Eine wahrscheinlich weggeworfene internationale Karriere

24. Jun. 2010 | Kommentare deaktiviert für Eine wahrscheinlich weggeworfene internationale Karriere

Ich weiß wie es ist, als Mensch mit Migrationshintergrund aufzuwachsen: Ständig hin- und hergerissen zu sein zwischen zwei Welten um je nach Situation und Aufenthaltsort blitzschnell von der einen auf die andere Kultur umschalten zu müssen. Ich kenne dieses Gefühl, weder hier noch da richtig anerkannt zu sein und nicht zu wissen, wo das Herz schlägt, wo man geerdet ist, was das Wort Heimat überhaupt bedeutet. In welcher Sprache soll man träumen? Träumt man überhaupt in Sprachen?

Meine Mutter kommt aus Österreich.

OK, genug gescherzt und soviel muss als Einleitung für einen Gedanken, den ich schon seit Monaten in mir trage, reichen. Auch wenn meine ersten Worte nicht ganz ernst gemeint waren, möchte ich doch darauf bestehen, dass die Herkunft – auch und wenn es eine geteilte ist – einen Menschen durchaus bestimmen kann. Ich tippe mal keck darauf, dass im Schatten des Westfalenstadions mehr Borussia-Fans aufwachsen als als in Sichtweite eines Parkstadion-Flutlichtmasten. Und umgekehrt.

Ich hielt Joel Matips Entscheidung für Kamerun zu spielen von Beginn an für komplett falsch. Falscher als falsch. So falsch, dass eigentlich ein neues Wort für falsch erfunden werden müsste. Joel Matip gehörte zum WM-Kader der Mannschaft von Kamerun, die heute mit einem bedeutungslosen Spiel gegen die Niederlande das Turnier abschloss. Bereits nach zwei Spielen stand das Vorrundenaus fest. Das kann passieren und ist nun wirklich auch kein Beinbruch. Jedoch darf bezweifelt werden, ob Joel Matip nach dem Turnier überhaupt noch einmal für das Heimatland seines Vaters auflaufen wird. Denn sein Förderer, der französische Trainer Paul Le Guen, wird nach dem Weltmeisterschaft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Feld räumen müssen. Und bis auf diesen Trainer hatte Joel Matip in Kamerun nicht unbedingt viele Fürsprecher.

Zum WM-Auftakt durfte Joel Matip noch über die vollen 90 Minuten ran. Beim 0:1 gegen Japan spielte er ordentlich. Dennoch war es gerade der junge, unbekannte Matip, der nach dem Spiel von der Öffentlichkeit in Kamerun für die Niederlage verantwortlich gemacht wurde. Le Guen beugte sich dem öffentlichen Druck und verbannte den jungen Schalker auf die Bank, wo er das zweite und dritte Gruppenspiel erlebte. 90 Minuten gespielt, 180 Minuten auf der Bank gesessen. OK, es war immerhin eine WM, sicherlich für einen Spieler das größte aller Erlebnisse, dennoch frage ich mich: War es das wirklich wert?

Joel Matip kam in Bochum zur Welt. Seit 1997 spielt er für den FC Schalke 04. Er absolvierte seine Schulausbildung in Deutschland, baute an der Gesamtschule Berger Feld sein Abitur, besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft und dürfte das Land seiner Vorfahren bestenfalls aus ein paar Urlauben kennen. Seit der vergangenen Saison spielt er im Profikader der Schalker – und das mit beachtenswerten Leistungen. Seine Leistungen, die ihm sogar zeitweise einen Platz in der Stammelf einbrachten, wurden vom Verein mit Matips erstem Profivertrag gewürdigt. Der Rubel beginnt zu rollen.

Nicht wenige, die Joel Matip regelmäßig spielen sehen, erkennen sein überragendes Potenzial. Er ist ein bereits erstaunlich gut geschliffener Rohdiamant, dem nur noch ein paar Jahre an Erfahrung und das notwendige Quäntchen Glückfehlen, um ein ganz Großer zu sein. Seine Leistungen hatten ihm im Prinzip auch schon den Weg in die DFB-Auswahlteams beschwert. U19, U21 – er hätte beides noch spielen können mit der Perspektive, auch schon bald bei den Senioren im Nationaldress auflaufen zu können. Der Status eines deutschen Nationalspielers wiegt in der Bundesliga schwer. Die Vereinstrainer überlegen sich zweimal, ob sie einen deutschen Nationalspieler auf die Bank setzen können. Die Medien berichten noch ausführlicher und bringen im Schlepptau jede Menge Sponsoren mit. Bei Vertragsverhandlungen dürfte alleine das Label “Nationalspieler für Deutschland” ein paar hunderttausend Euro Gehalt wert sein.

