Am Sonntagnachmittag endet endlich die heimspiellose Bundesligazeit. Seit dem 23. Mai ging es in der Arena nicht mehr um Ligapunkte. Der Spielplan wollte es so, dass die Fans des FC Schalke als letzte in den Genuss eines Auftritts des eigenen Teams vor heimischer Kulisse kommen. Stimmt nicht ganz, wenn man die Alemannia aus Aachen hinzuzählt. Für die geht es erst am Montagabend im niegelnagelneuen Tivoli los, aber das ist ja auch „nur“ die zweite Liga. In den letzten Jahren konnte man durch schiere Inaugenscheinnahme des Geschenens rund um die Arena feststellen, auf wen die Fans ihre Hoffnungen setzen. Denn die Sommerpause wird von einem Großteil der Stadiongänger dazu genutzt, die Garderobe für die bevorstehende Saison auf Vordermann zu bringen. Im letzten Jahr wimmelte es in den Warteschlangen vor den Stadiontoren nur so von Farfáns und Engelaars, in den Jahren davor schossen kleine Rakitics und Großmüllers aus dem Boden und verdrängten die wiederum etwas früher aufgetauchten Lövenkrands allmählich von der Bildfläche. Eher seltener sah man vor eineinhalb Jahren schon Sanchez, Zé Roberto und Streit in blau und weiß herumlaufen – sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen. Und übermorgen? Es ist nicht davon auszugehen, dass man allzu viele Mineiros oder Hanzels sehen wird – dafür sind beide Neuverpflichtungen einfach noch zu frisch. Auch einen Pliatsikas wird man wohl eher selten zu Gesicht bekommen, wenngleich sein Name durchaus eine ganz gute Herausforderung für die Betreiber der zahllosen Flockshops ist, die uns in den Vorjahren schon häufiger mit Kreationen wie „H. Altintop“ (ach so, der H.!), „Valera“ oder – und das muss ausgerechnet dem dienstältesten Schalker passieren – „Asamoha“ erfreuten. Ein paar Holtbys dürfte es der Erfahrung nach schon geben und vielleicht ist auch der eine oder andere in letzter Sekunde auf den „Moritz“-Zug aufgesprungen und demonstriert damit, dass er ein besonders kundiger Fußballkenner ist (wobei dann allerdings „Zambrano“ als Rückenzierde angebrachter wäre). Doch unter dem Strich dürfte es ein mageres Jahr für die Trikotbeflocker gewesen sein. Wirtschaftskrise eben. Ich habe mir in diesem Jahr übrigens kein neues Trikot gekauft oder schenken lassen. Nicht weil ich das neue Design nicht außerordentlich gelungen finde, sondern weil ich einfach schon zu viele Trikots besitze. Vor allem aber deshalb, weil es sicherlich noch etwas dauern wird, bis sich ein anderer Spieler seinen Platz auf meinem Rücken verdient hat. Doch wer weiß: Vielleicht – hoffentlich – bekommt Marcelo Bordon hierbei in diesem Jahr endlich ernsthafte Konkurrenz. Es wäre an der Zeit.
Die Bundesliga-Saison läuft zwar bereits, doch das schützt uns nach wie vor nicht vor den wildesten Spekulationen. Das ist auch gar nicht einmal schlimm, denn allgemein spiegelt die Präsenz einer Mannschaft in den Transfergerüchte-Rubriken der Zeitungen in großem Maße den Marktwert des Kaders wieder. So gesehen ist Schalkes Wert derzeit allerdings ziemlich im Keller. Bis auf das Bayern-Transfertheater um Manuel Neuer – gestern noch einmal kurzfristig in der BILD von einem ekelhaften Spanner redlichen Leserreporter angefacht – und einem kurzen Werben von Juventus Turin um die Gunst von Rafinha, war es bislang extrem ruhig um unsere Spieler. Das wird sich jetzt ändern. Zwar existiert nach wie vor kein Interessent für Albert Streit oder Carlos Großmüller, doch Manuel Neuer weckt erneut Begehrlichkeiten. Diesmal nicht von Seiten der Bayern, sondern aus Manchester. ManU-Coach Alex Ferguson soll angeblich auch schon ein Angebot in der Größenordnung von 20 Millionen Euro angekündigt haben. Felix Magath bestätigt derweil, von dem Interesse der Engländer gehört zu haben, verweist aber darauf, dass noch keine offizielle Anfrage vorliege. Das sagt alles – und gleichzeitig sagt es auch gar nichts. Ergo wird in den nächsten Tagen weiter fröhlich spekuliert. Am 31. August läuft endlich die Transferfrist aus. Erst dann wissen wir definitiv mehr.
