Die Süddeutsche Zeitung tickerte vorgestern:
Der FC Schalke 04 hat ein für den 9. Mai geplantes Fanfest in der Gelsenkirchener Innenstadt abgesagt. (…) Als Dankeschön für die Unterstützung will sich die Mannschaft nun in der Vorbereitung auf die neue Saison eine Überraschung für die Fans einfallen lassen.
Wenn man jetzt böse wäre, könnte man die Überraschung hier vermuten:
Die Eintrittspreise für die neue Saison werden je nach Kategorie um etwa fünf Prozent erhöht. (…)
Ganz schön fies von mir, oder?
Heute kann es stürmen, regnen oder schnei’n,
denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein,
heut‘ ist dein Geburtstag, darum feiern wir,
alle deine Freunde freuen sich mit dir.
Das wahre Geburtstagsständchen singt der unvergessene Ährwin Weiss.
Vor wenigen Minuten forderte mich Kommentator „Marcel04“ auf:
Schreib‘ doch etwas über die Nichtnominierung von Kevin, damit wir uns darüber auslassen können.
Und natürlich hatte ich seit gestern bereits mehrmals etwas auf der Zunge. Allerdings weiß ich nicht, ob es sinnvoll ist, sich wirklich über etwas auszulassen, was doch ohnehin schon seit eineinhalb Jahren klar war. Löw wollte Kuranyi nicht – zu keinem Zeitpunkt. Löw hat sich Kuranyi auch nicht aufdrängen lassen. Er hat sich stattdessen mit seiner Ankündigung, er wolle zu gegebenem Zeitpunkt das Gespräch mit dem Stürmer suchen, lediglich Zeit verschafft. Ein Medien- und Werbeprofi wie Joachim Löw weiß eben, dass es immer von zentraler Bedeutung ist, die Kontrolle über die Zeit zu behalten. Vor eineinhalb Monaten noch wäre Löw, gerade über eine „Signing-Fee“-Affäre um ein Brusthaar gestolpert, noch in der Luft zerrissen worden, wenn er Kevin Kuranyi eine endgültige Absage erteilt hätte. Damals traf Kuranyi beinahe in jedem Spiel und zeigte zum Teil großartige Leistungen. Also verschob der Erfinder der Männerseminare den Zeitpunkt seiner Entscheidung. Er hätte ihn auch noch um eine Woche weiter verschoben, wenn Kuranyi in den letzten Spielen für Schalke weiter getroffen hätte. Hat er aber nicht – und deshalb war die Zeit jetzt reif. Die Begründung, Kuranyi passe nicht ins taktische Konzept und komme deshalb nicht für eine Nominierung in Frage, ist natürlich absoluter Nonsens. In welches taktische Konzept passen 18 Saisontore in einer Liga, die sich derzeit anschickt wieder unter die Top-3 in Europa zu rutschen, eigentlich nicht? Aber auch darüber rege ich mich nicht auf, weil es eben so offensichtlich ist.
Jetzt habe ich also doch etwas geschrieben zum Thema „Löw nimmt Kuranyi nicht mit nach Südafrika“. Bittet mich besser nicht darum, etwas zum Thema „Apfel fällt vom Baum nach unten“ oder „Erde ist eine Kugel“ zu schreiben. Es wäre in etwa so gehaltvoll, wie die obigen Zeilen. Denn über Naturgesetze kann ich mich nur sehr spärlich auslassen.
PS: Ein weiteres Naturgesetz wird in den kommenden Wochen übrigens auch Manuel Neuer kennenlernen. Wollen wir wetten?
Die Saison ist gelaufen. Einzig für Bochum, Hannover und Nürnberg geht es am letzten Spieltag wirklich noch um etwas. Im Großen und Ganzen aber ist die Luft raus. Und schon sind wir wieder genau da, wo wir vor sieben Monaten waren. Schalke ist pleite, der Lizenzentzug droht, alles nur auf Pump, ungerecht, ungerecht, ungerecht. Fehlt jetzt nur noch der Pinkelticker und wir wären schon wieder da, wo wir einem Jahr standen. Endlich wieder. Ich kam mir schon vor, wie im falschen Film nach all’ dem Wohlfühlen in der letzten Zeit.
