Kurze Frage: Sind wir jetzt eigentlich nicht mehr pleite? Wo sind sie, die lieb gewonnenen Textbausteine „136,5 Millionen Euro“, „Manuel Neuer zu Bayern“, „Rücken an der Wand“, „Lizenzentzug“ oder „interne, streng geheime Papiere, die unserer Zeitung vorliegen“? Noch vor drei Wochen konnte man kein Blatt aufschlagen, ohne dass sie einem entgegen sprangen. Und nun? Wo sind sie geblieben, die Qualitätsjournalisten, die keinesfalls Nachrichten selbst produzieren, sondern nur durch fundierte Recherche ans Tageslicht bringen, was andere gerne im Verborgenen halten wollen? So wie die „136,5 Millionen“, die Schalke bei der letzten Jahreshauptversammlung klammheimlich vor mehreren tausend Besuchern laut in den Raum flüsterte bzw. schon einige Monate zuvor in der an mehr als 50.000 Vereinsmitglieder verschickte Vereinszeitung „Schalker Kreisel“ abdruckte und damit ganz offensichtlich verheimlichen wollte.
Doch dann? Ein „Deal“ mit der GEW. Kurzes Aufheulen von wegen Steuergeldern und so, allerdings bereits in vorauseilendem Gehorsam einräumend, dass die Schalker Arena gänzlich ohne Steuergelder errichtet wurde, womit sie sich weder in guter, noch in schlechter Gesellschaft befindet, weil es schlichtweg einzigartig ist. Dann der „Deal“ mit Gazprom. Kurzes Berichten über das Aufmucken irgendwelcher russischen Unternehmensberater, die sich wahrscheinlich gerade die Hände reiben, dass sie es mit ein paar billigen Allgemeinplätzen („Besser Schiffe bauen als Vereine sponsoren!“), für die sich selbst Jürgen Rüttgers schämen würde, tatsächlich in die westeuropäische Medienlandschaft gebracht haben. Das war’s dann aber auch schon. Urplötzlich wird über Schalke berichtet, als handele es sich um einen Fußballverein. Unfassbar, bzw. -lich!
Waren es die Zeitungskäufer, die den ständig gleichen Stuss nicht mehr lesen konnten und deshalb auf die Barrikaden gingen? Oder war es schlichtweg die Einsicht, dass es vielleicht etwas ungeschickt ist, zu versuchen, einen der derzeit erfolgreicheren Bundesligisten wie einen Ochsen am Nasenring durch die Manege zu führen, wenn man sich gleichzeitig in seinem Glanz sonnen möchte? Letztendlich ist es egal, denn ganz gleich, welchem Herrn man dient: Arschkriecherjournalismus bleibt Arschkriecherjournalismus. Aktuell werden halt mal wieder die Enddärme der Schalker Verantwortlichen inspiziert und in den höchsten Tönen gelobt. Da entblödet sich dann selbst das „Qualitätsmedium des Ruhrgebiets“ nicht, eine an sich schon hochnotpeinliches Wortspiel einfach aus der „BILD“ abzuschreiben. Wenigstens hier sind sie sich treu geblieben, denn wenn unsere Qualitätsjournalisten in den letzten Monaten eines eindrucksvoll bewiesen haben dann, dass sie wirklich gut abschreiben können.
Z wie zum kotzen.