Ein paar Juwelen

21. Okt. 2010 | 3 Kommentare

Es gibt Spielansetzungen, von denen man erwartet, dass man mit ihnen das Selbstvertrauen aufpolieren kann. Genau diese Spiele sind es dann auch manchmal, die den letzten Rest des Selbstvertrauens pulverisieren. Bei Schalke gegen Hapoel ging der Ausschlag eindeutig zum Ersteren. Trotz einiger Stotterer über die gesamten 90 Minuten hinweg überwiegt das Positive nach dem 3:1-Sieg in der Champions-League. Drei Tore geschossen, eines schöner als das andere, viele feine Spielzüge und eine bissige Mannschaft gesehen – was will man mehr? Nicht viel. Und ich fange jetzt gar nicht damit an, dass der Gegner nun wirklich nicht der Stärkste war. Auch Hapoel muss erst einmal geschlagen werden.

Schalke schaffte es recht locker und absolut ungefährdet, weil die Tore zum jeweils genau richtigen Zeitpunkt fielen: das 1:0 durch Raul nach feinem Pass von Jurado und noch feinerem „Durchlassen“ von Huntelaar in der 3. Minute; das 2:0 nach einem spektakulär schnellen Doppelpass unter Beteiligung von Rakitic kurz nach der Halbzeit erneut durch Raul; das 3:0 mitten in die Andeutung des letzten Aufbäumens des Gastes als sensationelle Einzelaktion durch Jurado. Besser kann ein Spiel kaum laufen. Schalke hatte davor und danach etliche Chancen für weitere Treffer, doch mal war es Pech, mal wollte man es zu schön spielen. Schwamm drüber. Richtig ärgerlich war allein der Gegentreffer in der Nachspielzeit, weil er die gute Arbeit der Innenverteidigung Metzelder/Höwedes in ein schlechtes Licht stellt. Der Ausflug in die „Königsklasse“ war trotzdem ein erheiterndes Erlebnis.

Vielleicht reicht der Schwung ja bis kommenden Samstag, wenn es in Frankfurt nicht mehr um Juwelen, sondern um das alltägliche Brot geht. Brot kann man essen. Juwelen nicht. Mehr im „kicker„.

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Tippelschritte auf der Stelle

17. Okt. 2010 | 7 Kommentare

Ich möchte Felix Magath ja glauben. Ich will das Gefühl haben, dass er wirklich Fortschritte sieht und die aktuelle Punkteausbeute in der Tat nur eine unglückliche Momentaufnahme ist. Ich würde so gerne von der großen Aufholjagd in der Rückrunde träumen, mit der Schalke das Feld von hinten aufrollen und mit Pauken und Trompeten in die Spitzengruppe der Liga einmarschieren wird. Allein – ich kann es nicht mehr. Die Realität sieht so aus: Schalke steht völlig folgerichtig auf dem drittletzten Rang.

Natürlich hat Felix Magath Recht, wenn er nach dem Spiel feststellt, dass Stuttgart stärker war, als es der Tabellenplatz andeutet. Doch was soll das im Umkehrschluss heißen? Dürfen wir ab sofort nur noch dann mit einem Heimsieg liebäugeln, wenn ein Tabellenletzter vorbeikommt, der wirklich so schlecht ist, wie es die Tabelle sagt? Sind wir auf Schalke dort angekommen, wo allein die (Nicht-)Stärke des Gegners den Ausgang des eigenen Spiels diktiert? Sind wir jetzt auch höchstoffiziell nicht mehr in der Lage, ein Spiel aus eigener Stärke heraus zu gestalten und zu – Vorsicht, es folgt ein ungewohntes Wort – gewinnen? Wenn es selbst gegen eine verunsicherte Mannschaft, die zudem noch ohne Abwehr anreiste, nur zu 20 überdurchschnittlichen Minuten reicht, darf man dann endlich von einer Krise reden?

