Heute bin ich Sampdoria-Fan

18. Aug. 2010 | 2 Kommentare

Diesen Angriff auf das deutsche Fußballherz möchte ich mit einer kleinen Klugscheißerei in Richtung der Sport1-Sendung „Bundesliga Aktuell“ beginnen. Mag ja sein, dass sich Werder Bremens heutiger Champions-League-Quali-Gegner Sampdoria Genua in dieser Saison kostenintensiv verstärkt hat. Nur: Rafinha gehört nicht zu den Neuzugängen. Der Ex-Schalker spielt zwar neuerdings in der ligurischen Hauptstadt, jedoch beim Ortsrivalen CFC Genua.

Und dann möchte ich es nicht versäumen, dem SV Werder Bremen zu einem sensationellen Transfer zu beglückwünschen. Der Rede nach rund 15 Millionen Euro soll sich Real Madrid die Dienste von Mesut Özil haben kosten lassen. Das ist ein stattliches Sümmchen für einen Spieler, der in einem Jahr ablösefrei gewesen wäre und der zuletzt keinen Hehl daraus machte, dass er der Liste seiner Karrierestationen nach Buer und Bremen nun Bernabéu hinzufügen möchte. Natürlich gehen meine besten Glück- und Segenswünsche auch direkt an den Schalker Jungen, der jetzt das Trikot eines der bedeutendsten Clubs der Welt tragen wird.

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Ein mäßig erfolgreich herbeigegeiferter Pokalfight

17. Aug. 2010 | 4 Kommentare

DFB-Pokal - Bildquelle: wikipedia.orgWolf-Dieter Poschmann sah einen offenen, spannenden Pokalfight. Er sah eine unberechtigte Rote Karte, weil das Foul keine klare Torchance verhinderte, als der gerade erst von einer eineinvierteljährigen Langzeitverletzung genesene Jermaine Jones brutal von schräg-hinten umgegrätscht wurde. Er schilderte einen klaren Elfmeter, als ein Aalener Spieler geschwächt in Gegenwart von Christoph Metzelder zusammenbrach, und diagnostizierte daraufhin eine unsouveräne, von Unsicherheit geprägte Leistung des Schalker Neuzugangs. Immerhin, die Bratwurst war lecker – da waren sich die Kollegen des ZDF und von Sky einig. Das Drehbuch für den „Pokalfight am Montagabend“ stand bereits fest, als die TV-Movie-Redaktion vor ca. sechs Wochen völlig überraschend entschied, eine heiße Ische auf das Cover zu heben und die Ankündigung für die vermeintliche Sensation im DFB-Pokal abzudrucken. Wie das Spiel dann letztendlich läuft, ist total egal. Hauptsache man kann es irgendwie in das Schema „packender Pokalabend“ zwängen.

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Rolf Rojek

16. Aug. 2010 | 3 Kommentare

Rolf Rojek, Vorsitzender der Schalker Fan-Club Verbandes (SFCV) und deshalb oftmals als „Ober-Fan“ bezeichnet, ist nicht mehr offizieller Fan-Beauftragter des FC Schalke 04. Dies teilte der Verein dem SFCV am vergangenen Donnerstag telefonisch mit. Während der FC Schalke 04 als Begründung angibt, es bestünde beim  SFCV-Vorsitzenden Rojek ein Interessenkonflikt, der den neuen DFL-Statuten nach eine Weiterbeschäftigung als Fan-Beauftragter unmöglich mache, dementiert dies der SFCV in seiner offiziellen Stellungnahme und lässt stattdessen verlautbaren:

Wir betrachten diese Entscheidung als einen massiven und grundlosen Angriff auf die jahrzehntelang gewachsenen, intakten und durchaus manchmal auch kritischen Strukturen der gesamten Schalker Fanszene.

Die einstimmig gefallene Entscheidung des Schalker Vorstandes zur Absetzung des langjährigen Fan-Beauftragten sorgt seitdem in der Presse für großen Wirbel. Im Internetangebot der WAZ-Gruppe kommentiert Reinhard Schüssler beispielsweise:

Unter diesen Vorzeichen gilt es als selbstzerstörerisch, mindestens aber als Eigentor, sich mit den eigenen Fans anzulegen. (…) Ein riskanter Kurs. (…) Es geht um den Stil, die Vermittlung und die öffentliche Wahrnehmung einer Handlung, die fatal daran erinnert, dass Magaths erste ‚Sanierungsversuche‘ auf Kosten von acht langjährigen Mitarbeitern, u.a. einem Hausmeister, gingen.

