Jun
04
2012
Gestern war JHV auf Schalke. Die berichtende Presse durfte diesmal im Saal bleiben. Neben viel schönem Neusprech – respektvoller Umgang miteinander heißt jetzt „Leitbild“ und die Nachwuchsarbeit „Knappenschmiede“ – ging es dabei auch um die teilweise Neubesetzung des Schalker Aufsichtsrates. Eine Palastrevolution ist bei einer derartigen Wahl unmöglich, werden die Kandidaten doch vorher durch den Wahlausschuss beäugt, geprüft, abgelehnt oder eben zugelassen. Dennoch erwischte es einen, von dem man es nicht erwarten konnte: Peter Lange, das dienstälteste Mitglied des Aufsichtsrates. Er kam bei der Wahl auf die drittmeisten Stimmen. Zu wenig bei nur zwei freien Plätzen.
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Mai
29
2012
Julian Draxler fährt nicht zur EM. Das ist schade für ihn und schade für das Team. Die Entscheidung des Bundestrainers geht dennoch in Ordnung.
Man vergisst so schnell, dass Draxler gerade erst vor 15 Monaten sein erstes Bundesligaspiel absolvierte. Seitdem ging es für ihn im Wochenrhythmus steil bergauf. Draxler schoss Schalke gegen Nürnberg in das DFB-Pokal-Halbfinale, erzielte ein Tor beim Pokalsieg und spielte sich in dieser Saison mehr und mehr in den Stamm einer Schalker Mannschaft, die einen guten dritten Platz belegen konnte. Im nächsten Jahr werden weitere Leistungsschritte von ihm erwartet. Sollte er auch nur die Hälfte von dem einhalten, was sich viele von ihm aktuell versprechen, wird es ein gutes Jahr werden.
Dass Joachim Löw ihn mit in die beiden Vorbereitungstrainingslager nahm und ihm sogar einen ersten Kurzeinsatz im Nationaltrikot gönnte, war richtig. Ebenso richtig war es gestern, Draxler nicht für den endgültigen Kader zu nominieren. Julian Draxler wird auf Kurz oder Lang ohnehin ein festes Mitglied der Nationalmannschaft werden. Dass er jetzt erste Auswahlluft schnuppern durfte, wird seiner Entwicklung gut tun. Das Turnier in Polen und der Ukraine wäre in meinem Empfinden dennoch eine Spur zu früh gekommen. Julian Draxler verdient es, mit Bedacht aufgebaut zu werden. Er verdient auch einen gewissen Schutz  vor seinem eigenen Ehrgeiz und den erdrückenden Hoffnungen der Schalker Fans.
Joachim Löw hat das gut erkannt. Die Nicht-Nominierung Draxlers war kein „ausbooten“. Vielmehr hat er dem Schalker Jungstar gezeigt, wo das Schiff liegt und wie er es eines Tages entern kann. Manchmal darf man den Nationaltrainer auch loben.
Mai
21
2012
Der Verlierer des samstäglichen Champions-League-Finals kommt aus dem Norden von London. An der „White Hart Lane“ werden die Tottenham Hotspurs, der Vierte der abgelaufenen Premier-League-Saison, 2012/2013 lediglich in der Europa-League antreten. Ihr sportlich errungenes Anrecht zur Teilnahme an der Play-Off-Runde zur Champions-League-Gruppenphase verlorenen die „Spurs“ in dem Moment, als Didier Drogba den entscheidenden Elfmeter in München verwandelte. Durch den Champions-League-Sieg ist der FC Chelsea, der in der Liga nur auf dem sechsten Platz einlief, ebenso wie Meister Manchester City, Vizemeister Manchester United und der Drittplazierte FC Arsenal sicher in der Gruppenphase dabei. Die Football Association wird in der Saison ihres 150. Geburtstages mit vier sicheren Startern in die „Königsklasse“ gehen. Tottenham ist nicht dabei. Schalke hingegen schon.