Schalke lässt derzeit einfach viel zu viele Fragen offen, als dass ich es mir erlauben würde, von Höherem zu träumen. Fortschritte sind bestenfalls in homöopatischen Dosen erkennbar. Aber auch nur, wenn man ganz genau hinschaut. Christoph Metzelder beispielsweise liefert mittlerweile zuverlässigen Bundesligadurchschnitt ab. Er ist natürlich weit davon entfernt, zusammen mit Benedikt Höwedes ein Innenverteidigungs-Bollwerk zu bilden, aber er ist zumindest nicht mehr der Unsicherheitsfaktor, der er an den ersten Spieltagen war. Dafür zeigen jetzt andere, dass sie es noch schlechter können. Atsuto Uchida auf der Außenverteidigerposition ist ein stetiger Unruheherd für das eigene Tor und bringt in der Offensive wenig bis gar nichts. Dass Felix Magath heute im „Doppelpass“ sogar Christian Pander als mögliche Alternative für die Zukunft ansprach zeigt, dass selbst ihm keine realistischen Lösungsansätze mehr einfallen. Uchida wird also bis auf weiteres spielen und sich steigern müssen. In einer funktionierenden Mannschaft hätte er dazu sicherlich eine Chance. Ob es auf Schalke klappt, muss – Stand heute – angezweifelt werden.

Hinten löcherig wie der Mund einer alten Squaw, vorne bei weitem nicht so treffsicher, wie es notwenig ist – so präsentiert sich Schalke in dieser tristen Spielzeit. Einen hochveranlagten Spieler wie Raul möchte man manchmal einfach nur an den Schultern packen und kräftig durchschütteln. Früher war es Jiri Nemec, der durch seine konsequente Verweigerung eines Torabschlusses das Stadion im Alleingang in die Verzweiflung trieb. Heute schickt sich Raul an, diesbezüglich ein würdiger Nachfolger des Meisters zu werden. Gegen Stuttgart entschied er sich zu häufig für den fein angedachten aber schlecht ausgeführten Pass auf seinen Sturmpartner Huntelaar. Etwas mehr Eigensinn wäre wünschenswert gewesen. Ansonsten kann man Raul keinen Vorwurf machen. Regelmäßig gehört er zu den laufstärksten Akteuren auf dem Platz, doch irgendwann wird ein Stürmer eben auch an seinen Toren gemessen. Und was das angeht, ist Rauls Arbeitsbilanz auf Schalke mangelhaft. Traurig, aber wahr.

In der derzeitigen Situation hilft Schalke nur eines: Siege, Siege, Siege. Am Mittwoch geht es in der Champions-League gegen die unbekannte Größe Tel Aviv weiter, dann fährt man in der Liga und im Pokal nach Frankfurt. Für mich geht es längst nicht mehr darum, die Kurve zu kriegen. Ich zähle derzeit ausschließlich die Punkte bis zum Klassenerhalt. 5 von geschätzt notwendigen 37 Zählern hat Schalke erst. Es könnte wirklich besser aussehen. Mehr zum Spiel gegen Stuttgart schreibt der „kicker“.

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„Noch 10, dann sind wir drauf“

11. Okt. 2010 | 2 Kommentare

Länderspielpause. Irgendwie auch angenehm. Man muss sich nicht mit den Schwächen der Schalker herumärgern, muss am Samstag nicht zum Fanbus oder in die Fankneipe hecheln, und kann am Sonntagmorgen im Bett faullenzen, ohne Gefahr zu laufen, aus Versehen Sport1 einzuschalten und sich unvermittelt Udo Latteks steilen Thesen von „Neid und Missgunst“ ausgesetzt zu sehen. Dennoch ist so ein Bundesliga-freies Wochenende mitten in der Saison natürlich auch irgendwie wie ein alles verzehrendes schwarzes Loch. Dieses versuchte ich zusammen mit ein paar Freunden am Samstag zu stopfen, indem ich erstmals der „TV Total Stock Car Crash Challenge“ in der Veltins-Arena beiwohnte. Mit 20 Euro waren die Tickets in der noch nicht einmal günstigsten Kategorie geradezu spottbillig, erwartete uns doch eine gut fünfstündige Show mit zahllosen „Promis“ und „Top-Acts“. Die Anführungszeichen sind mit Bedacht gesetzt.