Auch in der heutigen Print-Ausgabe der Zeitschrift „Reviersport“ nimmt das Thema einen großen Raum ein. Heiko Buschmann prognostiziert einen großen „Fans vs. Magath-Machtkampf“:

Den Kampf mit 85.000 Mitgliedern des Dachverbands der Anhänger kann er auf Dauer nicht gewinnen. (…) Rojek abzusägen war vor einer Spielzeit, in der die Mannschaft es so schon schwer genug haben wird, das Erreichte zu wiederholen, ein folgenschweres Eigentor.

Als Grund für die Demission Rolf Rojeks wird allenthalben ein Interview mit dem „Reviersport“ angegeben, in der Rolf Rojek am 4. Juni unter der Überschrift „Die Fans müssen wieder mit ins Boot“ Kritik an der Führung des FC Schalke 04 geäußert haben soll. Die kritischste Passage dieses Interviews, das ansonsten relativ unspektakulär daherkommt und in dem sich Rojek zumeist sehr versöhnlich und vermittelnd gibt, liest sich wie folgt:

Uns auf Schalke hat immer der Zusammenhalt stark gemacht. Wir Fans wollen Verantwortung für unseren Verein übernehmen. Vielleicht ist es für Menschen, die aus anderen Klubs zu uns kommen, mitunter auch schwierig hier. Das soll gar kein Vorwurf sein, aber Schalke ist nun einmal nicht Wolfsburg. Hier haben die Fans einen anderen Stellenwert.

Man kann sich sicherlich darüber streiten, ob diese Anmerkungen ausreichen, den Zorn eines gesamten (Stichwort: einstimmige Abberufung) Vorstandes auf sich zu ziehen. Und da ich – ähnlich wie Torsten Wieland – ungerne im Kaffeesatz von Internas herumprokele, die mir nicht bekannt sind, muss man die vorgenannten Medienzitate vielleicht auch einfach so stehen lassen. Allerdings möchte ich doch noch etwas Grundsätzliches zum ebenfalls oft veröffentlichen Vorwurf anmerken, nachdem Rolf Rojek durch Ausspielung seiner „Fan-Macht“ eine Satzungsänderung zugunsten einer erweiterten finanziellen Machtbefugnis des Vorstandsmitgliedes Felix Magath im Alleingang verhindert habe:

Als aktives Mitglied und Schriftführer des münsterschen Schalke-Fanclubs „Monasteria“ kann ich nicht bestätigen, dass der SFCV oder Rolf Rojek sich vor oder nach der letzten Jahreshauptversammlung an unseren Fanclub gewandt und gegen eine Satzungsänderung Stimmung gemacht haben.

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Auswärtsspiel

12. Aug. 2010 | 12 Kommentare

Zwei Wochen unangekündigte Blog-Pause liegen hinter mir. Eine Pause, die einen wirklich guten Grund hatte. Für alle, die hier ausschließlich etwas über Schalke lesen möchten, kommt jetzt die kurze Erklärung: Ich kündige Urlaube grundsätzlich nicht an, da ich ansonsten gleich ein „Bitte einbrechen!“-Schild an mein Büro und vor meine Wohnung hängen könnte. Wer hingegen wissen will, warum ich in letzter Zeit generell etwas schweigsamer war – und das lag nicht nur an der fußballerisch unterirdischen WM – kann weiterklicken. Aber bitte nachher nicht meckern, dass es Off-Topic war.

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So wie einst Real Madrid!

