Archiv für die Kategorie 'Schalke'

Jul 05 2010

Tage der Weichenstellung, Teil 1

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Es ist WM. Noch immer. Und dennoch wirft die kommende Bundesliga-Saison ihre Schatten voraus. Spätestens mit der heutigen Vorstellung des Spielplans hat der Countdown begonnen. In eineinhalb Monaten ist es schon wieder soweit. Für Schalke beginnt die Saison mit dem “Supercup” gegen den Meister aus München in exakt 33 Tagen. Eine Woche später reist man nach Aalen zum DFB-Pokalspiel und dann steht das erste reguläre Ligaspiel beim Hamburger SV an. Es ist deshalb durchaus statthaft, einmal einen Blick auf die personelle Entwicklung des Kaders zu werfen.

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Jul 05 2010

Spielplan 2010/2011: Alle Heimspielkracher in der Hinrunde!

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Ein Bundesligaspielplan wird nicht ausgelost, sondern wie ein Mosaik zusammengesetzt. Das dürfte jedem klar sein, der auch nur einmal über eine gesamte Saison hinweg das Treiben in der 1. und 2. Bundesliga verfolgt hat. Wenn der FC Bayern ein Heimspiel hat, kann der TSV 1860 nicht ebenfalls eines bestreiten. Ist schon klar und gilt nicht nur bei einer Stadion-, sondern eine „Städteteilung“: Wenn der HSV zu Hause antritt, wird der FC St. Pauli eben auswärts antreten müssen. Hinzu kommen weitere Aspekte wie Großveranstaltungen (Oktoberfest, Karneval etc.) Undsoweiter, undsoweiter.  Ist gebongt. Das muss man der versammelten Schar von Fachjournalisten (!) nicht eine halbe Stunde lang episch im Rahmen eine Pressekonferenz erklären. Die DFL machte es heute dennoch – es sei ihr verziehen.

So viel Verständnis ich für die DFL und ihre Schwierigkeiten bei der Spielplangestaltung habe, so wenig habe ich für eine andere Marotte der Macher. Ich meine diesen elendigen „Knubbel“ in jedem Spielplan, der dafür sorgt, dass jedes Team einmal zwei Heimspiele in Folge und einmal zwei Auswärtsspiele in Folge hat. Und das ohne jeden erkennbaren Grund. Warum kann man nicht sagen: „Mannschaft X startet mit einem Heimspiel in die Saison, also ist das letzte Spiel der Hinrunde ein Auswärtsspiel, das erste Spiel der Rückrunde ein Heimspiel und der letzte Bundesligaspieltag findet dann zu Hause statt?“ Der „emotionale Nachteil“, dass man als Mannschaft zum Auftakt auswärts ran muss, könnte so durch die Verheißung eines Heimspiels am letzten Spieltag doch schon wieder gemindert werden. Oder sehe ich das völlig falsch? Was treibt die DFL also zu Ihrer unlogischen „Knubbel“-Regelung, die die Gerechtigkeit und die Logik aushebelt?

Wie dem auch sei: In der kommenden Saison erwischt es Schalke zum zweiten Mal in Folge negativ. Nachdem man in der vergangenen Spielzeit die Saison in Nürnberg begann und in Mainz beendete, geht es diesmal zum Auftakt zum HSV nach Hamburg und zum Finale zum „Effzee“ nach Köln. Mag sein, dass die DFL da ein Elefantengedächtnis bewiesen hat, denn in den Spielzeiten 2005/06 und 2006/07 startete Schalke jeweils in zwei aufeinanderfolgenden Saisons mit einem Heimspiel. Ärgerlich ist es trotzdem.

So sieht die Hinrunde für den FC Schalke 04 aus:

21./22.08.2010: Hamburger SV – FC Schalke 04
27.-29.08.2010: FC Schalke 04 – Hannover 96
10.-12.09.2010: TSG Hoffenheim – FC Schalke 04
17.-19.09.2010: FC Schalke 04 – Borussia Dortmund
21.-22.09.2010: SC Freiburg – FC Schalke 04
24.-26.09.2010: FC Schalke 04 – Borussia Mönchengladbach
01.-03.10-2010: 1. FC Nürnberg – FC Schalke 04
15.-17-10.2010: FC Schalke 04 – VfB Stuttgart
22.-24.10.2010: Eintracht Frankfurt – FC Schalke 04
29.-31.10.2010: FC Schalke 04 – Bayer Leverkusen
05.-07.11.2010: FC Schalke 04 – FC St. Pauli
12.-14.11.2010: VfL Wolfsburg – FC Schalke 04
20.-21.11.2010: FC Schalke 04 – Werder Bremen
26.-28.11.2010: Kaiserslautern – FC Schalke 04
03.-05.12.2010: FC Schalke 04 – FC Bayern
10.-12-12.2010: FSV Mainz 05 – FC Schalke 04
17.-19.12.2010: FC Schalke 04 – 1. FC Köln

Zusammengefasst: Die Hinrunde hat es heimspielmäßig durchaus in sich. Schalke empfängt den BVB, die Bayern, Leverkusen und auch den SV Werder in der Hinrunde in der heimischen Veltins-Arena. Hinzu kommen noch die drei garantierten Heimspiele in der Champions-League.

Ärgerlich ist, dass das „schöne Auswärtsspiel im schönen Freiburg“ in diesem Jahr ausgerechnet in eine englische Woche – sprich: Dienstag oder Mittwoch – fällt. Da wird es sicherlich für viele unmöglich sein, das Auswärtsspiel mit einem Besuch im südwestlichsten Zipfel Deutschlands zu verbinden.

Und damit gebe ich vorerst wieder zurück zur Trötenwanderung in Südafrika.

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Jun 26 2010

Horst Heldt auf Schalke

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Felix Magath hat in Deutschland das Amt des “Trainagers” salonfähig gemacht. Ganz so viele Manager und Trainer in Personalunion – zumindest so erfolgreiche – gab es im deutschen Fußball eben noch nicht. In den vergangenen drei Jahren war Magath ununterbrochen als “Trainager” unterwegs und das mit überragendem Erfolg: UEFA-Cup-Qualifikation mit Wolfsburg, Meister mit Wolfsburg, Vizemeister mit Schalke. Und jetzt soll das alles vorbei sein? Die Anzeichen verdichten sich, dass auf Schalke das Büro des Managers demnächst von einem Full-Time-Jobber bezogen wird. Horst Heldt war bereits vor der vergangenen Saison ein heißes Thema rund um das Berger Feld, nun soll es dem Vernehmen nach in trockenen Tüchern sein.

In den letzten Monaten wurde oft über Schalke gewitzelt. Oft auch zu Recht. Denn Schalke war im vergangenen Jahr ausschließlich Felix Magath. Trainer, Manager, Vorstandsmitglied, Arena-Anteilseigner – das ist das eine. Zum anderen installierte Felix Magath nicht nur seinen Trainerstab, entledigte sich dabei auch langverdienter Mitarbeiter, sondern schuf sich mit einem neuen – aus Wolfsburg mitgebrachten – Vereinspressesprecher aus seinem engeren Vertrautenkreis auch eine noch gewichtigere Stimme in der Außendarstellung. Eben diese gewichtige Stimme ist anderen handelnden Personen in den letzten zwölf Monaten abhanden gekommen. Jupp Schnusenberg, einst angedacht als wichtigster Mann auf Schalke, strahlt heute weniger Macht aus als es Gerhard Rehberg jemals tat. Mit dem Unterschied, dass Rehberg qua Satzung nur ein repräsentativer Präsident war. Bei Schnusenberg war die Überlegung ursprünglich eine andere.

Oder kennt noch jemand Peter Peters? OK, das ist jetzt böse gesagt aber nicht böse gemeint. Jahrelang stand Peters als treuer Vereinssoldat in vorderster Front. Jedes dritte Vorwort im Schalker Kreisel war für ihn reserviert. Peters war “Schalkes Mann bei der DFL”, direkt dran an den Schalthebeln der Fußballmacht. Und heute? Wenn ich mich richtig erinnere, hieß es vor einem knappen halben Jahr, rund um die Zeit des GEW-Deals, Peters werde sich aus dem operativen Geschäft ein Stückweit zurückziehen und dafür mehr hinter den Kulissen arbeiten. “Geld suchen” wurde diese neue Tätigkeit damals süffisant genannt.

