Apr
11
2012
Ihr Fans wisst ja immer ganz genau, was Ihr wollt:
Mit Raúl sollen wir verlängern, koste es was es wolle;
Huntelaar muss vorzeitig für weitere Jahre unterschreiben;
Farfáns Forderungen sollen irgendwie erfüllt werden;
Ihr hasst Manuel Neuer, obwohl er uns viel Geld einbrachte;
steht irgendwo „Juve will Draxler“ geratet Ihr in blanke Panik;
das Bier im Stadion darf natürlich maximal 2,- Euro kosten;
gegen freies Parken und Gratis-ÖPNV-Anreise habt Ihr nichts;
Sonntagsspiele lehnt Ihr ab und Pay-TV ist generell böse;
Gazprom als Sponsor passt Euch aus ethischen Gründen nicht;
Ihr wollt das alte Schalke zurück, den 80er-Jahre-Malocherclub,
doch auf jahrelangen Abstiegskampf habt Ihr keinen Bock –
und bei all‘ dem kommt Ihr und sagt: Die Tickets sind zu teuer!
Nein, dieser Satz spiegelt nicht meine Meinung wider. Er wurde auch von niemandem auf Schalke ausgesprochen, nicht nur weil es politischer Selbstmord wäre, wenn eine handelnde Person es täte. Es ist ein unausgesprochener Satz, der derzeit wie ein Damoklesschwert über unserem FC Schalke 04 schwebt und über den man sich in einer ruhigen Minute einmal ganz unvoreingenommen Gedanken machen kann.
Ruhige Minuten sind derzeit rar auf Schalke. Drei Tage nach der Gala gegen Hannover und drei Tage vor dem Revierderby gegen Dortmund geht es heute in Nürnberg um Punkte für die Königsblauen. Dem Online-Fanzine „Clubfans United“ habe ich dazu ein Interview gegeben in dem es auch – aber nicht ausschließlich – um meine Erwartungen bezüglich des heutigen Spiels geht.
Mrz
28
2012
Am 24. August 1963 rollte (bundes-)deutschlandweit erstmals in einer gemeinsamen Liga der Ball. Als einer der letzten Verbände auf dem europäischen Kontinent hatte sich der DFB dazu durchgerungen, eine eingleisige Vertragsspieler-Liga ins Leben zu rufen. 16 Vereine hatten sich teilweise zur Teilnahme qualifiziert, teilweise wurden sie aber auch nach einem regionalen Verteilerschlüssel berufen und stellten sich am allerersten Spieltag dem Wettbewerb. Der erste Treffer fiel in Bremen. Der kürzlich verstorbene Timo Konietzka erzielte nach nicht einmal einer Minute das 1:0 für Dortmund in Bremen. Insgesamt zappelte am 24. August 1963 – gespielt wurde in allen Stadien zeitgleich ab 17.00 Uhr – 22 Mal das Netz. Gegen 18:30 Uhr war es auch in Münster soweit. Falk Dörr trug sich als erster Bundesliga-Torschütze des SC Preußen in die Chronik der Bundesliga ein. Zum Sieg über den Hamburger SV reichte es jedoch nicht, da Gert Dörfel für die Rothosen noch den 1:1-Endstand markierte. 38.000 Zuschauer sahen damals 22 Akteure und den Rasen des Spielfeldes. Einer davon ist heute noch aktiv: der Rasen.
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Mrz
14
2012
Borac Banja Luka ist bosnisch-herzegowinischer Pokalsieger des Jahres 2010. Vor allem aber ist Borac Banja Luka der letzte Sieger des ersten großen länderübergreifenden Pokalwettbewerbes auf dem europäischen Festland. Diesen nominell größten Erfolg der Vereinsgeschichte feierten die „Kämpfer“ vor fast exakt 20 Jahren. Seitdem darf man sich letzter Mitropa-Pokal-Sieger nennen, denn danach wurde der 1927 eingeführte Wettbewerb nie wieder ausgespielt. Wer jetzt glaubt, der Mitropa-Pokal sei eine bessere Juxveranstaltung gewesen – ähnlich bedeutend wie der deutsche „Fuji-Cup“ oder das „DFB-Hallenmasters“ – könnte falscher kaum liegen und denkt insgeheim wohl an Kaffeemaschinen.
