Von allen intelligenten Lebewesen auf der Welt ist der moderne Mensch mit Abstand das Dümmste. Oder zumindest das Widersprüchlichste. Er sehnt sich nach stetigem Fortschritt, doch kaum hat er diesen erreicht, wandern seine Gedanken reumütig zurück. Kaum hatte der moderne Mensch das Mobiltelefon erfunden, trauerte er der Zeit nach, in der man sich an Verabredungen noch gehalten und nicht zwei Minuten vorher per SMS abgesagt hat. Kaum hatte er es geschafft, tragbare Tonabspielgeräte von der Größe eines Backsteins auf die Größe eines kleinen Streichholzbriefchens zu reduzieren, stülpt er sich Kopfhörer in der Größe eines Pfunds Butter pro Ohrmuschel auf den Kopf. Und kaum hat er sich sein Fußballstadion etwas schöner hergerichtet und schaut Spiele zusammen mit 50.000 Zuschauern im Trockenen anstatt mit 11.000 bei Dauerregen, schon sehnt er sich nach den Freuden einer Lungenentzündung nach einem herbstlichen Heimspiel zurück. Einer gewissen „Früher war alles besser, idealistischer, echter“-Mentalität kann sich wohl kein Fußballfreund entziehen, selbst wenn er das „Früher“ Dank später Geburt gar nicht erlebt hat. Gerade dann sogar. Das nun erhältliche 11Freunde-Spezial „You’ll never walk alone – Die Geschichte der Fußballfans“ ist der Papier gewordene, romantisierende Rückblick auf die gute alte Zeit.
Weiterlesen »
Wenn am Wochenende vom 24. bis zum 26. August 2012 die nächste Bundesliga-Saison startet, wird Schalke 04 kein Heimspiel bestreiten. Zum dann bereits vierten Mal in Folge werden die Königsblauen eine Saison auswärts beginnen und auswärts beschließen. Diesmal kann man allerdings nicht auf den BVB schimpfen, der sich mit einer etwaigen Meisterschaft das Recht auf ein Auftakt-Heimspiel sichern könnte, was Schalker Heimspiele am selben Wochenende aus Sicherheitsgründen ausschließt. Auch die Spielplan-Macher der Deutschen Fußball Liga trifft diesmal keine Schuld. Und es wird noch nicht einmal der Unwillen des Fußballgottes zu beklagen sein, denn dass Schalke am ersten Spieltag definitiv auswärts antreten wird, liegt ganz allein in der Verantwortung des FC Schalke 04 selbst.
Weiterlesen »
Hui – das wird ja noch einmal richtig spannend bei den Fußballdeppen! Der Gesamtführende „Chipsbacken04“ leistete sich am Wochenende gleich vier Deppenpunkte und lädt die Konkurrenz damit zur fröhlichen Aufholjagd ein. Zwar konnte „Phil“ – der nach wie vor Rang zwei belegt und sich ebenfalls vier Fehler leistete – davon nicht wirklich profitieren, doch dahinter machten viele einen großen Sprung. Als Gewinner des Spieltages darf sich „skAndy“ fühlen, der nach einer tadellosen Runde nun ein gewichtiges Wort um den Titel mitredet. Ebenfalls ohne Fehlerpunkt überstand „hastenichgesehn“ den 26. Spieltag. Allerdings hat ihn seine konsequente Remis-Tipperei, die in der Hinrunde noch recht erfolgversprechend aussah, inzwischen in die Niederungen der Tabelle gespült. Hier die vollständige Auswertung.
Weiterlesen »
Mein Gefühl hätte schlechter nicht sein können. Ein durchnässter Platz, eine Sponsor-Fan-Mannschaft-„Gemeinsam für den FCK“-Aktion, Schalkes katastrophale Bilanz gegen die Lauterer in den letzten Jahren, die jüngsten Erfahrungen beim Auswärtsspiel in Freiburg, die Erinnerung an die letztjährige 5:0-Klatsche auf dem Betzenberg – das alles hatte bei mir für die sich immer mehr verfestigende Erwartungshaltung gesorgt, dass Schalke sich am Sonntagnachmittag nur blamieren kann. Als dann Rodnei einen zweifelhaft zustande gekommenen Tiffert-Freistoß nach 180 Sekunden über die Linie wuchtete, sah ich mich in meiner Skepsis bestätigt. Doch das, was nach dem frühen Führungstor der Gastgeber folgte, war einmal mehr eine Wiederauferstehungsfeier der Königsblauen. Am Ende siegte Schalke mit 4:1 und zeigte sich sogar gnädig. Denn drei bis vier Tore mehr wären gegen einen Gegner, den man nach und nach in seine Einzelteile zerlegt und in der Küchenmaschine püriert hatte, leicht möglich gewesen.
