Archiv für die Kategorie 'Schalke'

Nov 18 2009

Maurice Banach

Vor acht Tagen schrieb ich meinen letzten Beitrag in diesem Blog. Natürlich hatte meine Abstinenz von der Tastatur auch etwas mit Robert Enke zu tun. Ich bin aber auch so ehrlich zuzugeben, dass ich keine bewusste „einwöchige Schweigeminute“ eingelegt habe. Ich hatte mir vorgenommen, ein, zwei, vielleicht auch drei Tage nichts zu schreiben, doch dann musste ich feststellen, dass mir schlicht und einfach die Lust und der Antrieb fehlte, in der fußballlosen Zeit etwas auf den Bildschirm zu bringen. Robert Enke wurde am Sonntag unter überwältigender Anteilnahme beigesetzt. In den letzten acht Tagen wurde viel geredet und noch viel mehr geschrieben. Keine TV-Sendung, keine Zeitung und keine Internetseite kam ohne das Thema der letzten Woche aus. Das ist ja auch durchaus verständlich und selbst wenn es einige Dinge gab, über die ich mich in der Berichterstattung sehr geärgert, ganz oft auch fremd geschämt habe, möchte ich nun nicht weiter darauf eingehen. Wie hieß es am Sonntagabend noch so treffend im Medienmagazin „Zapp“ in der ARD: „Wir werden die grenzwertige Berichterstattung über den Tod von Robert Enke nicht noch dadurch aufwerten, indem wir sie rezitieren.“ Dem möchte ich mich anschließen. Trotzdem fällt es natürlich schwer, nach einer Woche wie der zurückliegenden zur Tagesordnung zurückzukehren.
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Nov 10 2009

Schuldig bis zum Beweis der Unschuld

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Die Unschuldsvermutung ist ein Grundprinzip des rechtsstaatlichen Strafverfahrens. Sie besagt, dass nur der als schuldig gilt, dessen Schuld auch bewiesen wurde. Insbesondere die Presse legt hierbei jedoch gerne „geringfügig“ andere Maßstäbe an. Je mehr ein Medium dem Boulevard zugeneigt ist, desto schuldiger ist ein Beklagter, solange er seine Unschuld nicht bewiesen hat. Ich will jetzt gar nicht auf die Schalker Finanzlage eingehen, ganz einfach weil ich die genauen Details nicht kenne. Aber ich möchte anhand von zwei Zitaten aus der aktuellen Presse einmal zeigen, dass die ganze Kiste längst eine „Henne oder Ei“-Angelegenheit geworden ist. In der „NRZ“ wird Essens Oberstaatsanwalt Wilhelm Kassenböhmer heute wie folgt (indirekt) zitiert:

Die Ende Oktober aufgenommenen Ermittlungen (…) seien aufgenommen worden, nachdem eine Privatperson aufgrund der Medienberichterstattung Strafanzeige erstattet habe, sagte Kassenböhmer. „Wir werden jetzt prüfen, ob an dem Vorwurf irgendetwas dran ist” und ob die Anzeige Anlass gebe, Maßnahmen in die Wege zu leiten. Die Ermittlungen befänden sich noch in einem „ganz frühen Stadium”, sagte der Oberstaatsanwalt weiter. „Wir ermitteln nicht von amtswegen”, so Kassenböhmer. Liegt eine Anzeige vor, muss die Justiz aber aktiv werden.

OK. Da hat also „eine Privatperson aufgrund der Medienberichterstattung“ Anzeige gegen Josef Schnusenberg und Peter Peters erstattet. Das hört sich jetzt zunächst einmal wirklich unglaublich an und führt mich zu der Frage, ob in Deutschland eigentlich jeder Vollpfosten einen anderen anzeigen kann? Die Antwort: Ja klar! Ganz besonders, wenn ein irgendwie gearteter Verdacht vorliegt. Und dieser Verdacht ist beim FC Schalke und seinen handelnden Personen durchaus gegeben. Man muss ja nur einmal die Zeitungen der letzten Monate lesen. Die Anzeige war somit für den Anzeigenden wirklich gefahrlos.

