Jul
26
2008
Da denkt man, dass heutzutage eigentlich jede fußballerische Katzenkirmes live im TV übertragen wird und muss dann enttäuscht feststellen, dass sich kein Sender gefunden hat, der bereit war, das heutige Schalker Testspiel gegen Besiktas Istanbul – immerhin das sportliche Highlight der Saisonvorbereitung – zu zeigen. Aber es gibt ja zum Glück noch das Finale der U19-EM zwischen Deutschland und Italien – auch eine feine Ablenkung, zumal mit Danny Latza ja auch ein Schalker mit einem Faible für die gute alte 80er-Jahre Zuhälterfrisur mitspielt. Und Schalke? Schalke muss sich heute einmal auf die Live-Ticker von den einschlägig bekannten Wettanbietern beschränken, die zwar keinerlei Informationen zum Spielverlauf übermitteln, dafür aber die Tore extrem schnell anzeigen. Allerdings auch nur, wenn die Wettzentralen selbst ein TV-Bild (woher auch immer) haben. Bei Schalke gegen Besiktas war selbst das heute nach gut 60 Minuten nicht mehr der Fall. Beim Stand von 2:0 für die Türken wurden alle Wettmöglichkeiten mit einem Mal geschlossen. Begründung: „Temporary loss of TV coverage“. Und während man sich fragt, warum Schalke es eigentlich nicht schafft, einen eigenen Live-Ticker auf die Beine zu stellen, wo doch andere Vereine längst Live-Audio-Streams ausstrahlen, rauscht über den wiederbelebten Ticker der Anschlusstreffer herein. Naja, wenigstens etwas. Gereicht hat es für Schalke nicht mehr. Es blieb beim 2:1. Für die U19-Buben lief es da schon viel besser. Sie sind vor ein paar Sekunden mit 3:1 hochverdient Europameister geworden. War letztendlich wahrscheinlich auch besser, dass ich genötigt wurde, mir dieses Spiel anzusehen.
Jul
24
2008
Das Bundeskartellamt hat soeben die Pläne der „Deutschen Fußball Liga“ gestoppt, die Bundesliga ab dem kommenden Jahr zusammen mit der Agentur Sirius des anscheinend wiedererstarkten Medienmoguls Leo Kirch zu vermarkten. Das Vermarktungsmodell hätte bedeutet, dass es an Bundesliga-Samstagen erst nach 20 Uhr Zusammenfassungen im Free-TV gegeben hätte. Gleichzeitig hätte die exklusivere Vermarktung im Pay-TV der Bundesliga allerdings Einnahmen von 500 Millionen Euro pro Jahr garantiert. Derzeit zahlen die Medien jährlich 420 Millionen Euro. Im Falle eines Scheiterns des DFL/Sirius-Plans hatten Vertreter der DFL bereits davor gewarnt, dass selbst diese Summe in den kommenden Jahren nicht mehr erreicht werden könnte. Es ist also ein zweischneidiges Schwert: Einerseits brauchen die Clubs der ersten und zweiten Bundesliga die Einnahmen aus der TV-Vermarktung dringend, um gegenüber Ländern wie Spanien, Italien und England nicht noch mehr Boden zu verlieren. Andererseits begründete das Kartellamt seine Entscheidung damit, dass weite Teile der Bevölkerung zukünftig von einer zeitnahen und bezahlbaren Bundesliga-Berichterstattung abgeschnitten sein könnten. Ich selbst gehörte Jahre lang zu den glühendsten Verfechtern einer Sportschau (oder meinetwegen auch „ran“) vor 20 Uhr. Doch ich stelle immer mehr fest, dass ich das Free-TV-Angebot vor 20 Uhr eigentlich kaum noch Nutze, bestenfalls als Hintergrundbeschallung beim Geschirrspülen. Deshalb stelle ich jetzt mal folgende provokante Frage in den Raum: Wer braucht die Sportschau vor 20 Uhr eigentlich noch?
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Jun
30
2008
Wir beobachten regelrecht eine Eventomanie, also eine Sehnsucht, Events immer wieder zu zelebrieren, die dieses wunderbare Gemeinschaftsgefühl ermöglichen. (…) Da geht es um ein Zusammenwachsen. Dieses Zusammenwachsen braucht immer eine übergeordnete Vision – wie in diesem Fall, Europameister zu werden. Und daran kann jeder aktiv mitwirken, durch Fan-Gesänge, durch Kriegsbemalung, durch Fahnen schwenken oder auch nur durch das Anschmeißen des Grills. Wir beobachten seit zwei Jahren, dass man ständig versucht, auch Events wie (…) selbst den den Katholikentag mit dieser Feierfreude und diesem Partyotismus aufzuladen.