26. Jul. 2010 | 21 Kommentare

In den nächsten Minuten dürfte Raúl González seinen Wechsel von Real Madrid zum FC Schalke 04 bekannt geben. Alles andere wäre nach dem jetzigen Stand doch eine riesige Überraschung. Raúl ist zweifelsohne eine der schillerndsten Fußballpersönlichkeiten der letzten eineinhalb Jahrzehnte. Seine sportlichen Verdienste sind unbestritten, seine charakterlichen Eigenschaften sind – zumindest nach dem, was man hier in Deutschland mitbekommen hat – tadellos. Seit elf Jahren (mit derselben Frau!) verheiratet, fünf Kinder, private Eskapaden sind nicht bekannt – einen Hallodri stellt man sich anders vor. Zweifel sind aufgrund seines Alters allerdings erlaubt. 33 Lenze sind zwar noch nicht die Vorstufe zur Frühverrentung, aber im Profifußball doch eindeutig die Zielgerade der Karriere. Keine Zweifel sollten hingegen an der Spielpraxis bestehen. Zwar spielte Raúl bei den Königlichen zuletzt nicht mehr die erste Geige, jedoch brachte er es in der letztjährigen Champions-League-Saison immerhin auf sieben Einsätze (zwei Tore, ein Assist) und in der Primera Division auf 30 Spiele (fünf Tore, fünf Assists). Einschränkend muss man jedoch anmerken, dass er von diesen 30 Spielen lediglich zwei über die vollen 90 Minuten bestritten hat. Zumeist wurde er zwischen Minute 65 und 80 eingewechselt. Aber hey! Mit Karim Benzema, Angel di Maria und Gonzalo Higuain buhlten neben Raúl eben auch keine Vollblinden um die Stammplätze im Sturm. Außerdem sind die Vorgenannten durch die Bank zehn Jahre jünger als das „Schlachtross“.

Raúl war über mehr als ein Jahrzehnt hinweg „das Gesicht von Real Madrid“ und das, obwohl er kein Eigengewächs war, spielte er doch in seiner Jugend beim Lokalrivalen Atletico. Angedenk seiner Verdienste steht jetzt schon fest, dass Raúl nach seinen zwei Jahren auf Schalke wieder zurück zu den Königlichen gehen wird, um dort im Verein außerfußballerische Tätigkeiten zu übernehmen. Und genau das kommt einem doch echt bekannt vor, denn genau so einen Fall hat Schalke mit Gerald Asamoah auch. Und noch eine Parallele gibt es, denn zusammen mit dem Stürmer wechselte auch ein Abwehrspieler den Verein, der sich beim bisherigen Arbeitgeber nicht mehr die größten Chancen ausrechnete. Bei Madrid war es Christoph Metzelder, bei Schalke Carlos Zambrano. Schalke macht’s also genau so wie Real Madrid – das ist doch schon mal was!

Bliebe nur noch die Frage, an wen St. Pauli gedenkt, einen verdienten Stürmer und einen mehr oder minder perspektivlosen Abwehrspieler abzugeben. Im Sinne des kosmischen Gleichgewichts sollte da doch etwas zu machen sein.

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Tage der Weichenstellung, Teil 2

22. Jul. 2010 | 5 Kommentare

Am vergangenen Wochenende lernte ich am Rande des “Schlager-Move” in Hamburg zusammen mit ein paar Kumpels ein mittelaltes Mädel kennen. Früher oder später musste beim Small-Talk auch das Thema “Arbeit” aufs Tapet. Und noch bevor ich meine angestrengt höfliche Frage “Und, was machst du so beruflich?” loswerden konnte, wusste ich im Grunde längst die Antwort. Schwarze Hornbrille, schwarze Jeans, schwarzes Oberteil, schwarze Schuhe, desinteressiert-gelangweilter Blick… “Ich bin Kreative!” schallte es mir entgegen und bestätigte sämtliche Vorurteile, die ich seit Jahren gegen dieses Klientel von Leuten hege, die sich selbst ohne Rot zu werden “Kreative” schimpfen.

Mit der Kreativität ist das so eine Sache. Ich habe schon Affen im Zoo gesehen, die unglaublich kreative Dinge mit ihren Körperausscheidungsprodukten anstellen. Und ich habe schon unglaublich viele Menschen gesehen, die für ihre überbordende Kreativität mit unmoralisch hohen Gehältern bedacht werden, denen Privat aber auch nichts besseres einfällt, als sich in die schwarz-schwarz-schwarze Uniform zu werfen, schwarze Hornbrille inklusive.

Wenn es einen Ort gibt, in dem ich das Wort “Kreativer” allerdings unumwunden anerkenne, dann ist es das Fußballfeld. Der Rasen ist für alle Spieler gleich groß, das Spiel dauert für alle gleich lang, der Ball ist für alle gleich schwer und gleich rund. Dennoch gibt es Spieler, die mit Raum, Zeit und Ball anders, einfach kreativer, umgehen, als die meisten. Um es gleich zu sagen: Einen solchen Ballkreativen haben wir auf Schalke schon verdammt lange nicht mehr gehabt. Womit wir dann auch beim heutigen Thema wären: dem Mittelfeld.