Doch Matip entschied sich gegen eine DFB-Karriere und für Kamerun. Emotional nachvollziehbar, rational eine Dummheit. Zumal auch Felix Magath keinen Hehl daraus machte, dass er Matips Entschluss – nun ja – nicht gerade zum jubeln findet. Ein Spieler müsse schon außergewöhnlich gut sein, wenn er es sich leisten wolle, wochenlang für Qualifikationsspiele zum Africa-Cup durch die Gegend zu touren, ohne seinen Status im Verein zu gefährden, ließ der Trainager kurz nach Matips Entschluss verlauten.

Kamerun beendete heute die WM nach einem 1:2 gegen die Niederlande als Gruppenletzter ohne Punkt. Für Joel Matip ist die WM heute beendet. So leid es mir tut, aber ich bin mir sicher, dass er mit seinem voreiligen Entschluss eine große internationale Karriere leichtsinnig weggeworfen hat. Schade.

Abgelegt unter Schalke

Magath! Was erlaube Magath!?

13. Jun. 2010 | 7 Kommentare

Was hatte ich mich doch auf eine entspannte Sommerpause gefreut. Noch vor ein paar Tagen twitterte ich aus dem hohlen Bauch heraus:

Oh mein Gott, mach‘ bitte endlich WM!!! #schalke #magath #30mios #ballack #besiktas #sommerloch #rafinha #pantelic #playboy #keinmeister2013

Und dann ist endlich die Mööööp-Mööööp-WM, doch das Sommerloch kreist immer noch über Schalke und droht einiges von dem zu verschlingen, was im letzten Jahr aufgebaut wurde. Mittendrin in den selbstverursachten Turbulenzen taucht immer wieder der Name Felix Magath auf. Noch vor drei Wochen wollten ihn viele auf Schalke heilig sprechen. Machte man jetzt eine Spontanumfrage unter Fans, würde das Ergebnis sicherlich nicht mehr ganz so positiv, wenngleich natürlich auch noch nicht negativ, ausfallen. Es ist durchaus berechtigt zu hinterfragen, was Felix Magath mit seiner aktuellen Informationspolitik eigentlich bezwecken möchte. Dafür muss ich aber zunächst chronologisch werden.

Weiterlesen »

Abgelegt unter Schalke

„Der Tag, als Rot-Weiss Essen starb“

04. Jun. 2010 | 6 Kommentare

Und alle Schalker sangen? Ich nicht! Für mich sind die Nachrichten und Entwicklungen des Tages, die heute aus Essen herüberschwappten und von „Reviersport“ sogar mit einem „Live-Ticker“ begleitet wurden, ein Drama. Ich hatte nie einen Vertrag mit „RWE“ und kann mich sogar noch sehr gut daran erinnern, wie ich mich als Jugendlicher schwarz geärgert habe, als die Essener beim letzten sportlich wertigen Aufeinandertreffen der beiden „Ersten Mannschaften“ Schalke mit 2:0 aus dem DFB-Pokal warfen. 1992 war das und nach dem Insolvenzantrag, den RWE heute stellen musste, scheint festzustehen, dass das nächste Aufeinandertreffen wohl noch sehr lange auf sich warten lassen wird. Vielleicht noch einmal 18 Jahre oder länger.

Auch als Fußballfan, der nur wenige hundert Meter von der Heimstätte des SC Preußen Münster entfernt wohnt und häufiger Spiele der Adlerträger mit lokaler Sympathie begleitet, ist dieser 4. Juni 2010 für mich kein guter Tag. Essen und Münster – das war eine über Jahrzehnte gewachsene Rivalität, die – ganz im Gegensatz zur Rivalität zwischen RWE und S04 – wenigstens im sportlichen Alltagsgeschäft gelebt werden konnte. Es ist gar nicht lange her, da schönte der SCP, der einmal mehr in der Liga meilenweit hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben ist, die Saison mit einem 4:0 über konfuse Essener. Mehr als 6.300 Zuschauer waren Zeuge dieses Traditionsduells und gleichzeitig Beitragende zu einem letzten mittelgroßen Zahltag für die Preußen. Auf diesen Zahltag wird der Verein im kommenden Jahr wohl verzichten müssen, weshalb sich bei der Anhängerschaft des SCP die Häme tunlichst in Grenzen halten sollte.

