Nov
28
2008
Schalke ist international nicht konkurrenzfähig. So – und leider nur so – muss das Fazit nach äußerst deprimierenden 90 Minuten gegen Manchester City lauten. Wobei selbst dieser Satz bereits eine Lüge ist. Denn „Schalke ist“ stimmt derzeit auch nicht. Es würde ja bedeuten, dass da noch etwas vorhanden sein könnte. Stimmt leider nicht. Schalke ist tot. Es bedurfte nicht unbedingt der Demütigung von gestern, um dies zu merken. Aber der gestrige Abend macht vieles einfacher zu verstehen. Eine tote Mannschaft robbte sich am frühen Abend müßig 90 Minuten lang über den Platz. Minutenlange Lethargie auf dem Feld, minutenlanges Desinteresse auf den Rängen, untermalt vom melancholischen Dauer-Lalala derer, die einst dafür angetreten sind, die Fankultur in deutschen Stadien zu verbessern, stattdessen aber Woche für Woche eintönig denselben Grabeschoral anstimmen. Mag ja sein, dass „deine Mutter“ nachts im DSF tanzt, meinetwegen auch „von Mitternacht bis früh um acht“ – aber wenigstens bewegt sie sich dabei, was man von der Schalker Mannschaft mittlerweile nicht mehr behaupten kann. Die tanzende Mutter hat somit „Dauersupport“ mehr verdient als jeder derer, die sich gestern ein blau-weißes Trikot übergezogen hatten.
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Nov
25
2008
Man hat aus einem kleinen Verein ein riesiges Unternehmen gemacht. Früher kämpften wir immer gegen den Abstieg, heute spielen wir ständig oben mit. Das ist unzweifelhaft ein Erfolg. Aber es gibt auch viele Vereinsfunktionäre, die beratungsresistent sind. Der Verein ist stehen geblieben, es fehlen innovative Ideen, und die Mannschaft symbolisiert dieses Elend Woche für Woche.
Auch wenn man seine Ansichten nicht zu 104 Prozent teilen muss, ist dieses Reviersport-Interview mit dem einstigen „Drei-Tage-Präsidenten“ Michael Zylka doch lesenwert.
Nov
24
2008
Die ersten drei der von Clemens Tönnies geforderten zehn Punkte sind eingefahren! Mit 3:1 gewann der FC Schalke 04 am Samstag pflichtgemäß sein Pflichtspiel gegen Borussia Mönchengladbach und verbucht damit einen ersten Pflichtsieg auf seinem langen Weg zurück in sonnigere Tabellengefilde. Zwei Tore von Halil Altintop und ein Treffer von Jefferson Farfán brachten Schalke bereits in der ersten Halbzeit auf die Siegerstraße gegen über weite Teile harmlose und überfordert wirkende Gäste, bei denen nach dem 2:1-Anschlusstreffer von Rob Friend nur kurzfristig Hoffnung aufkam. War das jetzt schon der Wandel zum Besseren? Nein! Denn Mönchengladbach darf bei allem gebotenen Anstand kein Gradmesser für die Schalker Ambitionen sein. Dennoch war es ein vergnüglicher Nachmittag in der Veltins-Arena, der zumindest für einige Fragen ansatzweise auch Antworten parat hatte.
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Nov
21
2008
Morgen spielt Schalke gegen Borussia Mönchengladbach. Am Donnerstag darauf steht das UEFA-Cup-Duell gegen Manchester City auf dem Programm. Zwei wichtige Heimspiele innerhalb von fünf Tagen, die einer bislang verkorksten Saison unbestritten eine weitere entscheidende Richtung geben können. Allerdings gefällt mir gar nicht, was Trainer Fred Rutten im Vorfeld des Spiels gegen die niederrheinische Borussia von sich gibt:
In Leverkusen waren wir nicht gut, aber das ist Vergangenheit. Ich denke immer positiv. Gegen Mönchengladbach haben wir nun die Chance (…) uns zu rehabilitieren.
Wie bitte? Rehabilitation gegen Mönchengladbach? Glaubt der Trainer tatsächlich, dass ein dahingestochertes 2:1 morgen ausreicht, um den verzockten Kredit der letzten Wochen so mirnichts dirnichts wieder zurückzuerlangen? Da muss ich Fred Rutten aber leider gewaltig enttäuschen!