Weiterlesen »
Ab und an muss ich mich vor der Familie, vor Freunden oder auch vor Kunden rechtfertigen, warum ich armer Idiot immer wieder ins Stadion renne. Solche Spiele wie das am gestrigen Abend sind dann meine perfekte Rechtfertigung. Schalke spielte Europapokal – ohne Wenn und Aber. Als nach dem frühen, unglücklichen, perfekt herausgekonterten 0:1 durch Janssen die Messe eigentlich gelesen war klappte S04 das Visier hoch und setzte alles auf die offensive Karte. Auf 15 Minuten Möchtegern-Kontrolle-Fußball folgen 60 Minuten volle Power. Insbesondere die Phase nach der Halbzeitpause bis zum 3:1 durch den überragenden Kämpfer Jermaine Jones gehörte zu den größten Willensleistungen, die ich in den letzten Jahren auf Schalke erleben durfte. Erst als der geniale Huntelaar das 4:1 markierte schaltete man wieder einen Gang zurück. Keine Sekunde zu früh. Danke Schalke für diesen großartigen Abend. Genau deshalb liebe ich dich. Mehr kann ich dazu jetzt nicht schreiben.
Weiterlesen »
Joel Matip kann spielen. Generell ist das natürlich keine echte Neuigkeit, bezogen auf das heutige Achtelfinal-Rückspiel in der Europa-League gegen den FC Twente war es jedoch die Nachricht, die gestern ganz Schalke überraschte. Durch einen doppelten Einspruch hat es der FC Schalke 04 geschafft, die UEFA mit den eigenen Waffen zu schlagen. Denn der Verband gestattete nach seinem ersten Urteil einen erneuten Einspruch, der nun nur deshalb aufschiebende Wirkung hat, weil die zuständige Kommission erst morgen – und somit nach dem Spiel – zusammentreten kann. Das hört sich nach höchsten sportjuristischen Winkelzügen an. Wahrscheinlich war es das auch.
Weiterlesen »
Borac Banja Luka ist bosnisch-herzegowinischer Pokalsieger des Jahres 2010. Vor allem aber ist Borac Banja Luka der letzte Sieger des ersten großen länderübergreifenden Pokalwettbewerbes auf dem europäischen Festland. Diesen nominell größten Erfolg der Vereinsgeschichte feierten die „Kämpfer“ vor fast exakt 20 Jahren. Seitdem darf man sich letzter Mitropa-Pokal-Sieger nennen, denn danach wurde der 1927 eingeführte Wettbewerb nie wieder ausgespielt. Wer jetzt glaubt, der Mitropa-Pokal sei eine bessere Juxveranstaltung gewesen – ähnlich bedeutend wie der deutsche „Fuji-Cup“ oder das „DFB-Hallenmasters“ – könnte falscher kaum liegen und denkt insgeheim wohl an Kaffeemaschinen.
Weiterlesen »
Am Sonntag hatte ich die Ehre, für die Online-Sportredaktion der „Zeit“ das Spiel des FC Schalke 04 gegen den HSV als „Twitter-Reporter“ zu begleiten. Wie immer war es ein großartiges Erlebnis und auch wenn ein dritter Einsatz auf der Pressetribüne alles andere als Routine ist, so merkte ich doch, dass mir mittlerweile die Dinge etwas einfacher von der Hand gehen. Die Presse-Akkreditierung am Ausgabepunkt abholen, die Donnerhalle durch das Glasfoyer betreten, an den netten Ordnerinnen im Kostümkleidchen vorbei den Platz im Block „PR 12“ einnehmen, das technische Equipment aufbauen, die Mannschaftsaufstellung auf einem DIN A4-Blatt entgegennehmen und dann … warten.
Weiterlesen »
Die eine Werkself schlägt die andere und keinen interessiert es. Stimmt nicht ganz, denn Wolfsburgs 3:2-Sieg gegen Leverkusen war das Spiel, das am vergangenen Spieltag für die meisten Deppenpunkte sorgte. 23 von 41 Mitspielern holten sich einen Malus-Zähler ab. Ganz anders der Schalker 3:1-Sieg gegen Hamburg. Hier gab es nur zwei Mitspieler, die auf einen Heimsieg als unwahrscheinlichstes aller Ergebnisse gesetzt hatten. „pepsiwurst“, der als einziger Komplett-Aussetzer der Runde durch nachgetragene Heimsieg-Tipps auch gleich den Titel „Depp des Tages“ errang, punktete in dieser Partie am grünen Tisch. Hier der Stand der Dinge nach Spieltag 25.
Weiterlesen »
Was für eine verrückte erste Halbzeit! Ich weiß nicht, ob ich in den vielen Jahren, in denen ich nun schon ins Stadion gehe, jemals eine Partie gesehen habe, in der eine Mannschaft so konsequent das Geschehen auf dem Rasen dominierte und die andere Mannschaft so konsequent die Tore machte. Vor ein paar Jahren verlor Schalke mal in Bremen mit 5:1 und Mirko Slomka musste danach seinen Hut nehmen. Das war vielleicht so ein Spiel, denn damals war Schalke besser. Gestern war Hamburg besser und musste doch eine Schlappe hinnehmen. 30 durch und durch merkwürdige Minuten reichten Schalke aus um einen Dreier einzufahren, den man sich in den 60 Minuten danach nur teilweise verdienen konnte. Egal. Abhaken, die Punkte mitnehmen und froh darüber sein, dass der in den letzten Wochen bedenklich geschmolzene Abstand zu Platz 5 wieder auf sieben Punkte angewachsen ist.
Weiterlesen »