In Deutschland werden tagtäglich Menschen wegen ganz anderer Sachen angezeigt, die nicht in der Zeitung stehen. Was würdest du machen, wenn du auf dem Schützenfest durch ein zufällig aufgeschnapptes Gespräch erfahren solltest, dass „der Typ da hinten am Bierstand“ ein ganz fieser Menschenhändler ist, der sich im Keller ein Verlies für chinesische Billig-Köche eingerichtet hat? Und jetzt sei vorsichtig mit dem, was du sagst (oder denkst). Denn sollte der Typ sich wirklich als ein schlimmer Verbrecher herausstellen, du aber aufgrund der ungesicherten Faktenlage geschwiegen haben, findest du womöglich drei Monate später dein Bild in der Zeitung wieder, verbunden mit der fetten Überschrift: „ER hätte es verhindern können! Warum hat ER nichts gesagt?!“ Ein total abwegiger Gedanke? Gegenfrage: Schon mal in den letzten 50 Jahren BILD gelesen?

Der Umkehrschluss, dass etwas nicht zur Anzeige gebracht werden kann, weil es ohnehin schon in der Zeitung stand, stimmt natürlich auch nicht. Denn dann würde ja jeder fiese Menschenhändler einfach die „GALA“ zu einer Homestory in sein Kellerverlies einladen und wäre daraufhin vor einer Untersuchung sicher. Ergo ist die „Anzeige des Privatmannes aufgrund der Medienberichterstattung“ gegen den FC Schalke 04, bzw. Josef Schnusenberg und Peter Peters, durchaus legitim. Und so selten kommt es nun auch nicht vor, dass Menschen des öffentlichen Lebens aufgrund von Medienberichten angezeigt werden. Zumeist füllen Nachrichten darüber jedoch die Kuriositäten-Spalten der Zeitungen. Ich erinnere da zum Beispiel an den deutschen Ex-Kanzler Helmut Schmidt, der vor knapp zwei Jahren von einem Nichtraucher-Schutzverein angezeigt wurde, weil im Fernsehen beim „quarzen“ in einem Theaterfoyer zu sehen war.

Zurück zur Unschuldsvermutung. Sie gilt auch im Falle von Josef Schnusenberg und Peter Peters. Und zwar – wie bei allen anderen – uneingeschränkt! Stand der Dinge ist, dass die Staatsanwaltschaft Essen Ermittlungen gegen die beiden aufgenommen hat. Und das bedeutet in erster Linie nur eines: Jemand hat eine Anzeige erstattet. Nicht mehr, nicht weniger. Übrigens ist es auch nicht das erste Ermittlungsverfahren gegen den FC Schalke nach einer Anzeige einer Privatperson, die sich aufgrund von Medienberichten dazu berufen fühlte. Das letzte Verfahren liegt gerade einmal knapp dreieinhalb Jahre zurück und verlief damals komplett im Sand. Es ist schon merkwürdig, dass keine Zeitung heute auf diese Episode hinweist, stattdessen aber den nebulösen Eindruck vermittelt, die Aufnahme von Ermittlungen sei bereits mehr als die halbe Miete des Schuld-Beweises.

Noch merkwürdiger aber ist, dass sich selbst die Qualitätsmedien heute verbiegen, um aus einer zunächst einmal nicht sonderlich dramatischen Angelegenheit einen großen Skandal und eine noch größere Intrige zu spinnen. So schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung:

Hinweise auf Machtkampf hinter den Kulissen (…) Es deutet einiges darauf hin, dass hinter den Kulissen ein Machtkampf ausgetragen wird zwischen dem aktuellen Vereinsvorstand und Investoren, die auf Vermittlung des Londoner Finanzmaklers Schechter vor Jahren in den Klub investiert haben und nun, nach dem Verkauf von Arena-Anteilen an eine städtische Gesellschaft, offenbar um einen Teil ihrer Sicherheiten fürchten.

Die FAZ vermeidet es zwar wohlwissentlich, die aktuellen Ermittlungen in einen direkten Zusammenhang mit dem von ihr thematisierten Machtkampf zu stellen, und trennt die beiden Absätze durch ein paar Standardsätze zur Schalker Finanzlage. Sie „vergisst“ aber auch zu erwähnen, wie es zu den aktuellen Ermittlungen überhaupt kam. Zumindest wundern darf ich mich da schon.

