Huub Stevens ist der einzige Trainer, an den ich mich in meiner seit 1986 währenden Stadiongänger-Laufbahn erinnern kann, der seinen Vertrag auf Schalke bis zum letzten Tag erfüllte. Ein einziges Mal sagte er vor einem UEFA-Cup-Spiel seinen berühmten Satz „Die Null muss stehen“. Seitdem hängt ihm der Ruf des Defensiv-Fanatikers nach. In der von 1996 bis 2002 währenden Amtszeit des Holländers kassierte Schalke zwar in der Tat im Schnitt nur 1,17 Tore pro Spiel, doch dieser vermeintlich extrem defensive Wert wurde in den letzten 25 Jahren von Schalker Mannschaften unter Felix Magath (0,92), Aleksandar Ristic (0,96), Fred Rutten (1,11) Mirko Slomka (1,14) und selbst Ralf Rangnick (1,16 Gegentore pro Spiel in seiner ersten Amtszeit) unterboten. Es fällt auf, dass sich in dieser Aufzählung erstaunlich viele Trainer der neueren Schalker Geschichte befinden.
Sicher kann man in Stevens‘ S04-Trainerbilanz von 1,40 geschossenen Toren pro Spiel beim besten Willen keinen Trend zur bedingungslosen Offensive ableiten, denn da waren mit Ausnahme von Ristic, Heynckes, Berger, Wilmots, Lattek und Schulte alle Schalker Trainer des letzten Vierteljahrhunderts zum Teil deutlich erfolgreicher. In der Saison 2000/2001 jedoch verfügte Huub Stevens auf Schalke mit Ebbe Sand, Emile Mpenza, Andreas Möller und Jörg Böhme über das Personal, um offensiv spielen zu lassen – und tat es! Schalke war für ein Jahr die Torfabrik der Liga und legte 4:0-Siege daheim und auswärts in Serie hin.
Mit blanken Zahlen lässt sich alles und nichts belegen. Ich habe Huub Stevens in den letzten Jahren schlichtweg zu wenig auf dem Schirm gehabt, um beurteilen zu können, ob er ein Förderer der Jugend sein kann und ob sich seine aktuelle Idee vom Fußball grundlegend von der unterscheidet, mit der er vor 15 Jahren zwar erfolgreich war, die heute aber allgemein als veraltet gegeißelt wird.
Wenn Huub Stevens auf Schalke ein zweites Mal die Herzen und Hirne der Fans erobern will, muss er ein Förderer der Jugend sein und modernen Offensivfußball spielen lassen. Stevens hat im Verlauf seiner Trainerlaufbahn bewiesen, dass er zu beidem immer mal wieder in der Lage war. Jetzt muss er es jedoch auf den Punkt bringen. Ansonsten wäre es ein Fehler gewesen, den Jahrhunderttrainer zu reaktivieren.
Keine Veränderung gab es am siebten Fußballdeppen-Spieltag an der Spitze der Rangliste. Durch eine fast perfekte Runde konnte Tipper „speckmantel“ seine alleinige Gesamtführung verteidigen. Nach nun 63 absolvierten Spielen lag er bislang nur elfmal richtig und somit zweimal weniger als „martinmax“ und „Carlito“, die dem Spitzenreiter im Nacken sitzen. „Carlito“ gehört neben „Chipsbacken04“ und „Sarah91“ auch zu denen, die in dieser Runde ohne Deppenpunkt blieben. Minuspunkte satt sammelten hingegen „Gertt“, „Marvin1411“ und „Hendrik“, die Opfer des „Tipp-vergessen-Modus“ wurden, nach dem versäumte Tipps als Heimsieg nachgetragen werden. Zum ersten Mal führte diese Regel dazu, dass die „Versäumer des Tages“ auch die „Deppen des Tages“ wurden. Die gesamte Rangliste gibt es nach dem Klick.
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Gerade einmal 90 Minuten Bundesligafußball liegen zwischen dem Rücktritt Ralf Rangnicks und dem heutigen Montag. 90 Minuten, in denen sich Schalke zumindest ein wenig von der Last der Situation befreien konnte. 90 Minuten, die die Möglichkeit zum Durchatmen geben, um die kommenden Tage zumindest etwas gelöster angehen zu können. Von ganzem Herzen: Danke Freiburg für die moralische Aufbauarbeit! An einem anderen Tag, an einem anderen Ort hättet ihr das Spiel locker gewinnen müssen. Dass ihr es am Samstag nicht getan habt, rechne ich euch hoch an.
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Zwei Mal traf der FC Schalke in der letzten Saison auf den SC Freiburg. Zwei Mal verließen die Königsblauen als Sieger den Platz. Kein Mal davon saß Ralf Rangnick auf der Bank – es war vor seiner Zeit. Morgen sitzt Rangnick bekanntlich ebenfalls nicht auf der Bank, dafür Josef „Seppo“ Eichkorn, der die Position des Alleinverantwortlichen bereits einmal eingenommen hat: am 20. März 2011 bei der blutleeren 0:2-Pleite in Leverkusen. Am Tag darauf begann Ralf Rangnicks zweite Amtszeit auf Schalke. Gestern endete sie. Morgen kommt Freiburg.