Das Aus für Rot-Weiss Essen zeigt in erschreckender Weise eine schreiende Ungerechtigkeit und ein strukturelles Problem im deutschen Fußball auf. Die Regionalliga, Deutschlands dreigleisige vierthöchste Spielklasse, ist spätestens seit Einführung der eingleisigen „Dritten Liga“ zu einer Pleiteliga verkommen. Das hat einen ganz einfachen Grund: Allein in der Regionalliga-West tummelten sich in der abgelaufenen Spielzeit acht Zweitvertretungen von aktuellen Proficlubs: VfL Bochum, 1. FC Köln, FC Kaiserslautern, Fortuna Düsseldorf, Schalke 04, Bayer Leverkusen, Mainz 05 und Borussia Mönchengladbach schickten ihre zweiten Mannschaften ins Rennen. Sie spielen zwar mit gegen den Abstieg und um den Aufstieg, existieren aber nicht – wie die anderen „echten“ Vereine – aufgrund eigener finanzieller Stärke. Die Zweitvertretungen der Proficlubs sind der Appendix der Bundesliga, mit viel gutem Willen vielleicht noch als „Nachwuschsschmiede“ zu bezeichnen. Sie spielen fast ausschließlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit, bringen zu Auswärtsspielen kaum Fans mit und besitzen für den Fan der Traditionsvereine keinerlei Attraktivität. Wenn man es ganz böse sagen möchte, dann hatten die Zweitvertretungen zuletzt nur noch für die Hooligans der Proficlubs eine Bedeutung, die sich fernab des großen Polizeiaufgebotes eines Bundesligaspiels mal wieder so richtig austoben wollten.

Der positive Ausweg aus der „Pleiteliga“ ist der Aufstieg in die finanziell nicht minder gebeutelte Dritte Liga. Doch hier gibt es wenigstens noch ein paar TV-Gelder und die Gegner klingen etwas attraktiver. Auch ist die Quote der Zweitvertretungen in der Dritten Liga bei weitem nicht so hoch, wie in der Regionalliga. In der abgelaufenen Saison waren es nur Bayern München, der VfB Stuttgart, Werder Bremen und Borussia Dortmund, die in der 20er Liga mit ihren „Amateuren“ antraten. In jene dritte Liga aufzusteigen hatten sich auch die Rot-Weissen aus Essen in diesem Jahr auf die Fahnen geschrieben, mussten sich aber schon sehr früh von diesem Ziel verabschieden. Eine Liga, in der nur der Meister aufsteigt, verzeiht einfach keinen miesen Saisonstart. Und um die Lage für die anderen Regionalligisten noch etwas aussichtsloser zu gestalten, existieren jetzt schon Pläne, den Aufstieg aus der vierten Liga noch etwas komplizierter zu gestalten. Gut möglich, dass bald selbst der Meister nicht mehr die Ausfahrt nach oben nimmt, weil er sich in einer Relegation mit anderen Regionalliga-Meistern messen muss.

Das Aus für Rot-Weiss Essen hat viele Gründe. Viele davon sind im Missmanagement an der Hafenstraße zu suchen, an einer gewissen Großmannssucht, die der Verein bis zuletzt an den Tag legte und an einer Mannschaft, die eigentlich stark genug war, ihr Potenzial aber letztendlich verschwendet hat. Neben Essen verabschiedet sich auch der Bonner SC aufgrund finanzieller Unzulänglichkeiten aus der Liga, sodass es der sportliche Abstiegskampf in der RL-West einmal mehr zu einer Farce verkommen ist. Wer weiß: Vielleicht findet sich ja noch ein dritter Pleiteverein, dann dürfte selbst der Tabellenletzte, die Eintracht aus Trier, im kommenden Jahr wieder viertklassig ran. Oder sind die auch schon insolvent? Ich weiß es nicht…

Preußen Münster wird im kommenden Jahr erneut einen Anlauf auf den Aufstieg starten. Noch geht es dem Verein gut. Die Hauptkonkurrenten dürften neben den Sportfreunden Lotte die Zweitvertretungen von Bochum und Köln sein. Auch der FC Schalke schickt seine zweite Mannschaft wieder ins Rennen. Letztendlich fehlten den Rot-Weissen Essenern zum heutigen Stichtag knapp 2,4 Millionen Euro, um die Lizenz für die kommende Spielzeit zu erhalten. Der letzte offizielle Schuldenstand des FC Schalke 04 lag bei mehr als 120 Millionen und somit gut 50 Mal höher.