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Nov 09 2009

Mehr Geld auf dem Feld, als wir Schulden

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Philipp Lahm gibt ein Interview. Franz Beckenbauer betont erstaunlich glaubwürdig, dass er keine Ahnung von Nichts hat. Uli Hoeneß poltert und behauptet, Opfer einer Intrige eines Beraters zu sein, dem er zuvor die Festanstellung verwehrt habe. Luca Toni has left the building. Der DSF-Doppelpass begrüßt Felix Magath als Gast in der Runde, um danach 75 Minuten lang über einen Verein zu sprechen, der keinen Vertreter am Bierglas sitzen hat. Und irgendwo dazwischen wird auch Fußball gespielt. Bayern gegen Schalke hielt genau das, was man im Vorfeld erwarten durfte. Sogar das Ergebnis – Schalke holt als glücklichere von zwei Mannschaften mit dem 1:1 einen Punkt in der Allianz-Arena – war irgendwie vorhersehbar. Das beste Auswärtsteam der Liga entführte einen Zähler aus dem Reich des derzeit indisponierten Abonnement-Meisters. Und dennoch barg dieser Nachmittag in München natürlich auch wieder die eine Überraschung, für die Schalke und Felix Magath wahrscheinlich mittlerweile insgeheim von den Vertretern der 17 anderen Bundesligisten gehasst wird: Joel Matip. 18 Jahre jung und ein so unbeschriebenes Blatt, dass es sich gar nicht lohnt, ihn zu “Googeln”. Bis gestern. Seit 16.13 Uhr ist das freilich anders. Heute überschlagen sich die Medien und berichten kundig von Magaths neuem Juwel.

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Nov 03 2009

Geschäftstüchtiges Osnabrück

Autor: . Abgelegt unter Münster,Schalke

Münster und Osnabrück nennen sich beide aus demselben Grund „Friedensstadt“ und verweisen unisono auf ihr „Rathaus des westfälischen Friedens“, was bei einem Autobahnreisenden, der die A1 in Richtung Norden befährt und hintereinander die Sehenswürdigkeiten-Hinweisschilder am Kreuz Münster und etwa eine halbe Stunde später am Kreuz Osnabrück erspäht, sicherlich für etwas Erheiterung sorgt, so es ihm überhaupt auffällt. Doch auch sonst haben Münster und Osnabrück einige Gemeinsamkeiten. Ein riesiger Klotz von Dom im Stadtkern – hier katholisch, dort evangelisch – jede Menge Studenten und Radfahrer, denselben westfälischen Dickschädel auf den Schultern und drumherum Landschaft soweit das Auge reicht, durchsetzt von Pferden und Kühen. Beide Städte nennen traditionsreiche, derzeit aber nur leidlich erfolgreiche Fußballvereine ihr eigen und wie es bei der räumlichen Nähe zueinander nunmal so ist: die Anhänger dieser Vereine hassen sich wie die Pest. Zu einem „Pflichtspiel-Derby“ zwischen den Münsteraner Preußen und dem VfL aus Osnabrück kam es allerdings schon gefühlte 100 Jahre nicht mehr, was zum einen daran lag, dass die Violetten aus Niedersachsen zuletzt durchgängig erheblich höherklassiger spielten als ihre schwarz-weiß-grünen Kollegen aus Nordrhein-Westfalen, vor allem aber daran, dass die Liga-Landschaft des DFB in den Amateur-Spielklassen keine gemeinsame Basis für ein Aufeinandertreffen schuf. So waren es zumeist die Relegations-Aufstiegsrunden aus den Oberligen in die Zweite Bundesliga, in denen es überhaupt zu Begegnungen kommen konnte. Aber das ist nun wirklich schon lange, lange her.