Das war sie also, die Saison 2009/2010. Zwar sind noch einmal 90 Minuten zu absolvieren, aber mehr als ein Schaulaufen wird es in Mainz am kommenden Samstag für Schalke nicht werden. Die Sensation blieb – einmal mehr – aus. Dennoch zählt die absolvierte Spielzeit für mich zu den Größten, die ich je als Schalkefan miterleben durfte. Als Mittelfeldaspirant in die Spielzeit gestartet, mauserte sich ein Team, das zu weiten Teilen aus Namenlosen bestand bzw. aus Spielern, die im Jahr zuvor noch bitterlich versagt hatten, zu einer verschworenen Einheit, die sich letztlich zurecht in der Spitze der Bundesliga etablierte. Platz zwei und die direkte Champions-League-Qualifikation waren der Lohn eines furiosen Jahres. Irgendwie ist es wirklich jammerschade, dass die Spielzeit nun also Geschichte ist. Auch und gerade weil es gestern noch einmal „Gänsehaut pur“ in der Arena gab.
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Die Gepflogenheiten des modernen Merchandising wollen es so: Schalke gönnt sich zur kommenden Saison ein neues Heimtrikot. Auf der Internetseite von DerWesten.de wird das neue Shirt vorgestellt und noch bis zum 30. April verlost. Als Modell für die neue Heim-Ausrüstung fungiert übrigens Benni Höwedes. Nach alledem, was man in letzter Zeit über ihn so lesen musste, kann ich nur inständig hoffen, dass wir ihn demnächst auch noch einmal mit exakt diesem Leibchen auf dem Feld sehen werden.
Es ist derzeit nicht mehr als ein Gerücht, auch wenn die BILD-Zeitung ihr ohnehin schon inflationär genutztes Lieblingswort “Exklusiv” diesmal besonders emsig einsetzt und in diversen Teasern sogar gülden einfärbt inzwischen vom Verein bestätigt: Christoph Metzelder steht vor einem Transfer zum FC Schalke 04. Laut BILD wechselt der 29-Jährige ablösefrei von Real Madrid ins Revier. In der iberischen Hauptstadt hatte “Metze” in den vergangenen drei Jahren eine tragende Rolle und sorgte dafür, dass die spanische Sonne die teuren Schalensitze in der VIP-Sektion der Tribüne des Estadio Santiago Bernabéu nicht ausbleichte. Das hat Metzelder, der übrigens beim SC Preußen Münster seine ersten Schritte im Seniorenbereich machte, unter dem Strich auch wirklich gut gemacht. Seine sportlichen Leistungen in den letzten beiden Jahren fasst BILD indes wie folgt zusammen:
Nach einer Fuß-OP quälte er sich noch zur EM 2008. Doch seitdem spielt er keine Rolle mehr bei Jogi Löw. in dieser Saison machte er nur drei Real-Pflichtspiele, fällt derzeit mit Knieproblemen aus.
Eine Preußen-Vergangenheit und ständige Verletzungen – das kennen wir auf Schalke ja bereits. Doch anders als Christian Pander wird Metzelder, sollte er denn wirklich kommen, nicht nur mit seinem Körper sondern auch mit seiner Vergangenheit zu kämpfen haben. Den “Meister der Herzensbrecher”-Webshop auf seiner Internetseite habe ich jedenfalls noch nicht vergessen. Man sieht sich eben doch immer zweimal.
Nachtrag: „matz“ seines Zeichens Moderator im SFCV-Forum hat inzwischen den wahren Grund für die Verpflichtung Christoph Metzelders herausgefunden:
Kaum beschwert sich Jones, dass sich niemand um ihn kümmert, verpflichtet Magath gleich einen Kumpel für das Reha-Zimmer. Das nenne ich sozial.
Ich habe in meinem Leben so viele Fußballspiele in den unterschiedlichsten Ligen und Stadien gesehen, dass ich nicht einmal ansatzweise einen Tipp abgeben könnte, wie viele es tatsächlich waren. Ich habe einige tolle Spiele gesehen und einige große Siege und Titel der Schalker. Das Spiel am Samstag in Berlin war sicherlich kein großes Spiel, dennoch weiß ich: Wegen Erlebnissen wie diesen bin ich Fußball-Fan und werde es auch noch verdammt lange bleiben. Im Nachhinein ist es ganz egal, dass die Leistung der Königsblauen über weite Phasen unterirdisch war, dass man beim Tabellenletzten zeitweise drohte unterzugehen. Denn als Heiko Westermann in der 87. Minute den Ball über die Linie drosch, explodierte der Gästeblock in einer Art und Weise, wie ich es sehr lange nicht mehr erlebt habe. Das ist Fußball! Man sieht 86 Minuten lang mittelmäßigen Bundesliga-Fußball und dann ist es der Bruchteil einer Sekunde, der Alles ändert. Ein Bruchteil einer Sekunde, der eine bislang schon außerordentlich erfolgreiche Saison krönt und die Hoffnung auf das gewisse Etwas weiterleben lässt. Für diesen Bruchteil einer Sekunde muss man den Fußball einfach lieben. Zumindest wenn man Fan des FC Schalke ist. Als Herthaner sieht man das wahrscheinlich anders.
