartigen 1994er Europatournee bin ich der 17 von links in der siebten Reihe. Insbesondere die beiden letzten Erwähnungen machen sich immer ganz gut als Anekdoten beim geselligen Bierchen.

Weiterlesen »

8 Kommentare

Sep 24 2010

90elf mit dem „IPdio mini Pro“ nicht mehr möglich

Autor: . Abgelegt unter Fußball allgemein,Leben analog

Seit ca. eineinhalb Jahren bin ich treuer Hörer des Internet-Radiosenders 90elf.de, der sämtliche Spiele der Bundesliga und Zweiten Liga in voller Länge und in Konferenz überträgt. Dazu kaufte ich mir einst extra ein Internet-Radio, damit ich die Spiele und die anderen Sendungen nicht am Computer hören muss. Ich entschied mich für das kleine aber feine „IPdio mini Pro“ der Firma „DNT“. Und was soll ich sagen? Es fluppte alles ohne Probleme. Bis zum Anfang dieser Woche.

90elf hat nach zwei Jahren Sendebetrieb irgendetwas an seinen Streamadressen geändert. Darauf machte eine Ansage zum Start des Streams bereits Wochen vor der Umstellung aufmerksam und natürlich befolgte ich brav die Anweisungen und speiste via Datenbank-Update die neuen Adressen ein.

Das war vor einem knappen Monat und ich hatte die ganze Prozedur längst schon wieder vergessen. Doch dann blieb mein Internet-Radio auf der 90elf-Sendertaste vor ein paar Tagen plötzlich stumm. Obwohl, das stimmt so nicht ganz, denn zu Beginn eines Verbindungsaufbaus ertönt nach wie vor ein vorgeschalteter Werbespot. Anschließend scheint bei der Übergabe von Werbespot-Stream auf Normal-Stream etwas schief zu laufen.

Also schrieb ich nach langer Fehlersuche sowie diverser Firmware- und Datenbank-Updates eine Mail an den technischen Kundendienst von 90elf.de. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten:

Wir haben uns deine Problemlage angeguckt und die Ursache dafür ist uns bereits bekannt. Bei der Umsetzung des Streams in deinem Radio gibt es leider ein technisches Problem, was durch die verschiedenen Hardwarebestandteile entsteht. Dadurch bleibt dir nur die Möglichkeit auf eine andere Alternative umzusteigen, um 90elf zu hören. Einen Überblick dazu findest du unter www.90elf.de/90elfempfangen.Wir hoffen auf dein Verständnis und wünschen dir weiterhin viel Spaß mit 90elf!

Ich fasse zusammen: Das Problem ist bekannt und ganz offensichtlich von 90elf selbst verursacht. Schließlich laufen alle (!) anderen Internetradiosender, die ich eingespeichert habe, weiterhin ohne Probleme. Und selbst 90elf versah ja noch am vergangenen Wochenende seinen Dienst – die Werbeeinblendung am Anfang klappt selbst heute noch. Anstatt den offensichtlich softwareseitigen Fehler jedoch zu beheben, schiebt man den schwarzen Peter mit einer möglichst schwammigen Formulierung flux der Hardware zu und verweist auf „alternative Empfangsmöglichkeiten“.

Kundendienst und Hörerbindung, liebe Freunde von 90elf, sieht nun wirklich anders aus.

5 Kommentare

Aug 19 2010

Google Stadium-View

soccerview
Die Diskussionen um Google Street-View werden immer skurriler.
Weiterlesen »

3 Kommentare

Jun 04 2010

„Der Tag, als Rot-Weiss Essen starb“

Autor: . Abgelegt unter Fußball allgemein

Und alle Schalker sangen? Ich nicht! Für mich sind die Nachrichten und Entwicklungen des Tages, die heute aus Essen herüberschwappten und von „Reviersport“ sogar mit einem „Live-Ticker“ begleitet wurden, ein Drama. Ich hatte nie einen Vertrag mit „RWE“ und kann mich sogar noch sehr gut daran erinnern, wie ich mich als Jugendlicher schwarz geärgert habe, als die Essener beim letzten sportlich wertigen Aufeinandertreffen der beiden „Ersten Mannschaften“ Schalke mit 2:0 aus dem DFB-Pokal warfen. 1992 war das und nach dem Insolvenzantrag, den RWE heute stellen musste, scheint festzustehen, dass das nächste Aufeinandertreffen wohl noch sehr lange auf sich warten lassen wird. Vielleicht noch einmal 18 Jahre oder länger.