Schalke hat – auch wenn die offizielle Bestätigung noch aussteht – ganz offensichtlich einen Neuen. Carlos Luciano da Silva ist sein Name, gerufen wird er Mineiro und er kommt aus Brasilien, aus Porto Alegre, um ganz genau zu sein. Von einem Transfer “von der Resterampe” (BILD) bis zur vagen aber durchaus mit einer großen Portion Skepsis vorgetragenen Hoffnung auf ein “echtes Schnäppchen” (DerWesten) reicht das Echo in den Medien. In den einschlägigen Schalke-Foren wird derweil gefrotzelt, dass Felix Magath mit der Verpflichtung eines 34-jährigen den Altersdurchschnitt des Kaders krampfhaft wieder etwas anheben wolle. Und der FC Schalke stellt trocken fest: “Der 34-jährige Brasilianer ist in der Bundesliga kein Unbekannter: Von Januar 2007 bis Juli 2008 stand der 1,69 m große Defensiv-Spezialist schon bei Hertha BSC unter Vertrag. In 36 Bundesligaspielen erzielte er 2 Tore.”
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Exakt 20 Teilnehmer haben sich zum Start der Saison beim Tippspiel „Die Fußballdeppen“ angemeldet. Das ist mehr als ich erwartet hatte und freut mich deshalb natürlich um so mehr. Wer noch mitmachen möchte, hat bis zum 5. Spieltag die Möglichkeit zu fairen Konditionen einzusteigen. Bereits die erste Runde hat bewiesen, dass es anscheinend gar nicht so einfach ist, die Ergebnisse exakt so vorherzusagen, wie sie nicht eintreten werden. Kein einziger Tipper steht nach den ersten neun Spielen des Jahres ohne Minuspunkt da. Verantwortlich dafür zeichnete die Frankfurter Eintracht, die überraschend in Bremen mit 3:2 gewann. Das hatte so niemand erwartet! Drei Tipper tappten beim 1:1 der Bayern in Mainz in die Unentschieden-Falle, „Nepomuk113“ sicherte sich bei diesem Spiel sogar die „Höchststrafe“ von 10 Punkten. Ein Kunststück, dass ansonsten an diesem Spieltag nur „Fred“ gelang, der wohl nie im Traum daran gedacht hatte, dass seine ursprünglich sicherlich als „Sicherheitstipp“ gedachte Prognose aus dem bereits erwähnten Spiel Werder vs. Frankfurt tatsächlich eintritt. Das und das Remis bei Freiburg vs. Hamburg katapultierte ihn direkt auf den geteilten ersten Rang der „Fußballdeppen“, den auch „Fidw“ für sich beansprucht. Die komplette Tabelle gibt es hier zum nachlesen.
Mit dem Etikett “Jugendstil” wurde ursprünglich eine kunstgeschichtliche Epoche um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert bezeichnet. Heute trifft man diesen Begriff seltener in den Feuilletons der Zeitschriften, sondern bei den meisten Print-Publikationen etwas weiter vorne, im Sportteil. Sobald es ein Trainer wagt, mehr als drei Spieler aufzustellen, die noch nicht auf die Erfahrung von 10 Bundesliga-Spiele zurückgreifen können, hat der ambitionierte Sportjournalist flink eben jenen “Jugendstil” ausfindig gemacht. Jugend steht dann sinnbildlich für unverbrauchte Erneuerung, für einen Aufbruch zu neuen Ufern, oft auch für einen kompletten Wandel in der Vereinsphilosophie. In jeder Saison gibt es mindestens eine Mannschaft, die als Prototyp des Jugendstils herhalten darf. In diesem Jahr könnte diese Rolle dem FC Schalke 04 zukommen. Denn in Nürnberg setzte Trainer Felix Magath insgesamt sieben Spieler ein, die 21 Jahre oder jünger waren. Zählt man noch Manuel Neuer, mit 23 Lenzen ja auch nicht unbedingt ein Methusalem der Liga, zum Schalker Jugendstil hinzu, sind es sogar acht und damit mehr als die Hälfte der 14 Akteure, die am Samstag den ersten Saisonsieg beim 1. FC Nürnberg einfuhren.