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Schalke steht kurz davor, eine tolle Saison zu veredeln. Der 3:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach sicherte das vor der Saison als Wunschtraum ausgegebene Saisonziel „Internationaler Wettbewerb“ nun auch rechnerisch. Drei Spieltage hatte es gedauert, den letzten theoretisch notwendigen Punkt auf den VfB Stuttgart noch zu holen. Lange genug. Drei Spieltage vor dem Saisonende geht es nun darum, der denkwürdigen Spielzeit noch die Krone aufzusetzen. Platz 2 und damit die direkte Champions-League-Qualifikation, sind zum Greifen nahe. Sieben Punkte beträgt der Vorsprung auf den aktuellen Tabellendritten aus Bremen. Nur noch ein Sieg – dann hat Schalke das erreicht, was noch nicht einmal die kühnsten Optimisten vor der Saison gewagt hatten zu glauben. Und urplötzlich spricht Trainager Felix Magath das böse M-Wort völlig offen aus. Warum auch nicht. Schalke kann in dieser Saison kaum noch etwas verlieren – aber noch vieles, wenn nicht sogar alles, gewinnen.
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30 Spieltage ist die Saison jetzt alt. Der Endspurt hat längst begonnen. Schalke liegt auf dem zweiten Rang, nur zwei Punkte hinter dem Spitzenreiter noch in absoluter Schlagdistanz. Auf den Dritten sind es vier Zähler Vorsprung, der Vierte ist satte sechs Zähler auf Distanz gebracht. Rein rechnerisch fehlt nur noch ein Pünktchen, um die Euro-League-Teilnahme abzusichern. Alles super, insbesondere wenn man sich die eigene Erwartungshaltung vor dem ersten Spieltag vor Augen führt. Doch zum ersten Mal in dieser tollen Spielzeit fühle ich nach einem Spieltag eine nahezu maßlose Enttäuschung. Nein, diese 4:2-Schlappe in Hannover durfte so nicht passieren. Nicht in dieser entscheidenden Saisonphase, nicht nachdem man zuvor die “Wochen den Wahrheit” größtenteils mit Bravour bestehen konnte. In Hannover lief am Samstag schlagartig alles gegen Schalke, was zuvor für die Blauen gelaufen war.
Schalke bot eine erbärmliche erste Halbzeit, die dennoch locker mit 0:0 überstanden worden wäre, wenn Westermanns Knie in der 17. Minute dem Ball von Schmiedebach nicht diesen fiesen Effet gegeben hätte und Manuel Neuer in der 29. Minute nicht wie von Sinnen vor seinem Strafraum herum geirrt wäre. Doch Fußball findet nicht im Konjunktiv statt und so stand es aus dem Nichts 2:0 – die Partie war de facto gelaufen. Das eigentlich Ärgerliche an diesem Spiel aber war, dass Schalke nach dem Wiederanpfiff rasch egalisieren konnte und nach Toren von Edu (46., toll vorbereitet durch Kuranyi) und Rakitic (52., Elfmeter nach Foul an Farfán) die Chance hatte, ein eigentlich verlorenes Spiel wieder neu aufzunehmen. Doch wieder schenkte man ohne Not ab und verlor so die Partie zum zweiten Mal. Der kurzen Drangphase nach der Einwechslung des angeschlagenen Rafinha folgte direkt der Rückfall. Schalke war zwar wie in der ersten Halbzeit tonangebend, die Tore erzielten dennoch die Hannoveraner unter freundlichem Geleitschutz der Schalker Hintermannschaft, die sich insbesondere beim 3:2 durch Balitsch alle Mühe gab, Plätze mit bester Sicht auf das Spektakel zu ergattern.
Eine Niederlage kann passieren. Tore wie das 1:0 oder das 2:0 können passieren. Wenn man dann aber dennoch die Möglichkeit auf dem Silbertablett präsentiert bekommt, alles wieder gut zu machen, darf so etwas wie die Schluss-Halbestunde nicht passieren. Schalke hat in Hannover eine Riesenchance auf Planungssicherheit liegen lassen. Statt neun möglicher Punkte auf den Vierten Rang sind es jetzt “nur” sechs. Bei noch 12 zu vergebenen Zählern immer noch ein nettes Polster, dass allerdings in erster Linie ein Ansporn sein muss, um am Samstag gegen Mönchengladbach alles das besser zu machen, was in Hannover falsch lief. Also alles.
Mehr zum Spiel schreibt der “kicker”.