… sagt Psychologe Stephan Gründewald im Interview mit ARD-Online. Und irgendwie hat er sogar recht. Allerdings muss ich auch zugeben, dass mir Psychologen, die immer und immer wieder das Phänomen des „Public Viewings“ zu erklären versuchen, mittlerweile genau so auf den Geist gehen, wie Leute, die nach der Landung ihres Ferienfliegers pikiert und übergestikulierend mit den Augen rollen, weil andere Mitreisende geklatscht haben. Auch gehen mir die Leute auf den Keks, die sich immer wieder darüber aufregen, dass sich auch in diesem Jahr Millionen von Autofahrern ein Fähnchen an ihre Karre gepappt haben und eine angestrengte Argumentation bemühen, um diese recht neue Masche zu geißeln. Und das sage ich, der kein Fähnchen am Auto hatte, weil ich die Dinger kurzgesagt potthässlich finde. Leben und Leben lassen, jeder nach seiner Fasson. Die EM ist jedenfalls vorbei. Hat ja auch lang genug gedauert. Jetzt warten wir gemeinsam auf die neue Bundesligasaison, die für Schalke mit dem morgigen Trainingsauftakt erste Konturen annehmen wird. Sportlich fand ich die EM in Österreich und der Schweiz übrigens so lala. Irgendwie haben mir die Spiele in Portugal besser gefallen – kann jetzt aber auch nur Einbildung sein. Spaß gemacht hat es jedenfalls, die Holländer zaubern zu sehen. Auch Spanien, das zum Teil einen herzerfrischenden und erstaunlich sicheren Kombinationsfußball gezeigt hat, wird mir in Erinnerung bleiben. Und auch die österreichische Elf hat, obwohl frühzeitig ausgeschieden, hat in meinen Augen eine gute Visitenkarte abgegeben. Natürlich reichte es nicht zur Sensation, aber die Leidenschaft, mit der die Truppe trotz hoffnungsloser Unterlegenheit zu Werke ging, hatte etwas. Also denn: Mach‘ es gut, Europameisterschaft. Du warst ein netter Zeitvertreib, der mir die Warterei auf den ersten Anstoß der Saison 2008/09 etwas kurzweiliger gestaltet hat.
Jun
30
2008
Gerade erst im Januar dieses Jahres hatten sich die UEFA und die G14-Nachfolgeorganisation „Eca“auf einen Entschädigungsschlüssel für Vereine geeinigt, die Spieler für die gestern beendete Europameisterschaft abstellen. Grob gesagt sieht der Schlüssel vor, dass für jeden Spieler ein Tagessatz von rund 4000 Euro bezahlt wird. Diese 4000 Euro werden gedrittelt und kommen zu gleichen Teilen den Vereinen zugute, bei denen der Spieler in der Spielzeit 2006/07, in der vergangenen Saison 2007/08 und „zum Zeitpunkt des Turnierbeginns“ unter Vertrag stand. Die letzten beiden Vereine sind allerdings i.d.R. identisch, es sei denn, ein Spieler wechselte in der Winterpause seinen Arbeitgeber. Gezahlt wird bereits für die Vorbereitungsphase, die offiziell 14 Tage vor dem Turnier begann, und zwar bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Spieler mit seiner Mannschaft aus dem Turnier ausscheidet. Schalke stellte mit Kevin Kuranyi, Heiko Westermann und dem kroatischen Nationalspieler Ivan Rakitic drei Spieler für das Endrundenturnier ab. Während man für Kuranyi nun die volle Summe in Höhe von 35 Tagessätzen à 4000 Euro (= 140.000 Euro) überwiesen bekommt, sind es bei Heiko Westermann, der 2006/07 ja noch für Bielefeld spielte, nur zwei Drittel dieser Summe, also 93.310 Euro. Im Falle von Ivan Rakitic, der mit seinem Team im Viertelfinale scheiterte und der somit insgesamt 26 Tagessätze erspielte (die Schalke zu 2/3 zugute kommen werden), kommen noch einmal 69.316 Euro hinzu. Macht unter dem Strich die nette Summe von 302.626 Euro als Zusatzeinnahmen aus der Europameisterschaft.
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Jun
27
2008
In Münster hat gerade die „Sommersend“ begonnen. Da ich zentral wohne, werde ich also auch an den beiden fußballfreien Tagen heute und morgen sanft durch das Getöse von Autoscooter-Hupen und Fahrgeschäft-Gekreische in den Schlaf gewogen. Anderen geht es da natürlich nicht so gut. Wer nach den diversen Hupkonzerten der letzten Tage unter Entzugserscheinungen leidet, für den habe ich etwas gebastelt. Nichts zu danken.