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Feb
29
2012
Zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der ARD ist 100 Tage vor dem Beginn der EM-Endrunde in Polen und der Ukraine offenbar ein Streit entbrannt. Dabei geht es um die Anstoßzeit für die EM-Generalprobe der deutschen Mannschaft am 1. Juni in Leipzig gegen Israel. Die ARD hat als Anstoßzeit 20.30 Uhr festgelegt, Bundestrainer Joachim Löw hatte sich bereits im Vorfeld für 18.00 Uhr eingesetzt, damit seine Akteure noch am Abend problemlos in ihre jeweiligen Heimatorte zurückreisen können, um sich zwei Tage bestmöglich zu regenerieren. (Quelle: SID via Zeit.de)
Mensch, der Jogi, er kämpft wie eine Löwenmutter um ihre Jungen. Zweieinhalb Stunden werden zum Zankapfel zwischen dem DFB und einem seiner größten Geldgeber, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland. Und alles nur, damit die Nationalspieler einen halben Tag mehr zur Regeneration haben. Vorbildlich!
Ich wäre jedoch noch weitaus mehr beeindruckt, würde der DFB die Regeneration der Spieler auch im Blick haben, wenn es darum geht, völlig überflüssige Länderspieltermine mitten in einer mit „englischen Wochen“ vollgepackten Saisonphase wahrzunehmen. Oder dann, wenn er die Akteure für zwei Tage aus dem Trainingsbetrieb ihrer Vereine reißt, nur um Werbespots für DFB-Sponsoren zu drehen. Aber – hey – wahrscheinlich bin ich da nur mal wieder zu knötterig und habe zu wenig das Große und Ganze im Blick.
Deshalb: Danke Jogi, du bist ein Guter!
Feb
26
2012
Am Freitag wurde das juristische Nachspiel des Schalker Hinrunden-Spiels gegen den 1. FC Kaiserslautern abgeschlossen. Der 35-jährige Gronauer, der einen Schlüsselanhänger in Form einer Mini-Billardkugel in Richtung der vor der Südkurve der Arena tagenden „Sky-Expertenrunde“ (u.a. mit FIFA-Schiedsrichter a.D. Dr. Markus Merk) geworfen hatte, dabei aber zum Glück niemanden traf, wurde zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten (ausgesetzt auf Bewährung), einer Geldstrafe in Höhe von 1.800 Euro und einem Stadionverbot für die Dauer der Bewährungszeit verurteilt. Ob das ein zu hartes, ein zu mildes oder ein absolut angemessenes Urteil ist, kann ich mangels genauerer Prozess-Informationen und einem bestenfalls ambitioniert laienhaften Blick auf die Juristerei nicht sagen. Allerdings gibt es im Prozess-Bericht von Kira Schmidt – erschienen auf DerWesten.de – einen Satz, den man sich auf der Zunge zergehen lassen darf:
Mit dem Strafmaß (…) folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Nicht aber ohne zu betonen, dass das Verhalten des Fernsehsenders seinen Teil zu dem Geschehen beitrug. So wirkte sich unter anderem strafmildernd aus, „dass die ganze Aktion des Senders provokativ war“.
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Feb
23
2012
Europapokaaaaal!!! Heute steigt das Schalker 1/16-Final-Rückspiel gegen Viktoria Pilsen. Obwohl das Spiel in Tschechien vor Wochenfrist zu den 90 miesesten Schalker Minuten dieses Jahres gehörte, sind die Chancen auf einen Achtelfinal-Einzug durch das 1:1 gegeben. Doch noch einmal darf sich Schalke nicht so dilettantisch wie im Hinspiel anstellen. Wird schon irgendwie klappen. Hoffentlich. Die Pressekonferenz zum Spiel gibt es hier. Europapokal meint in der Medienwahrnehmung in diesem Jahr allerdings zumeist „Den Weg der Bayern bis ins Finale im eigenen Haus“. Immer wieder wurde dieser Weg in den letzten Monaten beschworen. Aber wie selbstverständlich ist es eigentlich, dass der Gastgeber eines europäischen Finales an diesem auch teilnehmen darf?