Die Liste der Schalker Mittelfeldspieler ist unendlich lang. Nominell im Mittelfeld beschäftigt sind Hao, Rakitic, Baumjohann, Kluge, Jones, Pliatsikas, Latza, Moritz, Kenia, Matip und Stefanovic. Im letzten Jahr waren Lewis Holtby und Jan Moravek auch noch dabei, doch mittlerweile kicken ausgerechnet die beiden, denen ein gewisses Maß an Kreativität zurecht nachgesagt wird, auf Leihbasis bei anderen Vereinen. Einen “Kreativen” sucht somit man unter den elf verbliebenen vergeblich. Kluge, Jones, Pliatsikas, Latza, Moritz, Hao und Matip kann man dies noch am wenigsten vorwerfen, denn sie gehören allein schon von ihrer Spielanlage her eher in die vorgezogene Abwehr, als ins kreative Spielzentrum. Blieben also Baumjohann, Kenia und Rakitic. (Den lange Zeit verletzten Nachwuchsspieler Stefanovic lasse ich mangels Kenntnis komplett außen vor.) Drei Spieler, die eigentlich Schalkes pulsierendes Offensiverz sein sollten, es aber nicht können. Bei Rakitic ist man ja mittlerweile hochzufrieden, wenn er “ordentlich” spielt. Seitdem er als “6er” im Mittelfeld das Spiel des Gegners beackerte, leistet er in der Tat seinen Teil zum Erfolg. Doch es hat fast drei Jahre gedauert, um ihm klarzumachen, dass er alles ist, nur kein Spielmacher. Baumjohann kam in der vergangenen Winterpause von den Bayern und scheint den zwischenzeitlich hergestellten Anschluss zum Kader auch schon wieder komplett verloren zu haben. In Magaths öffentlichen Überlegungen spielt der ehemalige “Wunschspieler” jedenfalls keine große Rolle. Und Kenia? Hochtalentiert ja, aber bringt er sein Potenzial auch auf die Straße? Bedingt. Es wäre fahrlässig, in ihm die große Spielmacherhoffnung zu sehen.

Notgedrungen spielte Schalke in den letzten Jahren deshalb ohne kreatives Mittelfeld. Vor Manuel Neuer stand zumeist eine achtköpfige Abwehr, die das Spiel des Gegners zu stören versuchte. Kreatives Passspiel auf Schalke meinte zumeist den einen Pass, der einen Konter einleitete. “Das Spiel machen” hieß für Schalke zu oft “Immer um den 16er herum spielen und irgendwann mal langer Hafer auf die Rübe von Kuranyi”. Wohlgemerkt auch unter Magath, der dieses System zuletzt regelrecht kultivierte.

Nun soll mal wieder alles anders werden. Magath wolle ein klassisches 4-4-2 mit Spielmacher spielen lassen, heißt es. Die Frage ist: Wer soll der Spielmacher sein? Im jetzigen Schalker Kader findet sich niemand, der diese Rolle auch nur ansatzweise ausfüllen könnte. Also wird gemutmaßt. Wer wird in den nächsten Tagen noch vorgestellt? Misimovic aus Wolfsburg? Finanziell unrealistisch! Affelay aus Eindhoven? Finanziell möglicher, aber durch die Vielzahl der Interessenten ebenfalls wohl eher eine Magath’sche Nebelkerze denn eine realistische Option. Realistisch ist leider etwas anderes: Entweder kommt ein total unbekannter “Bli-bla-blub-ovic” vom Balkan, oder Magath weiß längst, dass er sich seinen 4-4-2-Traum wieder ganz fein abschminken kann.

Nicht das hier ein falscher Eindruck aufkommt: Ich sehe das Schalker Mittelfeld an sich als gar nicht einmal ganz so schlecht. Es ist gespickt mit ehrlichen Arbeitern, die das vom Trainer vorgegebene Pflichtenheft brav und zuverlässig abarbeiten. Als ein prominenter “Neuzugang” stößt in diesem Jahr auch wieder Jermaine Jones hinzu, der Schalke zuletzt 13 lange Monate gefehlt hatte. Jones wird den kämpferischen Aspekt des Mittelfeldes zusätzlich stärken. Das Ur-Schalker Verständnis von “Mittelfeld als vorgezogene Abwehr” wird also auch in diesem Jahr wieder bedient werden. Mehr ist jedoch noch nicht in Sicht.