Auch als Fußballfan, der nur wenige hundert Meter von der Heimstätte des SC Preußen Münster entfernt wohnt und häufiger Spiele der Adlerträger mit lokaler Sympathie begleitet, ist dieser 4. Juni 2010 für mich kein guter Tag. Essen und Münster – das war eine über Jahrzehnte gewachsene Rivalität, die – ganz im Gegensatz zur Rivalität zwischen RWE und S04 – wenigstens im sportlichen Alltagsgeschäft gelebt werden konnte. Es ist gar nicht lange her, da schönte der SCP, der einmal mehr in der Liga meilenweit hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben ist, die Saison mit einem 4:0 über konfuse Essener. Mehr als 6.300 Zuschauer waren Zeuge dieses Traditionsduells und gleichzeitig Beitragende zu einem letzten mittelgroßen Zahltag für die Preußen. Auf diesen Zahltag wird der Verein im kommenden Jahr wohl verzichten müssen, weshalb sich bei der Anhängerschaft des SCP die Häme tunlichst in Grenzen halten sollte.

Das Aus für Rot-Weiss Essen zeigt in erschreckender Weise eine schreiende Ungerechtigkeit und ein strukturelles Problem im deutschen Fußball auf. Die Regionalliga, Deutschlands dreigleisige vierthöchste Spielklasse, ist spätestens seit Einführung der eingleisigen „Dritten Liga“ zu einer Pleiteliga verkommen. Das hat einen ganz einfachen Grund: Allein in der Regionalliga-West tummelten sich in der abgelaufenen Spielzeit acht Zweitvertretungen von aktuellen Proficlubs: VfL Bochum, 1. FC Köln, FC Kaiserslautern, Fortuna Düsseldorf, Schalke 04, Bayer Leverkusen, Mainz 05 und Borussia Mönchengladbach schickten ihre zweiten Mannschaften ins Rennen. Sie spielen zwar mit gegen den Abstieg und um den Aufstieg, existieren aber nicht – wie die anderen „echten“ Vereine – aufgrund eigener finanzieller Stärke. Die Zweitvertretungen der Proficlubs sind der Appendix der Bundesliga, mit viel gutem Willen vielleicht noch als „Nachwuschsschmiede“ zu bezeichnen. Sie spielen fast ausschließlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit, bringen zu Auswärtsspielen kaum Fans mit und besitzen für den Fan der Traditionsvereine keinerlei Attraktivität. Wenn man es ganz böse sagen möchte, dann hatten die Zweitvertretungen zuletzt nur noch für die Hooligans der Proficlubs eine Bedeutung, die sich fernab des großen Polizeiaufgebotes eines Bundesligaspiels mal wieder so richtig austoben wollten.

Der positive Ausweg aus der „Pleiteliga“ ist der Aufstieg in die finanziell nicht minder gebeutelte Dritte Liga. Doch hier gibt es wenigstens noch ein paar TV-Gelder und die Gegner klingen etwas attraktiver. Auch ist die Quote der Zweitvertretungen in der Dritten Liga bei weitem nicht so hoch, wie in der Regionalliga. In der abgelaufenen Saison waren es nur Bayern München, der VfB Stuttgart, Werder Bremen und Borussia Dortmund, die in der 20er Liga mit ihren „Amateuren“ antraten. In jene dritte Liga aufzusteigen hatten sich auch die Rot-Weissen aus Essen in diesem Jahr auf die Fahnen geschrieben, mussten sich aber schon sehr früh von diesem Ziel verabschieden. Eine Liga, in der nur der Meister aufsteigt, verzeiht einfach keinen miesen Saisonstart. Und um die Lage für die anderen Regionalligisten noch etwas aussichtsloser zu gestalten, existieren jetzt schon Pläne, den Aufstieg aus der vierten Liga noch etwas komplizierter zu gestalten. Gut möglich, dass bald selbst der Meister nicht mehr die Ausfahrt nach oben nimmt, weil er sich in einer Relegation mit anderen Regionalliga-Meistern messen muss.