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Mai
18
2012
In der letzten Sommerpause habe ich die Veränderungen im Schalker Kader kontinuierlich dokumentiert. Hintergrund war die „Amtsübergabe“ von Felix Magath auf Horst Heldt. Heldt stand vor dem Mammutaufgabe, einen bis zur Unkenntlichkeit aufgeblähten Kader auf ein erträgliches Maß zu stutzen und machte seine Sache alles in allem recht gut. Allerdings griff er häufig auf das Mittel der „Ausleihe“ zurück, was „Schalkes große Kabine“ zwar in der letzten Saison entlastete, sie vor der kommenden Saison aber vor Herausforderungen stellt. Denn mit Edu, Mario Gavranovic, Vasileios Pliatsikas, Ciprian Deac und Anthony Annan kehren – Stand heute – zum 1. Juli 2012 fünf Akteure auf die Gehaltsliste zurück. Und auch der Verkauf des verliehenen Jan Moravek an den FC Augsburg ist noch nicht final unter Dach und Fach. Augsburg hat derzeit andere Baustellen.
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Mai
08
2012
Der letzte Auftritt einer Schalker Mannschaft in einem Fußballspiel mit Raúl fand ohne Raúl statt. Der Señor war gestern natürlich in Haltern zugegen und schrieb pflichtbewusst aber auch merklich von zwei Jahren grenzenloser Dauerbewunderung ermüdet Autogramme, doch wer mit der Hoffnung in die „Stausee-Kampfbahn“ gekommen war, einen letzten Lupfer des Superstars zu sehen, wurde enttäuscht. Schalke verzichtete auf seinen Einsatz, genauso wie übrigens auf Klaas-Jan Huntelaar und Jefferson Farfán. Da auch die beiden Initiatoren des Saisonabschluss-Freundschaftskicks – die aus Haltern stammenden Benedikt Höwedes und Christoph Metzelder – das Spiel verletzt an sich vorbeilaufen lassen mussten, war es so gesehen eine kuriose Veranstaltung. Zwar immer noch ein tolles Ereignis für die 3.000 Fans, aber eben doch nicht der „Sportliche Abschied von Raúl“ oder das „Wir gegen uns“, als das das Spiel vorher medienwirksam mit den Konterfeis von Höwedes und Metzelder angekündigt worden war.
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Mai
07
2012
Manchmal bin ich froh, dass ich auf Fußball keine Wetten abschließe. Am Samstag hätte ich Haus und Hof darauf gesetzt, dass Raúl in Bremen noch einmal für Schalke auflaufen wird. Heute Morgen wären sämtliche Ersparnisse auf dem Tipp gelandet, dass Bundestrainer Joachim Löw Schalkes Julian Draxler selbstverständlich nicht in den erweiterten Kader für die Euro 2012 berufen wird. Gut, dass ich es nicht getan habe. Das Trainerteam sehe in Schalkes Mittelfeldtalent „unglaublich viel Potenzial, eine enorme Entwicklungsfähigkeit, große Stärken im Dribbling und eine sehr hohe Spielintelligenz“, antwortete Löw auf die erste Reporterfrage, die sich natürlich um die überraschende Draxler-Nominierung drehte. Es hat in den letzten Jahren wenige Sätze des Bundestrainers gegeben, die ich ähnlich bedenkenlos abnicken konnte.
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Mai
07
2012
Klaas-Jan Huntelaar ist Torschützenkönig der Bundesligasaison 2011/12. In Bremen schoss er die Tore Nummer 28 und 29 und sicherte sich den vom „kicker“ gestifteten Staubfänger mit drei Treffern Vorsprung auf Münchens Mario Gomez. Eine schöne Randnotiz einer weitaus mehr als netten Saison. Und damit lasse ich es für den Moment auch bewenden, denn der Titel des Torschützenkönigs ist zwar ein schöner Erfolg, aber auch nichts, was sich ein Verein in den Briefkopf drucken lässt. Was gab es sonst noch mitzunehmen aus Bremen? Zum einen natürlich einen 3:2-Auswärtssieg und drei Punkte. Ein „Dreier“ ist immer gut, auch wenn er tabellarisch bedeutungslos war. Dennoch ist es schön, mit einem Erfolgserlebnis in die lange Pause zu gehen. Und dann war da auch noch ein Ausblick in die Zukunft, ganz ohne Glaskugel: „Die Zukunft ist ohne Raúl“ hatte Huub Stevens nach dem Spiel ins ZDF-Mikrophon gesprochen und damit die Nicht-Aufstellung des Spaniers erklärt.