Genau deshalb fällt mein Fazit für die Substanz des Mittelfeldes auch deutlich pessimistischer aus, als für die der Abwehr. Ich befürchte, dass wir auch in der kommenden Saison nicht davon ausgehen können, dass Schalke agiert. Das Spiel des Gegners lesen, es behindern und dann blitzschnell durch einen Konter zuschlagen: das wird wohl auch 2010/2011 alles sein, was wir von den Blauen erwarten dürfen. Schade eigentlich.

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Heiko Westermanns Abschied

19. Jul. 2010 | 4 Kommentare

Seit Monaten schon wurde Heiko Westermann (im stetigen Wechsel mit Benedikt Höwedes) entweder mit dem Hamburger SV oder mit dem VfL Wolfsburg in Verbindung gebracht. Zumeist jedoch auf “transfermarkt.de-Niveau”, sprich: ohne größere Substanz. Das hat sich heute in einer Blitzaktion geändert. Sollte er sich auf dem Weg nach Hamburg, auf dem sich Westermann gerade befindet, nicht beide Beine brechen, wird er am Dienstag oder Mittwoch als Neuzugang der Hanseaten vorgestellt. Angeblich soll Schalke für den ursprünglich bis 2014 gebundenen Abwehrspieler eine Ablöse in Höhe von 7,5 Millionen Euro erhalten. Ob es jetzt in der Tat so viel ist, oder doch ein paar Hunderttausender weniger, sei einfach dahingestellt. Es bleibt dennoch eine fürstliche Summe und damit der erste nennenswerte Transfererlös seit dem Wechsel von Fabian Ernst in die Türkei zum Start der vorvergangenen Rückrunde.

Schalke muss sparen. “Sparen” bedeutet einerseits, ganz klassisch die Ausgaben zu reduzieren. In der Politik und im Sport besitzt “sparen” aber auch die Bedeutung von “Einnahmen generieren”. Genau das haben die Königsblauen im letzten Jahr durch Ligaplatz Zwei, den Einzug in die Champions-League, der Teilnahme am DFB-Pokal-Halbfinale und nicht zuletzt durch saftige Eintrittspreiserhöhungen zur kommenden Saison zwar getan, jedoch deutete sich zuletzt nach einer ziemlich langwierigen Knötterrunde von Felix Magath an, dass die erwarteten 20 Millionen Euro Mehreinnahmen direkt wieder reinvestiert werden sollen. Von “sparen” kann da also keine Rede sein.

Gespart hat Schalke in den letzten Wochen allerdings beim Gehalt. Mit Kevin Kuranyi ging der verlässlichste Torelieferant der letzten Jahre von Bord, aber eben auch der Top-Verdiener. Dass jetzt ausgerechnet mit Madrids Raul ein Kandidat in der Pipeline steht, der sicherlich nicht für einen warmen Händedruck spielen wird, steht zunächst auf einem anderen Blatt. Verabschiedet wurde auch Gerald Asamoah, der subventioniert nach St. Pauli abgegeben wurde. Die Ersparnis in diesem Fall soll bei ca. 1,5 Millionen Euro im Jahr liegen – kein Pappenstiel. Und dann ist da natürlich auch noch Marcelo Bordon, der in den Orient verschenkt wurde und nun seinen Gehaltsscheck in Katar bezieht. Deutlich geringer dürfte der Spareffekt beim an St. Pauli abgegebenen Carlos Zambrano ausgefallen sein, oder bei Jan Moravek, der wie Zambrano auf Leihbasis wechselte, allerdings zum anderen Aufsteiger nach Kaiserslautern. Kuranyi, Bordon und Asamoah schlagen also als echte Batzen in die Sparbilanz ein, der Rest ist eher zu vernachlässigen. So gesehen ist es sinnvoll und konsequent, dass mit Westermann nun auch ein vierter Großverdiener abgegeben wurde, und diesmal sogar gegen ein stattliches Entgelt.

Doch auch wenn man die finanzielle Seite einmal außen vor lässt, ist der Wechsel für mich von einer gewissen Sinnhaftigkeit umgeben. Sportlich gesehen gehörte Heiko Westermann leider zu den Verlierern der letzten beiden Jahre. Von der Sicherheit, mit der er insbesondere in seinem ersten Jahr auf Schalke auftrat und die ihn als Shootingstar in die Nationalmannschaft beförderte, war zuletzt nicht mehr ganz so viel zu sehen. Das mag vielleicht auch daran gelegen haben, weil er unter Magath überall spielte, nur nicht auf seiner bevorzugten Position des Innenverteidigers. Jedoch war es doch einst gerade die Flexibilität, die Westermann stark machte.