Die Situationen auf Schalke und in Essen sind freilich nicht vergleichbar. Neben den absoluten Schulden spielt bei der Lizenzierung hauptsächlich die Frage eine Rolle, ob ein Verein eine kommende Saison ohne finanziellen Crash, der zu einem Rückzug der Mannschaft in der laufenden Spielzeit führen könnte, überstehen kann. Die DFL sieht dies bei Schalke als gegeben an. Der DFB hatte im Falle von Essen seine Zweifel. Soviel zu den Fakten. Ich kann es dennoch verstehen, wenn sich manch ein Fußballfreund in Momenten wie diesen die Frage nach der Gerechtigkeit stellt.

Nein, heute ist wirklich kein Tag, an dem alle Schalker singen sollten.

Abgelegt unter Fußball allgemein

Meine kleine Geschichte zu Asa und Brassa

01. Jun. 2010 | 6 Kommentare

Gerald Asamoah - Quelle: schalkefan.deEs geschah beim ersten Training im Vorfeld der Saison 1999/2000. Damals besuchte ich ab und zu noch die Übungseinheiten auf dem Berger Feld, mittlerweile fehlt mir dazu die Zeit. Es war Gerald Asamoahs erster Auftritt auf Schalke. Der Neuzugang von Hannover 96 war unter großem Mediengetöse in den Pott gewechselt. Ob es zu verantworten sei, einen Spieler mit einem schweren Herzfehler Leistungssport ausüben zu lassen, war die Frage der Stunde. Erstmals las man in der Sportpresse von „Defibrillatoren“, denn genau ein solcher „Herz-Schock-Geber“ musste fortan bei jedem Schalker Spiel an der Trainerbank bereitstehen. Benötigt hat „Asa“ das medizinische Gerät nie und nach nunmehr elf Jahren Leistungssport auf Schalke darf man sich getrost die Frage stellen, ob damals nicht alles doch etwas höher gehangen wurde, als es eigentlich notwendig war. Aber Vorsicht ist nun einmal die Mutter der Porzellankiste und ein paar Jahre später rettete genau jener Defibrillator, der eigentlich für Gerald Asamoah angeschafft worden war, dem damaligen Schalker Konditionstrainer Christos Papadopoulos das Leben, nachdem dieser während einer Übungseinheit einen Herzinfarkt erlitt. Sachen gibt’s.

Vor ziemlich genau elf Jahren saß ich also auf der Terrasse des gerade neu eröffneten „Kuzorra“ und beäugte die Nachmittagseinheit bei einer kühlen Cola, als sich plötzlich ein mir völlig unbekannter dunkelhäutiger Mann zu mir gesellte. „Ju see Asamoah? It’s my brassa! I am brassa of Asamoah! You love him!“ radebrechte er mir auf englisch entgegen und nahm an meinem Tisch Platz. Im Verlauf des weiteren Gespräches wurde aus „Brassa“ mal „Frent“, „Cussin“ oder auch „Buddy“, sodass für mich schnell feststand, dass ich es wohl bestenfalls mit einem Bekannten aus dem erweiterten Asamoah-Dunstkreis zu tun hatte. Doch selbst daran hatte ich meine Zweifel, denn in einem nicht enden wollenden Redeschwall wurden mir ständig neue Sensationsneuigkeiten von „Brassa Asa“ verkauft. „Wat’n Quatschkopf“, dachte ich, machte mich aber dennoch nicht aus dem Staub, weil der Typ irgendwie auch drollig war.

Das Training war lange beendet und auch die wenigen Trainingsgäste, die sich die Nachmittagseinheit noch angeschaut hatten, waren längst verschwunden. Also wollte auch ich mich auf den Weg machen und versuchte den mir gegenüber sitzenden verbalen Wasserfall mit einem „I have to go home“ zu stoppen. Doch da wurde es schlagartig dunkel auf der Sonnenterasse und als ich meinen Kopf drehte stand Gerald Asamoah vor mir, der seinen „Brassa“ herzlich begrüßte und Platz nahm. Ich würde jetzt gerne behaupten, dass wir drei da noch stundenlang gefachsimpelt haben, doch „Asa und Brassa“ mussten sehr zügig weiter. Zum Abschied, der gefühlte siebeneinhalb Sekunden nach der Begrüßung stattfand, bedankte sich Asamoah bei mir, dass ich seinen Kumpel den Nachmittag lang beschäftigt hatte, und deutete mir, dass die Getränke unseres Tisches bereits von ihm bezahlt worden seien. Dann war er wieder weg, genau so schnell, wie er gekommen war, um die Sonne zu verdunkeln.

