Tja, das war’s dann wohl, Schalke. Nichts ist es mit der Tabellenführung. Die Königsblauen versagen in Hamburg auf ganzer Linie und spielen nur Unentschieden. 2:2 hieß es nach 90 wirklich spektakulären Minuten und ich stelle mir eine Frage: Wie dämlich ist eigentlich Fußballdeutschland, wenn es meint, Schalke eine Sichtweise wie die eingangs skizzierte anzudichten?
Schalke präsentierte sich in Hamburg gut. Besser sogar, als die Hausherren. Nach einem 20-minütigen Abtasten übernahmen die Königsblauen mehr und mehr die Initiative und straften dabei alle Lügen, die gebetsmühlenartig die Geschichte der “schlecht spielenden Schalker” herunter leiern. Dass es in dieser Phase nicht zur Führung reichte, war Pech und lag auch an Farfáns leicht schlampigen Abspiel auf den frei vor Frank Rost stehenden Kuranyi nach dessen Balleroberung in der 27. Minute. Mitten in diese Schalker Drangphase setzte der HSV dann das überraschende 1:0: ein extrem zweifelhaft zustande gekommener Freistoß (Rafinha wurde umgerannt), Trochowski donnert den Ball aus 25 Metern auf das Tor, Neuer lässt prallen, van Nistelrooy staubt sehenswert ab. Sichtlich beeindruckt von diesem Rückstand rettete sich Schalke über die letzten Minuten der Halbzeit bis zur Pause.
Zurück aus den Kabinen brachte Magath mit Baumjohann für Kluge ein spielerisches Element, das der Partie gut tat. Denn fortan erhöhte Schalke den Druck noch einmal und kam durch Kuranyi nach 62 Minuten per Kopf zum verdienten Ausgleich. Die Vorlage hatte der sehr quirlige Baumjohann geliefert. Baumjohann selbst leitete nur sechs Minuten später die Schalker Führung ein, als er mit einem starken Dribbling in der Strafraum eindrang und dort von van Nistelrooy zu Fall gebracht wurde. Rakitic verwandelte den fälligen Elfmeter zum 2:1 und ließ sich dabei auch nicht davon beirren, dass der gestern etwas konfus agierende Schiedsrichter Wolfgang Stark den Strafstoß wiederholen ließ.
Dass es dennoch nicht zum Sieg reichte, lag im Anschluss an vier Szenen. Die erste war die vergebene Großchance von Edu, der freigespielt von Kuranyi Keeper Rost umrunden und den Ball auf das Tor schießen konnte. Auf der Linie wurde das Spielgerät jedoch wirklich sehenswert und regelkonform von Hamburgs Rincon abgewehrt. Die zweite Szene war der Ausgleich der Hamburger, bei dem die gesamte Schalker Abwehr – allen voran Heiko Westermann – aber mal so richtig pennte, so dass der eingewechselte Pitroipa die Kugel letztendlich nur noch über die Linie drücken musste. Die dritte war ein satter Lattenknaller von Baumjohann direkt nach dem Ausgleich – ein feiner Schuss aus knapp 30 Metern, der mehr verdient gehabt hätte. Und die vierte schließlich war eine Situation, die in der Nachberichterstattung mal wieder komplett unter den Tisch fiel. Denn als sich Edu in der 90. Minute anschickte, ein 35 Meter-Solo frei auf Frank Rost zu starten, wurde er zurückgepfiffen. Angeblich Abseits – war es aber nicht!
2:2 in Hamburg – ich kann damit sehr gut leben. Schalke zeigte eine wirklich schön anzusehende Partie und spielte einen starken Gegner an den Rand einer Niederlage. Wer jetzt meint, Schalke einen Komplex andichten zu können, darf es gerne tun. Bei mir stößt man damit jedenfalls auf taube Ohren. Mehr zum Spiel schreibt der “kicker”.
Der Blick auf die Tabelle zeigt bei noch 21 zu vergebenen Punkten einen komfortablen 11-Punkte-Vorsprung auf Platz 6. Auf den Tabellenvierten aus Dortmund sind es ebenfalls noch sieben Punkte Vorsprung. Eine wirklich sehr gute Ausgangslage für die nun anstehenden Aufgaben in Pokal und Liga gegen Bayern und Leverkusen.