Die Übernahme der Kapitänsbinde wirkte sich zuletzt zusätzlich geradezu lähmend auf ihn aus. Das sahen längst auch neutrale Beobachter so, die offen über einen Wechsel der Kapitänsbinde spekulierten. Kurzum: In der letzten Saison war Heiko Westermann objektiv gesehen nach Rafinha, Bordon und Höwedes der schlechteste Stamm-Abwehrspieler.

Nach aktuellem Stand von heute besteht die Schalker Abwehr der kommenden Saison aus Höwedes, Metzelder, Rafinha, Hoogland, Papadopoulos und Uchida. Außerdem stehen mit Matip und Moritz noch zwei Youngster aus dem letzten Jahr bereit, die ebenfalls in der Defensive eingesetzt werden können. Acht Spieler für vier Positionen – das müsste unter normalen Umständen eigentlich reichen. Vielleicht wird Schalke in der kommenden Saison nicht mehr die zweitbeste Abwehr der Liga stellen, aber eine Schießbude werden die Blauen nach menschlichem Ermessen auch nicht abgeben.

Nichts desto trotz bleibt natürlich eine Frage, nämlich die, ob der Abgang von Heiko Westermann bei all’ diesen Überlegungen nicht doch eine sportliche Schwächung darstellt? Ja sicher! Westermann war trotz seiner Defizite der letzten 12 bis 18 Monate immerhin nicht ganz zu Unrecht Nationalspieler. Aber es ist nun einmal auch eine Schwächung, die man für 7,5 Millionen Euro in der aktuellen Schalker Finanzlage einfach hinnehmen muss.

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Tage der Weichenstellung, Teil 1

05. Jul. 2010 | 11 Kommentare

Es ist WM. Noch immer. Und dennoch wirft die kommende Bundesliga-Saison ihre Schatten voraus. Spätestens mit der heutigen Vorstellung des Spielplans hat der Countdown begonnen. In eineinhalb Monaten ist es schon wieder soweit. Für Schalke beginnt die Saison mit dem “Supercup” gegen den Meister aus München in exakt 33 Tagen. Eine Woche später reist man nach Aalen zum DFB-Pokalspiel und dann steht das erste reguläre Ligaspiel beim Hamburger SV an. Es ist deshalb durchaus statthaft, einmal einen Blick auf die personelle Entwicklung des Kaders zu werfen.

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Spielplan 2010/2011: Alle Heimspielkracher in der Hinrunde!

05. Jul. 2010 | 2 Kommentare

Ein Bundesligaspielplan wird nicht ausgelost, sondern wie ein Mosaik zusammengesetzt. Das dürfte jedem klar sein, der auch nur einmal über eine gesamte Saison hinweg das Treiben in der 1. und 2. Bundesliga verfolgt hat. Wenn der FC Bayern ein Heimspiel hat, kann der TSV 1860 nicht ebenfalls eines bestreiten. Ist schon klar und gilt nicht nur bei einer Stadion-, sondern eine „Städteteilung“: Wenn der HSV zu Hause antritt, wird der FC St. Pauli eben auswärts antreten müssen. Hinzu kommen weitere Aspekte wie Großveranstaltungen (Oktoberfest, Karneval etc.) Undsoweiter, undsoweiter.  Ist gebongt. Das muss man der versammelten Schar von Fachjournalisten (!) nicht eine halbe Stunde lang episch im Rahmen eine Pressekonferenz erklären. Die DFL machte es heute dennoch – es sei ihr verziehen.

So viel Verständnis ich für die DFL und ihre Schwierigkeiten bei der Spielplangestaltung habe, so wenig habe ich für eine andere Marotte der Macher. Ich meine diesen elendigen „Knubbel“ in jedem Spielplan, der dafür sorgt, dass jedes Team einmal zwei Heimspiele in Folge und einmal zwei Auswärtsspiele in Folge hat. Und das ohne jeden erkennbaren Grund. Warum kann man nicht sagen: „Mannschaft X startet mit einem Heimspiel in die Saison, also ist das letzte Spiel der Hinrunde ein Auswärtsspiel, das erste Spiel der Rückrunde ein Heimspiel und der letzte Bundesligaspieltag findet dann zu Hause statt?“ Der „emotionale Nachteil“, dass man als Mannschaft zum Auftakt auswärts ran muss, könnte so durch die Verheißung eines Heimspiels am letzten Spieltag doch schon wieder gemindert werden. Oder sehe ich das völlig falsch? Was treibt die DFL also zu Ihrer unlogischen „Knubbel“-Regelung, die die Gerechtigkeit und die Logik aushebelt?