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Joachim Löw hat seinen Kader für das WM-Quali-Spiel in Baku gegen Aserbaidschan bekannt gegeben. Torsten Frings von Werder Bremen ist nicht dabei, was er – mal wieder – zum Anlass nimmt, sich lauthals in der Presse über „Jogi“ zu beschweren. Der Angesprochene rechtfertigt sich für seine Entscheidung im „kicker„:
Torsten ist ein Routinier mit fast 80 Länderspielen, der, wenn er eingeladen wird, eigentlich auch von Beginn an eingesetzt werden muss. Ich habe mit ihm gesprochen und ihm mitgeteilt, dass ich dies derzeit nicht garantieren kann, weil Thomas Hitzlsperger auf seiner Position bei mir momentan die Nase vorne hat.
Soso, Herr Löw. Routiniers lädt man also nur ein, wenn man sie auch einsetzen wird? Das finde ich sehr gut und feinfühlig von Ihnen. Andere Menschen mit weniger Fußballverstand würden Routiniers einladen um ihnen morgens beim Frühstück zu sagen, dass für sie noch nicht einmal ein Plätzchen auf der Bank frei ist und sie sich deshalb gefälligst auf die Tribüne verziehen sollen. Aber so einer sind sie ja nicht. Gut zu wissen.
So, jetzt ist es also wieder so weit. Die Bundesliga-Saison 2009/2010 steht vor der Tür. Vieles ist wie immer, einiges hat sich aber auch geändert. Für den ambitionierten Fußballfan bedeuten die neuen Anstoßzeiten und Fernsehrechte ein paar Umstellungen im medialen Konsumverhalten. Am einfachsten haben es da natürlich die Kunden von “Sky” bzw. “T-Online Liga Total”. Wenn Sie bereit sind, 32,90 Euro (Sky) bzw. knapp 60 Euro (Liga Total – dafür dann aber bereits mit Telefon- und Internetanschluss sowie Free-TV) zu bezahlen, müssen – den entsprechenden Fanatismus vorausgesetzt – die sozialen Kontakte am Wochenende fortan ruhen. Von Freitagabend 18.00 bis Montagabend 22.00 Uhr rollt auf der Mattscheibe beinahe ununterbrochen der Live-Ball. Ich hatte mich schon vor ein paar Tagen als Sky-Verweigerer geoutet und das T-Online-Angebot kommt für mich nicht in Frage, weil ich Festnetzvertraglich noch mindestens ein Jahr an meinem aktuellen Anbieter gebunden bin. Nun bin ich allerdings auch in der glücklichen Lage, dass ich nur knapp 80 Kilometer von Gelsenkirchen entfernt wohne, eine Dauerkarte besitze und meine Freundin mindestens genauso bekloppt ist wie ich. Wer weiter weg wohnt, keine Dauerkarte besitzt, neben dem Fußball auch noch ein wenig dem echten Leben nachgeht und dennoch top-informiert sein möchte, für den ist ein Komplett-Verzicht auf die beiden großen Pay-TV-Anbieter selbstverständlich etwas schwieriger. Aber es ist möglich. Ich habe mir einmal die Sendeschemen und Nischenangebote angeschaut, die es entweder kostenlos oder für kleines Geld gibt.