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Feb
16
2012
Heute geht es international weiter. Nur fünf Tage nach der Schlappe bei der bekannt starken Borussia aus Mönchengladbach tritt Schalke in der Europa-League bei der unbekannt starken Viktoria aus Pilsen an. Sorge bereitet mir, dass die Schalker Verantwortlichen gebetsmühlenartig zu Protokoll geben, dass man Pilsen auf gar keinen Fall unterschätzen und auf die leichte Schulter nehmen werde. Nach derartigen Ankündigungen ging‘s in dieser Saison fast immer schief. Doch eigentlich soll es hier gar nicht um das heutige Spiel in Pilsen gehen, sondern ganz allgemein um „europäisches überwintern“.
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Feb
10
2012
Es hätte so schön werden können. Das Manuskript lag schon seit Weihnachten in der Schublade. Titel: „Die Rückkehr der Rüpel-Schalker an den Ort ihrer größten Gräueltat.“ Marco Reus‘ Fuß in Großaufnahme. Beim Warmmachen. Beim Gang in die Kabine. Beim Gang zurück auf den Rasen. Und immer wieder hätte ein Sky-Praktikant die teuren Sitzplätze abgesucht. „Da, da isser! Der Jones!“ Ach nee, isser doch nicht. Ist nur ein Besucher mit zu gesunder Gesichtsfarbe. „Da! Da! Da! Jetzt hab‘ ich ihn! Da!“ Wieder nicht – ist nur ein normaler Tätowierter. Ist er vielleicht gar nicht da? Dann eben eine Wiederholung aus der Adventszeit. Da – der Fuß! Da – der Tritt! Da –Marco Reus wie er gekrümmt am Boden liegt und mit schmerzverzerrtem Gesicht von den Sanitätern ins Karriereende getragen wird. Ach nee, so war’s ja auch nicht. Egal. Irgendwie hätte man das in der Vorberichterstattung schon hinbekommen. Zur Not legt man dramatische Musik unter die Bilder. Doch jetzt wird alles anders.
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Feb
09
2012
Der FC Bayern München hat den BVB gerettet. Das sagte Uli Hoeneß am vergangenen Wochenende und Dortmunds Geschäftsführer Watzke hat am Sonntag bei „Sky90“ bestätigt, dass es auf dem Höhepunkt der Dortmunder Finanzkrise tatsächlich einen Kredit über zwei Millionen Euro gab. Das kann man jetzt besonders pikant finden oder lustig oder man kann mit den Schultern zucken und weiter seinem Tagwerk nachgehen. Im Forum von „Schwatzgelb“ schwankt die Stimmung irgendwo zwischen „Das wird uns der Wurstverkäufer jetzt auf ewig unter die Nase reiben“ und „Dieser herzensgute Mensch aus München“. Ich wüsste – ehrlich gesagt – nicht, welche Position ich einnähme, wäre das Münchener Geld nur ein paar Kilometer weiter bis nach Gelsenkirchen gewandert. Aber ich weiß, dass wir Schalker sicherlich die Letzten sein sollten, die sich über Finanztricksereien lustig machen.
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Feb
03
2012
Fußball ist gleichbedeutend mit Vorurteilen. Für Nicht-Fans sind alle, die dem runden Leder verfallen sind, hirnlose Idioten. Unter Fußball-Fans gelten Schalker und Dortmunder als besonders prollig, Kölner als prollig und nervend, Freiburger als weltfremde Studenten im 23. Semester, Bayern als arrogant, Hoffenheimer als Provinz-Eventfans, Wolfsburger als von VW bestellte Claqueure und so weiter. Da kann man sich gar nicht von freisprechen. Ich versuche es deshalb auch nicht, obwohl ich für jedes dieser Vorurteile aus dem Stegreif Gegenbeispiele aus meinem Bekanntenkreis nennen könnte.
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