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Jun
26
2008
Hallo? Hallo? Hallo??? Ich bin mir jetzt nicht sicher, aber ich glaube, du hast gerade kein Bild. Aber die Tonleitung soll stehen, sagen mir die Kollegen aus dem internationalen Medienzentrum von schalkefan.de. Ich entschuldige mich für die Störung, aber du kannst dir sicher sein, dass hinter den Kulissen auf vollen Touren an der Beseitigung des Fehlers gearbeitet wird.
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Jun
23
2008
In einer (löblichen) gemeinsamen Kuschelkampagne bereiten BILD und ihr türkisches Pendant Hürriyet die geneigte Leserschaft derzeit auf das „Spiel der Spiele“ am kommenden Mittwoch vor. Da bedankt man sich dann auch artig für den „leckeren Döner … (isst sogar die Kanzlerin)“ und „wunderschöne Schauspielerinnen wie Sibel Kekilli“, vergisst dabei aber rein zufällig zu erwähnen, dass man vor knapp vier Jahren eine echt üble Hetzkampagne gegen eben diese „wunderschöne Schauspielerin“ gefahren hat. Stichwort: „Medienvergewaltigung„. Und bei aller Harmoniesucht vergisst BILD sogar darauf hinzuweisen, was Deutsche und Türken wirklich elementar unterscheidet. Denn während der Türke an sich sein Gammelfleisch gerne vertikal rotieren lässt, hat sich der Deutsche im Verlauf seiner Genese für die horizontale Variante entschieden. Das wird man ja wohl feststellen dürfen!
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Jun
22
2008
Wer die bevorstehenden zwei spielfreien Tage bei der EM nett überbrücken möchte, dem empfehle ich einen Besuch der Webseite zum Kunstprojekt „Fußballhelden sehen rot“. Hierbei handelt es sich um eine Ausstellung, die derzeit in Luzern zu sehen ist, und ein (das ist für alle interessant, die nicht mal eben nach Luzern fahren können) Buchprojekt. Auf 280 Seiten und 802 Bildern werden im Buch die Teams der Europameisterschaft 2008 und die Mannschaften von 1960 – 2004 illustriert. Dabei haben sich die beteiligten Grafiker aus aller Welt wirklich nahezu jeder Kunstrichtung bedient. Managstyle steht da gleichberechtigt neben Holzschnitt, Pop-Art und Impressionismus. Auch wer kein ausgesprochener Kunstliebhaber ist, wird seine Freude daran haben, online durch das Buch zu blättern. Wem die virtuelle Variante nicht ausreicht, der kann sich den Schmöker bestellen – hier: „Fußballhelden sehen rot“.
Jun
22
2008
Gestern sind die Niederländer gegen Russland hochverdient ausgeschieden. Nichts war mehr zu sehen vom Zauberfußball der Vorrunde, der aus unseren drolligen Nachbarn kurzerhand den Top-Favoriten gemacht hatte. Russland hat gezeigt, wie man mit recht hausbackenen Mitteln, einem dichten Mittelfeld und gezielten Konterangriffen eine nominell bessere Mannschaft ausschalten kann ohne selbst das Fußball spielen zu vergessen. Ähnliches sah man ja bereits vor drei Tagen beim Spiel Deutschland vs. Portugal und – allerdings drei Klassen schlechter – vorgestern beim glücklichen Sieg der Türken gegen Kroatien. Es ist irgendwie kein gutes Turnier für die großen Titelanwärter. Einzig Spanien hat es nun noch in der Hand, die erstklassigen Eindrücke der ersten drei Spiele zu bestätigen. Zurück zu den Niederländern: Da hatte man als Schalker natürlich immer ein Auge auf den designierten Neuzugang Orlando Engelaar.
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Jun
20
2008
Ich gebe es ja ehrlich zu: Als vor dem Spiel ein paar Sekunden lang Bastian Schweinsteigers Freundin Sarah Brandner über den Bildschirm huschen sah, war mein erster Gedanke: Geld schießt Frauen! Aber nach dem gestrigen Spiel hat sich der hässliche Vogel aus München die Olle wirklich verdient. Ãœberhaupt war es wirklich ein ein großartiges Spiel. Und die Nummer 7 von Portugal hatte echt die Haare schön. Die „Westfälischen Nachrichten“ haben eine umfangreiche Fotogalerie von den gestrigen Feiern auf dem Ludgeriplatz in Münster zusammengestellt. Jetzt am Mittwoch bitte, bitte, bitte nochmal gegen Kroatien!