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Reisekrankheit

05. Okt. 2010 | 7 Kommentare

laenderspiele_oktober2010

16 Schalker Spieler sind derzeit mit ihren Nationalteams unterwegs. Einzig Kyriakos Papadopoulos und Vasileios Pliatsikas können dabei gemeinsam reisen. Bereits drei Tage der nach Rückkehr der Spieler steht das Bundesliga-Kellerduell gegen Stuttgart an. Die Voraussetzungen für eine konzentrierte Vorbereitung auf die kommenden Aufgaben könnten nicht schlechter sein. Das ist leider die Realität. Und bereits Mitte November steht die nächste UEFA bzw. FIFA-Abstellungsperiode an.

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Felix Magath spielt auswärts

05. Okt. 2010 | 11 Kommentare

In Tagen wie diesen bläst Schalkes Trainager Felix Magath der Wind heftig ins Gesicht. Einige Kritikpunkte sind sicherlich berechtigt, andere – und da nehme ich mich gar nicht heraus – sind polemischer Mist, der auf dem Feld der Emotionen gewachsen ist. Sich umfassend in einem journalistischem Umfeld äußern zu können, ist Felix Magath derzeit kaum möglich. Die deutschen Sportmedien – allen voran die WAZ und Sport1 – haben ihre Meinung längst in Beton gegossen und genießen in vollen Zügen ihre Position der Stärke. Selbst wenn Magath sich zum sonnigen 3. Oktober geäußert hätte, würden sich sofort drei Gegenredner finden, die ihm Realitätsverlust und Allmachtsphantasien unterstellen und wahrscheinlich auch lückenlos nachweisen könnten. Eine Alternative wäre, über die offizielle Vereinswebseite den Weg in die Öffentlichkeit zu suchen. Doch ganz ehrlich: Was die Schalke-Prawda in heiklen Zeiten schreibt, nimmt ohnehin niemand ernst. Das war übrigens schon lange vor Felix Magath so. In dieser  medienmäßig aussichtslosen Situation zeigt sich der Medienprofi Magath. Er wählte gestern abend den Gang ins österreichische Privatfernsehen. Für „Servus TV„, einem Sender, der selbst mir als  Österreich-Kenner bislang wirklich vollkommen unbekannt war, stellte er sich im Rahmen der Sendung „Sport und Talk aus dem Hangar-7“ zusammen mit Salzburg-Coach Huub Stevens und Rapid Wiens Ãœbungsleiter Peter Pacult den Fragen des vor ein paar Jahren abservierten Doppelpass-Erfinders Rudi Brückner.

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Auswärtsfahrt nach Nürnberg

03. Okt. 2010 | Kommentare deaktiviert für Auswärtsfahrt nach Nürnberg

Schalke Fanclub Monasteria

Auswärtsfahrten sind immer etwas Besonderes. Weil ich keine Lust habe, die netten Erfahrungen von unserer Tour nach Nürnberg mit dem erbärmlichen Auftritt der Mannschaft zu versauen, habe ich mich diesmal dazu entschieden, Spielbericht und Fahrten-Impressionen zu trennen.

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Die Hoffnung stirbt zuerst

03. Okt. 2010 | 7 Kommentare

Schalke Fanclub Monasteria
Da denkt man, der Tiefpunkt der Saison sei überstanden und nun könne es den Naturgesetzen nach einfach nicht mehr schlechter werden, schon beweist einem der FC Schalke 04 das genaue Gegenteil. Beim gestrigen 1:2 in Nürnberg machten die Spieler als Individuen, die Mannschaft als Konglomerat und der Trainer als letzte, höchste, unfehlbarste Instanz wirklich alles (!) falsch. Wäre Fußball ein Multiple-Choice-Test, hätte der bemitleidenswerte Korrektor spätestens nach der Hälfte der Fragen seine Antwortenschablone entnervt weggeworfen. Denn dass ein Prüfling bei simpelsten „Ja und Nein“-Fragen immer genau die falsche Antwort wählt, ist schon rein statistisch gesehen unmöglich. Im Fußball aber scheint es zu gehen, wie Felix Magath und seine Mannen gestern bewiesen. So gesehen nimmt Schalke zumindest einen Erkenntnisgewinn aus Franken mit, nämlich den, dass man die eigenen unterirdischen Leistungen immer noch locker unterbieten kann. Ich bin gespannt darauf, wie lange das noch geht, ohne dass man zu Hilfsmitteln wie Augenbinden oder zusammengeknoteten Schnürsenkeln greifen muss. Ich befürchte allerdings, dass Schalke es auch so noch lange schafft.