Das war also meine erste Begegnung mit Gerald Asamoah. In den zurückliegenden Jahren wurde er zu dem Spieler, der wie kein anderer das „ehrliche Schalke“ verkörperte. Asamoah ist authentisch mit allem, was er tut. Sei es, ob er sich vor wichtigen Spielen auf dem Klo einschließt, um wenigstens ein paar Sekunden lang in sich gehen zu können, oder mit 170 km/h durch eine Tempo-80-Zone rast, weil seine Frau gerade in den Wehen liegt. Dass er als Schirmherr einer Stiftung für herzkranke Kinder fungiert und dabei auch engagiert, nimmt man ihm einfach so ab – ohne jeglichen Hintergedanken, der ja leider sehr oft dabei ist, wenn Sportler plötzlich den Gutmenschen in sich entdecken.

Im letzten Jahr war für Gerald Asamoah kein Platz mehr auf dem Schalker Spielfeld. Das tat mir leid, auch wenn ich die sportlichen Beweggründe des Trainagers verstehen konnte. Heute wurde sein Wechsel zum FC St. Pauli bekannt gegeben. Für zwei Jahre und mit einer vertraglich fixierten Rückkehroption ins Schalker „Management“, wobei dieser Begriff wie üblich extrem weit gefasst ist. Für mich ist es eine ideale Lösung. St. Pauli passt zu Asa wie Arsch auf Eimer – und umgekehrt! Ich wünsche ihm von ganzem Herzen zwei supergeniale Jahre, viel Spaß am Fußball und viele Tore, meinetwegen sogar gegen den legendären S04. Und ich freue mich darauf, dass eine Lösung gefunden wurde, die einerseits den Schalker Etat entlastet und andererseits dem Verein eine dringend benötigte Identifikationsfigur wie Gerald Asamoah erhält.

Abgelegt unter Schalke

Immer das Beste aus der Situation machen

31. Mai. 2010 | Kommentare deaktiviert für Immer das Beste aus der Situation machen

Da waren es nur noch zwei: Die WM 2010 findet aller Voraussicht nach nur mit zwei Schalkern statt. Nach der Verletzung von Heiko Westermann werden nur noch Joel Matip (für Kamerun) und Manuel Neuer (für die Schalträger-Fraktion) das blau-weiße Fähnchen hochhalten. Sollte es Neuzugang Erik Jendrisek ebenfalls noch in den 23-köpfigen Kader des slowakischen Nationaltrainers Vladimir Weiss schaffen, wären es drei Spieler, die sich die Sommerpause im südafrikanischen Spätherbst vertreiben, anstatt sich durch aktive Regeneration auf die kommende Bundesligasaison vorzubereiten. Immer das Beste aus der Situation machen! Meiner ohnehin sehr spärlichen Vorfreude auf die Weltmeisterschaft ist diese Nachricht allerdings eher abträglich.

Abgelegt unter Schalke

Warum ich einen Hals auf Kevin-Prince Boateng habe

20. Mai. 2010 | 8 Kommentare

Kevin-Prince Boateng hat mir den vergangenen Samstag versaut. Naja, nicht wirklich versaut, aber er hätte ihn zumindest etwas angenehmer, erfreulicher gestalten können. Und dann hat er auch noch Michael Ballack gefoult. Nun gut, das kann vorkommen.

In Ermangelung eines samstagnachmittäglichen Fußballspiels sah ich mir auf Sport1 (ehemals Deutsches Stangentanz Fernsehen) das Finale des FA-Cups an. Überhaupt muss ich sagen, dass ich in dieser Saison in den englischen Vereinsfußball etwas tiefer eingetaucht bin, als in den Jahren zuvor, was vor allem an der wirklich großartigen Highlight-Sendung des DSF bzw. Sport1 am Montagabend lag. Aber OK, das führt jetzt zu weit.

Auf jeden Fall saß ich da am Samstagnachmittag und erlebte ein Spiel, in dem Chelsea in der ersten Halbzeit fünf Mal (!) nur Pfosten oder Latte traf und auch sonst wirklich herausragende Torchancen hatte. Portsmouth fand in den ersten 45 Minuten – mit Ausnahme des Boateng-Fouls – gar nicht statt, was man einem abgeschlagenen, insolventen Tabellenletzten allerdings auch nicht vorwerfen muss.