Clemens Tönnies spielt in der öffentlichen Wahrnehmung mittlerweile kaum noch eine Rolle. Es sei denn, er muss als Prellbock für merkwürdige Forderungen herhalten, wie der nach “30 Millionen Cash in die Täsch” für Neuverpflichtungen. Tönnies spielt die neue Rolle auf Schalke übrigens wirklich sehr gut. Mir erscheint es, als sei er gar nicht einmal unglücklich darüber, aus der sportlichen Verantwortung komplett entlassen worden zu sein.

Kurzum: Das geflügelte Wort “Schalke ist Magath” hat durchaus seine Berechtigung und Schalke ist damit im vergangenen Jahr nicht schlecht gefahren. Allen Unkenrufen zum Trotz.

Aber.

Kann es mit dem oft beschriebenen “System Magath” weitergehen, wenn jetzt Horst Heldt Manager auf Schalke wird? Oder konkreter gefragt: Kann Horst Heldt ein glaubhafter Manager sein, oder wird er nicht doch eher als ein “Abnick-Onkel” von Magaths Entscheidungen wahrgenommen. Wird Horst Heldt jetzt anstelle von Magath den Posten im Vorstand einnehmen? Oder wird der Trainer Magath mit Forderungen an den Manager Heldt herantreten und dabei manchmal auch auf Granit beißen müssen? Aber was wird dann das Vorstandsmitglied Magath zum Angestellten Heldt sagen? Was ist mit der gescheiterten Satzungsänderung? Wollte Magath mehr Macht für sich, oder wollte er einen erweiterten finanziellen Spielraum für “den Manager”. Ist die jetzt doch sehr schnell vollzogene Installation eines Managers, der nicht Felix Magath heißt, nicht im Nachhinein die beste Erklärung dafür, warum die Mitglieder gegen die Änderung der Vereinssatzung votierten?

Die Verpflichtung eines neuen, eines “echten” Managers halte ich für sehr begrüßenswert. Es ist ein Schritt zurück in eine Normalität, die Schalke schon sehr lange nicht mehr hatte. Ich bin gespannt darauf, wie Heldt und Magath sich in Zukunft das Terrain aufteilen werden. Das letzte wirklich gute Trainer-Manager-Gespann in unserem Verein bildeten Huub Stevens und Rudi Assauer. Von Huub Stevens stammt der Satz, dass ein Trainer nur ein Angestellter eines Vereins ist. Wörtlich – aus dem Gedächtnis rezitiert – sagte er mit lobenden Blick auf Rudi Assauer: “Ein Trainer kommt und ein Trainer geht. Aber der Verein muss immer handlungsfähig bleiben, egal mit welchem Trainer.”

Wollen wir alle mal hoffen, dass Horst Heldt dieser Anker sein kann, der dem Verein im Falle eines Trainerwechsels Halt gibt. Sollte er es aber nicht sein, wäre er die unsinnigste Neuverpflichtung der letzten Jahre.

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Jun 24 2010

Eine wahrscheinlich weggeworfene internationale Karriere

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Ich weiß wie es ist, als Mensch mit Migrationshintergrund aufzuwachsen: Ständig hin- und hergerissen zu sein zwischen zwei Welten um je nach Situation und Aufenthaltsort blitzschnell von der einen auf die andere Kultur umschalten zu müssen. Ich kenne dieses Gefühl, weder hier noch da richtig anerkannt zu sein und nicht zu wissen, wo das Herz schlägt, wo man geerdet ist, was das Wort Heimat überhaupt bedeutet. In welcher Sprache soll man träumen? Träumt man überhaupt in Sprachen?

Meine Mutter kommt aus Österreich.

OK, genug gescherzt und soviel muss als Einleitung für einen Gedanken, den ich schon seit Monaten in mir trage, reichen. Auch wenn meine ersten Worte nicht ganz ernst gemeint waren, möchte ich doch darauf bestehen, dass die Herkunft – auch und wenn es eine geteilte ist – einen Menschen durchaus bestimmen kann. Ich tippe mal keck darauf, dass im Schatten des Westfalenstadions mehr Borussia-Fans aufwachsen als als in Sichtweite eines Parkstadion-Flutlichtmasten. Und umgekehrt.