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Alle Jahre wieder die spannende Frage: Was wird uns die Bundesliga-Saison bringen? Man muss kein Hellseher sein um zu sagen, dass es 306 Spiele mit zu erwartenden 860 Toren plus Minus ein paar Dutzend sein werden. Für Schalke geht es in diesem Jahr eigentlich um Nichts. Die Erwartungen sind so niedrig wie noch nie in den letzten zehn Jahren und auch der letzte Optimist müsste mittlerweile eingesehen haben, dass man nicht mehr als ein Übergangsjahr erwarten darf. Aber die Liga ja besteht nicht nur aus Schalke, und deshalb mache ich das, was in Tagen wie diesen sehr beliebt ist: Ich blicke voraus auf die Geschicke und Schicksale der anderen Vereine. Wäre doch gelacht, wenn ich dabei nicht vielleicht doch den einen oder anderen Zufallstreffer landen würde.
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Tippspiele sind langweilig. Tippspiele gibt es wie Sand am mehr. Richtig tippen kann jeder! Stimmt alles – deshalb habe ich jetzt verwirklicht, was ich schon seit fast einem Jahr vorhatte. Ich habe die Tipprunde „Fußballdeppen“ eröffnet in der es darum geht, Fußballspiele exakt so zu tippen, wie sie garantiert nicht ausgehen werden. Wie, das findest du viel zu einfach? Dann erinnere dich mal an die zahlreichen Überraschungen, die es allein in der vergangenen Saison gegeben hat. Bielefeld gewinnt in Bremen… Bochum holt bei den Bayern einen Punkt… Dortmund spielt (gefühlt) jedes zweite Spiel unentschieden… Hast du das alles vorher gewusst? Dann bist du wie geschaffen für diese Tipprunde in der das Motto lautet: Beweise dass du etwas von Fußball verstehst, indem du so tippst, als ob du gar nichts verstehst.
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Wenn auf eines bei Felix Magath Verlass ist, dann das auf ihn kein Verlass ist. So zumindest muss es die versammelte Journalistenschar empfinden, vor allem wenn sie den boulevardesken Randbereichen entstammt. Denn was wurde vor dem ersten Pflichtspiel der Saison 2009/2010 in Köln gegen Germania Windeck nicht alles orakelt und als vermeintlich todsicher verkauft. Jefferson Farfán solle demnach die Saison als Spielmacher hinter den Spitzen beginnen, Levan Kobiashvili sei ein Gewinner der Vorbereitung und habe seinen Stammplatz nach unzähligen Testspielminuten sicher. Und Kevin Kuranyi drohe zum Start in die neue Spielzeit gar ein Platz auf der Bank. Das alles meinten die renommierten Berufsschreiber aus den Magath’schen Trainings- und Testspielvariationen herauszulesen. Am Ende kam es mal wieder ganz anders. Kuranyi spielte durch und wurde vom Trainermanagervorstand sogar noch ausdrücklich als Aktivposten gelobt. Zu Kobiashvili hingegen äußerte sich Felix Magath sehr direkt und sehr negativ. Die Mannschaft habe beim letzten Testspiel in Saarbrücken erhebliche Probleme auf der linken Abwehrseite gehabt, weshalb Handlungsbedarf bestand. Dass nun aus Magaths flapsiger Bemerkung, Jefferson Farfán habe sich beim abendlichen Biertrinken bei ihm mit einem grippalen Infekt krankgemeldet und drohe länger auszufallen, direkt das zerschnittene Tischtuch zwischen dem Peruaner und dem Aschaffenburger konstruiert wird, zeugt zumindest von einer gewissen Lern-Unlust der Journaille. Denn nach allem, was ich von Felix Magath in den letzten Wochen mitbekommen habe, würde es mich nicht wundern, wenn Farfán am Samstag in Nürnberg spielen und anschließend mit einem Sonderlob bedacht wird. OK, und nun genug zur 4:0-Pflichtaufgabe in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde. Bis auf eine TV-Zusammenfassung habe ich von der Partie ohnehin nichts mitbekommen, weil ich zur gleichen Zeit im alt ehrwürdigen Stadion an der Hammer Straße den Pokalfight des SC Preußen Münster gegen Hertha BSC Berlin in Augenschein nahm. Endlich wieder Live-Fußball – wurde aber auch Zeit.
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