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Nov 02 2009

Schon wieder kein Pokal-Heimspiel …

Autor: . Abgelegt unter Schalke

DFB-Pokal - Bildquelle: wikipedia.orgSchalke tritt im Achtelfinale des DFB-Pokals Anfang Februar beim VfL Osnabrück im alt-ehrwürdigen Stadion an der Bremer Brücke an. Bereits drei Teams aus den ersten beiden Bundesligen mussten dort in der diesjährigen Pokalsaison die Segel streichen, allen voran Borussia Dortmund im zurückliegenden Achtelfinale. Davor musste mit dem HSV sogar ein Spitzenteam der Bundesliga dran glauben und auch der Erstunden-Sieg der Osnabrücker gegen Zweitligist Hansa Rostock haftet ein Stückweit das Prädikat „Pokalsensation“ an. Schalke wäre also schlecht beraten, den Drtittligisten, der aktuell auf Platz acht nur drei Punkte hinter einem Aufstiegsplatz lauert, zu unterschätzen. Zumal auch die Osnabrücker Heimbilanz eine deutliche Sprache spricht: Zehn Mal trat Osnabrück in dieser Saison in Pflichtspielen zuhause an, neun Mal ging man als Sieger vom Feld! Nichts desto trotz ist es ein gutes Los für die Königsblauen, denn nominell – und da beißt die Maus keinen Faden ab – ist der VfL der schwächste noch verbliebene Verein im Pokalwettbewerb. Diese Feststellung dürfte auch die Fans des 1. FC Köln trösten. Dass es einmal mehr nicht zu einem Heimspiel für Schalke reichte,  wohingegen beispielsweise der FC Bayern im laufenden Wettbewerb bereits zum zweiten Mal zuhause gegen einen Zweitligisten ran darf, kann man durchaus beklagen. Vor ein paar Tagen – nach dem Pokalsieg bei 1860 München – schrieb User „Ney“ in den Kommentaren bei Torsten Wielands „Könisgblog“:

[Ein Heimspiel…] wäre mal nett. Von den 14 Pokalspielen der letzten 5 Jahre haben wir ganze 2 zuhause gehabt, beide gegen Hannnover 96.

Nun sind es also insgesamt 15 Pokalspiele und die Heimbilanz bleibt bei mageren zwei Spielen stecken. Fortuna, du dumme Funz! Allerdings erscheint das alles auf den ersten Blick dramatischer, als es wirklich ist.

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Nov 02 2009

Die Comebacker

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Der Wahnsinn wird Methode. Wieder lag Schalke am Samstagabend scheinbar aussichtslos hinten, wieder wurde in einer turbulenten Schlussphase doch noch der eigentlich unerreichbare Zähler eingefahren. Und wieder fühlten sich auf Schalke viele als Gewinner, während die Gäste mit ihrem Schicksal haderten und zwei verschenkte Punkte beklagten. Was vor Wochenfrist das Wahnsinns-Spiel gegen den Hamburger SV war, präsentierten uns die Schalker am Samstag erneut. Doch im Gegensatz zum Spiel vor einer Woche, als man in der letzten halben Stunde durchaus berechtigt von einem Sieg träumen durfte, sich dann den neuerlichen Rückstand einfing und am Ende ob des geretteten  Punktes jubelte, war es gegen Bayer letztendlich eine gehörige Portion Glück. Denn bis zur 80. Minute war praktisch alles, was gegen Schalke laufen kann, auch gegen Schalke gelaufen. Die Mannschaft begann “ganz OK”, verzeichnete einige bemühte Angriffe, die nur ganz, ganz selten in Tormöglichkeiten mündeten, dann trifft Toni Kroos nach knapp 30 Minuten mit einem sensationellen Schuss aus dem Hintergrund nach einer abgewehrten Ecke zum 0:1 und es scheint so zu kommen, wie es in den letzten Jahren immer bei Schalke vs. Leverkusen läuft: Leverkusen nimmt locker die Punkte mit.