Ich hielt Joel Matips Entscheidung für Kamerun zu spielen von Beginn an für komplett falsch. Falscher als falsch. So falsch, dass eigentlich ein neues Wort für falsch erfunden werden müsste. Joel Matip gehörte zum WM-Kader der Mannschaft von Kamerun, die heute mit einem bedeutungslosen Spiel gegen die Niederlande das Turnier abschloss. Bereits nach zwei Spielen stand das Vorrundenaus fest. Das kann passieren und ist nun wirklich auch kein Beinbruch. Jedoch darf bezweifelt werden, ob Joel Matip nach dem Turnier überhaupt noch einmal für das Heimatland seines Vaters auflaufen wird. Denn sein Förderer, der französische Trainer Paul Le Guen, wird nach dem Weltmeisterschaft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Feld räumen müssen. Und bis auf diesen Trainer hatte Joel Matip in Kamerun nicht unbedingt viele Fürsprecher.

Zum WM-Auftakt durfte Joel Matip noch über die vollen 90 Minuten ran. Beim 0:1 gegen Japan spielte er ordentlich. Dennoch war es gerade der junge, unbekannte Matip, der nach dem Spiel von der Öffentlichkeit in Kamerun für die Niederlage verantwortlich gemacht wurde. Le Guen beugte sich dem öffentlichen Druck und verbannte den jungen Schalker auf die Bank, wo er das zweite und dritte Gruppenspiel erlebte. 90 Minuten gespielt, 180 Minuten auf der Bank gesessen. OK, es war immerhin eine WM, sicherlich für einen Spieler das größte aller Erlebnisse, dennoch frage ich mich: War es das wirklich wert?

Joel Matip kam in Bochum zur Welt. Seit 1997 spielt er für den FC Schalke 04. Er absolvierte seine Schulausbildung in Deutschland, baute an der Gesamtschule Berger Feld sein Abitur, besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft und dürfte das Land seiner Vorfahren bestenfalls aus ein paar Urlauben kennen. Seit der vergangenen Saison spielt er im Profikader der Schalker – und das mit beachtenswerten Leistungen. Seine Leistungen, die ihm sogar zeitweise einen Platz in der Stammelf einbrachten, wurden vom Verein mit Matips erstem Profivertrag gewürdigt. Der Rubel beginnt zu rollen.

Nicht wenige, die Joel Matip regelmäßig spielen sehen, erkennen sein überragendes Potenzial. Er ist ein bereits erstaunlich gut geschliffener Rohdiamant, dem nur noch ein paar Jahre an Erfahrung und das notwendige Quäntchen Glückfehlen, um ein ganz Großer zu sein. Seine Leistungen hatten ihm im Prinzip auch schon den Weg in die DFB-Auswahlteams beschwert. U19, U21 – er hätte beides noch spielen können mit der Perspektive, auch schon bald bei den Senioren im Nationaldress auflaufen zu können. Der Status eines deutschen Nationalspielers wiegt in der Bundesliga schwer. Die Vereinstrainer überlegen sich zweimal, ob sie einen deutschen Nationalspieler auf die Bank setzen können. Die Medien berichten noch ausführlicher und bringen im Schlepptau jede Menge Sponsoren mit. Bei Vertragsverhandlungen dürfte alleine das Label “Nationalspieler für Deutschland” ein paar hunderttausend Euro Gehalt wert sein.

Doch Matip entschied sich gegen eine DFB-Karriere und für Kamerun. Emotional nachvollziehbar, rational eine Dummheit. Zumal auch Felix Magath keinen Hehl daraus machte, dass er Matips Entschluss – nun ja – nicht gerade zum jubeln findet. Ein Spieler müsse schon außergewöhnlich gut sein, wenn er es sich leisten wolle, wochenlang für Qualifikationsspiele zum Africa-Cup durch die Gegend zu touren, ohne seinen Status im Verein zu gefährden, ließ der Trainager kurz nach Matips Entschluss verlauten.

Kamerun beendete heute die WM nach einem 1:2 gegen die Niederlande als Gruppenletzter ohne Punkt. Für Joel Matip ist die WM heute beendet. So leid es mir tut, aber ich bin mir sicher, dass er mit seinem voreiligen Entschluss eine große internationale Karriere leichtsinnig weggeworfen hat. Schade.

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Jun 13 2010

Magath! Was erlaube Magath!?