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Mai
04
2012
Werder Bremen – das war einmal hip, anders, cool, verspielt, unschuldig, witzig, trendy. Zu Werder Bremen bekannte sich, wer den Etablierten zeigen wollte, was eine Harke ist, ohne sich jedoch einem kleinen Liga-Mauerblümchen verschreiben zu müssen. Werder Bremen war vielerorts das Sammelbecken für Event-Fans, die auch außerhalb von Welt- und Europameisterschaften Fußballluft schnuppern wollten. Und heute? Heute ist Bremen vor allem eines: stinklangweilig.
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Mai
02
2012
In den (Neuer-) Transfervertrag haben Horst Heldt und der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies eine raffinierte Klausel eingebaut. Die sichert Schalke 04 zusätzliche Einnahmen, wenn der FC Bayern mit Neuer in der Königsklasse erfolgreich ist. Zwei Millionen Euro sollen die Westdeutschen durch den Münchner Finaleinzug bereits sicher haben. Bei einem Sieg gegen Chelsea verdoppelt sich die Summe.
… schreibt die „Welt“. Sieht man mal davon ab, dass ausgerechnet die Springer-Presse diese Zahl gestern in den Raum stellte, ist sie schon bemerkenswert. Durch einen Champions-League-Sieg des FC Bayern hätte der FC Schalke in der Königsklasse indirekt mehr „Prämien“ eingenommen, als durch das eigene Vordringen ins Viertelfinale der Europa-League. Verrückt.
Und was bedeutet das jetzt? Müssen wir in zweieinhalb Wochen beim „Finale dahoam“ nun tatsächlich dem FC Bayern die Daumen drücken, damit unser Ex-Torhüter ein paar Dachplanen mehr refinanzieren kann? Können wir uns die Schadenfreude bei einer etwaigen Endspielpleite der Münchner überhaupt leisten? Zählt man mal 1 und 1 zusammen – oder wie in diesem Fall 2 Millionen und 2 Millionen – muss man leider zu dem Schluss kommen, dass Schadenfreude keine klamme Schalker Vereinskasse füllt. Ein Champions-League-Titel der Bayern schon.
Denkt man den modernen Fußball konsequent zu Ende, ist es alles in allem ein echt doofes Spiel.
Apr
30
2012
Schalke 04 schlägt Hertha BSC in einem grotesk einseitigen Spiel in der Höhe verdient mit 4:0, auch wenn die Tore letztendlich recht spät fielen. Durch das zeitgleiche 0:0 zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Augsburg ziehen die Königsblauen als Tabellendritter in die Champions-League der Saison 2012/2013 ein. Der jetzt noch folgende 34. Bundesligaspieltag wird für Schalke zu einer Butterfahrt nach Bremen. Doch trotz dieser stolzen Bilanz – Wer hätte vor der Saison schon gedacht, dass Schalke sich erneut in die europäische Eliteliga spielen wird? – wird der vergangene Samstag mehr als ein Tag der großen Emotionen denn des großen sportlichen Erfolges in der kollektiven Erinnerung haften bleiben. König Raúl hielt ein letztes Mal Audienz und der Hofstaat hatte sich noch einmal fein herausgeputzt. Inklusive Fahnenschwenker, Paukenschläger, Showbühne, inbrünstiger Ballade und Spalier stehendem Fußvolk. Raúl auf Schalke – das waren zwei Jahre ganz großes Kino. Am Samstag fand diese schöne Episode der 108-jährigen Clubgeschichte mit einer überbordenden Abschiedsgala ein filmreif inszeniertes Ende.
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