Wie dem auch sei: In der kommenden Saison erwischt es Schalke zum zweiten Mal in Folge negativ. Nachdem man in der vergangenen Spielzeit die Saison in Nürnberg begann und in Mainz beendete, geht es diesmal zum Auftakt zum HSV nach Hamburg und zum Finale zum „Effzee“ nach Köln. Mag sein, dass die DFL da ein Elefantengedächtnis bewiesen hat, denn in den Spielzeiten 2005/06 und 2006/07 startete Schalke jeweils in zwei aufeinanderfolgenden Saisons mit einem Heimspiel. Ärgerlich ist es trotzdem.

So sieht die Hinrunde für den FC Schalke 04 aus:

21./22.08.2010: Hamburger SV – FC Schalke 04
27.-29.08.2010: FC Schalke 04 – Hannover 96
10.-12.09.2010: TSG Hoffenheim – FC Schalke 04
17.-19.09.2010: FC Schalke 04 – Borussia Dortmund
21.-22.09.2010: SC Freiburg – FC Schalke 04
24.-26.09.2010: FC Schalke 04 – Borussia Mönchengladbach
01.-03.10-2010: 1. FC Nürnberg – FC Schalke 04
15.-17-10.2010: FC Schalke 04 – VfB Stuttgart
22.-24.10.2010: Eintracht Frankfurt – FC Schalke 04
29.-31.10.2010: FC Schalke 04 – Bayer Leverkusen
05.-07.11.2010: FC Schalke 04 – FC St. Pauli
12.-14.11.2010: VfL Wolfsburg – FC Schalke 04
20.-21.11.2010: FC Schalke 04 – Werder Bremen
26.-28.11.2010: Kaiserslautern – FC Schalke 04
03.-05.12.2010: FC Schalke 04 – FC Bayern
10.-12-12.2010: FSV Mainz 05 – FC Schalke 04
17.-19.12.2010: FC Schalke 04 – 1. FC Köln

Zusammengefasst: Die Hinrunde hat es heimspielmäßig durchaus in sich. Schalke empfängt den BVB, die Bayern, Leverkusen und auch den SV Werder in der Hinrunde in der heimischen Veltins-Arena. Hinzu kommen noch die drei garantierten Heimspiele in der Champions-League.

Ärgerlich ist, dass das „schöne Auswärtsspiel im schönen Freiburg“ in diesem Jahr ausgerechnet in eine englische Woche – sprich: Dienstag oder Mittwoch – fällt. Da wird es sicherlich für viele unmöglich sein, das Auswärtsspiel mit einem Besuch im südwestlichsten Zipfel Deutschlands zu verbinden.

Und damit gebe ich vorerst wieder zurück zur Trötenwanderung in Südafrika.

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Horst Heldt auf Schalke

26. Jun. 2010 | 2 Kommentare

Felix Magath hat in Deutschland das Amt des “Trainagers” salonfähig gemacht. Ganz so viele Manager und Trainer in Personalunion – zumindest so erfolgreiche – gab es im deutschen Fußball eben noch nicht. In den vergangenen drei Jahren war Magath ununterbrochen als “Trainager” unterwegs und das mit überragendem Erfolg: UEFA-Cup-Qualifikation mit Wolfsburg, Meister mit Wolfsburg, Vizemeister mit Schalke. Und jetzt soll das alles vorbei sein? Die Anzeichen verdichten sich, dass auf Schalke das Büro des Managers demnächst von einem Full-Time-Jobber bezogen wird. Horst Heldt war bereits vor der vergangenen Saison ein heißes Thema rund um das Berger Feld, nun soll es dem Vernehmen nach in trockenen Tüchern sein.