Das Aus für Rot-Weiss Essen hat viele Gründe. Viele davon sind im Missmanagement an der Hafenstraße zu suchen, an einer gewissen Großmannssucht, die der Verein bis zuletzt an den Tag legte und an einer Mannschaft, die eigentlich stark genug war, ihr Potenzial aber letztendlich verschwendet hat. Neben Essen verabschiedet sich auch der Bonner SC aufgrund finanzieller Unzulänglichkeiten aus der Liga, sodass es der sportliche Abstiegskampf in der RL-West einmal mehr zu einer Farce verkommen ist. Wer weiß: Vielleicht findet sich ja noch ein dritter Pleiteverein, dann dürfte selbst der Tabellenletzte, die Eintracht aus Trier, im kommenden Jahr wieder viertklassig ran. Oder sind die auch schon insolvent? Ich weiß es nicht…

Preußen Münster wird im kommenden Jahr erneut einen Anlauf auf den Aufstieg starten. Noch geht es dem Verein gut. Die Hauptkonkurrenten dürften neben den Sportfreunden Lotte die Zweitvertretungen von Bochum und Köln sein. Auch der FC Schalke schickt seine zweite Mannschaft wieder ins Rennen. Letztendlich fehlten den Rot-Weissen Essenern zum heutigen Stichtag knapp 2,4 Millionen Euro, um die Lizenz für die kommende Spielzeit zu erhalten. Der letzte offizielle Schuldenstand des FC Schalke 04 lag bei mehr als 120 Millionen und somit gut 50 Mal höher.

Die Situationen auf Schalke und in Essen sind freilich nicht vergleichbar. Neben den absoluten Schulden spielt bei der Lizenzierung hauptsächlich die Frage eine Rolle, ob ein Verein eine kommende Saison ohne finanziellen Crash, der zu einem Rückzug der Mannschaft in der laufenden Spielzeit führen könnte, überstehen kann. Die DFL sieht dies bei Schalke als gegeben an. Der DFB hatte im Falle von Essen seine Zweifel. Soviel zu den Fakten. Ich kann es dennoch verstehen, wenn sich manch ein Fußballfreund in Momenten wie diesen die Frage nach der Gerechtigkeit stellt.

Nein, heute ist wirklich kein Tag, an dem alle Schalker singen sollten.

6 Kommentare

Mai 20 2010

Warum ich einen Hals auf Kevin-Prince Boateng habe

Autor: . Abgelegt unter Fußball allgemein

Kevin-Prince Boateng hat mir den vergangenen Samstag versaut. Naja, nicht wirklich versaut, aber er hätte ihn zumindest etwas angenehmer, erfreulicher gestalten können. Und dann hat er auch noch Michael Ballack gefoult. Nun gut, das kann vorkommen.

In Ermangelung eines samstagnachmittäglichen Fußballspiels sah ich mir auf Sport1 (ehemals Deutsches Stangentanz Fernsehen) das Finale des FA-Cups an. Überhaupt muss ich sagen, dass ich in dieser Saison in den englischen Vereinsfußball etwas tiefer eingetaucht bin, als in den Jahren zuvor, was vor allem an der wirklich großartigen Highlight-Sendung des DSF bzw. Sport1 am Montagabend lag. Aber OK, das führt jetzt zu weit.

Auf jeden Fall saß ich da am Samstagnachmittag und erlebte ein Spiel, in dem Chelsea in der ersten Halbzeit fünf Mal (!) nur Pfosten oder Latte traf und auch sonst wirklich herausragende Torchancen hatte. Portsmouth fand in den ersten 45 Minuten – mit Ausnahme des Boateng-Fouls – gar nicht statt, was man einem abgeschlagenen, insolventen Tabellenletzten allerdings auch nicht vorwerfen muss.