Kurz vor der Halbzeit fiel mir ein, dass ich vor Jahren bei einem Sportwettenanbieter ein Konto mit Start-Freiguthaben eröffnet hatte, das nach anfänglicher Euphorie nun schon seit Monaten brach lag. Ich loggte mich ein, fand ein Guthaben von drei Euro und ein paar Cent vor und entschloss mich, eine möglichst sinnlose Wette zu platzieren. Anders gesagt: Ich wollte auf ein Tor für Portsmouth setzen, auf eines, das vor einem Tor für Chelsea fällt. Die Quote dafür war lächerlich: 1:3,5, oder so. Nicht der Rede wert. Ich musste also Spezieller werden. Wer von Portsmouth würde das erste Tor schießen? Bei Kevin-Prince Boateng lag die Quote bei 1:15. Ich setzte einen Euro.

Keine fünf Minuten später hatte Boateng die erste echte Chance für den Underdog, schoss nur knapp über die Latte. Wieder nur etwas später entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter für Portsmouth. “Boateng, Boateng, bitte bitte Boateng” murmelte ich und der Mannschaftsrat auf dem Rasen folgte meinem Flehen. Kevin-Prince trat tatsächlich an. Ich jubelte bereits.

Boateng vergab jämmerlich.

Ein paar Minuten später nahm Didier Drogba mit dem 1:0 für Chelsea die Würze aus meiner Wette. Der Favorit setzte sich am Ende hochverdient mit 2:0 durch.

Dass Boatengs Foul an Ballack das WM-Aus für den deutschen Kapitän bedeuten könnte, war mir übrigens sofort klar. Als Beweis verweise ich auf meinen Twitter-Account (schalkefan_de) über den ich bereits Sekunden nach dem Foul die Frage aufwarf “War’s das mit der WM?” Letztendlich hat mir das den Samstag aber nicht versaut. Und auch die darauf folgende Woche nicht.

Warum ich erst heute diese kleine Geschichte erzähle, hat einen einfachen Grund: Ich hätte mir am Samstag statt des FA-Cup-Finales ja auch der DFB-Pokalfinale der Frauen ansehen können. Habe ich aber nicht, weil es mich nicht sonderlich interessiert hat. Der Spielverlauf gab mir im Nachhinein sogar komplett Recht. Heute aber sah ich zumindest die Verlängerung des Champions-League-Finales der Fußballschnitten zwischen Potsdam und Lyon. Das Spiel an sich war grottenschlecht und erinnerte mich teilweise an “Fifa 09” bei Starkregen. Aber das Elfmeterschießen war echt witzig.

Herzlichen Glückwunsch, Turbine Potsdam. Irgendwie schön zu sehen, dass im Osten der Republik doch erfolgreicher Fußball gespielt werden kann. Ein Deutscher Champions-League-Sieger muss dann aber auch in diesem Jahr reichen.

Abgelegt unter Fußball allgemein

Patsch (oder: Das Geräusch einer flachen Hand auf der Stirn)

17. Mai. 2010 | Ein Kommentar

Manchmal möchte ich wirklich gerne Mäuschen spielen. Zum Beispiel bei der Schlusskonferenz für eine neue Ausgabe der „TV Movie“, wahlweise auch „TV-Spielfim“, „TV-Digital“ etc. Ich stelle mir vor, dass da ein Rudel hochbezahlter Kreativ-Redakteure an einem langen Tisch sitzt und sich überlegt, wie das Titelblatt der kommenden Ausgabe aussehen könnte. Nach vier Stunden, 17 Litern Kaffee und sechs Packungen filterloser Zigaretten durchbricht dann ein zaghaftes „… wir könnten ja auch eine Frau mit tiefen Dekoltee auf den Titel heben…“ den Dunst, gefolgt von einem begeistert zustimmenden „Ja! Oh Gott! Ja! Heidi Klum, vielleicht!“ Und dann fallen sich alle um den Hals, beglückwünschen sich und ziehen gemeinsam weiter zur After-Work-Party. Ein kreatives Gemüt muss schließlich geölt werden.

Ganz ähnliche Szenen vermute ich seit Jahren im Vorfeld von großen Fußballturnieren auch in den „Creative-Divisions“ der großen deutschen Werbeagenturen. Auch da sitzen – so mutmaße ich – fürchterlich kreative Köpfe an langen Tischen und lassen dieselben rauchen (die Köpfe, nicht die Tische – nur damit keine Missverständnisse aufkommen). Nach Stunden intensivsten „Brainstormings“, wie man das Produkt des Kunden irgendwie an den fußballaffinen Käufer bringen kann, ergießt sich schließlich als kreativer Schwall der Name „Michael Ballack“ in den Raum. Und dann sind plötzlich alle glücklich, weil sie erneut beweisen konnten, dass sie die kreative Elite des Landes sind.