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Nov
18
2008
Vorneweg: Ivan Rakitic hat die Haare schön. Aber darum soll es jetzt gar nicht gehen. Vielmehr um die augenscheinlich unglaubliche, einem Weltuntergang ähnelnde Katastrophe, die sich gestern beim ZDF ereignet hat. Denn nicht nur die Netzeitung berichtet süffisant über eine falsche Einblendung im Rahmen einer „heute“-Sendung. „Neuer Trainer auf Schalke“ stand da unter einer Fotomontage von Peter Neururer neben dem MSV-Zebralogo geschrieben. Reflexartig wird da natürlich die (gefühlt) 100 Jahre alte Geschichte von Carmen Thomas und ihrem „Schalke 05“-Versprecher hervorgekramt und man entblödet sich nicht, die Story mit anklagenden Phrasen wie „Fauxpas“ oder „legendäre Panne“ aufzupeppen. Natürlich ist auch der Vergleich zu „legendären Farben- und Flaggenpannen“ fix gezogen. Verwunderlich ist in diesem Zusammenhang eigentlich nur, dass Sängerin Sarah Terenzi, gebürtige Lewe, genannt Connor („Brüh‘ im Lichte dieses Glanzes…“) nicht auch wieder an den Pranger gestellt wird. Fazit des kollektiven Medienaufheulens: Fehler sind einfach wunderschön – wenn sie nur den anderen passieren. Warum schreibt eigentlich niemand über den Blödsinn, den Premiere-Reporter während ihrer 90-minütigen Einsatzzeit Samstag für Samstag verzapfen? Nach dem Schalker 3:0 in Karlsruhe fabulierte der Sprecher beispielsweise darüber, dass „Schalke-Keeper Fred Rutten“ jetzt sehr zufrieden sein könne. Eine Woche später, beim 2:0-Sieg in Cottbus, lautete das Fazit des Kommentators „Karlsruhe wird sich sicherlich freuen, hier drei Punkte mitgenommen zu haben“. Und ein paar Wochen zuvor war unablässig von „Oswaldo Engelaar“ die Rede, wenn Schalkes Nummer 37 am Ball war. Aber gut: Letzteres kann passieren, schließlich befindet sich bekanntlich in Oswaldo/Florida das weltberühmte „Disney World Resort“ und zugleich eine recht erfolgreiche Talentschmiede für US-Boygroups. Meine Fresse, Leute: Fehler passieren nun einmal! Und dass ausgerechnet die BILD sich jetzt in den Kreis der hämischen „Ha Ha“-Rufer einreiht, ist – wie soll ich es am besten ausdrücken – zumindest mutig.
Nov
17
2008
Schalkes Trainer Fred Rutten scheint ein großer Freund von kurzfristig anberaumten Testspielen zu sein. Heute schickte er seine zweite Garde wieder einmal auf das Feld der Rückbau-Ruine Pakstadion und sorgte somit für ein kleines Highlight beim Antrittstag von Peter Neururer als Coach des MSV Duisburg. Die Meidericher, die gestern im Pflichtspiel bei Greuther Fürth trotz zwischenzeitlicher 3:1-Führung noch mit 4:3 unterlagen, erwiesen sich als gute Gäste und ließen sich vor 500 Zuschauern drei Tore einschenken. Die frühe Schalker Führung durch Albert Streit (7. Minute / Foto) egalisierte Nicky Adler 60 Sekunden später. In der Schlussminute der ersten Halbzeit traf der Straf-Amateur Carlos Grossmüller zum 2:1. Danach passierte lange nichts, bis in der 87. Minute Ivan Rakitic zum Freistoß aus etwas 20 Metern antrat. Und auch wenn das Bild der Parkstadion-Webcam, über die ich mich heute im Verlauf des Tages ab und an reinzappte, wirklich nicht das allerbeste ist und es nur auf ca. 8 Bilder pro Sekunde bringt, konnte man doch sehen, dass sein Schuss in den Winkel auch in einem regulären Spiel ein sehr sehenswerter Treffer gewesen wäre. Für Schalke kamen neben den Torschützen unter anderem Schober, Varela, Pander, Grossmüller, Rakitic, Asamoah und Zé Roberto zum Einsatz.
Nov
15
2008
Vor ein paar Wochen wurde Carlos Grossmüller zu den Schalker Amateuren strafverbannt und dürfte somit einer der teuersten Viertligaspieler sein, die Deutschland je gesehen hat. Immerhin hatte sich Schalke die Dienste des „uruguayischen Allrounders, den man schon lange auf dem Zettel hatte und der jetzt, und auch nur jetzt zu haben war“ vor einem Jahr 3,5 Millionen Euro kosten lassen. Immerhin hat er heute ein Lebenszeichen abgegeben. Beim 3:0 von Schalke II bei Bochum II traf Grossmüller zum vorentscheidenden 2:0 in der 70. Minute. Die Schalker Zweitvertretung, die bislang eine schwache Regionalliga-Runde spielt, verschafft sich damit Luft zu den Abstiegsrängen. Da sage noch einmal jemand, Manager Andreas Müller habe kein goldenes Händchen bei der Verpflichtung von Neuzugängen.