Kurz vor der Halbzeit fiel mir ein, dass ich vor Jahren bei einem Sportwettenanbieter ein Konto mit Start-Freiguthaben eröffnet hatte, das nach anfänglicher Euphorie nun schon seit Monaten brach lag. Ich loggte mich ein, fand ein Guthaben von drei Euro und ein paar Cent vor und entschloss mich, eine möglichst sinnlose Wette zu platzieren. Anders gesagt: Ich wollte auf ein Tor für Portsmouth setzen, auf eines, das vor einem Tor für Chelsea fällt. Die Quote dafür war lächerlich: 1:3,5, oder so. Nicht der Rede wert. Ich musste also Spezieller werden. Wer von Portsmouth würde das erste Tor schießen? Bei Kevin-Prince Boateng lag die Quote bei 1:15. Ich setzte einen Euro.

Keine fünf Minuten später hatte Boateng die erste echte Chance für den Underdog, schoss nur knapp über die Latte. Wieder nur etwas später entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter für Portsmouth. “Boateng, Boateng, bitte bitte Boateng” murmelte ich und der Mannschaftsrat auf dem Rasen folgte meinem Flehen. Kevin-Prince trat tatsächlich an. Ich jubelte bereits.

Boateng vergab jämmerlich.

Ein paar Minuten später nahm Didier Drogba mit dem 1:0 für Chelsea die Würze aus meiner Wette. Der Favorit setzte sich am Ende hochverdient mit 2:0 durch.

Dass Boatengs Foul an Ballack das WM-Aus für den deutschen Kapitän bedeuten könnte, war mir übrigens sofort klar. Als Beweis verweise ich auf meinen Twitter-Account (schalkefan_de) über den ich bereits Sekunden nach dem Foul die Frage aufwarf “War’s das mit der WM?” Letztendlich hat mir das den Samstag aber nicht versaut. Und auch die darauf folgende Woche nicht.

Warum ich erst heute diese kleine Geschichte erzähle, hat einen einfachen Grund: Ich hätte mir am Samstag statt des FA-Cup-Finales ja auch der DFB-Pokalfinale der Frauen ansehen können. Habe ich aber nicht, weil es mich nicht sonderlich interessiert hat. Der Spielverlauf gab mir im Nachhinein sogar komplett Recht. Heute aber sah ich zumindest die Verlängerung des Champions-League-Finales der Fußballschnitten zwischen Potsdam und Lyon. Das Spiel an sich war grottenschlecht und erinnerte mich teilweise an “Fifa 09” bei Starkregen. Aber das Elfmeterschießen war echt witzig.

Herzlichen Glückwunsch, Turbine Potsdam. Irgendwie schön zu sehen, dass im Osten der Republik doch erfolgreicher Fußball gespielt werden kann. Ein Deutscher Champions-League-Sieger muss dann aber auch in diesem Jahr reichen.

8 Kommentare

Mai 17 2010

Patsch (oder: Das Geräusch einer flachen Hand auf der Stirn)

Autor: . Abgelegt unter Fußball allgemein

Manchmal möchte ich wirklich gerne Mäuschen spielen. Zum Beispiel bei der Schlusskonferenz für eine neue Ausgabe der „TV Movie“, wahlweise auch „TV-Spielfim“, „TV-Digital“ etc. Ich stelle mir vor, dass da ein Rudel hochbezahlter Kreativ-Redakteure an einem langen Tisch sitzt und sich überlegt, wie das Titelblatt der kommenden Ausgabe aussehen könnte. Nach vier Stunden, 17 Litern Kaffee und sechs Packungen filterloser Zigaretten durchbricht dann ein zaghaftes „… wir könnten ja auch eine Frau mit tiefen Dekoltee auf den Titel heben…“ den Dunst, gefolgt von einem begeistert zustimmenden „Ja! Oh Gott! Ja! Heidi Klum, vielleicht!“ Und dann fallen sich alle um den Hals, beglückwünschen sich und ziehen gemeinsam weiter zur After-Work-Party. Ein kreatives Gemüt muss schließlich geölt werden.