 

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Okt 29 2009

Schalke findet „frisches Geld“

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Die gut informierten Spatzen in Gelsenkirchen und Umgebung pfiffen es schon seit einer guten Woche von den Dächern: Schalke hat frisches Geld gefunden – etwa 25 Millionen Euro! Der unter der Hand bereits länger gehandelte Deal ist wohl auch ein Grund, warum sich die Journaille in den letzten Tagen beim Thema „Schalker Finanzkrise“ merklich zurückgehalten hat. Nun ist das Geschäft laut Spiegel Online unter Dach und Fach. Demnach steigt die Gelsenkirchener „Gesellschaft für Energie und Wirtschaft (GEW)“ mit 15 Millionen Euro als Anteilseigner in die Arena-KG ein und gewährt darüber hinaus einen Zehn-Millionen-Euro-Kredit. Damit sind die Schalker Finanzsorgen natürlich nicht beendet, jedoch dürften nun zumindest die wildesten Spekulationen in Richtung „Notschlachtungen“, ups… „Notverkäufen“ zunächst beendet sein. Und auch dem „Nachlizensierungsverfahren“ durch die DFL kann man nun deutlich gelassener entgegen sehen.

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Okt 29 2009

“Jeder zweite Treffer zählt heute”

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Schalke Fanclub Monasteria
Letztendlich konnte man es mit Humor nehmen. Zunächst verweigerte ich ich beim (echten) 3:0 durch Benedikt Höwedes, der in der 81. Minute abtauchte und per Hechtsprung einköpfte, den Torjubel. Die Anspannung löste sich erst, als Andreas (Foto, allerdings entstand dieses nicht gestern, sondern beim letzten Spiel in Berlin im Mai), der in unserem Fanclub ob seiner wirklich verblüffenden Ähnlichkeit mit einem Bundesligatrainer aus der näheren Umgebung von Schwerte immer nur “Kloppo” genannt wird, mir zurief: “Keine Sorge, jeder Zeite zählt heute!” Gewonnen! Klar, “nur” bei einem Zweitligisten. Aber es war vielleicht das wichtigste Spiel dieses Jahres, das Schalke letztendlich sehr locker mit 3:0 (bzw. 5:0) im DFB-Pokal gegen 1860 München herunterspulte. Die ersten 35 Minuten sahen allerdings nicht gut aus. Schalke, das aus Gründen der Schonung auf den zuletzt überragenden Farfan verzichtete, wirkte einen Tick zu fahrlässig. Ein ums andere Mal landete ein einfacher Pass im Aus oder – schlimmer – beim Gegner. Nach 41 Minuten – beide Mannschaften hatten zu diesem Zeitpunkt jeweils eine hochprozentige Chance liegen lassen – nimmt die Geschichte dennoch ihren Lauf. Rafinha vergibt zunächst gegen TSV-Keeper Kiraly, um den Abpraller dann locker zu versenken. Danach wird es einfacher. Christoph Moritz trifft mit dem Halbzeitpfiff absolut regulär aus 20 Metern zum 2:0, doch halt: der Mann an der Linie hat etwas anderes (was auch immer) gesehen und hebt die Fahne. Letztendlich ist es egal. Denn der nächste Treffer – direkt nach der Pause – wird wieder gewertet. Höwedes nutzt eine Konfusion in der 60er-Abwehr und netzt ein. Sekunden später zappelt der Ball nach einem Schuss von Lukas Schmitz schon wieder in den Maschen – diesmal zählt der Treffer mal wieder nicht. Mit viel Wohlwollen kann man diesmal wirklich behaupten, dass der passiv im Abseits stehende Rafinha das Blickfeld des 60er-Schnappers eingeschränkt hat. Und so plätschert das Spiel dahin. München kann nicht, Schalke will zwar, allerdings nicht um jeden Preis. Letztendich fällt das eingangs geschilderte 3:0 durch Höwedes – aus die Maus. Ein Pflichtsieg, natürlich. Ein verpasstes Schützenfest, vielleicht. Eine schwache Anfangshalbestunde, na klar. Sehr gute 15 Minuten nach dem Wiederanpfiff, super. Letztendlich ist das alles – und da zitiere ich den großen Philosophen Werner Hansch – Pillepalle. Schalke steht im Viertelfinale des DFB-Pokals. Mindestens 56 Mannschaften in Deutschland beneiden uns um dieses Startrecht in der Runde der letzten Acht. Das “Mehr” zum Spiel gibt es heute aus der Ecke des Münchner-Schickeria-Boulevards.

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Okt 26 2009

Schalke lebt!