In den letzten Monaten wurde oft über Schalke gewitzelt. Oft auch zu Recht. Denn Schalke war im vergangenen Jahr ausschließlich Felix Magath. Trainer, Manager, Vorstandsmitglied, Arena-Anteilseigner – das ist das eine. Zum anderen installierte Felix Magath nicht nur seinen Trainerstab, entledigte sich dabei auch langverdienter Mitarbeiter, sondern schuf sich mit einem neuen – aus Wolfsburg mitgebrachten – Vereinspressesprecher aus seinem engeren Vertrautenkreis auch eine noch gewichtigere Stimme in der Außendarstellung. Eben diese gewichtige Stimme ist anderen handelnden Personen in den letzten zwölf Monaten abhanden gekommen. Jupp Schnusenberg, einst angedacht als wichtigster Mann auf Schalke, strahlt heute weniger Macht aus als es Gerhard Rehberg jemals tat. Mit dem Unterschied, dass Rehberg qua Satzung nur ein repräsentativer Präsident war. Bei Schnusenberg war die Überlegung ursprünglich eine andere.

Oder kennt noch jemand Peter Peters? OK, das ist jetzt böse gesagt aber nicht böse gemeint. Jahrelang stand Peters als treuer Vereinssoldat in vorderster Front. Jedes dritte Vorwort im Schalker Kreisel war für ihn reserviert. Peters war “Schalkes Mann bei der DFL”, direkt dran an den Schalthebeln der Fußballmacht. Und heute? Wenn ich mich richtig erinnere, hieß es vor einem knappen halben Jahr, rund um die Zeit des GEW-Deals, Peters werde sich aus dem operativen Geschäft ein Stückweit zurückziehen und dafür mehr hinter den Kulissen arbeiten. “Geld suchen” wurde diese neue Tätigkeit damals süffisant genannt.

Clemens Tönnies spielt in der öffentlichen Wahrnehmung mittlerweile kaum noch eine Rolle. Es sei denn, er muss als Prellbock für merkwürdige Forderungen herhalten, wie der nach “30 Millionen Cash in die Täsch” für Neuverpflichtungen. Tönnies spielt die neue Rolle auf Schalke übrigens wirklich sehr gut. Mir erscheint es, als sei er gar nicht einmal unglücklich darüber, aus der sportlichen Verantwortung komplett entlassen worden zu sein.

Kurzum: Das geflügelte Wort “Schalke ist Magath” hat durchaus seine Berechtigung und Schalke ist damit im vergangenen Jahr nicht schlecht gefahren. Allen Unkenrufen zum Trotz.

Aber.

Kann es mit dem oft beschriebenen “System Magath” weitergehen, wenn jetzt Horst Heldt Manager auf Schalke wird? Oder konkreter gefragt: Kann Horst Heldt ein glaubhafter Manager sein, oder wird er nicht doch eher als ein “Abnick-Onkel” von Magaths Entscheidungen wahrgenommen. Wird Horst Heldt jetzt anstelle von Magath den Posten im Vorstand einnehmen? Oder wird der Trainer Magath mit Forderungen an den Manager Heldt herantreten und dabei manchmal auch auf Granit beißen müssen? Aber was wird dann das Vorstandsmitglied Magath zum Angestellten Heldt sagen? Was ist mit der gescheiterten Satzungsänderung? Wollte Magath mehr Macht für sich, oder wollte er einen erweiterten finanziellen Spielraum für “den Manager”. Ist die jetzt doch sehr schnell vollzogene Installation eines Managers, der nicht Felix Magath heißt, nicht im Nachhinein die beste Erklärung dafür, warum die Mitglieder gegen die Änderung der Vereinssatzung votierten?

Die Verpflichtung eines neuen, eines “echten” Managers halte ich für sehr begrüßenswert. Es ist ein Schritt zurück in eine Normalität, die Schalke schon sehr lange nicht mehr hatte. Ich bin gespannt darauf, wie Heldt und Magath sich in Zukunft das Terrain aufteilen werden. Das letzte wirklich gute Trainer-Manager-Gespann in unserem Verein bildeten Huub Stevens und Rudi Assauer. Von Huub Stevens stammt der Satz, dass ein Trainer nur ein Angestellter eines Vereins ist. Wörtlich – aus dem Gedächtnis rezitiert – sagte er mit lobenden Blick auf Rudi Assauer: “Ein Trainer kommt und ein Trainer geht. Aber der Verein muss immer handlungsfähig bleiben, egal mit welchem Trainer.”

Wollen wir alle mal hoffen, dass Horst Heldt dieser Anker sein kann, der dem Verein im Falle eines Trainerwechsels Halt gibt. Sollte er es aber nicht sein, wäre er die unsinnigste Neuverpflichtung der letzten Jahre.

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