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Was hatte ich mich doch auf eine entspannte Sommerpause gefreut. Noch vor ein paar Tagen twitterte ich aus dem hohlen Bauch heraus:

Oh mein Gott, mach‘ bitte endlich WM!!! #schalke #magath #30mios #ballack #besiktas #sommerloch #rafinha #pantelic #playboy #keinmeister2013

Und dann ist endlich die Mööööp-Mööööp-WM, doch das Sommerloch kreist immer noch über Schalke und droht einiges von dem zu verschlingen, was im letzten Jahr aufgebaut wurde. Mittendrin in den selbstverursachten Turbulenzen taucht immer wieder der Name Felix Magath auf. Noch vor drei Wochen wollten ihn viele auf Schalke heilig sprechen. Machte man jetzt eine Spontanumfrage unter Fans, würde das Ergebnis sicherlich nicht mehr ganz so positiv, wenngleich natürlich auch noch nicht negativ, ausfallen. Es ist durchaus berechtigt zu hinterfragen, was Felix Magath mit seiner aktuellen Informationspolitik eigentlich bezwecken möchte. Dafür muss ich aber zunächst chronologisch werden.

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Jun 01 2010

Meine kleine Geschichte zu Asa und Brassa

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Gerald Asamoah - Quelle: schalkefan.deEs geschah beim ersten Training im Vorfeld der Saison 1999/2000. Damals besuchte ich ab und zu noch die Übungseinheiten auf dem Berger Feld, mittlerweile fehlt mir dazu die Zeit. Es war Gerald Asamoahs erster Auftritt auf Schalke. Der Neuzugang von Hannover 96 war unter großem Mediengetöse in den Pott gewechselt. Ob es zu verantworten sei, einen Spieler mit einem schweren Herzfehler Leistungssport ausüben zu lassen, war die Frage der Stunde. Erstmals las man in der Sportpresse von „Defibrillatoren“, denn genau ein solcher „Herz-Schock-Geber“ musste fortan bei jedem Schalker Spiel an der Trainerbank bereitstehen. Benötigt hat „Asa“ das medizinische Gerät nie und nach nunmehr elf Jahren Leistungssport auf Schalke darf man sich getrost die Frage stellen, ob damals nicht alles doch etwas höher gehangen wurde, als es eigentlich notwendig war. Aber Vorsicht ist nun einmal die Mutter der Porzellankiste und ein paar Jahre später rettete genau jener Defibrillator, der eigentlich für Gerald Asamoah angeschafft worden war, dem damaligen Schalker Konditionstrainer Christos Papadopoulos das Leben, nachdem dieser während einer Übungseinheit einen Herzinfarkt erlitt. Sachen gibt’s.

Vor ziemlich genau elf Jahren saß ich also auf der Terrasse des gerade neu eröffneten „Kuzorra“ und beäugte die Nachmittagseinheit bei einer kühlen Cola, als sich plötzlich ein mir völlig unbekannter dunkelhäutiger Mann zu mir gesellte. „Ju see Asamoah? It’s my brassa! I am brassa of Asamoah! You love him!“ radebrechte er mir auf englisch entgegen und nahm an meinem Tisch Platz. Im Verlauf des weiteren Gespräches wurde aus „Brassa“ mal „Frent“, „Cussin“ oder auch „Buddy“, sodass für mich schnell feststand, dass ich es wohl bestenfalls mit einem Bekannten aus dem erweiterten Asamoah-Dunstkreis zu tun hatte. Doch selbst daran hatte ich meine Zweifel, denn in einem nicht enden wollenden Redeschwall wurden mir ständig neue Sensationsneuigkeiten von „Brassa Asa“ verkauft. „Wat’n Quatschkopf“, dachte ich, machte mich aber dennoch nicht aus dem Staub, weil der Typ irgendwie auch drollig war.

Das Training war lange beendet und auch die wenigen Trainingsgäste, die sich die Nachmittagseinheit noch angeschaut hatten, waren längst verschwunden. Also wollte auch ich mich auf den Weg machen und versuchte den mir gegenüber sitzenden verbalen Wasserfall mit einem „I have to go home“ zu stoppen. Doch da wurde es schlagartig dunkel auf der Sonnenterasse und als ich meinen Kopf drehte stand Gerald Asamoah vor mir, der seinen „Brassa“ herzlich begrüßte und Platz nahm. Ich würde jetzt gerne behaupten, dass wir drei da noch stundenlang gefachsimpelt haben, doch „Asa und Brassa“ mussten sehr zügig weiter. Zum Abschied, der gefühlte siebeneinhalb Sekunden nach der Begrüßung stattfand, bedankte sich Asamoah bei mir, dass ich seinen Kumpel den Nachmittag lang beschäftigt hatte, und deutete mir, dass die Getränke unseres Tisches bereits von ihm bezahlt worden seien. Dann war er wieder weg, genau so schnell, wie er gekommen war, um die Sonne zu verdunkeln.

