Aug
12
2011
Vor wenigen Tagen erschien ein Ranking, in dem die Facebook-Aktivitäten der Bundesligisten verglichen wurden. Schalke wurde gegeißelt, weil sich der Verein den Frevel erlaubt hatte, als einziger Club der Liga nicht in diesem kommerziellen Netzwerk vertreten zu sein. Gestern gab der FC Schalke 04 die freundliche Übernahme einer bislang privat von einem Hamburger Geschäftsmann unter Verwendung des Vereins-Markennamens betriebenen Facebook-Seite bekannt. Jetzt ist S04 Dritter im Facebook-Ranking.
Als Schalke in dieser Woche als deutschlandweit zweiter Verein die 100.000-Mitglieder-Marke knackte, war das den meisten Medien nur eine Randnotiz wert. Die Übernahme einer Facebook-Seite sorgte gestern jedoch für ein gleichgeschaltet-inbrünstiges Medienecho, wie es sonst nur ein Papstbesuch schafft.
Offen gefragt: Bin ich der Einzige, der befürchtet, dass hier sich hier die Realitäten in einem bedenklichen Maß verschoben haben?
Aug
10
2011
Wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass Schalkes junge Akteure in der Lage sind, ein Team zu führen – gestern bekam man ihn frei Haus geliefert. Lewis Holtby und Julian Draxler zeigten in der deutschen U-21, was sie zu leisten im Stande sind. Beim 4:1 gegen Zypern waren es die beiden Schalker, die die Akzente setzten. Draxler, der als 17-Jähriger die U-19 kurzerhand übersprungen hat, gelang bei seinem ausgezeichneten Debüt ein Assist und ein Tor. Holtby traf gleich zweimal. Doch es waren nicht nur die Treffer, die Lewis Holtbys Spiel auszeichneten. Er war der unangefochtene Anführer eines Teams, in dem sich die „Juwele“ der anderen Bundesligisten tummeln. Holtby war Chef, kein Chefchen. Er übernahm Verantwortung und trieb sein Team zu einem ungefährdeten Sieg gegen kämpferisch gut eingestellte Zyprer. Ich habe in den letzten Jahren etliche U-Nationalspiele gesehen und immer waren da Spieler dabei, die den anderen Voraus waren. Es geht mir auch gar nicht um Kabinettstückchen oder viele, schöne Tore. Mir geht’s um Ausstrahlung. Und das, was Holtby gestern im Kreis der Mannschaft ausstrahlte, war großartig. Ein derartig reifes Standing innerhalb eines Teams, das sich aufgrund der Zusammensetzung durch hungrige Jungstars auszeichnet, sieht man selten. Ich wollte das nur mal loswerden, weil es mir wichtig ist, auf diese Aspekte hinzuweisen. Vor allem in Zeiten, in denen auf Schalke nach nur einem Spieltag schon wieder alles infrage gestellt wird.
Aug
08
2011
Als wie wenn dir jemand, nachdem du einen Tag lang am Stand in der prallen Sonne gelegen hast, einen Kübel Eiswasser in die Badehose kippt – genau so fühlte sich am Samstag das 0:3 des FC Schalke in Stuttgart an. Insbesondere die in den letzten Wochen mit großen Vorschusslorbeeren bedachte Defensive leistete sich einen üblen Rückfall in längst überstanden gedachte Zeiten. Allen drei Treffern gingen sowohl individuelle als auch und kollektive Fehler voraus. Beim 1:0 pennt Holtby, beim 2:0 erst Baumjohann und kurz darauf alle, und auch beim 3:0 durch Okazaki traten die Schalker Abwehrspieler mehr als interessierte Zuschauer denn als Teilnehmer am Spielgeschehen in Erscheinung. Wer sich hinten so desaströs präsentiert und vorne kein einziges Tor zustande bekommt, der verliert so ein Spiel eben mit 3:0. So einfach ist Fußball.
Vielleicht war es ein Schuss vor den Bug, der zur richtigen Zeit kam. Nach dem glücklichen 0:0 im Supercup gegen Dortmund sahen es viele – mich eingeschlossen – beinahe als selbstverständlich an, dass eine erneut im Vergleich zum Vorjahr auf drei Positionen veränderte Abwehrkette vom Start weg funktioniert. Am Samstag jedoch zeigte sich, dass auch Benni Höwedes einen rabenschwarzen Tag haben kann und „Der Papa wird’s schon richten“ ein Klassiker von Peter Alexander ist und keine geeignete Zustandsbeschreibung für das Schalker Abwehrspiel.