Der Cheftrainer Josef Eichkorn soll keine dauerhafte Lösung sein. Seppo soll ein Intermezzo bleiben – ein Interseppo, sozusagen. Noch bevor die Journalisten gestern nachfragen konnten, stellten Horst Heldt und Clemens Tönnies unabhängig voneinander klar, dass sie auf jeden Fall einen neuen Trainer suchen, sich dabei aber zeitlich nicht unter Druck setzen lassen werden. Dabei müssten beide wissen, dass dieser Druck eher früher als später kommt. Entweder Schalke gewinnt mit Eichkorn und stellt den Anschluss zu den oberen Tabellenplätzen her – dann werden die Rufe nach einem regulären Trainervertrag binnen kürzester Zeit sehr laut werden. Oder Schalke verliert mit Eichkorn und rutscht in der Tabelle in Regionen ab, die man in diesem Jahr meiden wollte – dann bestimmt nicht mehr die Akribie, sondern der Punktestand das Tempo der Trainersuche. Eine Liga, die seit Jahren praktisch kein gesichertes Mittelfeld mehr kennt, in der der Erste der erweiterten Abstiegszone schon wieder realistisch mit einem Auge auf einen Richtung Europa-League-Platz schielen kann und Mannschaften in den Abstiegsstrudel geraten, die sich noch am 26. Spieltag als „definitiv gerettet“ feiern ließen, erlaubt keine Übergangslösung, die länger als zwei, drei oder vier Spieltage währt. Kurzum: An den Interimstrainer Seppo Eichkorn, der Schalke bis in die Winterpause führen wird, glaube ich nicht.
Man kann nur darüber spekulieren, wie die Mannschaft die gestrige Nachricht aufgenommen hat und ob sie eine positive Trotzreaktion zeigen wird. Eigentlich müsste sie das, allein schon aus Eigeninteresse. Denn in den nächsten Spielen gegen Freiburg, Haifa und Hamburg wird der Kader noch eindeutig die Handschrift von Ralf Rangnick tragen. Es sind die Bewerbungsspiele für einen neuen Trainer, von dem niemand wissen kann, auf welche Akteure er setzen wird. Doch wer spielt und dabei vor den Augen der Öffentlichkeit Leistung zeigt, hat einen Vorsprung gegenüber dem, der der sich nicht präsentieren kann.
Eigentlich ist das ganz logisch. Eigentlich müssten die Spieler das wissen. Doch was heißt in diesen Tagen schon „eigentlich“?
Es gibt Nachrichten, die treffen auch einen mit fast allen Wassern gewaschenen und von allen Plagen heimgesuchten Fußballfan absolut unvorbereitet. Eine solche ist die vom sofortigen Rücktritt Ralf Rangnicks als Trainer des FC Schalke 04 aus gesundheitlichen Gründen. Die Meldung machte heute gegen 9.40 Uhr die Runde und ist jetzt, um 10 nach 10, längst offiziell vom Verein bestätigt. Was bleibt ist nicht die Frage nach dem „Warum“, denn die ist ausreichend beantwortet worden und darf keinen Raum für Spekulationen bieten. Was bleibt ist – zumindest bei mir – eine große Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Unsicherheit und vor allem Sprachlosigkeit. Vor 185 Tagen glaubte ich, dass Schalke mir Ralf Rangnick endlich wieder einen Trainer gefunden hat, mit dem man mehr als nur eine Saison lang planen könne, der dem Verein den notwendigen Input für eine Erneuerung von Innen geben kann. Die Ansätze waren zu erkennen und sie waren vielversprechend. Und jetzt?
Ich wünsche Ralf Rangnick alles denkbar Gute und eine vollständige, nachhaltige Genesung.
Zwischen 2748,- und 7068,- Euro kostet ein Sky-Abo in Deutschland jährlich – zumindest wenn man ein Gastronom ist, der seinen Gästen das gemeinsame Bundesliga-Erlebnis ermöglichen möchte. Das ist zweifelsfrei eine Menge Holz und der Unmut unter den Wirten ist angesichts dieser Preispolitik des Gastro-Lizenz-Monopolisten Sky dementsprechend groß. Dennoch kenne ich kaum noch eine Kneipe, die auf das Sky-Sportsbar-Logo an der Wand verzichtet. Was ich noch nicht kenne, wurde mir gestern via Twitter-Konversation mit @felixausge zugetragen: Wirte, die an Fußball-Spieltagen eine „Sehgebühr“ von ihren Gästen verlangen. In Felix‘ Fußballstammkneipe sind es 1,80 Euro, die zusätzlich auf dem Deckel notiert werden.