Wie gesagt: Manchmal würde ich gerne Mäuschen spielen. Heute besonders.

Abgelegt unter Fußball allgemein

Also bitte, Herr Magath …

14. Mai. 2010 | Kommentare deaktiviert für Also bitte, Herr Magath …

Am vergangenen Montag scheiterte der Vorstand des FC Schalke 04 bei seinem Vorhaben, in der Mitgliederversammlung eine Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Satzungsänderung herbeizuführen, nach der der Manager sich nicht mehr jede Transferentscheidung durch den Aufsichtsrat absegnen lassen muss. Es war die einzige kleine „Niederlage“, die die Führung des Vereins in der ansonsten sehr harmonischen Versammlung erleiden musste. Aber der Stachel scheint doch tiefer zu sitzen, als es zunächst den Anschein hatte. In einem Interview mit den „Ruhr Nachrichten“ malte Felix Magath sogar das Schreckensszenario eine handlungsunfähigen Sportleiters an die Wand:

Zé Roberto wollte in seine brasilianische Heimat zurück. Jetzt muss erst der Aufsichtsrat entscheiden, ob der Wechsel, so wie ich ihn geplant hatte, realisiert werden kann. Klappt das nicht, hätte Schalke viel Geld verloren.

Naja, das ist dann vielleicht doch etwas zu dick aufgetragen. Zwar gehören dem Aufsichtsrat des FC Schalke aktuell in der Tat 11 Personen an, doch innerhalb dieses Aufsichtsrates existiert der überschaubare „Eilausschuss für sportliche Entscheidungen„, bestehend aus dem Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies und Uwe Kemmer. Ganz so handlungsunfähig ist die sportliche Leitung somit nicht. Ganz abgesehen davon hätte es im Falle von Zé Roberto II wohl auch eine SMS-Kette getan.

Die „Recklinghäuser Zeitung“ beschreibt und kommentiert die Hintergründe der gekippten Satzungsänderung etwas ausführlicher. Und ich muss sagen: Das kann ich als Vereinsmitglied voll unterschreiben.

Abgelegt unter Schalke

„corius“ ist der größte Fußballdepp

10. Mai. 2010 | 4 Kommentare

fussballdeppenZu Beginn der Spielzeit lud ich recht kurzfristig zu einem Tippspiel-Experimente ein. In der Kicktipp-Gruppe „Die Fußballdeppen“ ging es nicht etwa darum, die Spiele der Bundesliga so zu tippen, wie sie ausgehen könnten, sondern genau andersherum. Frei nach dem Motto:  „Richtig tippen kanner jeder – falsch tippen können nur wahre Fußballdeppen!“ Obwohl es – bis auf einen symbolischen Preis – um Nichts ging, meldeten sich in den Tagen vor dem Saisonstart gut 25 Tipper an und glänzten fortan mit Tipps a la „Bochum – Hannover 0:3“. Dumm nur, wenn es wirklich so eintrat… Nun ist die Saison – bis auf die beiden Relegationsspiele – beendet und das Experiment kann als kleiner Erfolg gewertet werden. Von der 25 Tippern, die sich anfänglich anmeldeten, haben 20 mehr oder minder gut bis zum Ende durchgehalten. Den Titel des größten Fußballdepps räumte dabei „corius“ ab, der es auf „nur“ 371 Strafpunkte brachte und sich somit knapp vor „icarium“ (391) und „Spud.Murphy“ (396) durchsetzte. Am anderen Ende der Tabelle lieferten sich „Nepomuk113“ (537) und „Bennexx“ (523) einen Kampf der Giganten um den letzten Rang – gerade in den Saisonfinal-Wochen kam es mir zeitweise allerdings so vor, als hätten die beiden den Sinn des Tippspiels komplett umgekehrt.

Ob es in der kommenden Saison noch einmal ein derartiges Tippspiel-Experiment geben wird, weiß ich noch nicht. Es hängt auch davon ab, ob das größte Problem, das im Zusammenhang mit den Tippmodus auftrat, ausgeräumt werden kann: Wie geht man mit Leuten um, die ihre Tippabgabe vergessen haben. Bis zum Ende der  Hinrunde galt hierbei eine extrem komplizierte und für mich als Spielleiter von Hand auszurechnende  „Durchschnittliche Minuspunkte des Spieltages plus Strafpunkte“-Regelung. Dieser Modus erwies sich mit fortschreitender Spielzeit als unpraktikabel und wurde in der Winterpause durch ein „Vergessener Tipp = 2:1 für die Heimmannschaft“ ersetzt. Ein Kompromiss – mehr nicht.