Auch wenn es sich nach einem 0:3 anhört wie das Pfeifen im Walde, so stimme ich mit den Einschätzungen der Vereinsoffiziellen zu, die den Journalisten nach dem Spiel ein trotziges „Es war nicht alles schlecht“ in den Block diktierten. Was aber auch nicht dahin gehend falsch verstanden werden sollte, dass unter dem Strich fast alles gut war. Schalke zeigte über die gesamte Spieldauer hinweg die reifere Spielanlage. Teilweise war das wirklich schon recht gut anzusehen, was die Königsblauen im Mittelfeld ablieferten. Insbesondere in der ersten Halbzeit erkannte man auch schon das von Rangnick angekündigte Power-Pressing. Der Ball wurde in der Tat oft schnell erobert – am weiterspiel in die Spitze mangelte es dann aber. Nicht nur daran wird zu arbeiten sein. Doch insgesamt habe ich nach wie vor ein gutes Gefühl, dass wir von Schalke schon bald guten Fußball sehen werden.
Mehr zum Spiel schreibt der kicker.
Aug
05
2011
Es hätte schlimmer kommen können: Im Play-off zur Gruppenphase der Europa-League bekommt es Schalke mit einem Team aus Finnland zu tun. Helsingin Jalkapalloklubi heißt der Gegner am 18. sowie am 25. August, oder einfach nur kurz: HJK Helsinki. Das erste Spiel findet auswärts statt. HJK führt die laufende finnische Liga nach 18 Spieltagen mit 45 Punkten bei neun Zählern Vorsprung auf den Zweiten an und wird im Herbst die dritte Meisterschaft in Folge feiern können. Es wäre dann die 17. Titel in der seit 1907 währenden Vereinsgeschichte. Die offiziellen Vereinsfarben sind blau und weiß. Auswärts tritt man allerdings in schwarz und gelb an. Sachen gibt’s …
Der Mensch lebt in und mit seinen Vorurteilen. Ich beispielsweise denke beim finnischen Fußball an lange blonde Kopfballungeheuer mit schlaksigen Storchenbeinen. In der Tat setzt HJK in der Abwehr und im Angriff – also da wo die Lufthoheit wichtig ist – ausschließlich auf einheimisches Personal. Nur im Mittelfeld hat man sich international verstärkt, unter anderem mit dem Brasilianer Rafael Scapini de Almeida, der angeblich besser unter dem Namen Rafinha bekannt ist. Und wenn ich schon dabei bin, die Namen der mir absolut unbekannten Akteure anzuschauen, dann möchte ich nicht versäumen, auf Kastriot Kastrati hinzuweisen. Einfach nur, weil es witzig klingt.
Nach dem gestrigen Ausscheiden des FSV Mainz 05 und dem fiesen Los, das sich Hannover 96 in Form des spanischen Spitzenclubs FC Sevilla einfing, wird es aller Voraussicht nach an Schalke hängen bleiben, die Bundesliga in der Europa-League zu vertreten. Und damit könnte sich Schalke auch einen ganz dicken Batzen am sogenannten „Nationalen Marktpool“ sichern. Der beinhaltete in der vergangenen Saison für Deutschland 13 Millionen Euro und musste zwischen allen Europa-League-Teilnehmern aus der Bundesliga aufgeteilt werden. Ein Grund mehr also, sich auch im „kleinen Europapokal“ richtig reinzuhängen.
Aug
05
2011
18 Teams treten an, jedes mit 34 Spielen vor der Brust. 3060 Minuten pro Mannschaft, 27.540 Minuten insgesamt. Plus insgesamt ein paar Dutzend Minuten Nachspielzeit – und ganz am Ende legen ein sehr glücklicher und ein nicht ganz so glücklicher Club gemeinsam noch einmal 180 bis 210 Minuten drauf. Grob gerundet warten 28.000 Minuten Bundesligafußball auf uns – oder fast genau 462 Stunden. Das sind etwa 19 Tage. Nicht die schlechtesten Aussichten auf die kommenden neuneinhalb Monate, oder? Das bringt einen über das Jahr.
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Aug
02
2011
Machen wir uns nichts vor: Im Profifußball wird mehr gelogen als auf dem Jungen-Klo einer weiterführenden Schule, wenn die Pausenaufsicht „Raucht hier etwa jemand?“ brüllt. Das wissen wir alle und wir haben uns auch alle damit arrangiert. Wir heißen zwar nicht die Lüge an sich gut, schätzen aber das Bild der heilen Welt, das sie vermittelt. Und wenn’s keinen weh tut, dann kratzt es auch niemanden. Schalkes Aufsichtsratschef Clemes Tönnies rutschte nun im Interview ein kleiner Satz heraus, der der glimmenden Kippe in der hohlen Hand gleichkommt.