Nov
15
2008
Am vergangen Sonntag hat Schalke 2:1 gegen Bayern verloren. Heute, sechs Tage später, setzte es exakt dasselbe Ergebnis in Leverkusen. Doch während man in der letzten Woche zumindest noch traurig sein konnte, dass Schalke nicht zumindest einen Punkt ergattert hat, bin ich heute weitestgehend sogar froh, dass es trotz der Chance in der Schlussphase nicht zum Remis gereicht hat. Wer sich so präsentiert, wie der FC Schalke 04 heute 85 Minuten lang in Leverkusen, hat nichts, aber auch gar nichts in der oberen Tabellenhälfte zu suchen. Von Champions-League oder UEFA-Cup mal ganz zu schweigen. Heute wurde leider wieder einmal deutlich: Schalke hat eine überdurchschnittlich-mittelmäßige Mannschaft, in der es vor Mitläufern nur so wimmelt, die mit teuren Indianern besetzt ist und in der kein einziger Akteur auch nur ansatzweise das Potenzial zum Häuptling hat. „Herausragender“ Indianer war heute Levan Kobiashvili (Foto), der das Spiel in der ersten Halbzeit beinahe im Alleingang abschenkte, unter anderem den entscheidenden Fehler zum 1:0 machte und zum Glück in den zweiten 45 Minuten dort blieb, wo er am besten den ganzen Tag verbracht hätte: Ganz weit entfernt vom Fußballplatz.
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Nov
14
2008
Folgendes Szenario: Ich brauche unbedingt einen neuen Kühlschrank, weil mein alter gerade einmal 18 Grad Celsius schafft und mir meine geliebte Kaffeemilch vor den Augen weggammelt. Ich hätte gerne ein Modell mit Tiefkühlfach, aber die sind zum einen recht teuer, zum anderen in den allermeisten Geschäften hier in Münster auch ausverkauft. Um nicht meine ganze gesparte Kohle für ein 16-Grad-Celsius-Modell, in dem die Milch auch nur ein paar Stunden länger frisch bleibt, auf den Kopf zu hauen, plane ich, einen, zwei oder drei von meinen vier Mikrowellenöfen in Zahlung zu geben. So – und mit dieser Prämisse marschiere ich los und erzähle jedem Händler von meiner Misere. Die denken nicht lange nach und erzählen mir dann: „Mmmmh, Tiefkühlfach ist schwierig zur Zeit. Und Mikrowellen gibt es genug. Mmmmh, komm! Leg‘ doch mal dein ganzes Geld und die drei Mikrowellen auf den Tresen, mal schauen, ob wir für dich vielleicht noch ein 15-Grad-Celsius-Modell haben.“ So – natürlich stark abstrahiert – funktioniert Marktwirtschaft! Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Ich glaube auch kaum, dass ein namhafter Fleischwarenhersteller aus Ostwestfalen auf die Idee käme, allgemein im Markt bekannt zu machen, dass er zwar noch zig Millionen Schweinehälften auf Lager hat, aber händeringend nach ein paar Kälbern sucht. Warum nicht? Weil er so die Preise für Schweinehälften pulverisieren, die für Rinder aber explodieren lassen würde. Doch wenn dem so ist: Warum macht es der Fleischwarenhersteller dann auf Schalke? Es sei denn, man gibt sich damit zufrieden, weder mit einem Kühlschrank, noch mit ein paar Schlachtrindern den Heimweg anzutreten und stattdessen wieder mal nur stolz vom neuen Fahrrad, einem Modell aus Südamerika, zu erzählen, das ein absolutes Allround-Modell ist, das man schon lange beobachtet und hat und das jetzt – und nur jetzt – zum Verkauf stand.
Nov
13
2008
Charly Neumann, der vorgestern im Alter von 77 Jahren nach langer Krankheit und mehreren Schlaganfällen verstorben ist, war ein Stück Schalke. Für viele war er sogar das entscheidende Stück von Schalke, das die Verbindung zwischen „unserem alten Schalke“ und „dem Profi-Verein mit hohen Ansprüchen“ herstellte. Offiziell war Charly Neumann „Mannschaftsbetreuer“, ein Amt, das es letztendlich in den modernen Fußballzeiten so schon längst nicht mehr gibt. Charlys Stärke war seine unbestechliche Loyalität zum FC Schalke 04 selbst in den schwärzesten Zeiten. Als S04 in den 80ern erstmals aus der Bundesliga abstieg, war er sicherlich der traurigste Mensch im gesamten Parkstadion. Doch selbst in derartigen Momenten besann er sich auf seine „Aufgabe“ und tröstete die verzweifelten Fans, die sich in den Stadion-Innenraum durchgekämpft hatten. Auch als es in den letzten Jahren merklich ruhiger um ihn wurde und die Vereinsführung mit Blick auf seine angeschlagene Gesundheit seine offiziellen Termine deutlich reduzierte, kam kein böses Wort über seine Lippen. Nur einmal merkte man, dass selbst für ihn einiges zu schnell und zu professionell auf Schalke geworden ist. „Sie haben mich in eine Loge gesperrt!“ klagte er in einem Interview mit dem Fanzine „Schalke Unser“ und fast hörte sich das so an wie der Vorwurf eines Mannes, der sich und sein Lebenswerk nicht genügend gewürdigt sah. Aber wirklich auch nur fast.