Das war also meine erste Begegnung mit Gerald Asamoah. In den zurückliegenden Jahren wurde er zu dem Spieler, der wie kein anderer das „ehrliche Schalke“ verkörperte. Asamoah ist authentisch mit allem, was er tut. Sei es, ob er sich vor wichtigen Spielen auf dem Klo einschließt, um wenigstens ein paar Sekunden lang in sich gehen zu können, oder mit 170 km/h durch eine Tempo-80-Zone rast, weil seine Frau gerade in den Wehen liegt. Dass er als Schirmherr einer Stiftung für herzkranke Kinder fungiert und dabei auch engagiert, nimmt man ihm einfach so ab – ohne jeglichen Hintergedanken, der ja leider sehr oft dabei ist, wenn Sportler plötzlich den Gutmenschen in sich entdecken.

Im letzten Jahr war für Gerald Asamoah kein Platz mehr auf dem Schalker Spielfeld. Das tat mir leid, auch wenn ich die sportlichen Beweggründe des Trainagers verstehen konnte. Heute wurde sein Wechsel zum FC St. Pauli bekannt gegeben. Für zwei Jahre und mit einer vertraglich fixierten Rückkehroption ins Schalker „Management“, wobei dieser Begriff wie üblich extrem weit gefasst ist. Für mich ist es eine ideale Lösung. St. Pauli passt zu Asa wie Arsch auf Eimer – und umgekehrt! Ich wünsche ihm von ganzem Herzen zwei supergeniale Jahre, viel Spaß am Fußball und viele Tore, meinetwegen sogar gegen den legendären S04. Und ich freue mich darauf, dass eine Lösung gefunden wurde, die einerseits den Schalker Etat entlastet und andererseits dem Verein eine dringend benötigte Identifikationsfigur wie Gerald Asamoah erhält.

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Mai 31 2010

Immer das Beste aus der Situation machen

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Da waren es nur noch zwei: Die WM 2010 findet aller Voraussicht nach nur mit zwei Schalkern statt. Nach der Verletzung von Heiko Westermann werden nur noch Joel Matip (für Kamerun) und Manuel Neuer (für die Schalträger-Fraktion) das blau-weiße Fähnchen hochhalten. Sollte es Neuzugang Erik Jendrisek ebenfalls noch in den 23-köpfigen Kader des slowakischen Nationaltrainers Vladimir Weiss schaffen, wären es drei Spieler, die sich die Sommerpause im südafrikanischen Spätherbst vertreiben, anstatt sich durch aktive Regeneration auf die kommende Bundesligasaison vorzubereiten. Immer das Beste aus der Situation machen! Meiner ohnehin sehr spärlichen Vorfreude auf die Weltmeisterschaft ist diese Nachricht allerdings eher abträglich.

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Mai 14 2010

Also bitte, Herr Magath …

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Am vergangenen Montag scheiterte der Vorstand des FC Schalke 04 bei seinem Vorhaben, in der Mitgliederversammlung eine Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Satzungsänderung herbeizuführen, nach der der Manager sich nicht mehr jede Transferentscheidung durch den Aufsichtsrat absegnen lassen muss. Es war die einzige kleine „Niederlage“, die die Führung des Vereins in der ansonsten sehr harmonischen Versammlung erleiden musste. Aber der Stachel scheint doch tiefer zu sitzen, als es zunächst den Anschein hatte. In einem Interview mit den „Ruhr Nachrichten“ malte Felix Magath sogar das Schreckensszenario eine handlungsunfähigen Sportleiters an die Wand:

Zé Roberto wollte in seine brasilianische Heimat zurück. Jetzt muss erst der Aufsichtsrat entscheiden, ob der Wechsel, so wie ich ihn geplant hatte, realisiert werden kann. Klappt das nicht, hätte Schalke viel Geld verloren.