Wir haben ihm ein sehr, sehr gutes Angebot gemacht. Was ich unterschätzt habe, ist, dass er wohl schon seine Zusage gegeben hatte. Das spricht (…) für ihn. Er hat sich verpflichtet gefühlt, zu seinem Wort zu stehen.
Der hier angesprochene ehemalige Angestellte hingegen leugnete jegliche Wortvergabe, ja sogar einen Kontakt noch vor kurzem und gab im Rahmen eines tränenreichen Auftritts überrascht bekannt:
Horst Heldt hat mich jetzt über das Interesse des FC Bayern informiert.
Wie gesagt: Nicht, dass wir das nicht alles schon vorher gewusst hätten. Sich erwischen lassen beim Flunkern ist dennoch peinlich.
Auf dem Schulklo ebenso wie im Profifußball.
Aug
01
2011
In der ersten DFB-Pokalrunde kann ein Bundesligist eigentlich nicht gut aussehen. Entweder er fliegt beim „Underdog“ raus – oder tut sich zumindest sehr schwer – und ist für mindestens eine Woche die Lachnummer Fußballdeutschlands. Oder er spielt sein Programm nüchtern herunter und wird am Ende als humorloser Perfektionist gegeißelt, der sich einen Spaß daraus macht, einen kleinen Gegner vorzuführen. Schalke 04 es gelang gestern, den dritten Weg zu beschreiten. Beim klaren 11:1-Sieg in Freiburg gegen den FC Teningen zeigte sich das Team vor 21.000 Zuschauern spielfreudig, zielstrebig aber nicht streberhaft. Schöne Tore, schöne Kombinationen, manchmal ein kleines spielerisches Augenzwinkern wie beim Lupfer von Raúl oder dem Versteckspiel-Tor von Gavranovic – aber Schalke behielt den Respekt vor dem Gegner. Das wurde von den Zuschauern honoriert und auch von den Spielern aus Teningen. Gefragt, ob er seine Gefühlslage nach dem Erlebnis und seinem Treffer zum 1:3 beschreiben könne, antwortete Florian Kirstein umwerfend ehrlich: „Des isch abartig!“ Ein schöner Tag, an dem es nur Gewinner gab. Ein Aperitif auf die anstehende Bundesligaspielzeit. Es wird Zeit, dass es endlich losgeht.
Jul
30
2011
Meine kleine Einstimmung auf Sonntag: Die Karte präsentiert sämtliche Auswärtsspielorte, in denen Schalke in der 1. Runde des nationalen Pokalwettbewerbs seit 1963 angetreten ist. Die Größe der blauen Bälle kennzeichnet proportional die Anzahl der von Schalke geschossenen Tore. Ganz klein bedeutet 1 Tor – ganz groß bedeutet 9 Treffer. Mehr Torerfolge hat es bei einem solchen Anlass nie gegeben. Die roten Bälle markieren die „Orte der Schmach“, wo Schalke in der 1. Runde die Segel streichen musste. Die Größe der Bälle steht auch hier für die erzielten Tore, allerdings für die des jeweiligen Gegners.
Jul
29
2011
Als Cássio de Souza Soares im Sommer 2004 von Schalkes Manager Rudi Assauer im Tausch gegen Leitathlet Jochen Seitz zum FC Schalke gelotst wurde, lachte ganz Fußballdeutschland über diesen Notnagel-Transfer. Wenige Monate später bestaunte die Fachwelt mit offenem Mund die Genialität des „Lincoln“ und Uli Hoeneß bekam seine berühmte feuerrote Birne, die er immer dann bekommt, wenn er etwas begehrt aber nicht haben kann. Assauer hatte einen, vielleicht sogar den größten Glücksgriff seiner Managerkarriere getan. Glück im Sinne von Massel.
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Jul
28
2011
Die Geschichte des Midi-Files „Blau und Weiß“ erzähle ich nicht noch einmal. Das habe ich hier vor mehr als drei Jahren getan. Gestern flatterte jedoch ein Kommentar von „Manni“ ins Haus, in dem er mitteilte, dass er das Midi neu arrangiert und als mp3 abgespeichert habe. Mehr noch: Er hat es auch auf seinen Server geladen und stellt es zur Verfügung. Wer schon immer mal eine A-cappella-Version des Schalker Vereinsliedes haben wollte um das nächste Schützenfest zu rocken, kann es sich dank Manni hier kostenlos herunterladen. Viel Spaß damit!