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Es geht bergauf

30. Sep. 2010 | 6 Kommentare

Schalke Fanclub Monasteria
Die ersten drei Punkte in der Champions League eingefahren, ein nettes Match abgeliefert und endlich auch „zu Null“ gespielt – Schalke erlebte gestern einen durchweg gelungenen Abend. Gegen Benfica Lissabon war es lange Zeit ein Spiel auf Augenhöhe mit leichten Vorteilen für Schalke, insbesondere in der ersten Halbzeit. Gleich zwei Mal zappelte der Ball in der ersten halben Stunde im Gäste-Netz, doch während der erste Treffer durch Joel Matip zurecht aufgrund einer Abseitsstellung nicht anerkannt wurde, lag der italienische Sportsfreund mit der Fahne beim zweiten Treffer, diesmal durch Farfán, gründlich daneben. Als kurz vor der Halbzeit zunächst Raúl nur den Pfosten und Rakitic im Nachschuss nur den gegnerischen Keeper traf, schien sich die Fußballwelt schon wieder gegen Schalke verschworen zu haben.

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Klaas-Jan Huntelaar verwirrt die Gegner – und Journalisten

27. Sep. 2010 | 5 Kommentare

Mit Klaas-Jan Huntelaar scheint Schalke endlich mal wieder ein richtig guter Griff gelungen zu sein. „Logisch, ist doch auch ein Weltklassemann und hat 14 Millionen Euro gekostet“, werden jetzt einige sagen. Wenn man jedoch sieht, wie viel Geld Schalke in den letzten Jahren in „Weltklassemänner“ investiert hat, die eine weitaus längere Anlaufzeit benötigten bzw. nie richtig ins rollen kamen, dann ist das schon ein Grund zur Freude. Huntelaar traf gegen Dortmund, in Freiburg und am Samstag auch gegen Mönchengladbach. Einzig in Hoffenheim blieb er – bezogen auf die Bundesliga – bei einem Einsatz ohne Tor. Zwei seiner drei Tore waren zudem wichtig bis spielentscheidend, nur eines war reine Ergebniskosmetik. Auch diese Quote kann sich sehen lassen. Doch Huntelaar lässt sich nur die Fans träumen und die Gegenspieler verzweifeln, er spielt auch die Journalisten schwindelig, die plötzlich nicht mehr bis vier zählen können. So heißt es heute im Internetangebot der WAZ-Gruppe:

Krise? Nicht bei ihm. Wenn Huntelaar im Sechzehner am Ball ist, brennt’s. Das dritte Tor im dritten Spiel – Hut ab.

Reviersport.de hingegen kommt nach Auszählung aller Ereignisse zu folgendem amtlichen Endergebnis:

Er startet jetzt richtig durch. Nach dem Debüttreffer in Freiburg wie befreit, kein Wunder, dass ihm auch diesmal gegen Gladbach der Anschluss gelang.

Da wird der Bundestorleiter wohl noch einmal eingreifen müssen.

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Kein Sieg der Moral

26. Sep. 2010 | 8 Kommentare

In etwa zu diesem Zeitpunkt, in der die aktuelle Saison sich jetzt befindet, wurde auf Schalke in der vergangenen Spielzeit die „Moral der Mannschaft“ geboren. Gegen Hamburg und Leverkusen lag man am 10. und 11. Spieltag mit 0:2 hinten, um dann durch eine großartige Aufholjagd doch noch ein Remis zu sichern. Das hatte es auf Schalke seit gefühlten Jahrhunderten nicht mehr gegeben, und deshalb sehe ich in diesen beiden Spielen die Geburtsstunde der fabulösen „Knappenkids“, die am Ende einen sensationellen zweiten Platz feiern konnten. Im weiteren Verlauf der Saison 2009/10 gelang das mit dem „Spiel drehen“ zwar nicht mehr ganz so gut, dennoch hatte man als Beobachter auch bei Rückständen immer das Gefühl, dass da noch etwas geht. Dieses Gefühl ist mir in den bisherigen Spielen dieser Saison gründlich abhanden gekommen. Rückstand für Schalke war gleichbedeutend mit Niederlage für Schalke. Bis gestern.

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