Naja, das ist dann vielleicht doch etwas zu dick aufgetragen. Zwar gehören dem Aufsichtsrat des FC Schalke aktuell in der Tat 11 Personen an, doch innerhalb dieses Aufsichtsrates existiert der überschaubare „Eilausschuss für sportliche Entscheidungen„, bestehend aus dem Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies und Uwe Kemmer. Ganz so handlungsunfähig ist die sportliche Leitung somit nicht. Ganz abgesehen davon hätte es im Falle von Zé Roberto II wohl auch eine SMS-Kette getan.

Die „Recklinghäuser Zeitung“ beschreibt und kommentiert die Hintergründe der gekippten Satzungsänderung etwas ausführlicher. Und ich muss sagen: Das kann ich als Vereinsmitglied voll unterschreiben.

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Mai 09 2010

Ein guter Abschluss

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Schalke Fanclub Monasteria
Schalke spielt ein unterhaltsames 0:0 in Mainz und Manuel Neuer hält dermaßen sensationell gut, dass ich mich jetzt schon auf die taktische Begründung des Männerseminaristen freue, warum er den besten deutschen Torhüter bei der WM nicht ins Tor stellen kann. Soviel zu gestern. Ab heute ist Morgen.

Schalke Fanclub Monasteria
Kevin Kuranyi verlässt den FC Schalke 04 und spielt demnächst in Pusemuckel. Mit dieser Nachricht gewinnt keine Zeitung den Preis für investigativen Journalismus. Nur Sentimentalisten konnten hoffen, dass Kuranyi sich für eine – nach Jahren voller Schmähungen – versöhnte Nordkurve und gegen etwa 6 Millionen Euro entscheidet. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich jahrelang zu Kuranyis großen Kritikern gehört habe. Man muss nur einmal die Suchfunktion dieses Blogs bemühen und wird auf jede Menge Zeilen  stoßen, die ich in den Emotionen dieser Saison wohl nicht Bildschirm gebracht hätte. Es wird schwer bis unmöglich sein, einen Stürmer zu finden, der Schalke pro Saison eine zweistellige Torausbeute garantiert. Denoch blicke ich optimistisch in die Zukunft. Das Schalker Spielsystem war in den letzten fünf Jahren nahezu allein auf Kevin Kuranyi zugeschnitten: hoher Ball, Kopfball, Tor. Ab sofort wird sich Schalke etwas anderes einfallen lassen müssen. Ich bin gespannt.

Bayern ist Meister. Mal wieder. Mir ist ein Deutscher Meister FC Bayern unter dem Strich lieber als alle anderen Varianten, mit der einen Ausnahme, auf die wir alle seit gefühlten 2000 Jahren hingeifern. Gestern abend haben sie sich in München ein Weißbier gegönnt, heute schon interessiert die Meisterschaft keine Sau mehr. Auch für Bayern hat das Morgen gestern begonnen. Ob Bayern verdient Meister ist oder nicht, ist letztendlich Pillepalle. Unter dem Strich hat diese Meisterschaft den FC Bayern jedoch 25 Millionen Euro mehr gekostet, als sie es zu Beginn der Saison einkalkuliert hatten. Woanders wird nach einer Niederlage in Mainz der Trainer gefeuert, bei Bayern wird Robben gekauft. Da machst du nix dran. Genau so wenig wie du etwas daran ändern kannst, wenn in China ein Sack Reis umfällt. Ungefähr so sehr berührt mich die Meisterschaft der Bösen.

Noch drei Monate, dann beginnt alles wieder bei Null. Ich freue mich darauf.

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Mai 06 2010

Überraschung!

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Die Süddeutsche Zeitung tickerte vorgestern:

Der FC Schalke 04 hat ein für den 9. Mai geplantes Fanfest in der Gelsenkirchener Innenstadt abgesagt. (…) Als Dankeschön für die Unterstützung will sich die Mannschaft nun in der Vorbereitung auf die neue Saison eine Überraschung für die Fans einfallen lassen.

Wenn man jetzt böse wäre, könnte man die Überraschung hier vermuten:

Die Eintrittspreise für die neue Saison werden je nach Kategorie um etwa fünf Prozent erhöht. (…)

Ganz schön fies von mir, oder?

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