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Ich will gar keinen Hehl daraus machen, dass mich das gestrige Spiel des FC Schalke 04 gegen den Hamburger SV begeistert hat. Es kam dabei einfach zu viel Positives zusammen, als dass ich jetzt das Haar in der Suppe hervorkramen wollte. Natürlich, drei Gegentore und zum Teil in dieser Saison noch nicht gesehene Abwehr-Abstimmungsprobleme böten durchaus Anlass zur Kritik. Aber soll man einen jungen Carlos Zambrano tatsächlich dafür rügen, dass er nicht über die Schnelligkeit verfügt, einem pfeilschnellen Eljero Elia auf dem Flügel zu folgen und auch (noch) nicht über das Auge, eine derartige Situation durch ein etwas besseres Stellungsspiel direkt im Keim zu ersticken. Darf man Manuel Neuer den Vorwurf machen, dass er einen durchaus haltbar anmutenden Freistoß-Kracher von Trochowski nicht – wie sonst – großartig pariert, sondern ausnahmsweise einmal durchrutschen lässt? Und muss man eine Mannschaft geißeln, die nach einer fantastischen Aufholjagd auf Sieg spielt und dabei in den vermeintlich entscheidenden Konter läuft? Ich denke nicht. Zumindest nicht, wenn die Mannschaft derart leidenschaftlich kämpft, wie Schalke gestern. 0:2 zurückgelegen, aufgeholt, dann wieder der Rückschlag in Form des 2:3 und schließlich doch noch der Ausgleich in letzter Minute, dem Sekunden später sogar der Siegtreffer durch Asamoah hätte folgen können – es war ein wirklich großer Fußballabend in der Arena gestern. Das war ein Schalke, wie es mich emotional schon lange nicht mehr mitgerissen hat. Soll der olle Frank Rost vor den Sky-Reportern doch nölen, die Schalker Erwartungshaltung sei wohl im Keller angekommen, wenn die Fans ein 3:3 in einem Heimspiel wie einen Sieg feiern. Er hat lange genug auf Schalke gespielt, um zu wissen, dass es derartige Spiele wie gestern ganz, ganz selten gibt. Schalke – und das ist die wichtigste Erkenntnis von gestern – lebt! Auf dem Feld und auch auf den Rängen.

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Okt 20 2009

Im Land der Fußballplätze, Kleinwagen und Güterzüge

Autor: . Abgelegt unter Schalke

Es zählt für mich zu den liebenswerten Eigenarten der Deutschen, dass sie unfassbar groß erscheinende mathematische Angaben – ganz gleich ob Größe, Gewicht oder Volumen – grundsätzlich durch das Heranziehen eines anschaulichen Vergleiches verdeutlichen. Kaum ist die Rede von einem Waldbrand in Kalifornien, heißt es auch prompt in den Nachrichten, eine Fläche von rund 10.000 Fußballplätzen sei von den Flammen betroffen. Hat die BILD-Zeitung irgendwo im Orbit einen Meteoriten ausgemacht, der mit einer Chance von 1 zu 500 Milliarden (laut Bild also ziemlich sicher) auf die Erde stürzen könnte, wird geistesgegenwärtig erwähnt, dass dieser Felsbrocken über das Gewicht von etwa 5.000 VW-Polo verfüge. Die größten Kriegsschiffe der Welt, die im Nachtprogramm von N24 regelmäßig heroisch präsentiert werden, verfügen auch nicht etwa über die Größe von zigtausend Bruttoregistertonnen, sondern schlichtweg über das Volumen eines zwei Kilometer langen Güterzuges. Als jemand, der mit der Mathematik auf extremen Kriegsfuß steht, freue ich mich über derartige Vergleiche, helfen sie mir doch, die Realität richtig einzuschätzen. So ein doofer Meteorit soll mir doch ruhig mal auf den Kopf fallen – das macht mir nichts. Aber 5000 VW-Polo? Aua! Vielleicht sollte ich mich besser auf einem von 10.000 Fußballplätzen unter einer von 40.000 Eckfahnen verschanzen. Oder ich setzte mich in meinen zwei Kilometer langen Güterzug und brause davon.

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