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Heute vor 681 Tagen feierte Joel Matip sein Bundesligadebüt. Aus dem Nichts tauchte der damals 18-jährige Schlacks mit den Storchenbeinen auf, als drittes Kaninchen aus Felix Magaths Zauberzylinder, dem zuvor schon Lukas Schmitz und Christoph Moritz entschlüpft waren. Schmitz hat Schalke in diesem Sommer den Rücken gekehrt, Moritz erlebte nach einer starken Debütsaison ein – auch verletzungsbedingtes – Seuchenjahr. Joel Matip spielte indes 52 Mal in der Bundesliga, elf Mal in der Champions-League, sieben Mal im DFB-Pokal und drei Mal in der Europa-League(-Qualifikation). Sieben A-Länderspiele für Kamerun kamen überdies hinzu. Das macht unter dem Strich 80 Spiele in nicht ganz zwei Jahren auf höchstmöglichem Niveau. In dieser Saison stand er bei bislang allen Pflichtspielen in der Schalker Startelf und spielte mit Ausnahme des Ligaspiels in Stuttgart (ausgewechselt in der Halbzeit) alle Partien auch durch. Joel Matip ist seit knapp eineinhalb Monaten 20 Jahre jung. Sein Geburtsort Bochum grenzt an Gelsenkirchen. Seinen Schulabschluss baute er an der Gesamtschule Berger Feld. Skandale sind von ihm nicht bekannt. Auch abseits der sportlichen Vita erfüllt er somit sämtliche Voraussetzungen, um ein unangefochtener Publikumsliebling zu sein. Ist er aber nicht. Stattdessen ist er einer der am meisten benörgelten Spieler auf Schalke. Ich finde das zum Kotzen!
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Da saß ich also auf der Pressetribüne. Zum zweiten Mal, nachdem ich im April meine Premiere als Twitter-Reporter für „Die Zeit“ erleben durfte. Ich bin weit davon entfernt, einen zweiten Besuch als beginnende Routine abzutun. Natürlich war es erneut ein besonderes Erlebnis. Doch ich muss auch ehrlich sein: Stand beim ersten Mal die Faszination am ungewohnten Umfeld im Vordergrund, ging ich das Ganze diesmal doch ruhiger und deutlich mehr auf die Arbeit fokussiert an. Mit einer kleinen Technik-Armada im Rucksack nahm ich eine Stunde vor dem Spielbeginn meinen Platz im Presseblock ein. Netbook, UMTS-Surfstick, Netzteil, Android-Handy, Handy-Ladegerät und sogar einen Dreifachstecker hatte ich eingepackt. Im April war mir aufgefallen, dass nicht an jedem Reporterplatz zwei Steckdosen zur Verfügung stehen und ich wollte nicht in die Situation geraten, mich mit einem Journalisten-Profi um die Stromzufuhr kebbeln zu müssen. Meine Sorge war indes unbegründet, da auch diesmal bei weiten nicht jeder anwesende Pressevertreter mit einem Notebook angereist war. Ganz viele Schreiber beobachten ein Spiel noch auf die klassische Art: mit Kulli, Kaffee und Notizblock. Sympathisch!
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In der letzten Woche musste sich “speckmantel” die Gesamtführung noch mit “Phil” und “leeni” teilen. Nach dem 6. Spieltag grüßt er nun alleine vom Platz an der Fußballdeppen-Sonne. Einen einzigen richtigen Tipp (den Bayern-Sieg auf Schalke) leistete er sich am Freitag, Samstag und Sonntag. Da die anderen beiden Mitführenden häufiger patzten, reichte es, um die alleinige Führung im Kampf um den “Rudi-Assauer-Gedächtnis-Kaputt-Pokal” zu übernehmen. Generell kam am sechsten Spieltag kein Teilnehmer des Anti-Tippspiels “unfallfrei” durch den Tag. Der Kölner Sieg in Leverkusen war einer der Hauptgründe dafür. Ein gebrauchtes Wochenende erwischten jedoch nicht nur die Spieler aus Leverkusen. Auch für “pepsiwurst” gab es außer einem heftigen Rückschlag nichts zu holen. Mit 7 Deppenpunkten aus 9 Spielen setzte er die Runde in den Sand und sicherte sich den Schmähtitel “Depp des Tages”. Die Gesamt-Rangliste kommt nach dem Klick.
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Schalke verliert gegen Bayern mit 0:2. Und zum ersten Mal muss man in dieser Saison mit den Achseln zucken und neidlos anerkennen, dass ein eigener Sieg zu keinem Zeitpunkt drin war. Anders als in Stuttgart oder in Wolfsburg, wo man sich durch eigene Unzulänglichkeiten selbst schlug, war der Gegner diesmal einfach besser. In allen Belangen! Bayern agierte taktisch geschickter, zeigte mehr individuelle Klasse, tat mehr für das Spiel, war engagierter und schoss die Tore.
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