Ganz ähnliche Szenen vermute ich seit Jahren im Vorfeld von großen Fußballturnieren auch in den „Creative-Divisions“ der großen deutschen Werbeagenturen. Auch da sitzen – so mutmaße ich – fürchterlich kreative Köpfe an langen Tischen und lassen dieselben rauchen (die Köpfe, nicht die Tische – nur damit keine Missverständnisse aufkommen). Nach Stunden intensivsten „Brainstormings“, wie man das Produkt des Kunden irgendwie an den fußballaffinen Käufer bringen kann, ergießt sich schließlich als kreativer Schwall der Name „Michael Ballack“ in den Raum. Und dann sind plötzlich alle glücklich, weil sie erneut beweisen konnten, dass sie die kreative Elite des Landes sind.

Wie gesagt: Manchmal würde ich gerne Mäuschen spielen. Heute besonders.

Ein Kommentar

Mai 04 2010

Die Erde ist keine Scheibe

Autor: . Abgelegt unter Fußball allgemein,Schalke

Schalke Fanclub Monasteria

Vor wenigen Minuten forderte mich Kommentator „Marcel04“ auf:

Schreib‘ doch etwas über die Nichtnominierung von Kevin, damit wir uns darüber auslassen können.

Und natürlich hatte ich seit gestern bereits mehrmals etwas auf der Zunge. Allerdings weiß ich nicht, ob es sinnvoll ist, sich wirklich über etwas auszulassen, was doch ohnehin schon seit eineinhalb Jahren klar war. Löw wollte Kuranyi nicht – zu keinem Zeitpunkt. Löw hat sich Kuranyi auch nicht aufdrängen lassen. Er hat sich stattdessen mit seiner Ankündigung, er wolle zu gegebenem Zeitpunkt das Gespräch mit dem Stürmer suchen, lediglich Zeit verschafft. Ein Medien- und Werbeprofi wie Joachim Löw weiß eben, dass es immer von zentraler Bedeutung ist, die Kontrolle über die Zeit zu behalten. Vor eineinhalb Monaten noch wäre Löw, gerade über eine „Signing-Fee“-Affäre um ein Brusthaar gestolpert, noch in der Luft zerrissen worden, wenn er Kevin Kuranyi eine endgültige Absage erteilt hätte. Damals traf Kuranyi beinahe in jedem Spiel und zeigte zum Teil großartige Leistungen. Also verschob der Erfinder der Männerseminare den Zeitpunkt seiner Entscheidung. Er hätte ihn auch noch um eine Woche weiter verschoben, wenn Kuranyi in den letzten Spielen für Schalke weiter getroffen hätte. Hat er aber nicht – und deshalb war die Zeit jetzt reif. Die Begründung, Kuranyi passe nicht ins taktische Konzept und komme deshalb nicht für eine Nominierung in Frage, ist natürlich absoluter Nonsens. In welches taktische Konzept passen 18 Saisontore in einer Liga, die sich derzeit anschickt wieder unter die Top-3 in Europa zu rutschen, eigentlich nicht? Aber auch darüber rege ich mich nicht auf, weil es eben so offensichtlich ist.

Jetzt habe ich also doch etwas geschrieben zum Thema „Löw nimmt Kuranyi nicht mit nach Südafrika“. Bittet mich besser nicht darum, etwas zum Thema „Apfel fällt vom Baum nach unten“ oder „Erde ist eine Kugel“ zu schreiben. Es wäre in etwa so gehaltvoll, wie die obigen Zeilen. Denn über Naturgesetze kann ich mich nur sehr spärlich auslassen.

PS: Ein weiteres Naturgesetz wird in den kommenden Wochen übrigens auch Manuel Neuer kennenlernen. Wollen wir wetten?

8 Kommentare

« Aktuellere Einträge - Ältere Einträge »