Vielleicht wäre es sinnvoll, im kommenden Jahr den Hoster des Tippspiels zu wechseln. Kicktipp.de ist zwar eine großartige Lösung für kleine und große „echte“ Tipprunden, ein „Anti-Tippspiel“ kann man damit jedoch schwer bis gar nicht realisieren. Die vordefinierbaren Tippspiel- und Bewertungsregeln geben es einfach nicht her. Vielleicht kennt jemand ja eine bessere Lösung.

Zum Abschluss noch die Preisverleihung: Ich stehe zu meinem Wort und spendiere den drei größten Deppen entweder ein Überrschungspaket bestehend aus einem „äußerst seltenen weil auf dem freien Markt so nicht mehr erhältlichen Fußballbuch“ oder ein „Freibier im Stadion oder einer Kneipe in Münster“. Was es letztendlich wird, entscheiden „corius“, „icarium“ oder „Spud.Murphy“ selbst und teilen es mit bitte mit.

Von meiner Seite noch ein Dankeschön für die Teilnahme an der Runde. Falls überhaupt Interesse an einer Neuauflage besteht, bin ich für konstruktive Vorschläge zu einem überarbeiteten Modus jederzeit dankbar.

Abgelegt unter Fußballdeppen

Ein guter Abschluss

09. Mai. 2010 | Ein Kommentar

Schalke Fanclub Monasteria
Schalke spielt ein unterhaltsames 0:0 in Mainz und Manuel Neuer hält dermaßen sensationell gut, dass ich mich jetzt schon auf die taktische Begründung des Männerseminaristen freue, warum er den besten deutschen Torhüter bei der WM nicht ins Tor stellen kann. Soviel zu gestern. Ab heute ist Morgen.

Schalke Fanclub Monasteria
Kevin Kuranyi verlässt den FC Schalke 04 und spielt demnächst in Pusemuckel. Mit dieser Nachricht gewinnt keine Zeitung den Preis für investigativen Journalismus. Nur Sentimentalisten konnten hoffen, dass Kuranyi sich für eine – nach Jahren voller Schmähungen – versöhnte Nordkurve und gegen etwa 6 Millionen Euro entscheidet. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich jahrelang zu Kuranyis großen Kritikern gehört habe. Man muss nur einmal die Suchfunktion dieses Blogs bemühen und wird auf jede Menge Zeilen  stoßen, die ich in den Emotionen dieser Saison wohl nicht Bildschirm gebracht hätte. Es wird schwer bis unmöglich sein, einen Stürmer zu finden, der Schalke pro Saison eine zweistellige Torausbeute garantiert. Denoch blicke ich optimistisch in die Zukunft. Das Schalker Spielsystem war in den letzten fünf Jahren nahezu allein auf Kevin Kuranyi zugeschnitten: hoher Ball, Kopfball, Tor. Ab sofort wird sich Schalke etwas anderes einfallen lassen müssen. Ich bin gespannt.

Bayern ist Meister. Mal wieder. Mir ist ein Deutscher Meister FC Bayern unter dem Strich lieber als alle anderen Varianten, mit der einen Ausnahme, auf die wir alle seit gefühlten 2000 Jahren hingeifern. Gestern abend haben sie sich in München ein Weißbier gegönnt, heute schon interessiert die Meisterschaft keine Sau mehr. Auch für Bayern hat das Morgen gestern begonnen. Ob Bayern verdient Meister ist oder nicht, ist letztendlich Pillepalle. Unter dem Strich hat diese Meisterschaft den FC Bayern jedoch 25 Millionen Euro mehr gekostet, als sie es zu Beginn der Saison einkalkuliert hatten. Woanders wird nach einer Niederlage in Mainz der Trainer gefeuert, bei Bayern wird Robben gekauft. Da machst du nix dran. Genau so wenig wie du etwas daran ändern kannst, wenn in China ein Sack Reis umfällt. Ungefähr so sehr berührt mich die Meisterschaft der Bösen.

Noch drei Monate, dann beginnt alles wieder bei Null. Ich freue mich darauf.

Abgelegt unter Schalke

« Aktuellere Einträge - Ältere Einträge »